Während heute Instagram-taugliche Fernreisen und All-Inclusive-Resorts locken, schwelgen Boomer in Erinnerungen an ihre Inselparadiese der 80er Jahre. Damals brauchte es keinen Infinity-Pool für das perfekte Urlaubsglück – ein Campingplatz (oder eine Pension) mit Blick aufs Meer, ein Eis in der Hand und Sand zwischen den Zehen reichten völlig aus. Lasst uns gemeinsam auf eine nostalgische Reise zu den vergessenen Urlaubsperlen gehen!
Die 80er Jahre waren eine besondere Zeit für Familienurlaube. Ohne Smartphones und soziale Medien konzentrierte man sich auf das echte Erleben – auf Sandburgenbauen, Muschelsammeln und gemeinsame Abende beim Kartenspiel. Die Urlaubsinseln dieser Zeit hatten ihren ganz eigenen Charme, der heute oft in Vergessenheit gerät. Dabei waren sie die Hotspots ihrer Zeit, die Sehnsuchtsorte einer ganzen Generation, die heute mit einem liebevollen Lächeln an die Ferien von damals zurückdenkt.
1. Elba & Ischia: Die italienischen Trauminseln ohne Instagram-Filter
Lange bevor Influencer die perfekten Bildwinkel für Capri und Sardinien entdeckten, waren Elba und Ischia die wahren Stars unter Italiens Inseln. Mit nur 224 Quadratkilometern vereinte Elba alles, was das Urlauberherz begehrte: malerische Strände, pittoreske Bergdörfer und eine faszinierende Geschichte rund um Napoleon. Wer in den 80ern hierher kam, erlebte Italien in seiner authentischsten Form – ohne Touristenmassen und überteuerte Strandbars.
Ischia, die größere Schwester im Golf von Neapel, lockte derweil mit seinen Thermalquellen und dem berühmten "Poseidon-Garten" – ein Paradies für gesundheitsbewusste Urlauber, lange bevor Wellness zum Trend wurde. Hier traf man auf deutsche Familien, die sich nach dem Thermalbad stolz mit Lehmmasken fotografieren ließen – ein analoges Selfie der besonderen Art!
2. Rügen & Usedom: Als der Osten noch exotisch war
Während heute Usedom als "Badewanne Berlins" gilt und Rügen fest in der Hand von Wellnessurlaubern ist, waren die beiden Ostseeinseln in den 80ern noch ein Mysterium – zumindest für Westdeutsche. Für DDR-Bürger hingegen waren sie das Nonplusultra des Urlaubsglücks, wenn man denn einen der begehrten Ferienplätze ergattern konnte.
Usedom, die "sonnigste Insel Deutschlands" mit durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden im Jahr, war besonders bei Familien beliebt. Die 40 Kilometer langen traumhaften Strände boten genug Platz für alle, und die traditionellen Seebäder mit ihrer Bäderarchitektur versprühten einen Hauch von Eleganz – ganz ohne den heutigen Luxus-Tourismus.
3. Krk & Rab: Jugoslawiens Perlen vor dem Balkankrieg
"Jugoslawien? Da fährt man doch nicht hin!" Diese Reaktion bekommen heute viele, die ihren Urlaub in Kroatien planen. In den 80ern war das noch ganz anders: Die jugoslawischen Inseln Krk und Rab waren absolute Trendziele für abenteuerlustige Familien aus Deutschland, Österreich und Italien.
Mit dem vollgepackten Kombi ging es über den Loiblpass, vorbei an strengen Grenzkontrollen, bis man endlich die Adria erblickte. Krk, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden, war besonders bei Campern beliebt. Die Insel bot kristallklares Wasser, günstige Preise und eine exotische Kultur – ein Hauch von Abenteuer, aber nicht zu weit von zu Hause entfernt.
Rab, die "glückliche Insel", wie sie die Römer nannten, war etwas exklusiver, mit ihren mittelalterlichen Städtchen und versteckten Buchten. Hier trafen sich Familien, die etwas mehr Komfort suchten, aber trotzdem das authentische Jugoslawien erleben wollten – lange bevor der Balkankrieg die Region zerriss und den Tourismus für Jahre zum Erliegen brachte.
Ich habe viele Sommer auf dem Campingplatz in Jugoslawien (heute Kroatien) verbracht und dort unter anderem Schaukeln und Fahrradfahren gelernt. Als ich als Erwachsene mit meinen Kindern wieder dort war, sind so viele Erinnerungen hochgekommen – darunter auch einer der prägendsten (Dank Narbe am Zeh) Momente, mein Zusammenstoß mit einer Feuerqualle. Das blieb meinen Kindern (bisher) glücklicherweise erspart. Freunde meiner Eltern urlaubten sogar in Jugoslawien als gerade der Krieg ausbrach und mussten mit ihrem Wohnwagen zusammen mit anderen deutschen Urlaubern mit Militäreskorte evakuiert werden.
