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Ein Pflegekind aufnehmen: Liebevolle Elternschaft auf Zeit

Pflegekind aufnehmen

In Deutschland fehlen weiterhin Familien, die ein Pflegekind aufnehmen und ihm so eine Chance auf ein besseres Leben bieten. Alles zu den Voraussetzungen und Herausforderungen dieser ehrenvollen Aufgabe.

Immer mehr Kinder leben in Pflegefamilien, 2020 waren es laut Auskunft der Bundesregierung 81.000 im Vergleich zu 60.000 im Jahr 2008. Knapp 100.000 Kinder leben in Heimen. Es gibt weiterhin einen großen Bedarf an verantwortungsvollen Menschen, die diese Kinder für eine gewisse Zeit aufnehmen können und sie betreuen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Pflegekind und einem Adoptivkind?

Potentielle Pflegefamilien müssen sich bewusst sein, dass ihr Pflegekind leibliche Eltern hat und vielleicht auch wieder zu ihnen zurückkehren möchte. Bei einer Adoption bekommt man das Sorgerecht, bei einem Pflegekind bleibt dies entweder bei den Eltern, oder, wie in den meisten Fällen, beim Jugendamt oder einem Vormund. Das bedeutet, dass ihr zwar im Alltag Dinge für euer Pflegekind entscheiden könnt. Geht es aber um Urlaub, Impfungen, oder auch so kleine Dinge wie Ohrringe oder Haarschnitte, müssen diese genehmigt werden. Man steht im ständigen Kontakt mit dem Amt.

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Pflegekinder aufnehmen: Was sind die Voraussetzungen?

Wer ein Pflegekind oder Pflegekinder aufnehmen will, muss das Jugendamt davon überzeugen können, dass er oder sie für das oder die Kind*er verantwortlich sein kann. Das sind materielle Aspekte wie genügend Platz und Geld, um für die anvertrauten Kinder zu sorgen. Ihr müsst ein gesichertes Einkommen nachweisen und einen gewissen Wohnraum. Doch das heißt nicht, dass jedes Kind unbedingt ein eigenes Zimmer haben muss. Pflegeeltern müssen außerdem gesund und drogenfrei sein. Ein polizeiliches Führungszeugnis muss auch vorgelegt werden.

Mindestalter und Altersgrenze

Im Unterschied zur Adoption ist es für gleichgeschlechtliche Paare oder Alleinstehende leichter, eine Zustimmung für ein Pflegekind zu erhalten. Man muss auch nicht verheiratet sein, um einem Pflegekind ein Zuhause zu geben. Was das Alter betrifft, sind hier die Behörden auch toleranter - auch mit Mitte 40 wird man noch ein Kind zugewiesen bekommen. Das Mindestalter ist aber 25 Jahre. Das Wichtigste wird für die Entscheidungsgremien sein, dass man es den Menschen zutraut, diesen Kindern, die meistens viel mitgemacht haben, den nötigen Halt zu geben und ihnen ein stabiles Umfeld bietet, für die Zeit, die sie in der Pflegefamilie leben.

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Herausforderungen einer Pflegschaft: Geduld, Verständnis und viel Liebe

Ein Pflegekind aufzunehmen, ist oft nicht leicht. Zum einen müsst ihr damit zurechtkommen, dass ihr das Kind vielleicht nur für eine kurze Zeit in eurem Zuhause habt, denn unter Umständen kann es wieder zurück zu seinen leiblichen Eltern. Das Kind wird seine Mama und seinen Papa vermissen, auch wenn sie es vielleicht schlecht behandelt haben. Ihr braucht viel Fingerspitzengefühl, um euch dem neuen Schützling zu nähern. Manche Kinder verschließen sich, um nicht wieder enttäuscht zu werden, während andere geradezu nach Aufmerksamkeit und Liebe gieren. Manche Kinder haben auch Entwicklungsrückstände oder -verzögerungen.

