Immer mehr von uns Eltern haben die Möglichkeit, flexibel im Homeoffice zu arbeiten, um bei Krankheiten, Kitaschließungen und außerhalb der Schulzeiten unsere Kinder zu betreuen. Besonders in Zeiten von Corona, wenn überall Ausnahmezustand herrscht, bleiben Stress und Panik für uns Familien dabei nicht aus. Deshalb so gut es geht: Cool bleiben und organisieren! Hier ist unser Homeoffice-mit-Kind-Guide mit allen Basics, gepaart mit jeder Menge Alltagserfahrung, frisch aus dem familie.de-Homeoffice!
So viel ist positiv: Im Homeoffice sparen wir an Wegzeiten, Fahrtkosten und Nerven, die die Organisation einer Notbetreuung oft mit sich bringt. Und dennoch ist Chaos vorprogrammiert, wenn wir mit Kids zuhause arbeiten! Ganz davon zu schweigen, dass es gar nicht so leicht ist, im Homeoffice alles direkt zum Laufen zu bringen, um auch reibungslos zu starten (während der Nachwuchs schon nach Mittagessen verlangt.)
1. Rechte und Pflichten im Homeoffice kennen
Rechtlich steht nicht jedem die Arbeit im Homeoffice zu und unterliegt der Diskretion des Arbeitgebers. Da viele Unternehmen aber auf Cloud-Services, Video-Konferenzen und Chat-Dienste umstellen, werden sie auch beim Thema Homeoffice flexibler. Deshalb: Nicht einfach zuhause bleiben, sondern die Optionen zeitnah mit dem Chef besprechen. Das gilt übrigens auch jetzt in Zeiten von Corona. Solange der Bürobetrieb läuft, ist Homeoffice nicht selbstverständlich. Umgekehrt kann euch auch niemand zum Homeoffice zwingen. Beides gilt aber nicht mehr, wenn ein Verdachtsfall oder eine Infizierung im Büro bestätigt wurde. Dann kann (und sollte) euer Chef verordnen, dass alle zuhause bleiben.
Rechtliches und Versicherung im Homeoffice
Im Homeoffice seid ihr über die gesetzliche Unfallversicherung versichert. Allerdings gelten nur Wege ab der Haustür, die ins Büro oder zu Kunden führen, als Wegeunfall. Bei Gängen in ein anderes Zimmer, zum Schreibtisch, zur Toilette oder beim Kaffee holen aus der Küche z. B. seid ihr nicht versichert.
Arbeitsschutzgesetz und Arbeitsstättenverordnung gelten auch im Homeoffice. Das heißt, euer Arbeitgeber muss z. B. sicherstellen, dass eure Gesundheit am Arbeitsplatz zuhause nicht gefährdet ist. Gleichzeitig gelten eure Vertraulichkeitspflichten, was Betriebsinternes und Kundendaten angeht.
2. Arbeitsplatz einrichten: Geräte, Software und Möbel
Einfach aufs Sofa und los? Schön wär's! Gerade, wenn ihr das erste Mal im Homeoffice arbeitet, ist eine Checkliste sinnvoll, sodass ihr direkt starten könnt und euch nicht mit Kleinigkeiten aufhaltet, die dann doch noch fehlen. Per Arbeitsstättenverordnung ist euer Arbeitgeber dazu verpflichtet, euch technisch auszustatten, sodass ihr reibungslos eurem Job nachgehen könnt. Ein Minimum ist hier der (Arbeits-)Laptop inklusive Software, ggf. kommen Smartphone, Desktopmonitor und weitere Hilfsmittel hinzu. Manchmal reicht auch die Genehmigung, Privatgeräte zu nutzen. Nutzt unsere Checkliste, denn: VPNs, unterbrochene Videokonferenzen und verlegte Log-ins sind echte Zeitfresser und können an den Nerven zehren, weil kostbare Stunden verstreichen.
