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Entscheidungshilfe

Schulfähigkeit: Daran erkennst du, wann dein Kind schulreif ist

Schulreife und Schulfähigkeit bei Kann-Kindern_ Kindern mit Lehrern
© getty images / iStock / Getty Images Plus / jacoblund

Wann dein Kind seine Schulreife erreicht, ist ganz unterschiedlich.Und das hat nichts mit Intelligenz zu tun. Wenn du ein "Kann-Kind" hast oder überlegst, ob dein Kind schon schulreif ist, kannst du mit unserer Schulfähigkeits-Checkliste Gewissheit erlangen.

Wann ist ein Kind schulreif?

Zunächst spielt der Entwicklungsstand deines Kindes eine Rolle. Je nachdem wie das Ergebnis bei der Schuleingangsuntersuchung ausfällt, kann es sein, dass dein Kind genau in dem Jahr, in dem du das sowieso geplant hattest, eingeschult wird. Auf Antrag oder bei Auffälligkeiten ist es auch möglich, dein Kind früher einzuschulen oder es zurückstellen zu lassen.

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Wann dein Nachwuchs eingeschult wird, hängt aber auch davon ab, in welchem Bundesland du lebst. Denn jedes Bundesland hat seinen individuellen Stichtag, ab welchem in Deutschland die Schulpflicht gilt. Dieser Stichtag variiert zwischen dem 30. Juni und dem 31. Dezember.

Was ist ein "Kann-Kind"?

Die Stichtagsregelung lautet: Wenn dein Kind vor dem Stichtag seinen sechsten Geburtstag feiert, ist es schulpflichtig und damit ein "Muss-Kind". Alle, die nach dem Stichtag sechs Jahre alt werden, sind "Kann-Kinder". Hier dürft bzw. müsst ihr Eltern entscheiden, ob ihr euren Nachwuchs schon in die Schule schicken wollt. Und die Entscheidung ist wirklich nicht ganz einfach, denn verständlicherweise ist die Sorge groß, das eigene Kind zu über- oder unterfordern.

Andrea Zschocher

Lieber länger Kind sein

Im Prinzip ist die Regelung klar: Wer nach dem Tag X geboren ist, wartet ein Jahr, wer vorher geboren ist, wird eingeschult. Aber das ist eben nur die Theorie. Die Praxis sieht für viele Familien, deren Kinder nun mal irgendwann in dem Zeitraum geboren sind, ja ganz anders aus.

Wir haben für uns als Familie die Entscheidung getroffen, dass die Kinder, die sehr knapp um den Stichtag Geburtstag haben, lieber noch ein Jahr länger in der Kita bleiben. Denn ich sehe ja, was Kinder für ein Rüstzeug brauchen, um an Berliner Schulen bestehen zu können. Und da empfinde ich es als besser, sie noch ein Jahr länger Kind sein zu lassen und in der recht behüteten Umgebung der Kita zu gedeihen.

Andrea Zschocher

Was ist der Unterschied zwischen Schulreife und Schulfähigkeit?

Tatsächlich meinen beide Begriffe genau das gleiche. Früher sprach man immer von der "Schulreife". Der Begriff ist ganz praktisch gewählt, es ging (und geht) darum, herauszufinden, ob dein Nachwuchs bereit für die Schule ist. Der Fachbegriff der heute öfter benutzt wird, lautet "Schulfähigkeit". Letztlich geht es aber immer darum zu erkennen ob dein Nachwuchs bereit für den Schulalltag mit all seinen Freuden und Herausforderungen ist.

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Wann ist ein Kind schulfähig?

Um das mal ganz klar zu sagen: Es gibt keinen klar definierten Kriterienkatalog, den Kinder erfüllen müssen, um als schulreif zu gelten. Vielmehr ist es eine Mischung aus körperlichen, kognitiven und sozialen Voraussetzungen. Wenn dein Kind schon mit fünf lesen kann, ist das zwar eine tolle Leistung – es sagt aber überhaupt nichts darüber aus, ob es schon reif für die Schule ist. Das ist es erst, wenn es auch emotional stabil und sozial reif ist, beim Spielen auch mal verlieren und sich über längere Zeit konzentrieren kann. Wichtig für einen guten Schulstart – egal in welchem Alter – ist eine gute Portion Resilienz.

Wer entscheidet über die Schulreife?

Tatsächlich bleibt bei der Frage: Ist mein KInd schulreif? die Beantworung nur dir selbst überlassen. Jedes Kind ist individuell und du kennst deinen Nachwuchs am besten. Beobachte, wie dein Vorschulkind spielt, wie es Dinge erledigt, wie mutig es auf neue Situationen eingeht. All das hilft dir dabei, einzuschätzen, was dein Kind so kann.

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Es kann auch hilfreich sein, wenn du dich mit den Erzieher*innen, der Kinderärztin und auch mit der Schule besprichst, aber die Entscheidung liegt letztlich in deinen Händen. Solltest du dich ganz unsicher fühlen, kannst du auch einen Termin beim Gesundheitsamt anfragen. Hier werden die Einschulungsuntersuchungen durchgeführt. 

