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7 Werte, die unsere Kinder stärken & für mehr Harmonie im crazy Familienalltag sorgen

Familien-Werte: Papa trägt Kind auf den Schultern
© Getty Images/ Fernanda Reyes

Was ist euch für eure Familie besonders wichtig? Wir alle haben unterschiedliche Werte, die wir unseren Kindern gerne vorleben und mitgeben wollen. Sie helfen uns im Familienalltag, Dinge in der Erziehung zu priorisieren und Hürden zu navigieren. Aber es ist gar nicht so leicht, unsere Werte genau zu benennen. Hier kommen 7 Werte, die unsere Kinder stärken – und auch mehr Harmonie in unser Miteinander bringen. Sie lassen sich ganz individuell so umsetzen, wie es zu eurer Familie passt!

#1 Verlässlichkeit

Menschen, auf die man sich verlassen kann, wie auf niemanden sonst  – vielleicht ist das die schönste Definition von Familie. Wir alle suchen nach einer Gemeinschaft,  in der wir uns ohne Wenn und Aber angenommen fühlen, uns angstfrei ausprobieren und Fehler machen dürfen. Und der uns die Gewissheit gibt, dass kein Streit daran etwas ändern kann.

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Ein besonderer Eigensinn der Familie liegt darin, dass sich die Liebe wie in einem Perpetuum Mobile verstärkt und selbst erneuert.
Reinhard Winter, Ratgeberautor

Es ist jenes Wissen um die bedingungslose und niemals endende Liebe von Eltern, Geschwistern, Großeltern und allen, die zu unserer individuellen Familie zählen, das unsere Kinder stark und zuversichtlich macht. Und auf diesem Fundament wächst das Selbstvertrauen, das es ermöglicht, Neues zu wagen, Herausforderungen anzunehmen und auch mal Rückschläge zu verkraften. Und: Wer als Kind Verlässlichkeit erlebt, kann sie später leichter in die eigene Familie hineintragen.

Jennifer Kober

Was ist euch für eure Familie wichtig?

Wir alle haben unterschiedliche Werte – und auch andere Auffassungen davon, wie wir diese für unsere Familie interpretieren wollen. Deshalb braucht ihr keinem starren Konzept folgen. Und müsst auch keine ewig lange Liste im Kopf haben! Sondern fragt euch einfach:

  • Was braucht ihr, um als Familie im Alltag zu funktionieren?
  • Was wollt ihr euren Kindern für ihre Beziehungen außerhalb der Familie in Kita, Schule und Freundeskreis mitgeben?
  • Und was ist euch für ihre Zukunft besonders wichtig?
Jennifer Kober

#2 Gegenseitiger Respekt

Vor einigen Jahrzehnten wurde das Verhältnis von Eltern und Kindern noch durch Angst und Erfurcht geprägt. Heute wissen wir: Kinder brauchen für ihre gesunde Entwicklung eine Beziehung zu ihren Eltern, die von gegenseitigem Respekt und liebevollem Umgang bestimmt wird.

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Aber was genau bedeutet das? Unsere Rollen als Eltern und Kinder sind schließlich sehr unterschiedlich. „Eltern haben alle Trümpfe in der Hand. Sie haben Macht, Wissen, Geld, Fähigkeiten – aber auch viel Verantwortung“, sagt Reinhard Winter. Sein Kind mit Respekt zu behandeln bedeute, dieses Übergewicht nicht auszunutzen.

Der dänische Familientherapeut und Autor Jesper Juul spricht von der „elterlichen Definitionsmacht“ als Beispiel, bei dem wir Eltern häufig für ein Ungleichgewicht in diesem Verhältnis sorgen. Nämlich, indem wir unserem Kind einen Stempel aufdrücken ("Dafür bist du zu jung!"). Für eine positive Eltern-Kind-Beziehung rät Juul auch von ergebnisorientierten Methoden ab, etwa manchen Einschlafprogrammen.

Als Leitfaden nennt er stattdessen die „Gleichwürdigkeit“: Sie zielt nicht darauf, die natürlich vorhandene ,Übermacht' der Eltern zu leugnen oder abzuschaffen. Vielmehr dazu, „die Wünsche, Anschauungen und Bedürfnisse“ aller Familienmitglieder ernstzunehmen, zuzuhören, Entscheidungen zu besprechen. Kinder, die Respekt erfahren, fühlen sich gehört – und sind gerade deshalb sensibel, rücksichtsvoll und offen für Argumente.

