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Sehr belastend

Schreibaby: Hilfe für verzweifelte Eltern

schreibaby

Ungefähr 20 Prozent aller Säuglinge sind Schreibabys, die in den ersten Lebenswochen exzessiv weinen und sich kaum beruhigen lassen. Das stundenlange Brüllen und das Schlafdefizit sind Stress pur und bringen Eltern an den Rand der Verzweiflung. 

Ein Baby schreit: Das passiert öfters im Alltag. Wenn es Hunger hat, wenn ihm langweilig ist oder wenn ihm das neue Leben außerhalb Mamas Bauch ganz einfach zu viel ist. Meistens lassen sie sich aber schnell wieder beruhigen. Dann gibt es aber auch Babys, die sehr viel brüllen. Manchmal stundenlang. Und das sind keine Einzelfälle, sondern ganz schön viele: Ungefähr jedes fünfte Baby ist ein sogenanntes "Schreibaby".

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Auch Titus ist einer der Säuglinge, die stundenlang schreien, weinen, brüllen. Teilweise zwei Stunden ohne Unterbrechung. Das kleine Köpfchen ist krebsrot, die Fäuste geballt, – der Anblick ist herzzerreißend für die Eltern. Egal ob Herumtragen, Spieluhr, Schnuller, Kuscheln oder Stillen – nichts hilft so richtig.

"Was machen wir nur falsch? Warum können wir unserem Kind, das wir so lieben, nicht helfen? Warum schreit es so viel, während alle anderen brav und friedlich sind? Fehlt unserem Sohn vielleicht etwas Ernsthaftes?"

Sibylle, Mama von Schreibaby Titus

Die besorgte Mutter war mit Titus beim Kinderarzt (alles in Ordnung) und beim Orthopäden (alles in Ordnung). Der Zustand, der mit Titus' dritter Lebenswoche begann, fühlt sich langsam an wie Folter. Die Eltern sind erschöpft, der Alltag ruht, das soziale Leben wird auf später verschoben. "Selbst der Gang zum Supermarkt ist eine Tortur. Wenn Titus in seinem Kinderwagen liegt und sich nicht beruhigen kann, kommt sofort eine andere Mama oder Oma, die genau weiß, was meinem Kind fehlt", so Sybille.

Mit ihrer Erfahrung sind Titus‘ Eltern nicht alleine. Aber wie viel Brüllen ist eigentlich normal, wenn das Baby schreit?

Wann beginnt es, ein Schreibaby zu sein?

Schreien gehört bei Babys in den ersten Wochen dazu. Schließlich haben die Kleinen keine andere Möglichkeit, ihre Bedürfnisse zu äußern. Die sogenannte Dreier-Regel hilft bei der Frage, ob das eigene Kind ein Schreibaby ist: Wenn ein Baby über mehr als drei Wochen hinweg an mindestens drei Tagen in der Woche mehr als drei Stunden pro Tag schreit. Und noch eine "3" ist Bestandteil der Faustregel: Die meisten Schreibabys sind jünger als drei Monate.

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Ein weiterer Punkt, der auf ein Schreibaby hinweist: Normalerweise sollte sich ein weinendes Baby beruhigen lassen und im Lauf der Zeit auch lernen, sich selbst zu beruhigen. Bei Schreibabys funktioniert das hingegen nicht.

Warum schreit mein Baby?

Viele Jahre lautete die erste Vermutung des Kinderarztes: "Wahrscheinlich hat Ihr Kind Verdauungsprobleme oder eine Unverträglichkeit." Doch diese Erklärung ist inzwischen überholt, da sind sich die Expert*innen einig. Nur bei ungefähr fünf Prozent der Schreibabys sind die sogenannten Dreimonatskoliken, bzw. eine Unverträglichkeit der Grund für die Schreiattacken. Nichtsdestotrotz spielen Blähungen bei dem komplexen Problem eine Rolle: Babys, die viel schreien, sind angespannt und schlucken große Mengen Luft, ihr kleines Bäuchlein wird zum aufgeblasenen Blähbauch und schmerzt entsprechend.

Der häufigste Grund für das nicht enden wollende Gebrüll ist eine Regulationsstörung. Sie sind völlig überfordert – und schreien deswegen am Stück. Gerade noch in Mamas Bauch, ist das Leben draußen plötzlich ganz schön aufregend und anstrengend! Auch der Rhythmus zwischen Wachsein und Schlafen will gelernt sein. Einige Babys tun sich dann schwer, zur Ruhe zu kommen. Sie sind überreizt und schlafen schlecht und zu wenig. Und schreien dafür umso mehr.

"Babys, die viel schreien, haben eine Unreife in ihrer Fähigkeit zur Selbstberuhigung. Diese Kinder sind oft sehr sensibel und extrem empfindlich. Sie sind noch nicht in der Lage, die vielen Reize, denen sie ausgesetzt sind, zu verarbeiten."

Dr. med. Margret Ziegler, Leitung Sprechstunde für Schreibaby im kbo-Kinderzentrum München

Was kann man tun bei Schreibabys?

Ein Allheilmittel gibt es leider nicht. Auch wenn es fast unmöglich klingt, der Schlüssel zum Erfolg liegt in dem simplen Rat: Bleibt selbst möglichst ruhig, geduldig und liebevoll! Versucht für euer Würmchen da zu sein, gibt ihm so viel Wärme und Liebe wie möglich und lasst es spüren, dass es immer bei euch geborgen ist. Ansonsten beginnt ein Teufelskreis: Wenn das Geschrei kein Ende hat, werden selbst die geduldigsten und nervenstärksten Eltern irgendwann nervös. Die Hilflosigkeit und Anspannung überträgt sich auf das Kind. Das schreit noch mehr.