Vielleicht als kleine Ermunterung: Es ist schon auch ein Privileg, diese Wahl treffen zu können. Denn es zeigt, dass nicht alle Kinder eines Geburtsjahrgangs über einen Kamm geschert werden, sondern eine etwas individuellere Betrachtung möglich ist.

Jessica Fowler

Auf lange Sicht planen

Meine Tochter war Kann-Kind und wir haben sie aus verschiedenen Gründen mit 5 Jahren eingeschult. Während der Grundschulzeit war das auch gar kein Problem: Sie kam super mit dem Lernstoff mit und hat direkt tolle Freund*innen gefunden.

Allerdings haben wir mit dem Wechsel auf das Gymnasium gemerkt, dass die teilweise 3 Jahre Altersunterschied zu ihren Mitschüler*innen, zumindest was die Lernfähigkeiten und Belastbarkeit betrifft, evt. doch nicht ganz unerheblich waren.

Klar, in die Zeit fielen auch Corona und andere Ereignisse, aber wenn ich heute dieselbe Entscheidung nochmal treffen müsste, würde ich vermutlich lieber ein Jahr warten und meiner Tochter so das (für sie) belastende Wiederholen bzw. den Schulwechsel ersparen.

Jessica Fowler

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Entscheidungshilfe für Schulreife

Es gibt ein paar Kriterien für die Schulreife, die dir bei der Entscheidung helfen können:

  • Was rät der oder die Erzieher*in? Sie kennt dein Kind gut,  kann gut vergleichen und seine Fähigkeiten einschätzen.
  • Wie lautet das Ergebnis der Schuleingangsuntersuchung ? Wie lautet das Ergebnis der U9 beim Kinderarzt?
  • Denke nicht nur an den Jetzt-Zustand. Heute ist dein Kind mit fünf vielleicht schon reif für die Schule, aber dank der frühen Einschulung wird es zeitlebens zu den jüngsten Kindern in der Klasse zählen. Das macht sich vor allem beim Übertritt in die weiterführende Schule und beim Start in die Pubertät bemerkbar. Während die Älteren sich schon für Smartphones und das andere Geschlecht interessieren, hinken die Jüngeren da häufig deutlich hinterher und leiden darunter.
  • Schaue nicht nur darauf, wie intelligent und wissbegierig dein Vorschulkind ist, sondern schätze auch ganz ehrlich ab: Wie selbständig ist es? Wie steht es um sein Selbstbewusstsein? Und wie gut kann es schon still sitzen und sich konzentrieren?
  • Wichtig ist es zudem, die schulischen Rahmenbedingungen zu checken. Gibt es für deine*n Frühstarter*in die Möglichkeit, ohne großen Aufwand und ohne das Gefühl von Abwertung zurückgestuft zu werden? Ab wann wird die Leistung deines Kindes benotet? Wer entscheidet nach der vierten (oder in manchen Bundesländern nach der sechsten) Klasse über seine weitere Schullaufbahn? Leider haben sich auch hier die Bundesländer nicht auf allgemeine Standards geeinigt.
  • Nicht zuletzt ist zudem die Einstellung deines Kindes wichtig. Hat er oder sie überhaupt schon Lust auf die Schule? Oder fürchtet es sich vor der Langeweile, wenn alle großen Freund*innen schon in die Schule gehen?
  • Wenn es um die Einschulung geht, darf nicht der "Je früher desto besser"-Gedanke bestimmen.

Ist die frühe oder späte Einschulung besser?

Der Trend geht ganz klar in Richtung später Einschulung.Tatsächlich wird nicht  jede "Chance" auf einen frühen Schulstart von allen Eltern mit Begeisterung angenommen und genutzt. Das war früher häufiger der Fall. Aber der Grund für späte Einschulungen liegt auf der Hand:

Ab der dritten Klasse steigt für die Grundschüler*innen der Leistungsdruck enorm an, plötzlich wird alles benotet und für viele steht schon der Übertritt in die nächste Schulform im Raum. Das alles sorgt für massiven Stress und auch Überforderung bei den Kindern. Um deinen Nachwuchs davor zu schützen, kann eine spätere Einschulung dafür sorgen, dass dein Nachwuchs sich insgesamt etwas widerstandsfähiger in der Schule aufstellen kann. Denn: Je älter, desto entspannter nehmen wir alle ja manche Situationen. Das gilt auch für den Schulalltag.

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Natalie Köhler

Wird es zu langweilig?

Auch meine kleine Tochter ist ein Kann-Kind. Weil sie durch Corona aber nur so wenig Zeit im Kindergarten verbracht hat und auch, weil wir ihr von Herzen diese unbeschwerte Zeit gönnen, haben wir uns gegen den früheren Schulbesuch entschieden. Manchmal sagt sie aber doch schon: "Ich wäre gerne in der Schule ...", hoffentlich wird ihr das Jahr jetzt im Kindi nicht zu lang(weilig) ...