4. Île de Ré & Île d'Oléron: Frankreichs Atlantikschätze ohne Glamour
Während heute die Côte d'Azur mit Saint-Tropez und Cannes für Glanz und Glamour steht, waren in den 80ern die Atlantikinseln Île de Ré und Île d'Oléron die wahren Geheimtipps für Frankreich-Liebhaber. Hier traf man auf Familien, die Authentizität statt Schickimicki suchten.
Die Île de Ré, das "Königreich der Fahrräder", verzauberte mit weißen Häusern, grünen Fensterläden und einem Netz aus Radwegen, auf denen man die gesamte Insel erkunden konnte. Lange bevor Hipster den Vintage-Look für sich entdeckten, war hier alles natürlich und unaufgeregt schön.
Die größere Île d'Oléron lockte mit endlosen Stränden, Pinienwäldern und dem berühmten Leuchtturm von Chassiron. Hier konnte man stundenlang Muscheln sammeln, durch Austernfarmen spazieren (und sie essen, ohne arm zu werden) oder einfach die Seele baumeln lassen – ganz ohne den Druck, ständig neue Attraktionen abhaken zu müssen.
5. Föhr & Amrum: Die nordfriesischen Perlen jenseits des Massentourismus
Während heute Sylt als "Hamptons Deutschlands" gilt, waren in den 80ern die kleineren nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum die wahren Schätze für Kenner. Hier traf man auf Familien, die Ruhe, Natur und friesische Gemütlichkeit suchten.
Föhr, liebevoll als "Friesische Karibik" bezeichnet, verzauberte mit seinen weißen Sandstränden, der grünen Natur und dem milden Seeklima. Die traditionellen Friesenhäuser mit Reetdach prägten das Bild der Dörfer, während die Hauptstadt Wyk mit ihrer Promenade zum Flanieren einlud.
Amrum, die Nachbarinsel mit dem breitesten Strand Europas, dem "Kniepsand", war noch ursprünglicher. Hier konnte man stundenlang am Strand spazieren, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Die Dünenlandschaft und der markante Leuchtturm boten perfekte Fotomotive für den Familienfilm – lange bevor digitale Kameras endlose Schnappschüsse ermöglichten.
Warum die Boomer diese Inseln so liebten – eine Frage der Entschleunigung
Was machte diese Inseln in den 80ern so besonders? Es war die perfekte Mischung aus Abenteuer und Sicherheit, aus Exotik und Vertrautheit. Man konnte fremde Kulturen erleben, ohne sich allzu weit von zu Hause zu entfernen. Die Urlaubsfotos im Fotoalbum zeigten keine perfekt inszenierten Momente, sondern echte Erinnerungen – mit Daumen im Bild, schiefen Horizonten und ehrlichen Lächeln.
Die Boomer-Generation verbindet mit diesen Inseln Erinnerungen an eine Zeit, in der Urlaub noch etwas Besonderes war – kein selbstverständliches Recht, sondern ein hart erarbeitetes Privileg. Man sparte das ganze Jahr, um zwei Wochen am Meer verbringen zu können, und genoss jeden einzelnen Tag in vollen Zügen.
Warum diese Inseln heute fast vergessen sind – und warum sie ein Comeback verdienen
Warum sind diese einst so beliebten Urlaubsinseln heute fast in Vergessenheit geraten? Zum einen hat die Globalisierung dazu geführt, dass Fernreisen erschwinglich wurden. Warum nach Föhr fahren, wenn man für ähnliches Geld nach Thailand fliegen kann? Zum anderen haben sich die Ansprüche verändert: Heute erwarten viele Urlauber WLAN, Klimaanlage und Unterhaltungsprogramm – Dinge, die auf den traditionellen Inseln nicht immer selbstverständlich sind.
Doch vielleicht ist gerade jetzt die Zeit für ein Comeback dieser vergessenen Perlen gekommen. In einer Welt, die von Reizüberflutung, ständiger Erreichbarkeit und Leistungsdruck geprägt ist, sehnen sich immer mehr Menschen nach Entschleunigung, Authentizität und echten Erlebnissen – genau das, was diese Inseln zu bieten haben.
Inselnostalgie: Warum uns die Erinnerungen nicht loslassen
Die Erinnerungen an diese Inseln sind für viele Boomer mehr als nur Urlaubsfotos – sie sind Zeitkapseln einer sorglosen Ära. Sie erinnern an eine Zeit, in der man noch ohne Navigationssystem in den Urlaub fuhr, mit einer zerknitterten Landkarte auf dem Beifahrersitz. An eine Zeit, in der man Postkarten statt WhatsApp-Nachrichten schrieb und in der das größte Abenteuer darin bestand, sich auf dem Campingplatz mit Kindern aus anderen Ländern anzufreunden, ohne ein Wort ihrer Sprache zu verstehen.
Diese Inseln haben Generationen geprägt und Familiengeschichten geschrieben. Sie haben uns gelehrt, dass Glück nicht in Luxus und Perfektion liegt, sondern in gemeinsamen Momenten, einfachen Freuden und der Fähigkeit, das Hier und Jetzt zu genießen. Vielleicht ist es an der Zeit, diese Lektion wiederzuentdecken – und mit unseren Kindern und Enkeln die vergessenen Perlen neu zu erleben.










