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Erste Anzeichen

Du glaubst, dein Kind hat Diabetes Typ 1? So kannst du es unterstützen

Diabetes Typ 1 bei Kindern: Mama misst Blutzucker bei ihrer Tochter
© Getty Images/ PeopleImages

Du glaubst, dein Kind könnte Diabetes haben und möchtest die Symptome checken? Oder ihr habt schon die Diagnose bekommen und du suchst nach Strategien, wie du dein Kind unterstützen kannst? Eine Erkrankung kann immer eine unbekannte Belastung für unser Familienleben darstellen, aber es gibt viel Unterstützung, mit der ihr die Erkrankung zusammen meistern könnt.

Bei Diabetes Typ 1, das bei Kindern auftritt, kann der Körper kein Insulin mehr produzieren, das er zur Verstoffwechslung von Kohlenhydraten benötigt. In Deutschland sind laut Zahlen der Deutschen Diabetes-Hilfe rund 37.000 Kinder von 0 bis 20 Jahren von der Erkrankung betroffen – ihr seid also nicht allein, wenn ihr die Diagnose bekommt oder Symptome auf Diabetes hindeuten. Wichtig ist es, schnell zu handeln und dich unterstützen zu lassen.

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Keine Familie, in der ein Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt, hat etwas falsch gemacht, sie braucht so viel Unterstützung wie möglich, um gut mit der Krankheit leben zu können.
Professor Dr. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Chefarzt

Woran erkennt man Diabetes bei Kindern?

Beide Diabetes mellitus-Typen 1 und 2 haben ähnliche Symptome, aber während sie sich bei letzterem schleichend und im Teenie- bzw. Erwachsenenalter entwickeln, zeigt sich Diabetes Typ 1 bei Kindern innerhalb weniger Tage, wenn der Blutzuckerspiegel ansteigt (Hyperglykämie).

Anfangs kann der Körper das fehlende Insulin ausgleichen, aber dann macht sich schnell eine Überzuckerung bemerkbar: Professor Dr. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover, erklärt, meistens bemerken wir bei unseren Kindern dann Symptome wie vermehrtes Trinken:

Starkes Durstgefühl und häufiges Wasserlassen gehören zu den Symptomen, auch übervolle Windeln oder nächtliches Bettnässen.

Anzeichen für Diabetes bei Kindern

  • Infektanfälligkeit
  • ständiger Durst
  • damit verbundener Toilettendrang und ggf. Einnässen
  • Heißhunger und ständiges Essen
  • gleichzeitiger Gewichtsverlust
  • Müdigkeit
  • Reizbarkeit & Stimmungsschwankungen
  • Sehstörungen (verschwommenes Sehen, Probleme beim Lesen)
  • Konzentrationsschwäche
  • schnelle Erschöpfung
  • trockene Haut
  • Bauchschmerzen
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Wichtig: Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen rät, bei den obigen Symptomen dein Kind ärztlich untersuchen zu lassen. Diabetes bei Kindern muss schnell behandelt werden, sonst kann die Hyperglykämie zu einer diabetischen Ketoazidose führen und in einem lebensgefährlichen Koma enden. Ernste Anzeichen der Komplikation sind Erbrechen, schnelles Austrocknen und ein fruchtig riechender Atem. Gerade bei Kleinkindern kann das sehr schnell auftreten:

Besonders bei Kleinkindern kann diese Entwicklung innerhalb weniger Stunden eintreten. Die diabetische Ketoazidose ist in erster Linie beim Diabetes-Typ-1 bekannt. In 0,3 bis 1,0% aller Fälle führt sie zu einem lebensgefährlichen Hirnödem, d.h. einer Schwellung des Gehirns. (BvKJ)

Warum entwickeln Kinder Diabetes Typ 1?

Die genaue Ursache für Diabetes bei Kindern ist noch unklar. Denn während Diabetes Typ 2 wenige Teenager und besonders Erwachsene betrifft und sich auf den Lebensstil zurückführen lässt (insbesondere Übergewicht und mangelnde Bewegung), tritt Diabetes Typ 1 immer im Kindesalter auf.

Professor Dr. Thomas Danne beschreibt Diabetes bei Kindern als Autoimmunkrankheit, das heißt: Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und zerstört genau die Zellen, die dafür sorgen, dass die Bauchspeicheldrüse Insulin produziert.

Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern, eines von 600 Kindern erkrankt.
Professor Dr. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Chefarzt

Bei Typ-1-Diabetes werden viele Faktoren diskutiert, zum Beispiel Ernährung, Virusinfektionen oder Umwelteinflüsse – aber eine Ursache lässt sich, wie bei Autoimmun-Krankheiten typisch, nicht herleiten.

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Bei Diabetes Typ 2 dagegen produziert die Bauchspeicheldrüse noch das Hormon Insulin, es reicht aber nicht mehr aus und muss durch Medikamente ersetzt werden.

Was ist Insulin und wofür braucht der Körper das?

Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird und für den Stoffwechsel extrem wichtig ist. Es schleust den Zucker aus der Nahrung in die Zellen von Muskeln, Leber und Nieren. Fehlt dem Körper Insulin, steigt der Blutzuckerspiegel. Die Folge: Chronische Überzuckerung. Kinder und Erwachsene, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, müssen mehrmals am Tag ihren Blutzucker messen und Insulin spritzen.

Lässt sich Diabetes bei Kindern verhindern?

Tatsächlich haben Kinder, in deren Familie bereits Typ-1-Diabetes aufgetreten ist, ein erhöhtes Risiko. "Aber bei 9 von 10 Kindern gab es keinen solchen Fall in der Familie", sagt Danne. Allerdings ist es sinnvoll, Diabetes bei Kindern so früh wie möglich zu erkennen.

Dafür gibt es in Bayern, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen Screenings zur Früherkennung, denn die Krankheit kündigt sich schon lange vor ihrem Ausbruch durch Antikörper im Blut an, die sich mit einem Piks in den Finger nachweisen lassen. Hat das Kind die Antikörper im Blut, wird es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Diabetes erkranken. Der Vorteil des Screenings besteht dann darin, dass sich die ganze Familie mithilfe von Ärzt*innen und Expert*innen vorbereiten kann.

Wenn du dein Kind testen lassen möchtest, kannst du dich an deinen Kinderarzt oder deine Kinderärztin wenden oder dich hier bei Fr1da weiter informieren.

Was bedeutet die Diagnose Diabetes für mein Kind und unsere Familie?

Gerade am Anfang wird die Krankheit den Alltag eurer Familie verändern und ihr euch viele Fragen stellen. Die wichtigsten Punkte, die auf euch zukommen und wo ihr Hilfe bekommt:

Ernährung

Du fragst dich bestimmt, was dein Kind essen kann, was nicht und vor allem: Wie viel? Die Deutsche Diabetes-Hilfe betont, dass betroffene Kinder alles essen dürfen – wie andere auch – und selbst eine Handvoll naschen pro Tag ist ok! Trotzdem ist eine gesunde Ernährung für Kinder mit Diabetes wichtig. Mit der Zeit werdet ihr merken, wie der Körper deines Kindes reagiert.

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Kohlenhydrate ausrechnen

Wichtig ist auszurechnen, wie viel Zucker (bzw. Kohlenhydrate) die jeweilige Mahlzeit enthält – "denn davon hängt die Insulinmenge ab, die dann gespritzt bzw. über eine Insulinpumpe direkt in den Körper geleitet wird", erklärt Prof. Danne.

Ihr müsst da nicht alleine durch, sondern könnt euch in dieser Zeit durch spezielle Diabetes-Zentren betreuen lassen. Zu den Teams gehören nicht nur Ärzte und Ärztinnen, sondern auch Diätassistent*innen und Psycholog*innen.

Anlaufstellen

Für Hilfe und Unterstützung kannst du dich an die Deutsche Diabetes-Hilfe wenden, sie bietet Telefon-Beratung und -Sprechstunden, Beratung per Mail und Listen zu Anlaufstellen und Therapiezentren an.

Auf der Seite der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) findest du eine Karte mit zertifizierten Diabetes-Zentren, Ärzt*innen und Kliniken.

Blutzucker messen

Vor jeder Mahlzeit wird der Blutzucker deines Kindes gemessen (meist mit einem kleinen Piks in den Finger). Wichtig ist, dass hier auch das Personal in der Kita und in der Schule informiert und geschult wird, dein Kind zu unterstützen.

Insulin geben

Per Insulin-Pen könnt ihr mehrmals am Tag Insulin spritzen. Mehr als 50 % aller Kinder-Patienten haben aber mittlerweile eine Insulinpumpe – ein Gerät, das über eine Kanüle mit dem Unterhautfettgewebe verbunden ist und wie die Bauchspeicheldrüse kontinuierlich Insulin abgibt. Auf Knopfdruck lässt sich zusätzlich benötigtes Insulin, z. B. vor einer Mahlzeit, einschleusen.

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Medizin und Forschung arbeiten unablässig daran, das Leben für Diabetiker*innen so unkompliziert wie möglich zu machen. "Schon jetzt gibt es Sensoren, sogenannte Zuckerfühler, die den Blutzucker im Unterhautfettgewebe messen", sagt Prof. Danne. Auch die künstliche Bauchspeicheldrüse könnte bald Wirklichkeit werden und die Aufgaben der Pumpe übernehmen.

Kann man Diabetes bei Kindern heilen?

Nein, Diabetes Typ 1 ist eine chronische Autoimmunkrankheit, die dein Kind sein ganzes Leben begleiten wird. Es gibt mittlerweile Studien, die eine Schluckimpfung testen, aber Ergebnisse stehen noch aus.

Suchst du nach Inspiration für gesunde, aber leckere Rezepte? Im Video haben wir ein paar Ideen:

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Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Deutsche Diabetes-Hilfe, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Deutsche Diabetes Gesellschaft, Interview Professor Dr. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover

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