Unsere Checkliste für Geräte, Software und Zugänge
- Laptop, ggf. PC, Smartphone
- Reibungslose private Internetverbindung
- VPN-Zugang und IT-Anleitung zur Verwendung
- Installation aller nötigen Programme
- Log-ins zu internen Chats, E Mail, Programmen und Datenbanken
- Wichtige Nummern: euer Internet Provider, IT, Vorgesetzter, HR
Möbel: Natürlich müsst ihr nicht immer am Schreibtisch arbeiten, aber ergonomisch sollte euer Arbeitsplatz im Homeoffice trotzdem sein. Ein guter (Schreibtisch-) Stuhl und ein Tisch auf richtiger Höhe sowie ausreichende Beleuchtung sind wichtig – besonders bei langfristigem Homeoffice. Habt ihr keinen Schreibtischstuhl, Extensionkabel etc. kann euch der Arbeitgeber ggf. diese Dinge bereitstellen.
Hier unsere Liste an Homeoffice-Helfern, die sich jetzt lohnen:
- Ergonomisches Sitzkissen: Entlastet auch auf dem Küchenstuhl oder Sofa den Rücken. Wenn ihr als Eltern in Schichten arbeitet, könnt ihr es abwechselnd benutzen. Auch in der Schwangerschaft super! Wir haben das Feela Sitzkissen, ca. 33 € (Amazon).
- Ballkissen: Orthopädisches Gymnastikkissen zur Entlastung des Rückens beim Sitzen, für schnelle Gynmastik zwischendurch oder: als Sportgerät schon für die Kleinsten! Je nach Größe gibt es das Togu Ballkissen ab rund 30 € (Amazon).
- Noise Cancelling Kopfhörer: Bluetooth-In-Ears mit Headset (z. B. Luvfun, rund 40 €, Amazon) sind schnell eingesteckt und ihr seid auch im Homeoffice mobil. Funktioniert also auch beim Snack-Zubereiten, Baby schunkeln, Katze füttern.
- Bürostuhl: Falls ihr auf die Schnelle eine Ausrüstung braucht: der hübsche Ikea Ljangfäll (rund 120 €) passt auch nach dem Homeoffice gut zur Wohnzimmereinrichtung. Klassisch ist auch der Topstar Stuhl (rund 140 €, Amazon), derzeit noch relativ schnell bei euch!
3. Gutes Zeitmanagement
Zuhause arbeiten ist nicht immer entspannter als im Büro: Da ist die volle Spüle, hier der Wäschekorb … einen klaren Fokus zu bewahren, ist also wichtig. Wir Eltern haben alle unseren eigenen Weg, den Alltag zu strukturieren. Nutzt den auch fürs Homeoffice! Neben Kalender-Apps, Remindern und Extensions wie Boomerang sind auch Time-Management-Programme wie Trello super, um den (Arbeits-)Tag klar aufzuteilen. So hat alles sein Zeitfenster – und hört auf, in eurem Hinterkopf herumzugeistern.
4. Produktivität erhöhen
Neben gutem Zeitmanagement gibt es viele Möglichkeiten, um zuhause besonders produktiv zu arbeiten: Feste Arbeitszeiten, eure gewohnte Bürokleidung und ein ruhiger Ort sind ideale Helfer. Da wir Eltern ja meist zu privaten oder wie jetzt öffentlichen Krisenzeiten zuhause arbeiten, ist Letzteres fast undenkbar. Deshalb unser Tipp: Bleibt spontan und flexibel! Statt verschlossener Türen ist es sinnvoll, eure Kids in den ungewohnten Arbeitsalltag zu integrieren: Das fiebernde Baby im Tragetuch, das unruhige Kleinkind spielt unter dem Schreibtisch, das Schulkind sitzt neben euch auf der Couch und zockt. So seid ihr für eure Kids immer erreichbar. Kopfhörer und tolle Beschäftigungsmöglichkeiten für die Mäuse sind Lebensretter.
