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Schlafbedarf unserer Kinder: Eine Übersicht & Tipps aus der Schlafforschung

Schlafbedarf Kinder

Das abendliche ins Bett gehen ist in vielen Familien ein tagtägliches Martyrium. Es wird getrödelt, gequengelt und um jede 5 Minuten hin- und hergefeilscht. Morgens sind die Kids müde und die Laune oft im Keller. Viele Eltern haben das Gefühl, ihre Kinder kommen zu spät ins Bett und haben somit zu wenig Schlaf. Aber wieviel Schlaf braut ein Kind wirklich in welchem Lebensalter? So kannst du feststellen, ob deine Kinder genug schlafen.

Die Faustregeln: So viel Schlaf brauchen Kinder

Wie der Schlafbedarf unserer Kinder aussieht, ist tatsächlich sehr individuell. Das bestätigt auch Prof. Jürgen Zulley, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Uni Regensburg. Dennoch gibt es gewisse Richtwerte, an denen man sich orientieren kann.

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Demnach sollten Kinder unter sechs Jahren pro Nacht noch mindestens elf Stunden schlafen. Erst ab dem Grundschulalter sind zehn Stunden und weniger ausreichend. Allerdings sollte man auch Rücksicht auf die unterschiedlichen Schlaftypen nehmen, denn die sind auch schon bei Kindern recht ausgeprägt. Dazu unten mehr. Generell gilt hinsichtlich der Schlafdauer unserer Kinder:

Kleinkinder

  • 2 Jahre: ca. 13 Stunden
  • 3 Jahre: ca. 12 Stunden

Kindergartenkinder

  • 4 Jahre: ca. 11,5 Stunden
  • 5 Jahre: ca. 11 Stunden

Grundschulkinder

  • 6 Jahre: ca. 10,75 Stunden
  • 7 Jahre: ca. 10,5 Stunden
  • 8 Jahre: ca. 10,25 Stunden
  • 9 Jahre: ca. 10 Stunden
  • 10 Jahre: ca. 9,75 Stunden
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Ältere Schulkinder und Teenager

  • 11 Jahre: ca. 9,5 Stunden
  • 12 Jahre: ca. 9,25 Stunden
  • 13 Jahre: ca. 9,25 Stunden
  • 14 Jahre: ca. 9 Stunden
  • 15 Jahre: ca. 8,75 Stunden
  • 16 Jahre: ca. 8,5 Stunden

Wieviel Schlaf brauchen Kinder und schläft mein Kind genug?

Wie findet man nun heraus, ob ein Grundschüler genug schläft? Man lässt ihn am Wochenende oder in den Ferien so lange schlafen, wie er will, und vergleicht diese Ruhezeiten mit denen an Wochentagen.

Dieses Experiment machten der Freiburger Schlafforscher Ulrich Rabenschlag und sein Team vor mehr als zehn Jahren mit 1000 Grundschulkindern aus Freiburg und rund 7000 Grundschulkindern aus dem gesamten Bundesgebiet, um dem Schlafbedarf unserer Kinder auf den Grund zu gehen.

Ihr Ergebnis: Innerhalb der Schulwoche finden Kinder ein bis zwei Stunden weniger Schlaf als in der Ferienzeit und am Wochenende. Schon eine Stunde weniger Schlaf jedoch, das haben auch israelische Schlafforscher herausgefunden, kann erheblichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit von Kindern haben. Ihre Aufmerksamkeit lässt schneller nach.

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Die Folgen: Sie sind öfter nervös, ängstlich oder haben sogar Probleme mit Mitschülern.

Ist der Schlafbedarf unserer Kinder also nicht gedeckt, ist das ein unguter Zustand, der Erwachsenen beileibe nicht fremd ist. Je länger wir wach sind, desto mehr nimmt unser Schlafbedürfnis zu, wir werden schlaftrunken. Eine treffende Beschreibung. Denn „nach 24 Stunden ohne Schlaf verhalten wir uns wie mit einem Promille Alkohol im Blut, inklusive Selbstüberschätzung“, sagt Jürgen Zulley.

Verschiedenen Schlafphasen bei Kindern

Schlaf ist eine Art anderes Wachen. Körper und Geist sind aktiv, und das Schlafen gleicht eher einer Berg-und-Tal-Fahrt als einem gleichmäßigen Ruhezustand.