Natalie Köhler
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Feststellung der Schulreife - Das sagt die Wissenschaft

Viele Studien zeigen, dass jüngere Kinder im Unterricht häufig unruhiger sind und mehr Probleme haben, sich zu konzentrieren. Es hat sich auch gezeigt, dass früh eingeschulte Kinder später seltener aufs Gymnasium wechseln. Die Quote ist um ein Drittel niedriger als bei älteren Kindern. Und auch der Blick auf die PISA-Ergebnisse zeigt: In Ländern mit guten PISA-Ergebnissen, beispielsweise in Finnland oder Schweden, werden die Kinder eher spät eingeschult.

Diese Ergebnisse sprechen allesamt gegen eine frühe Einschulung deutlich vor dem Stichtag. Aber auch eine Rückstellung scheint nicht unbedingt die beste Lösung zu sein: Bei einer deutsch-englischen Studie kam heraus, dass altersgemäß eingeschulte Kinder im Vergleich zu verspätet eingeschulten im Alter von acht Jahren einen deutlichen Vorsprung hatten. Untersucht wurden die Lese-, Schreib-, Rechenfähigkeit sowie die Aufmerksamkeit des Kindes.

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Checkliste für die Schulfähigkeit

Wenn du für dich klären möchtest, ob dein Kind schon bereit für den neuen Lebensabschnitt "Schulkind" ist, oder ob ihm ein Jahr länger im Kindergarten vielleicht noch gut tut, dann probiere unsere Checkliste zur Schulreife deines Kindes einmal aus. Mache dir Gedanken zu folgenden Fragen. Je mehr Punkte du mit "Ja" beantworten kannst, desto besser wird dein Kind den Schulstart meistern.

Schulfähigkeit: Körperliche Entwicklung

  • Kann dein Kind auf einem Bein hüpfen, balancieren, einen Ball werfen/fangen?
  • Kann es sich selbst anziehen, Schleifen binden, Knöpfe öffnen und schließen?
  • Kann es mit einer Schere einfache Formen ausschneiden?
  • Kann es ausmalen, ohne die Umrisse zu überkritzeln?
  • Entspricht die Körpergröße deines Kindes seinem Alter?

Schulfähigkeit: Geistige Entwicklung

  • Kann dein Kind flüssig sprechen und versteht es sprachliche Anweisungen?
  • Kann es sich Liedtexte merken?
  • Kann es kurze Geschichten in eigenen Worten wiedergeben?
  • Kann es mindestens bis zehn zählen?
  • Kann es Gegenstände nach Größe und Gestalt ordnen?
  • Beherrscht es Spiele wie Memory und Puzzle?
  • Kann es sich längere Zeit auf eine Sache konzentrieren?
  • Zeigt es Interesse an Spiel- und Lernangeboten?
  • Entwickelt es eigene Spielideen?
  • Bringt es Aufgaben selbstständig zu Ende?

Schulfähigkeit: Soziale und emotionale Entwicklung.

  • Hat dein Kind Freude am Spiel in der Gruppe?
  • Knüpft es leicht Kontakte?
  • Kann es sich einfügen und die Regeln einer Gruppe akzeptieren?
  • Kann es seine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und äußern?
  • Kann es eigene Bedürfnisse auch zurückstellen?
  • Hat es gelernt, mit Konflikten umzugehen?
  • Ist es fähig, Kompromisse zu schließen?
  • Kann es sich im vertrauten Umfeld leicht von den Eltern lösen?
  • Kann es Enttäuschungen auch ohne den Trost der Eltern ertragen?

Flexible Einstiegsphase in den Schulalltag

Nicht jedem Kind tut es gut, schon früh eingeschult zu werden. Doch eine Zurückstellung der Einschulung ist dennoch nur die Ausnahme und häufig auch mit Hürden verbunden. In einigen Bundesländern wurde stattdessen das Schulsystem flexibler gestaltet. So gibt es sogenannte Jül-Klassen, bei denen die ersten beiden Jahrgänge zusammen unterrichtet werden oder die flexible Schuleingangsphase, die ähnlich funktioniert.

So können die Spätzünder etwas reifen und die Kinder, die schneller lernen auch eine Klasse überspringen. Du gehst dann mit deinem "Kann-Kind" gar kein Risiko ein, weil eben verschiedene Altersgruppe von- und miteinander lernen. Es klingt direkt paradiesisch, aber einen Wermutstropfen habe ich dann doch noch: Diese Schulmodelle sind noch recht selten, du musst gezielt nach ihnen suchen und es ist nicht gewährleistet, dass du, wenn es nicht die Einzugsschule deines Kindes ist, hier einen Platz bekommst. Es lohnt sich aber, die Augen offen zu halten.

Am Ende geht es darum, dein Kind individuell auf dem Weg in den Schulalltag zu begleiten. Und die Schulreife oder Schulfähigkeit ist eben keine genaue Wissenschaft.

Ist euer Kind fit für die Schule?

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