#3 Ehrlichkeit

„Der Moment, in dem Kinder das Lügen für sich entdecken, ist ein wichtiger, denn dann wird ihnen klar, dass Eltern nicht allmächtig sind“, sagt Elterncoach Reinhard Winter. Sobald der Nachwuchs begreife, dass man sich mit Flunkern Vorteile verschaffen kann, sei es normal, dass dies auch getestet werde. „Nur wer Lügen ausprobiert, erlebt seine negativen Folgen, z. B. ein schlechtes Gewissen oder Ärger und Enttäuschung, wenn die Wahrheit ans Licht kommt.“ Und: Nur wer die Möglichkeit hat zu lügen, kann sich bewusst dagegen entscheiden. Aber auch wir Eltern können dazu neigen, die Wirklichkeit zurechtzubiegen. Klar, dass wir auch dabei unseren Kindern als "Vorbild" dienen.

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Tipp: Wir können unseren Kids erklären, wann Ehrlichkeit wichtig ist und wann kleine Notlügen ggf. erlaubt sind (etwa, um die Gefühle anderer zu schonen). Indem wir den ehrlichen Umgang in unserer Familie zum Alltag machen und keine Angst vor eigenen Fehlern haben, zeigen wir: Auch Schwächen haben ihren Platz – und müssen nicht versteckt werden.

#4 Vertrauen

„Das schaffst du schon!“, „Probier’s einfach noch mal“, „Ich bin stolz auf dich!“ – die Bestärkung durch uns Eltern ist der Treibstoff, der unseren Kindern hilft, die Welt zu entdecken. Nur wenn wir unserem Kind vertrauen, können wir es glaubwürdig ermuntern, eigene Erfahrungen zu sammeln, selbstständig zu werden, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Versuchen wir dagegen, unser Kind ständig zu beraten, zu beschützen und zu kontrollieren, erreichen wir das glatte Gegenteil. Denn was als Fürsorge gedacht ist, wirkt verunsichernd. Und die Botschaft lautet dann unbewusst: Du allein kriegst es sowieso nicht hin. Wie wir als Helikopter-Eltern einen Gang zurückschalten, lest ihr hier.

Wer es anders probiert, macht eine wunderbare Erfahrung: Kinder, die spüren, dass man an sie geglaubt, wachsen oft über sich selbst hinaus. Mehr tolle Sätze und Anregungen lest ihr in unserem Artikel zum Thema Resilienz stärken.

#5 Verantwortung

Familie ist ein enges Geflecht von Beziehungen. Sie ist aber auch ein großes Projekt, bei dem wir gemeinsam das Ziel verfolgen, gut miteinander zu leben. Hier können Kinder von Beginn an lernen, sich als Teil einer Sache zu fühlen, mitzudenken und ihren Fähigkeiten entsprechend Verantwortung zu tragen.

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Ebenso wichtig ist es für Kinder aber zu lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen, betont Jesper Juul. Nur wer die Möglichkeit bekommt, eigene Gefühle und Überlegungen zum Maßstab seines Handelns zu machen, kann gesundes Selbstwertgefühl entwickeln, authentische Entscheidungen treffen und sich davor schützen, dominiert oder ausgenutzt zu werden.

Eigenverantwortung könnten Kinder laut Juul etwa von Beginn an für ihren Geschmack und Appetit übernehmen, später dann z. B für Körperpflege und Kleidung sowie die Auswahl ihrer Freund*innen.

#6 Empathie

Anderen zuhören, ihren Blickwinkel einnehmen und versuchen, sie zu verstehen – was klingt, als wäre es im Umgang mit anderen eine Selbstverständlichkeit, ist eine bedeutsame soziale Fähigkeit. Und auch wir Erwachsenen haben hier oft noch Verbesserungsbedarf.

