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Sanfter Übergang

Wassergeburt: Ablauf, Vorteile, Risiken & persönliche Erfahrungen

Eine Wassergeburt ermöglicht dem Kind eine stressfreie Ankunft und dir eine weniger schmerzhafte Geburt.
© Getty Images/ mshallenberg

Vom warmen Fruchtwasser in Mamas Bauch hinein ins warme Wasser der Geburtswanne. Das klingt gut. Welche weiteren Vorteile hat so eine Geburt? Und gibt es auch Risiken? Unter welchen Umständen ist keine Wassergeburt möglich? Und besteht Ertrinkungsgefahr für das Baby? Alle Antworten rund ums Thema Wassergeburt und die persönlichen Erfahrungen unserer Redakteurin.

Was ist eine Wassergeburt?

Bei der Wassergeburt findet der gesamte Geburtsablauf, bzw. die eigentliche Geburt mit den Presswehen in der Gebärwanne statt. Während der Eröffnung der Geburt musst du noch nicht die ganze Zeit in der Gebärwanne herumsitzen, zumal viele Kliniken euch auch erst in den Kreißsaal und damit in die Geburtswanne lassen, wenn die eigentliche Geburt stattfindet. Davor gibt es aber oft die Möglichkeit, eine andere Badewanne zur Entspannung und Wehenförderung zu nutzen.

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Einige beginnen auch den Geburtsprozess in der Geburtswanne und wechseln während der Entbindung wieder an „Land“. Nur weil du einmal in die Geburtswanne eingestiegen bist, musst du nicht darin bleiben. Bei einer echten Wassergeburt kommt das Baby aber in der Wanne zur Welt – unter Wasser.

Wassergeburt in Zahlen Anfang der 1990er fanden in einigen europäischen Kliniken noch bis zu 50 % aller vaginalen Geburten im Wasser statt. Um 2000 herum sind die Zahlen deutlich nach unten gegangen: Im deutschsprachigen Raum hatten nur noch 4–13 % aller Frauen eine Wassergeburt*.

Charoline Bauer

Warum ich plötzlich unbedingt eine Wassergeburt wollte

Vor meiner Schwangerschaft fand ich die Vorstellung einer Wassergeburt nicht sonderlich prickelnd. Ich bade nicht gerne, weil das warme Wasser mich so lethargisch macht und ich es irgendwie eklig finde, in meinem eigenen Dreck zu liegen. Daher konnte ich eine Wassergeburt nicht wirklich mit meiner Idee einer schönen und entspannten Geburt verbinden.

Als ich dann schwanger war und der Geburtstermin immer näher rückte, war ich plötzlich größter Fan einer Wassergeburt. Was war passiert? Ich hatte in meinem Geburtsvorbereitungskurs und in verschiedenen Ratgebern für werdende Mamas einige Vorteile der Wassergeburt entdeckt, die mich meine Meinung revidieren ließen: Geringere Gefahr eines Dammriss? Klang super. Wehenfördernd und gleichzeitig entspannend? Was will man mehr? Ein seichter Übergang von Mamas Bauch in die neue kalte und laute Welt für mein Baby? Unbedingt.

Charoline Bauer

Das sind die Vorteile einer Wassergeburt

Eine Wassergeburt hat viele Vorteil gegenüber einer Geburt “an Land”. Diese Argumente sprechen für eine Wassergeburt:

Ich war zwischen den Presswehen tiefenentspannt und konnte die Wehen dann auch besser ertragen und motiviert an der Geburt meines Sohnes mitarbeiten.
Redakteurin Charoline Bauer
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  • Weniger Dammrisse: Die Wahrscheinlichkeit eines Dammrisses ist geringer, da die Muskulatur entspannter ist und das Gewebe elastischer und weicher. Auch der Pressdrang ist im Wasser geringer. Das geringere Risiko eines Dammrisses ist für viele Mamas der Hauptgrund, warum sie eine Wassergeburt wollen. Die Aussicht auf möglichst wenige Geburtsverletzungen ist verlockend.
  • Weniger Stress für das Baby: Für das Baby bedeutet eine Wassergeburt weniger Stress. Es wechselt vom warmen Fruchtwasser ins warme Badewasser, der Schock der neuen kalten Welt fällt nicht ganz so heftig aus.
  • Mehr Selbstbestimmung: Viele Frauen nehmen die Geburt im Wasser als stärker selbstbestimmt wahr, weil sie in der Wanne ihren ganz eigenen Raum haben, in den niemand eindringen kann. Dies kann das Risiko für Geburtstraumata reduzieren.
  • Das Baby arbeitet bei der Geburt besser mit: Die Schwerelosigkeit im Wasser gibt deinem Baby die Möglichkeit, seine Drehbewegung aus dem Geburtskanal heraus selbstständig und aktiv durchzuführen. Ist der Kopf erst einmal draußen, versucht dein Baby Blickkontakt mit dir aufzunehmen, um zu dir zu kommen.
  • Sauberes Baby & saubere Mama: Durch die Geburt in der Wanne wird das Baby direkt nach der Geburt automatisch mit warmem Wasser abgespült und auch die Mutter wird durch das Wasser gereinigt. Natürlich nicht porentief rein, aber durchaus sauberer als bei einer Geburt außerhalb der Wanne. Dies ist natürlich kein richtiger Grund für eine Wannengeburt, aber eine nette Zugabe.
  • Wassergeburt-Babys sind vermutlich gesünder: Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine wissenschaftlich belegte Tatsache, sondern um eine Beobachtung von Hebammen und Kinderärzten. So verlieren Wassergeburt-Babys nach der Geburt angeblich weniger an Gewicht, wachsen in den ersten Monaten schneller, entwickeln sich bemerkenswert gut und sind im späteren Leben stabiler und gelassener.
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Hat eine Wassergeburt auch Nachteile?