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  • Wendet euch an Hebamme UND Ihren Kinderarzt. Hebammen haben einen wunderbaren Blick für die Persönlichkeit der kleinen Erdenbürger und helfen nicht selten mit ganz praktischen Tipps weiter. Der Kinderarzt kann abklären, ob dem Baby vielleicht tatsächlich etwas fehlt, ob es organisch Probleme gibt.
  • Bei Kindern, die an einer Regulationsstörung leiden, gilt: Je langweiliger der Alltag – umso besser! Sorgt für einen festen, immer gleichen Tagesablauf und minimiert die Reize von Außen. Bevorzugt lieber gemütliches Kuscheln und Singen zuhause als viel Action draußen.
  • Helft eurem Nachwuchs dabei, zur Ruhe zu kommen - bevor es total übermüdet ist. Hier sind Rituale hilfreich: Singt immer dasselbe Lied und lasst euer Baby immer am selben Ort (am besten abgedunkelt) schlafen.
  • Versucht nicht, hektisch eine neue Beruhigungsstrategie nach der anderen auszuprobieren (erst Schaukeln, dann Wippen, dann Singen etc.), sondern entscheidet euch für eine und bleibt dabei.
  • Tragen und ganz dicht bei Mama oder Papa zu sein, tut kleinen Schreihälsen gut. Die praktische Kombination für beides ist ein Tragetuch, beim dem die Hände für Alltagsdinge frei bleiben. Auch liebevolle Massagen können (kleine) Wunder wirken.
  • Oft übernehmen die Kleinen auch den Stress ihrer Eltern. Vor allem Erstlingsmütter setzen sich unter Druck, weil sie alles richtig, alles perfekt machen wollen. Das Ergebnis ist eine gestresste hektische Mutter, die genau diese Überforderung und Unsicherheit ungefiltert an ihr Kind weitergibt. Deshalb: Keep cool!
  • Viele Eltern schwören auf den Besuch bei einem Osteopathen. Nicht selten ist eine Fehlstellung der Halswirbel (sogenanntes Kiss-Syndrom) oder eine Blockade, die sich Babys bei der Geburt zuziehen können, verantwortlich für das Dauergebrüll.
  • Egal wie schlimm das Geschrei ist: Denkt immer daran, dass euer Kind niemals schreit, um euch zu ärgern! Vermeidet es auf jedem Fall, euer Kleines zu schütteln.

Dadurch, dass Schreibabys so viel Zeit mit Schreien verbringen, haben sie ein permanentes Schlafdefizit. Diese regelmäßigen Schlafphasen sind immens wichtig! Das zu wissen und darauf hinzuarbeiten kann oft schon für einen entspannteren Alltag sorgen. Auch eine Art Tagebuch kann helfen, die Schwachstellen in eurem Tagesablauf aufzuspüren.

"In den ersten Lebenswochen sollten Babys nach eineinhalb Stunden Wachsein ein Nickerchen machen. Eltern müssen ihren Kindern die Gelegenheit geben zu schlafen, sie müssen ihnen helfen, Übermüdung zu vermeiden."

Dr. med. Margret Ziegler.

Wo gibt es Hilfe für Eltern von Schreibabys?

Und wenn das alles nichts hilft: Scheut euch nicht davor, euch an eine Schrei-Ambulanzen zu wenden! Es ist völlig normal, dass Eltern mit einem Schreibaby völlig entnervt, erschöpft und verzweifelt sind. Das ist kein Grund sich zu schämen. Das ganz individuelle und subjektive Empfinden der Eltern ist wichtiger als die exakte Stundenzahl, die ein Kind mit Schreien verbringt.

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"Wenden Sie sich unbedingt an eine Schrei-Ambulanz, wenn die Beziehung zu Ihrem Kind unter den Schrei-Attacken leidet. Wenn Sie Wut und negative Gefühle gegenüber Ihrem Kind haben, ist das in dieser Situation völlig normal - Hilfe von außen ist dann aber sehr wichtig."

Margret Ziegler vom kbo-Kinderzentrum München

Wie lange ist es ein Schreibaby?

Die meisten Schreibabys werden nach drei bis vier Monaten deutlich ruhiger! Sie machen einen großen Entwicklungsschub und haben sich inzwischen insgesamt besser an das aufregende Leben außerhalb von Mamas Bauch gewöhnt. Bei einigen Kindern haben sich die Schreiattacken mit einem halben Jahr etwa erledigt – das ist aber nicht immer der Fall.

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Auch Titus' Eltern haben Rat bei einer Schrei-Ambulanz gesucht. Und dort Hilfe bekommen. Inzwischen ist ihnen klar, dass ihr Sohn einfach ein bisschen länger gebraucht hat, um sich an das Leben außerhalb des Mutterleibs zu gewöhnen. Geholfen hat ihnen außerdem eine Reduzierung aller Aktivitäten. Sie haben gelernt, die Signale ihres Kindes besser zu deuten und wissen jetzt, wie sie ihr Kind zum Schlafen bringen. Die Schreiattacken gehören (zumindest fast) der Vergangenheit an.

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Alternativ kannst du dich auch online auf Mapadoo begleiten lassen. Hier erhältst du viele wertvolle Informationen und Hilfestellungen.

Wir wissen und können verstehen, dass du gerade schnell auf der Suche bist nach den "5 Tipps", um dein Baby sofort zu beruhigen, damit Ruhe einkehrt. Aber um an deiner Situation etwas zu ändern und dein Baby liebevoll zu begleiten, ist es notwendig die Hintergründe und Besonderheiten von Schreibabys und High Need Babys zu verstehen.

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