Die Psychologin Annette Kast-Zahn und der Kinderarzt Hartmut Morgenroth beschreiben den recht komplizierten nächtlichen Vorgang so: Beim Einschlafen fallen wir zunächst in den Leichtschlaf, dann in den ruhigen Tiefschlaf, der immer tiefer und tiefer wird. Die Atmung wird ruhig, das Herz schlägt gleichmäßig, das Gehirn kommt zur Ruhe, und wir können nur schwer geweckt werden. Dann wird der Tief- vom Traumschlaf abgelöst.

Herzschlag und Atmung werden im Traumschlaf heftiger, die Augen bewegen sich schnell hinter den geschlossenen Lidern, der Körper verbraucht mehr Sauerstoff, das Gehirn wird aktiv. Das Kind träumt. Bei Schulkindern wiederholt sich alle 65 Minuten eine Phase von Leichtschlaf, dem Tief- und Traumschlaf folgen. Zwischen den Phasen werden die Kinder kurz wach, drehen sich vielleicht um, reiben die Augen, murmeln etwas und schlafen dann weiter. Mindestens sechs mal pro Nacht wiederholen sich diese Schlafphasen bei Kindern.

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Schlaf ist wichtig, denn Kinder wachsen im Schlaf

Haben Kinder lang genug geschlafen, sind sie morgens ein kleines bisschen größer. Denn im Tiefschlaf wird das Wachstumshormon produziert. Bei Erwachsenen regt es die Bildung neuer Körperzellen an. Bei Kindern lässt es jedes Organ und jeden Körperteil Nacht für Nacht einen winzigen, fein abgestimmten Teil wachsen.

Deshalb ist wichtig, dass der Schlafbedarf unserer Kinder gedeckt ist und sie viel Tiefschlaf abbekommen. Denn nur das Wachstumshormon lässt sie in die Länge schießen, und das wird fast ausschließlich im Schlaf ausgeschüttet. Was im Umkehrschluss bedeutet: Bei Kindern, die auf Dauer zu wenig schlafen, stellen sich bald Wachstumsstörungen ein.

Der Schlafbedarf unserer Kinder sollte gedeckt sein, denn schlafen macht schlau

Jetzt bekommt die Frage: "Wie viel Schlaf brauchen Kinder?" noch mal eine ganz andere Bedeutung, denn was besonders fasziniert: Während ein Kind schläft, wird es klüger. Ganz gleich, was das Kind am Tag gesehen, gehört, gelernt oder erfahren hat, ob bewusst oder unbewusst, im Schlaf wird alles noch einmal geübt, wieder und wieder, bis es aufwacht. Im Tiefschlaf kommen dabei eher Vokabeln dran, im Traumschlaf sind es Bewegungsabläufe wie Radfahren oder Schwimmen.

So schnell Kinder jedoch im Tiefschlaf lernen, so schnell vergessen werden die Vokabeln auch wieder vergessen. Fürs Speichern im Langzeitgedächtnis müssen schon mehrere Nächte folgen. Dann wird aus vielen Puzzleteilen ein Ganzes. Und plötzlich kommt es im Schlaf zu Lösungen, die einem vorher nicht eingefallen sind. Was immer wir lernen wollen, entscheidend sei es, in der darauffolgenden Nacht zu schlafen, sagt der Schlafforscher Zulley.

Schlafen unterstützt zudem die Abwehrkräfte

Wenn Kinder ausreichend schlafen, sind sie bestens geschützt gegen Infektionen. Auch wenn Kinder ganz gesund sind: Das Immunsystem arbeitet ununterbrochen und muss sich natürlich auch regenerieren. Das macht es nachts, vor allem, wenn Kinder im Tiefschlaf sind. Hat es dafür zu wenig Zeit, ist es geschwächt.

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Jeder kennt diesen Zustand vor einer Erkältung: Man wird müde, schlapp und will nur noch ganz schnell ins Bett, um endlos zu schlafen. Nicht von ungefähr heißt es dann: „Schlaf dich gesund!“ Und es funktioniert, weil das Immunsystem im Tiefschlaf zu Höchstform aufläuft und Eindringlinge, wie Bakterien oder Viren, bekämpft.