Jein, denn bei jeder Geburt können theoretisch Komplikationen auftreten. Dennoch solltest du die Vor- und Nachteile abwägen und dich von deinem Arzt und deiner Hebamme beraten lassen. Diese Nachteile kann eine Wassergeburt mit sich bringen (muss aber nicht):

  • Schnelle Hilfe im Notfall Bei Komplikationen können die Geburtshelfer nicht so schnell eingreifen wie bei anderen Geburten.
  • Keine PDA Eine Linderung der Wehenschmerzen durch eine PDA oder andere stärkere Schmerzmittel wie z. B. Lachgas ist nicht möglich.
Charoline Bauer

So war meine Wassergeburt

Beinahe hätte es auch beim ersten Kind nicht mit der Wassergeburt, denn ich fand die muttermundöffnenden Wehen so fies, dass ich doch eine PDA wollte. Glücklicherweise kamen die Anästhesisten zeitgleich mit meinen Presswehen in den Kreißsaal, sodass es für die PDA zu spät war und – tadaaa – mein Muttermund war plötzlich auch komplett offen. Also ab in die Geburtswanne. Dort hatte ich über eine Stunde lang Presswehen, das Kind hatte die Nabelschnur um den Hals und daher Probleme mit dem rauskommen, aber die waren im warmen Wasser super auszuhalten. Zwischen den Wehen habe ich entspannt mit der Hebamme geplaudert, dann kurz gepresst während der Wehe, dann wieder weitererzählt. Als mein Kind auf der Welt war, meinte ich zu meinem Partner, dass ich noch 10 weitere Kinder kriege, wenn ich dabei nur die Presswehen-Phase und nicht die Wehen davor erleben muss.

Tja, es wurde noch ein weiteres Kind und nach dem dieses ohne Wassergeburt auf die Welt kam, möchte ich auch keine 8 weitere mehr.

Charoline Bauer

Wann ist eine Wassergeburt möglich?

Du hast die 37. SSW abgeschlossen? Das Baby hat eine „normale“ Lage? Vorerkrankungen und Infektion sind ausgeschlossen und die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen? Wenn du alle Fragen mit "Ja" beantworten kannst, steht einer Wassergeburt aus medizinischer Sicht nichts im Wege. Besprich deinen Wunsch einer Wassergeburt am besten mit deiner Frauenärztin und gib auch in deiner Geburtsklinik im Anmeldegespräch an, dass du eine Wassergeburt haben willst. Sollte doch etwas gegen eine Geburt unter Wasser sprechen, werden die Ärztinnen dich das dann wissen lassen.

Die Vorteile und Nachteile der verschiedenen Geburtspositionen

Die Vorteile und Nachteile der verschiedenen Geburtspositionen
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Wann darf ich keine Wassergeburt haben?

Nicht für alle schwangeren Frauen und ihre Babys ist eine Wassergeburt geeignet. Sind von vornherein Risiken absehbar, die auch außerhalb des Wassers erhöhte Aufmerksamkeit und Betreuung verlangen, raten die Experten ab. Dazu zählen:

  • Steißlage des Babys Die Geburtshelfer haben im Wasser nicht genügend Einsicht auf eventuelle Komplikationen beim Passieren des Geburtskanals.
  • Nach einer Periduralanästhesie (PDA) Durch die Betäubung kannst du die Wanne nicht selbstständig verlassen, falls es Komplikationen während der Geburt gibt.
  • Mehrlingsgeburten
  • Unregelmäßige Herzfrequenz bereits zu Beginn der Geburt Im Notfall können Arzt und Hebamme schneller reagieren, wenn du außerhalb der Wanne gebärst.
  • Einnahme von Schmerzmitteln während der Geburt Wenn du während der Geburt Schmerzmittel bekommst wie z. B. Lachgas darfst du zum Gebären nicht mehr in die Wanne.
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Charoline Bauer

Zweite Geburt an Land

Auch bei meiner zweiten Schwangerschaft habe ich mir aufgrund meiner guten Erfahrungen mit der ersten Wassergeburt eine Geburt im Wasser gewünscht. Leider war zu dem Zeitpunkt als mein zweites Kind auf die Welt wollte (während Corona) keine Geburtswanne frei und so musste ich dieses Mal an Land gebären.

