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Zerreißprobe

Ich würde nie wieder stillen – daran liegt's!

Stillen? Nie wieder.
Warum Stillen nicht das Allerwichtigste ist (© Getty/undefined undefined)

Ja, ich weiß: Stillen ist das Beste fürs Baby. Warum ich diesen Satz nicht mehr hören kann? Weil Flaschenmamas genauso sehr das Beste für ihr Baby wollen wie stillende. Und wer fragt nach der Geburt eigentlich, was das Beste für die Mama ist? Mich hat das niemand gefragt und deshalb wurde das Stillen für mich zur absoluten Qual. Ich habe ein Fläschchen- und ein Still-Baby groß gekriegt und nach beiden Erfahrungen ist für mich klar: Ich würde nie wieder stillen!

Direkt nach der Geburt fordert uns das Baby: Für gesunde Neugeborene, die sofort zu ihren Eltern dürfen, ist Bonding jetzt das Schönste. Und schon bald steht dann der erste Hunger an. Für viele Mamas ist klar: sie möchten ihr Baby stillen. So war das bei mir auch. Immerhin stärkt das Stillen Babys Immunsystem, das Kolostrum bildet einen Infektionsschutz, beugt Allergien vor, fördert die Bindung und und und… die Wissenschaft wird nicht müde zu betonten, welche positiven Auswirkungen das Stillen auf Babys hat. Und auf Mütter?

Wenn das Stillen zur Zerreißprobe wird

Für mich bedeutete Stillen ein schreiendes, unzufriedenes Baby, wunde Brustwarzen, Schmerzen überall, Stress, keine Chance, sich von der anstrengenden Geburt zu erholen – das volle Programm. Hätte ich geahnt, dass im Wochenbett anstatt wohliger Wogen des Kuschelns ein Tornado aus Milchstaus, Quarkwickeln, Kohlblättern, Heilwolle, Antibiotika, Milchpumpen-Equipment und literweise Salbeitee auf mich zurast, hätte ich mich eher davor geschützt.

Alles riskieren für Babys Ernährung?

Aber nach meiner ersten Geburt fehlte mir natürlich jegliches Selbstbewusstsein, um auf mein Bauchgefühl zu hören. Stattdessen wurde der ständige Gedanke „Stillen ist das Beste für mein Kind“ zur absoluten Qual. Ich habe wirklich alles versucht, um meiner Vorstellung von einer super Still-Mami zu entsprechen: Ich hatte Stillberaterinnen und eine Hightech-Milchpumpe an meiner Seite, aber mein Baby wollte einfach nicht andocken. Es blieb die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird. Wurde es aber nicht…

Gesine Engels-Krone

Ich hasste es, mein Baby zu stillen

Während andere Mamas schwärmten „Ich liebe das Stillen. Es ist ja so easy!“ regten sich zwei Stimmen in mir: Unverständnis: „Wie kann sie das Stillen nur mögen?“ Auf der anderen Seite der Neid & das permanente schlechte Gewissen meinem Baby gegenüber, weil ich das Stillen nie wirklich gefühlt habe: „Bin ich eine schlechte Mutter, weil ich es hasse?“

Gesine Engels-Krone
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Bin ich eine Versagerin, nur weil ich nicht stille?

„Gut gemeinte“ Mails mit Tipps zum richtigen Anlegen, „Du musst einfach Durchhalten“ oder, schlimmer noch, Schwiegermutter-Kommentare wie „Faszinierend, wie die Natur es eingerichtet hat, dass es mit dem Stillen nach der Geburt ‚einfach so‘ klappt“ haben das Gefühl in mir, eine totale Versagerin zu sein, bestärkt. Bei mir hat es nicht ‚einfach so‘ geklappt – bin ich wider die Natur? Bitte überlasst die Ratschläge den Profis. Und haltet euch damit zurück, solltet ihr nicht zufällig Stillberaterin sein.

Du suchst gerade Hilfe, damit es mit dem Stillen klappt? Wende dich an eine zertifizierte Stillberaterin in deiner Nähe.

Warum klappt es nicht mit dem Stillen?

Oft steckt tatsächlich eine falsche Beratung hinter Stillproblemen. Ich wurde z. B. im Krankenhaus dazu gedrängt, dringend alle 3 Stunden abzupumpen, sonst hätte ich schon bald nicht mehr genug Milch. Weil ich alles richtig machen wollte (Spoiler Alert: Ist als Mama gar nicht möglich!), stellte ich mir den Wecker auf die Minute genau. Gerade eingenickt? PIEP! Gerade das Baby beruhigt? PIEP! Es ist mitten in der Nacht? PIEP, egal… und wieder ran an die Pumpe.