5. Kontakte richtig pflegen
Homeoffice ist toll, kann aber auf Dauer ganz schön isolieren. Deshalb ist es wichtig, über Chats, E-Mails und Anrufe die Kontakte zu den Kollegen zu halten. Wichtig: Bei schriftlichen Nachrichten ist es schwieriger, den richtigen Ton zu treffen und auch zu erkennen. Achtet deshalb auf Höflichkeit, Diskretion und versucht, einen Unterton zu vermeiden. Wenn es um Kritik oder wichtige Besprechungen geht, ist ein kurzer Call oft besser, um Missverständnissen vorzubeugen. Zur guten Kommunikation gehört auch, Kollegen, Chefs und Partner über eure An- und Abwesenheitszeiten zu informieren. Und: Gemeinsames Lachen verbindet! Teilt also auch gerne mal, wenn etwas nicht so gut läuft. So wissen die Kollegen, was bei euch los ist, und ihr baut gleichzeitig die Distanz etwas ab.
6. Fit bleiben
Gegenüber dem Arbeiten im Büro hat Homeoffice einen Nachteil: Wir sind weniger gezwungen, uns zu bewegen. Schnell von Meeting zu Meeting flitzen, zum Bäcker um die Ecke, beim Kollegen im dritten Stock nachfragen ... trotz Schreibtischarbeit sind wir im Büro häufig unterwegs. Im Homeoffice ist das anders. Auch die Toilette ist (meist) viel näher, der morgendliche Sprint zur U-Bahn oder die Fahrradfahrt zur Kita entfällt. Zwar haben wir Eltern es etwas besser, denn schließlich bleiben uns noch genügend Aufgaben im Haushalt erhalten, die Kids wollen gefüttert, ggf. in den Schlaf geschunkelt oder mit einer kleinen Fußball-Einlage bespaßt werden. Trotzdem ist es wichtig, regelmäßig aufzustehen. Mindestens einmal pro Stunde sollte es sein! Hier ein paar Übungen, die leicht für Zuhause abwandelbar sind:
7. Regelmäßig Pausen einlegen
Nein, damit sind nicht (nur) süße Katzenvideos auf Youtube gemeint. Zuhause verschieben sich schnell die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit, schließlich können wir schon beim Frühstück unsere Mails checken, beim Report schreiben schnell die nächste U-Untersuchung buchen. So vergeht nicht selten ein ganzer Tag an Laptop und Handy, an dem wir nie so voll abschalten wie beim Plausch mit den Kollegen am Imbiss. Deshalb: Pausen sind wichtig, sowohl für unsere Produktivität als auch unser Wohlbefinden. Und beides brauchen wir, um das Spagat zwischen Familie und Job zu meistern. Ganz klar erlaubt: Kuscheleinheiten mit dem Nachwuchs, eine runde um den Block drehen, schnell den Hund rausbringen.
8. Mahlzeiten planen
Kein Muss, aber spart jede Menge Zeit und Nerven: Meal Planning! Nein, wir sprechen nicht von Pinterest-perfekten Kreationen. Meal Planning heißt nur, dass ihr nicht jede Mahlzeit einzeln planen müsst. So habt ihr mehr Platz im Kopf und fertiges Essen im Kühlschrank! Das geht auch fast ohne Vorbereitung: Früh schon Obst und Gemüse für mittag und Snacks mit schnippeln, beim Kochen, wenn möglich die doppelte Menge zubereiten und Reste einfrieren, gleichzeitig ein zweites Gericht mit ähnlichen Zutaten im Slowcooker kochen und einfrieren, am Vorabend schon Frühstücksschüsseln rausstellen … macht es so und ohne Druck, wie es in euren Alltag passt. Ganz ohne stundenlanges Vorbereiten!
Unsere liebsten Küchenhelfer im Homeoffice:
- Schongarer: Der Original Crock-Pot (derzeit nur 50 €, Amazon), spart jede Menge Kochzeit und fasst 3-4 Portionen. Wir haben ihn fast täglich im Einsatz!
