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A little respect

"Ich möchte nicht stillen und wie mich diese Entscheidung geprägt hat"

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Mütter geben so ziemlich alles für ihr Kind. Viele natürlich auch die Brust. Aber Mama Tatjana war sich schon während der Schwangerschaft sicher: Ich möchte nicht stillen. Bei uns erzählt sie von ihren Gründen für diese Entscheidung und wie schwer es war, dazu zu stehen.

Schon in der Schwangerschaft ist klar: Ich möchte nicht stillen

30. Schwangerschaftswoche
Langsam, aber sicher rückt die Geburt näher, die Vorstellung von einem, meinem Leben mit Baby nimmt von Tag zu Tag mehr Gestalt an. Juhu, ich freue mich darauf! Aber je länger ich darüber nachdenke, wie das wohl sein wird, mein Leben als Mama eines neugeborenen Winzlings, umso klarer wird mir eines: Ich möchte nicht stillen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich. Möchte. Mein. Kind. Nicht. Stillen.

Bislang weiß nur mein Mann davon. Irgendwie ahne ich schon, dieser Entschluss wird mich noch einige Nerven kosten. Ich höre alle Mit-Mamas, Schwieger-Mamas und Besserwisser-Mamas durcheinander rufen "Aber Stillen ist doch das Beste fürs Kind!", "Willst Du es nicht wenigstens versuchen?", "Warum tust du deinem Kind DAS an?". Ein Glück, mein Mann hält sich mit Kommentaren zurück und überlässt mir die Entscheidung.

34. Schwangerschaftswoche
Es kam wie es kommen musste: Beim Plauderstündchen nach der Schwangerschaftsvorbereitung sprachen wir übers Stillen. Mein erster Auftritt als "Still-Verweigerin" war gekommen: "Ich werde meinen Sohn nicht stillen." Schweigen. Gerunzelte Augenbrauen. Dann ging es los. "Warum denn nicht?", "Ich finde, das total egoistisch von dir!". Die Frage "Warum kriegst du dann überhaupt ein Kind?" war der schmerzhafte Höhepunkt.

Ich versuchte den fünf anderen Bald-Mamas zu erklären, was sich für mich so schlüssig anfühlte: Nach so vielen Schwangerschaftsmonaten voller Vorsicht und Verzicht will ich meinen Körper und ein kleines Stückchen meines alten Lebens zurück. Ich will wieder hübsche BHs tragen. Und ich finde die Vorstellung furchtbar, dass jemand an meiner Brust nuckelt, zieht und schmatzt, zu jeder Tages- und Nachtzeit.

"Ich will nicht stillen": Was ich im Krankenhaus erlebt habe

Zwei Tage nach der Entbindung
Erik ist da. Gesund, fröhlich und zuckersüß! Und jetzt schon ein wahrer Meister im Fläschchen trinken. Der Preis dafür hat es in sich: Die Hebamme auf der Station spricht nicht mehr mit mir. Für sie bin ich nur noch die egoistische Frau aus Zimmer 3, die ihrem Kind das Glück des Stillens verwehrt.

Dafür scheint mich meine Bettnachbarin um mein Flaschenkind zu beneiden, denn sie ist leider richtig im Stress: Erst Schmerzen beim Stillen, dann nicht genug Milch, Abpumpen, zum Kühlschrank rennen, Milch aufwärmen, zufüttern. Ihr kleiner Sohn schreit viel und trinkt schlecht.

"Du hast doch nur Angst vor einem Hängebusen!"

