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Balanceakt

Gleichgewichtssinn der Kinder gezielt fördern

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Kinder mit einem guten Gleichgewichtssinn können früher krabbeln, besser klettern und sind oft auch besser in der Schule. Wie Eltern das Gleichgewicht optimal fördern.

Ein guter Gleichgewichtssinn unterstützt das Gehirn

Der Gleichgewichtssinn wird oft unterschätzt. Dabei haben es Kinder mit einem guten Gleichgewichtssinn in vieler Hinsicht leichter: Sie können besser krabbeln, hüpfen, klettern oder Rad fahren.
Einige Fachleute meinen sogar, sie seien später auch besser in Rechtschreibung und Mathe, denn der Gleichgewichtssinn ist der früheste aller Sinne und damit Grundlage für die Entwicklung und Verknüpfung diverser Schaltstellen im Gehirn. Die groß angelegte Studie “Schnecke - Bildung braucht Gesundheit ” mit 8.000 hessischen Schülern konnte 2014 sogar nachweisen, dass ein guter Gleichgewichtssinn die schulische Leistungsfähigkeit von Kindern verbesserte.
Damit nicht genug: Derart „ausgeglichene“ Kinder sind in der Regel auch selbstbewusster und selbstständiger. Das möchten wir natürlich alle für unser Kind - nur wie? Und vor allem: Woran erkennen wir, dass es in dieser Hinsicht vielleicht Defizite hat?

Woran man einen gestörten Gleichgewichtssinn erkennt

„Spätestens wenn Kinder die 3. Dimension - den Raum - erobern, indem sie sich aufrichten, anfangen zu laufen, zeigt sich, ob sie einen guten Gleichgewichtssinn haben“, sagt Prof. Hartmut Kasten vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Ein Warnsignal: Kinder, bei denen dieser Sinn nicht so gut funktioniert, krabbeln schon mal nicht so gern. Und diese „Bewegungsunlust“ setzt sich fort: Da sie sich auch später nicht so gern bewegen, sind durch mangelnde Erfahrungen auch - vereinfacht gesagt - nicht so viele „Bewegungs-Programme“ im Gehirn abrufbar. Nach Ansicht von Ärzten haben heutzutage immer mehr Kinder Probleme mit der Balance. Doch ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn ist nur zu einem kleinen Teil genetisch bedingt. Wir können also etwas tun.

Gleichgewichtssinn entwickelt sich in der Schwangerschaft

Bereits in der 7. Schwangerschaftswoche beginnt die Entwicklung des „1. Sinnes“. Schwangere sollten darauf achten, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel zu bewegen, das überträgt sich aufs Kind. Durch Verlagerung seines Körpers und ganz besonders des Kopfes wird sein Gleichgewichtsorgan im Innenohr stimuliert.„Neue Forschungen belegen, wie fundamental dieser der Gleichgewichtssinn für die Entwicklung der sogenannten Nahsinne wie Tasten, Schmecken und Riechen und später für die Fernsinne wie Hören und Sehen ist“, sagt der Entwicklungspsychologe Hartmut Kasten.

Säuglinge und Babys sollten daher möglichst viele Bewegungsanreize erhalten - das heißt, Eltern sollten sie nicht immer auf dieselbe Weise hinlegen und hochnehmen und auch mal möglichst frei im Raum halten. So lernt das Baby, seinen Körper immer wieder neu auszurichten - diese Erfahrungen werden als Informationen im Kleinhirn gespeichert und können bei Bedarf immer wieder abgerufen werden. „Babys sind von ihrer genetischen Herkunft Traglinge“, sagt Kasten. Nehmen Sie Ihr Kind also oft auf den Arm. Auch Babyschwimmen oder Hand-Auge-Koordinationsspiele helfen - dafür reicht schon ein weicher Ball. Jeder Sinnesreiz ist Nahrung fürs Gehirn.

So fördern Sie den Gleichgewichtssinn

Mit vielen Bewegungsanreizen können Sie den Gleichgewichtssinn Ihres Kindes fördern. Wir geben Tipps, welche Spielgeräte dafür nützlich sind.