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Ihr braucht also viel Verständnis, Toleranz, Liebe und Geduld, um euch den Kindern zu nähern, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden, womöglich Gewalt und Drogenexzesse erlebt haben. Zudem müsst ihr belastbar sein. Es darf euch nicht in tiefste Tiefen stürzen, wenn das Kind weiterhin sehr auf seine leiblichen Eltern fixiert ist. Wahrscheinlich fühlt es sich schuldig, dass es nun in einer Pflegefamilie gelandet ist und möchte so schnell wie möglich wieder zurück.

Wenn ihr eigene Kinder habt, kann es möglicherweise zu Eifersüchteleien kommen, da ihr euch anfangs vielleicht mehr dem Pflegekind widmen werdet. Man sollte die Entscheidung, Pflegefamilie zu werden, daher mit der gesamten Familie, auch den Kindern, besprechen. Damit alle ungefähr wissen, was da auf sie zukommt und was das für alle bedeuten wird.

Wie bekommt man ein Pflegekind?

Wenn ihr es euch trotz oder gerade wegen dieser Herausforderungen zutraut, ein Pflegekind aufzunehmen, nehmt ihr Kontakt zum örtlichen Jugendamt auf. Dort klärt man euch über die verschiedenen Modelle - Bereitschaftspflege oder Vollzeitpflege - auf und bietet euch Pflichtseminare an, um eure Familie auf die neue Rolle vorzubereiten. Diese Seminare sind wichtig, um eure Motivation zu hinterfragen, aber auch zu festigen.

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Danach werden die entscheidenden Stellen beim Jugendamt überlegen, welches Kind am besten zu euch passt. Das kann manchmal dauern, aber auch sehr schnell gehen. Für die Eingewöhnungszeit solltet ihr euch überlegen, Elternzeit beantragen und dann vorher schon eure Arbeitgeber über das Vorhaben informieren. Die meisten Pflegekinder sind zwischen drei und zwölf Jahren, aber es werden auch jüngere Kinder vermittelt. Bei älteren Kindern wird geschaut, ob Wohngruppen nicht die bessere Alternative wären.

Wie viel Geld bekommt man für ein Pflegekind?

Ein Pflegekind aufzunehmen, bringt Kosten mit sich und der Staat unterstützt dies auch, je nach Kommune und je nach Kind sind dies 700 bis 900 Euro monatlich. Dazu können noch Beihilfen beim Jugendamt beantragt werden, wenn zum Beispiel eine Klassenfahrt ansteht oder eine Erstausstattung gekauft werden muss. Pflegeeltern bekommen auch Kindergeld, aber das wird mit dem Pflegegeld verrechnet.

Unterstützung ist wichtig

So eine wichtige Aufgabe, einem vernachlässigten Kind ein neues Heim zu geben, ist eine große Herausforderung. Eure Familie sollte es sich genau überlegen, ob ihr stark genug seid, diese zu meistern. Ihr solltet euch auf jeden Fall zuvor gut informieren und ausführlich beraten lassen. Hilfreich ist es auch immer, wenn ihr Pflegeeltern kontaktiert und eure Erfahrungen austauschen könnt.

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Wenn ihr eine Regenbogenfamilie gründen wollt, hilft es euch mit Sicherheit euch vorher an andere Regenbogeneltern zu wenden. Blogs wie Papapi oder Pflegemama Silke berichten regelmäßig über ihre Erfahrungen als Pflegeeltern.

Ein Pflegekind aufzunehmen, ist eine großartige und ehrenvolle Sache, und es ist zu wünschen, dass noch mehr Menschen sich bereit erklären, so eine Aufgabe zu übernehmen, damit mehr Kinder die Chance haben, behütet und sicher aufzuwachsen.

Vorlesen und das Lernen aus Büchern ist essentiell für die Entwicklung von Kindern. Hier kommen unsere Tipps für die besten Kinderbücher:

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Bin ich eigentlich eine gute Mama?

Bildquelle: Getty Images/AleksandarGeorgiev

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