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Denn Empathie ist eine wichtige Grundlage für persönliche und berufliche Beziehungen sowie das erfolgreiche Einfügen in eine Gruppe – und damit auch fürs Lebensglück. Eine Familie, in der liebevolle Rücksichtnahme und gegenseitiges Interesse gelebt werden, ist der ideale Ort, um Einfühlungsvermögen zu üben. „Nirgendwo können Kinder stärker erleben, was es bedeutet, ein ,Wir‘ zu sein, als in der Familie; sie ist der Gegenakzent zu Egoismus und Individualismus“, sagt Reinhard Winter.

#7 Gelassenheit

Konkurrenzdenken, Leistungsdruck, Mental Load, Freizeitstress, digitale Datenflut: Schon Kinder sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Abschirmen können wir sie davon nicht; aber wir können ihnen eine gelassene Grundhaltung mitgeben, die ihnen hilft, sich gegen Überforderndes abzugrenzen. Am besten, indem wir es selber vorleben: Wenn uns Große so schnell nichts aus dem Gleichgewicht bringen kann, überträgt sich diese Stärke auch auf unseren Nachwuchs. Wie ihr im Alltag gelassener werdet, lest ihr bei uns unter Lazy Parenting und Achtsamkeits-Tipps für Eltern.

Reinhard Winter warnt deshalb davor, uns durch Perfektionismus unnötig selbst unter Druck zu setzen – und das besonders in Erziehungsdingen. Wunderschön hat das Jesper Juul ausgedrückt:

„Im Leben geht es nicht darum, sich ,richtig‘ oder gar ,perfekt‘ zu verhalten, sondern darum, dem ganzen Chaos einen Sinn zu entlocken.“
Jesper Juul, Familientherapeut und Autor

Weshalb sind Familienwerte so wichtig?

Nie zuvor waren die Zusammenhänge, in denen Kinder aufwachsen, so vielfältig, nie war die Freiheit, Familie zu gestalten, so groß wie heute. Und: Noch nie standen wir Eltern vor so vielen Fragen und Entscheidungen.

„Die Zeiten, in denen alle wussten, was ,man‘ zu tun hat, was richtig und falsch ist, sind vorbei“, sagt auch Jesper Juul. Stattdessen liegt es an uns Eltern, eine eigene Autorität aufzubauen – und diese könne am besten auf festen Werten und Prinzipien beruhen, die als Navigationspunkte dienen.

„Wir müssen Familie als Mini-Gesellschaft, als Mikrokosmos verstehen, in dem Kinder das leben und lernen, was sie brauchen, um in der Welt zurechtzukommen“, sagt die Diplom-Psychologin Dr. Angelika Faas. Werte können uns bei dieser großen und schönen Aufgabe als Kompass dienen, der uns bei den vielen großen Fragen und kleinen Problemen des Familienalltags die Richtung zeigt – und den wir ganz selbstverständlich an unsere Kinder weiterreichen, sobald sie beginnen, ihre eigenen Wege zu gehen.

Dieser Kompass kann und soll nicht bestimmen, wie wir unser Zusammenleben im Detail und ganz persönlich gestalten. Es geht darum, die Grundlagen im Auge zu behalten, die für ein warmes, funktionierendes Zusammenleben in der Familie wichtig sind.

Unsere Buchtipps zu Familienwerten

• "Was Familien trägt" von Jesper Juul (Beltz): Klug, warmherzig, gut lesbar: Dieses „Orientierungsbuch“ für Eltern des dänischen Familientherapeuten ist wärmstens zu empfehlen!

Jesper Juul: Was Familien trägt

Jesper Juul: Was Familien trägt

Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 19.03.2024 04:04 Uhr

• "Familie – eine Gebrauchsanweisung" von Reinhard Winter und Claudia Stahl (Beltz): Kluger Ratgeber für Eltern. Die Autoren stellen die Liebe in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zum Familienglück.

Familie. Eine Gebrauchsanweisung

Familie. Eine Gebrauchsanweisung

Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 19.03.2024 02:55 Uhr

• "Herzensbildung" von Christiane Kutik (Freies Geistesleben): Kinder sehnen sich nach Werten, so die These der Autorin. Mit praktischen Anleitungen zeigt sie, wie Eltern Kindern einen Leitfaden fürs Leben vermitteln können.

Christiane Kutik: Herzensbildung

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Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 19.03.2024 02:57 Uhr

Hier seht ihr die wichtigsten Erziehungsstile im Überblick:

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