Diese unterschiedlichen Schlaftypen gibt es

  • Langschläfer
  • Kurzschläfer
  • Morgentypen, auch „Lerchen“
  • Abendtypen, auch „Eulen“

Bei Experimenten haben Forscher festgestellt, dass der menschliche Körper selbst ohne natürliches Licht oder sonstige Hinweise auf die wahre Zeit ungefähr im 24-Stunden-Takt bleibt. Ausnahmen: Frühaufsteher und Spätschläfer. Bei ihnen tickt die innere Uhr schneller beziehungsweise langsamer als bei den meisten Menschen.

Von Eulen und Lerchen: Frühaufsteher und Langschläfer

Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund ein Viertel aller Deutschen entweder ausgeprägte Früh- oder Spättypen sind. Sie nennen diese Typen Lerchen und Eulen. Lerchen wachen beim ersten Morgengrauen voller Elan auf, werden aber meist schon am frühen Abend träge. Eulen hingegen kommen nur schwer aus den Federn und in die Gänge, lassen aber am Ende des Tages umso eifriger die Puppen tanzen.

Ob, und wenn ja welcher dieser Fraktionen wir angehören, bestimmen auch unsere Gene. "Frühaufsteher gibt es genauso wie lustigere oder ruhigere Menschen. Das sind ganz normale Variationen", sagt Jürgen Zulley. Das heißt, Eule, Lerche oder Normalschläfer sind wir von Geburt an. Allerdings geht Ulrich Rabenschlag, Freiburger Kinderpsychiater und Gründer der ersten deutschen Kinderschlaf-Ambulanz davon aus, dass sich Eulen und Lerchen frühestens ab dem 8. Lebensmonat und etwa bis zum 3. Geburtstag heraus schälen.

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Übrigens: „Umerziehen“ lässt sich der Schlaftyp nicht. Denn die jeweilige Eigenschaft ist im Wesentlichen genetisch vorgegeben. Es lässt sich aber schon beobachten, dass Kinder in jungen Jahren zur Lerche tendieren würden und in der Pubertät dann eher zur Eule, erklärt Schlafforscher Zulley.

Außerdem gibt es einen gewissen Lernanteil. Wenn Vater und Mutter Eulen sind, gehen die Kinder automatisch später ins Bett.

Prof. Zulley

„Außerdem gibt es einen gewissen Lernanteil. Wenn Vater und Mutter Eulen sind, gehen die Kinder automatisch später ins Bett.", so Zulley weiter.

Quelle: Daten der Millpond Children’s Sleep Clinic

Micky Moses

Man könnte ja was verpassen ...

Kinder morgens wecken zu müssen, ist eines der scheußlichsten Aufgaben von Eltern, finde ich. Im Schlaf sehen sie aus wie Engelchen – und das Träumen im kuscheligen Bettchen gönne ich ihnen von Herzen. Trotzdem muss ich meine Kinder im Alltag morgens fast immer wecken. Schließlich warten Schule, Kindergarten und Redaktionskonferenzen nicht darauf, dass der Junior ausgepennt hat.

Die Strategie, einfach früher ins Bett zu gehen, funktioniert auch nur partiell. Egal, wann sie ins Bett gehen, vor acht werden die zwei von selber in der Regel nicht wach. Dabei ist auch egal, ob wir uns tagsüber viel draußen bewegt haben oder einen gemütlichen Nachmittag zu Hause hatten. Meine Kinder wollen einfach nie ins Bett. Und der Satz: "Ich bin müde", würde meiner Tochter niemals über die Lippen kommen, lieber würde sie ihre Einhornsammlung verbrennen.

Wenn ich bei (ein paar gesegneten) Freunden mitbekomme, wie sich die Kinder freiwillig und ohne Querelen abends ins Bett verkrümeln, zweifle ich mal wieder meine Parenting-Skills an. Aber als ewige Optimistin sage mir dann schnell: Meinen Kindern gefällt ihr Leben einfach so gut, dass sie nicht genug davon bekommen. Das tröstet doch irgendwie, oder?

Micky Moses

Bildquelle: Gettyimages/Choreograph