Natürlichen lassen sich Geburten schlecht miteinander vergleichen, da es zu viele Faktoren gibt, die Einfluss auf den Verlauf und unser Empfinden dabei nimmt. Aber ich empfand die zweite Geburt in der Presswehen-Phase als deutlich schmerzhafter als die erste Wassergeburt. Meine Geburtsverletzungen waren ähnlich, aber ich habe währenddessen mehrfach geflucht und mir sehnlichst eine Wassergeburt gewünscht.

Noch heute empfehle ich allen Schwangeren, die mich nach meiner Erfahrung fragen, eine Wassergeburt.

Charoline Bauer

Kann das Baby bei einer Wassergeburt ertrinken?

Keine Angst, das Neugeborene kann nicht ertrinken. Der sogenannte Atemschutz-Reflex verhindert das: Feine Rezeptoren in der Gesichtshaut, vor allem rund um die Region von Mund und Nase, reagieren sofort, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Dann senden sie umgehend ein Signal an den Kehlkopf, die Luftröhre zu verschließen. Erst wenn das Neugeborene Luft um die Nase spürt, macht es seinen ersten Atemzug. Die Sauerstoffversorgung des Babys ist trotzdem gesichert – es ist ja noch über die Nabelschnur mit dir verbunden und erhält so die ganze Zeit ausreichend Sauerstoff.

Besteht bei einer Wassergeburt ein höheres Risiko für Infektionen bei Mutter und Kind?

Dieses Argument wird immer wieder von Gegnern der Wassergeburt genutzt. Schließlich ist das Wasser in der Wanne durch Blut, Ausscheidungen und Fruchtwasser verunreinigt. Inzwischen wurde aber festgestellt, dass bei Einhaltung aller Hygienestandards bei einer gesunden Mama keine höhere Infektionsgefahr für dein Baby besteht.

Studien belegren, dass eine Wassergeburt genauso sicher ist wie eine "Landgeburt" und sogar noch weitere Vorteile hat. Zu diesem Ergebnis kam eine Gruppe von Hebammenwissenschaftlerinnen um Ethel Burns von der Oxford Brookes University bei einer Analyse der aktuellen Studienlage.Das Team wertete 36 seit dem Jahr 2000 erschienene Studien aus, in denen 160.000 Geburten untersucht wurden. Die Untersuchung von Burns und ihrem Team ergab, dass es keine erhöhten Gesundheitsrisiken den aktuell praktizierten Formen der Wassergeburt gibt.

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Eine im Mai 2023 von dem Team um Prof. Dr. med. Simone Garzon von der Universitätsfrauenklinik in Verona durchgeführte Analyse Geburtsregistern weißt jedoch darauf hin, dass Wassergeburten ein erhöhtes Risiko für Nabelschnur-Verletzungen bergen, was eine Gefahr für das Kind bergen kann.

Du entscheidest!

Du kannst die Entscheidung, ob du eine Wassergeburt willst oder nicht, auch bis zum Ende offen lassen (sofern bei dir aus medizinischer Sicht nichts gegen eine Wassergeburt sprich). Schau dir vorab aber unbedingt die Geburtswannen im Krankenhaus deiner Wahl an. Auch bei einer Hausgeburt ist eine Wannengeburt möglich. Falls eure Badewanne dafür zu klein ist, könnt ihr dafür entweder ein großes neues Kinderplanschbecken, z. B. das Planschbecken von Bestway oder euch einen mobilen Geburtspool leihen. Viele Hausgeburtshebammen haben auch einen eigenen mobilen Pool, den sie mitbringen können.

In einer Klinik, die wir vor der Geburt besichtigt haben, war der Raum so gruselig (voll gekachelt, super ungemütlich und steril), dass ich dort bestimmt nicht in die Wanne gehüpft wäre.
Charoline Bauer, familie.de

Ihr wollt euch vor der Geburt noch ein bisschen zum Thema Wassergeburt und Geburt generell einlesen? Dann empfehlen wir den Ratgeber von den renommierten Autoren Nora Imlau und Herbert Renz-Polster “Das Geburtsbuch: Vorbereiten - Erleben - Verarbeiten”.

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Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Nora Imlau und Herbert Renz-Polster: “Das Geburtsbuch: Vorbereiten - Erleben - Verarbeiten” (Beltz 2016), SpringerMedizin.de*, Robert Koch Institut (RKI)

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