Vier Wochen nach Eriks Geburt
Ich bin glücklich! Mein neues Leben mit meinem wunderbaren Sohn ist großartig! Und: Ich bin genervt. Das Thema Nicht-Stillen-Wollen verfolgt mich, ohne Unterlass Fragen, Kommentare, Vorurteile, Unterstellungen in meine Richtung. Hier meine Top Five:

"Stillen ist doch so gesund!" – Stimmt, Stillen ist gesund! Für das Baby und die Mama. Aber Stillen ist nur gut, wenn beide sich dabei wohlfühlen. Wenn die Mutter sich überwinden muss, ist niemandem geholfen.
"Warum pumpst du nicht ab?" – Abpumpen? Bitte nicht, ich bin doch keine Milchkuh!
"Du hast doch nur Angst vor einem Hängebusen!" – Nein, habe ich nicht. Zumal bewiesen ist, dass die Schwangerschaft dafür verantwortlich ist, dass sich die Brust eventuell verändert und nicht das Stillen.
"Wer sein Kind nicht stillt, handelt fahrlässig und egoistisch." Kann sein. Mein Kind hat aber mehr von einer glücklichen Mutter, als von einer unglücklichen, die sich zum Stillen zwingen muss.
"Dein Kind bekommt viel zu wenig Nähe und Liebe, wenn du es nicht stillst!" Ach was. Erik schläft bei uns im Familienbett. Und beim Fläschchengeben wechseln wir uns ab, halten ihn dabei im Arm, kuscheln danach mit ihm. Das ist aus meiner Sicht allemal besser als Stillen und dabei Fernsehen, wie es nicht wenige meiner Bekannten machen ...

Babyfläschchen: 8 Fragen und Antworten

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Liebe ich mein Kind weniger, bloß weil ich nicht stille?

Immer wieder bin ich kurz davor, die Geschichte ein kleines bisschen anders zu erzählen. "Ich würde ja so gerne stillen, aber bei mir klappt es leider, leider nicht." Dazu ein trauriges Gesicht. Schwupp, schon wäre ich aus dem Schneider. Bekäme sicher auch ungefragt Millionen gut gemeinter Tipps. Dazu aber auch eine Portion Mitleid, weil es einfach nicht klappen will, das Stillen. Aber schlussendlich bleibe ich doch bei der Wahrheit.

Die zwingt mich aber immer wieder zu Rechtfertigungen. Ich bin doch keine schlechtere Mama, bloß weil ich meinem Kind das Fläschchen gebe! Ich liebe meinen Sohn über alles! Und es kann doch nicht sein, dass im 21. Jahrhundert Mütter nicht frei entscheiden dürfen, wie sie ihr Kind ernähren.

Ich wünsche mir mehr Toleranz unter Müttern

Fünf Monate nach Eriks Geburt hat sich das Thema Stillen (endlich) erledigt. Jetzt drehen sich die Gespräche um den besten Zeitpunkt für den ersten Brei und die Frage "Karotte oder Pastinake?". Heimspiel. Da kann ich mitreden.

Aber ganz ehrlich: Ich bin durch die (Nicht-)Still-Hölle gegangen und jetzt etwas vorsichtiger geworden. Denn es gibt einfach viel zu viele Themen, die vor allem uns Mütter in "gut" und "böse" trennen: Impfen. Kita-Start. Vollzeit-Arbeiten. Babytrage. Schnuller. Familienbett. Da müssen wir doch was ändern. Auf meinen Weihnachtswunschzettel werde ich diese Jahr auf jeden Fall ganz dick und fett schreiben "Ich wünsche mir mehr Respekt und Toleranz unter Müttern". Nicht nur beim Thema Stillen. Schließlich sitzen wir doch alle im gleichen Boot und müssen zusammenhalten. Oder was meint ihr?

Klar, nicht nur beim Thema Babynahrung gibt es viele verschiedene Wege. Das gleiche gilt auch fürs Wickeln. Wir haben hier aber ein paar wichtige Tipps, die euch und eurem Baby die tägliche Routine erleichtern:

Babys richtig wickeln: Die 5 besten Tipps Abonniere uns
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Beikost-Quiz: Was weißt du über BLW, Brei und Co.?

Bildquelle: iStock / Getty Images Plus / Liderina

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