- Gefrierbeutel: Für Apfelscheiben im Kühlschrank oder zum Einfrieren von ganzen Gerichten. Diese Redmoo Beutel sind BPA-frei und wiederverwendbar (rund 13 € für 12 Stück, Amazon).
- Stapelbares Tupperset: Lässt sich im Kühlschrank platzsparend organisieren und schnell reinigen: 9-Teile-Set von Emsa, rund 20 € (Amazon).
9. Absprechen!
Ihr arbeitet beide im Homeoffice mit Kind oder sogar mehreren Kindern um euch? Oder vielleicht ist auch ein Partner mit Kind krank und der andere arbeitet von Zuhause. Die schlechte Neuigkeit: Chaos und schlechte Laune wird es da immer mal geben. Deshalb gilt hier fast die gleiche Regel wie im Kreißsaal: Seid besonders verständnisvoll miteinander, weniger nachtragend und nehmt Ausbrüche des anderen mit mehr Humor als sonst. Ihr seid ein Team und auf eure gegenseitige Unterstützung angewiesen. Also: Teilt euch den Tag so ein, dass er für beide tragbar ist, aber bleibt flexibel, falls sich gegenseitige Bedürfnisse ändern. Wichtig ist auch, dass ihr euren Kids erklärt, wann Mama oder Papa was machen wird. Das gibt Sicherheit im Chaos.
10. Pflichten aufteilen und lockerlassen
Unser letzter Punkt zum erfolgreichen Homeoffice mit Kind: Jeder hilft mit! Es ist wahrscheinlich, dass wir Mamas unsere bisherigen Aufgaben nicht mehr alleine wuppen können, denn viele davon erledigen wir, wenn die Kids in Kita und Schule sind. Oder zu ihren Schlafenszeiten, die wir jetzt zum Arbeiten nutzen. Deshalb: Schon unsere Allerkleinsten können mit helfen. Und wer gerade von uns Eltern eine Sekunde hat, erledigt, was geht.
Wichtig ist aber besonders zu Krisenzeiten, dass wir unsere Ansprüche herunterschrauben: Alles so einfach und kurz wie möglich halten und den anderen mehr Freiräume einräumen, was die Bewältigung von Aufgaben und gewissen Entscheidungen angeht. In ein paar Wochen interessiert es niemanden mehr, dass euer Zweijähriger den Tag im Schlafanzug verbringt oder ihr abends alle Pizza-Picknick auf dem Wohnzimmerboden veranstaltet. Regeln sind da, um gebrochen zu werden, und je mehr Eigenverantwortung unsere Kids jetzt übernehmen, umso besser!
Noch mehr Tipps zum Homeoffice? Hier könnt ihr euch einen kostenlosen Corona-Guide von T3N herunterladen.
Hello! aus dem Homeoffice
Unsere Familie ist eigentlich Homeoffice-erprobt: Gebrochene Beine, Elternzeit, jegliche Kinderkrankheit unter der Sonne... und in der familie.de-Redaktion arbeiten wir sowieso alle von Zuhause. Dennoch wird es momentan zur Herausforderung, wenn unser 2,5-Jähriger wie ein Tischtennisball konstant von Mama zu Papa springt und umgekehrt. Von Mittagsschlaf trotz Übermüdung ganz zu schweigen! Keiner kommt gerade richtig zur Ruhe, jeder ist unter (Zeit-)Druck ... und dennoch geht es uns allen gut, wir haben Glück, so flexibel und sicher arbeiten zu können und die neuartigen Konflikte schweißen uns zusammen und wir lernen uns nochmal besser kennen. Dazu verbringen wir als Familie mehr Zeit zusammen, als jemals zuvor. Und schon allein das ist doch ein Geschenk! (Sehr hilfreiches Mantra.)
Bildquelle: Getty Images/Liderina