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Verschiedene Böden schulen das Gleichgewicht

Das Gleichgewichtstraining kann direkt beginnen, wenn das Kind seine ersten Schritte sicher gehen kann. Unterschiedliche Böden und das passende Spielzeug sorgen dann dafür, dass der Gleichgewichtssinn fast von allen trainiert wird.
Wenn Ihr Kind sich das erste Mal auf die eigenen Füßchen stellt und sich dann neugierig an Tisch oder Sessel hochzieht, ist das für den Gleichgewichtssinn eine riesige Leistung. Sich selbst im Raum auszurichten, Hand-, Bein-, Armbewegungen zu koordinieren und dabei auch noch so reizend zu lächeln, ist für ein Kleinkind ein enormer Schritt. Nachdem die Eltern begeistert die erforderlichen Fotos gemacht haben, können sie gleich mit der nächsten Phase des Gleichgewichtstrainings beginnen. „Hervorragend geeignet sind zum Beispiel unterschiedliche Böden, auf denen der Spross Lauferfahrungen sammeln kann - mal eine weiche Matte oder Kissen, mal ein härterer Boden, mal kleine Hindernisse, über die er laufen muss“, sagt Prof. Rüdiger Reer, stellvertretender Leiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg. „Später kann man dem Kind auch mal einen Ball zuwerfen, während es läuft - also kleine Störfaktoren einbauen.“ Die Übung mit dem Ball fördert zudem die motorische Koordinationsfähigkeit, wenn es mit dem Händchen danach greift, ohne dabei umzufallen.
Etwa mit zwei Jahren ist das pure Laufen schon fast ein wenig langweilig geworden. Mit leuchtenden Augen stürzen sich die Kleinen auf rot lackierte Roller, bunte Bewegungsbretter und Wippen - gut so! Rollen, Gleiten und Balancieren sind hervorragende Übungen für das Gleichgewichtstraining. Auch Hüpfen, Springen und Schaukeln sind hilfreich. Denn Kinder, die ihren Körper schnell und gut stabilisieren können, flitzen den anderen auch später davon: „Rollen und Gleiten sind wichtige Transferfähigkeiten“, sagt Sportmediziner Reer. Die Kinder können das z.B. aufs Schlittschuhlaufen oder Skifahren übertragen.
Grundsätzlich trainieren Kinder ihr Gleichgewicht von sich aus spielerisch im Alltag - vorausgesetzt, wir lassen sie und schaffen ihnen den Raum dazu. Dazu gehört eben auch, beim Einkauf genügend Zeit einzuplanen, damit man den kindlichen Balancier-Wünschen auch nachgeben kann.

So dem Gleichgewichtssinn der Kinder helfen

Eltern können den Gleichgewichtssinn ihrer Kinder fördern, indem sie möglichst viele attraktive Bewegungsanreize anbieten: Roller, Laufräder, Trampoline - später auch Einräder, Fahrräder, Pezzibälle oder Pedalos sind dafür ideal und werden von Sportmedizinern empfohlen. Besonders Laufräder sind ideal fürs Gleichgewichtstraining. Die vierjährige Liva ist schon mit knapp zwei Jahren mit ihrem pinkfarbenen Laufrad losgeprescht und konnte zwei Jahre später problemlos aufs Fahrrad umsteigen - „sofort ohne Stützräder“, wie sie immer stolz betont. Aber auch ein einfacher Kinderball erfüllt seinen Zweck. Sehr gut sind im Übrigen einfache Purzelbäume, weil durch die Überkopfposition das Gleichgewichtsorgan besonders stimuliert wird. Einen sicheren „Auftritt“ im Sinne von Selbstbewusstsein haben nicht nur die Kinder, die von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt sind, sondern auch jene, die sich gut im Raum und in der Umgebung zurechtfinden. Möglicherweise sind Jungs dabei im Vorteil, sie raufen, purzeln und rangeln meist viel mehr als Mädchen und entwickeln so tendenziell ein besseres räumliches Denken. Die Vermutung, dass sie deshalb auch besser in Mathe sind - oder besser mit dem Bobbycar einparken können - liegt nahe, ist aber nicht erwiesen. Ebenso die Annahme, dass es dann auch mit der Rechtschreibung besser klappt: „Es ist schwierig, die Einzelwirkung des Gleichgewichtssinns herauszufiltern, denn alles hängt mit allem zusammen“, sagt Hartmut Kasten.

Bildquelle: Thinkstock