Das Resultat? Nach einer Woche hatte ich viiiiel zu viel Milch, mein Körper war mit der Produktion komplett überfordert und hat schlapp gemacht. Ich war mit einer schweren Mastitis und Kindbettfieber zurück im Krankenhaus. Trotzdem meldeten sich wieder die Schuldgefühle: als ich das erste Mal Pre-Nahrung fütterte, habe ich verzweifelt geweint. Schade ich jetzt meinem Baby? Dafür riskierte ich für das Stillen das Wichtigste: meine eigene Gesundheit. Irgendwann beschlich mich der Gedanke, dass es das vielleicht nicht wert ist...

Das Beste für (m)ein Baby ist eine gesunde Mama.

Fläschchen-Nahrung hat auch Vorteile

Nach einer zweiten schweren Infektion war mein Entschluss gefasst: Ich würde nicht mehr Abpumpen und mein Baby wird keine Muttermilch mehr bekommen; kann auch nicht sooo gesund sein mit den tonnenweise eingeworfenen Antibiotika. Von da an stand Pre-Nahrung auf Babys Speiseplan. Ein Felsbrocken fiel von meinen verspannten Schultern. Ab dem Moment ging es bergauf. Und das Tollste: Mein Mann konnte jetzt das Füttern übernehmen und mir wichtige Pausen (und vor allem Schlafphasen) verschaffen, die für meine Erholung so wichtig waren.

Meine Erkenntnis: Das Wichtigste nach der Geburt ist nicht das Stillen, sondern Erholung.
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Gesine Engels-Krone

Pre-Nahrung ist kein Gift!

Versteht mich nicht falsch: Ich möchte das Stillen nicht schlecht reden. Es ist toll, wenn es von Vornherein klappt. Ich wünsche mir aber, dass mehr Frauen den Mut dazu haben, ohne schlechtes Gewissen auf ihr Bauchgefühl zu hören. Und an alle (angehenden) Flaschenmamas: Milchnahrung für Babys unterliegt sehr strengen Kontrollen und Auflagen.

Gesine Engels-Krone

Diese Information hätte ich mir nach der Geburt gewünscht, als meine Gedanken Tag und Nacht nur ums Stillen kreisten, anstatt verliebt mein Baby anzugucken.

Beim zweiten Mal hat‘s geklappt – aber nicht so wie erträumt

Noch heute verursacht allein der Gedanke an den Pumpsound bei mir einen Schauer des Grauens. Trotzdem wollte ich es nach der Geburt meines zweiten Babys allen beweisen: Ich kann auch stillen, ohne Pumpe! Also entband ich in einer stillfreundlichen Klinik und anfangs schien alles gut zu laufen – vor allem die Milch. Davon hatte ich schnell wieder zu viel und auch wenn das auf Mamas mit zu wenig Milch vielleicht wie ein „Luxusproblem“ wirkt – nein, auch zu viel Milch kann den Körper stark belasten.

Was folgte war eine 14-monatige Stillzeit mit Stillhütchen, die wir nicht mehr losgeworden sind, Brust- und Mundsoor, zwei Brustentzündungen und mindestens einem Milchstau pro Monat! Fotoshooting fürs Baby? Milchstau. Gemütliche Weihnachtsfeier mit der Familie? Milchstau. Am Türrahmen gestoßen? Milchstau. Echt schlimm.

Gesine Engels-Krone

Hört auf euren Körper

Heute bin ich stolz darauf, dass ich es doch „geschafft“ habe zu Stillen, für mich die sportlichste Leistung, die mein Körper je vollbracht hat. Aber wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stünde: Ich würde definitiv nicht mehr stillen! Sondern mich auf das konzentrieren, was nach der Geburt das Allerwichtigste ist: Und das ist nicht das Stillen. Sondern Erholung und Kuscheln. Das geht auch mit Fläschchen in der Hand, versprochen.

Nicht jede Frau ist für das Stillen gemacht. Habt Mut und hört auf euer Bauchgefühl und die anderen Signale eures Körpers. Er spielt die Hauptrolle!

Gesine Engels-Krone
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Am Ende der Stillzeit ist da ja auch noch das Thema Abstillen. Meine persönliche Abstill-Geschichte erzähle ich euch gerne ein anderes Mal. Wenn ihr gerade Tipps zum Abstillen braucht, lest hier:

Beikost-Quiz: Was weißt du über BLW, Brei und Co.?

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