Eine Umfrage in Großbritannien zeigt, unter welchem Druck Mädchen und junge Frauen stehen. Bilder, die nicht mindestens 100 Likes bekommen, werden aus Angst vor Cybermobbing wieder gelöscht. Und nicht nur die Suche nach den Likes ist besorgniserregend.
Zwei von fünf Mädchen und jungen Frauen in Großbritannien sehen sich gezwungen, ihr Aussehen auf Fotos, die sie in sozialen Netzwerken posten, zu verändern. Der Grund dafür: Angst vor Cybermobbing – zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der britischen Organisation Girlguiding. Und in der Folge löschen die Mädchen Bilder, die nicht mindestens 100 Likes bekommen, weil sie glauben, sie sehen auf diesen nicht gut genug aus.
Umfrage unter Mädchen und jungen Frauen
Die gemeinnützige Organisation Girlguiding hatte die Umfrage unter 2186 Mädchen und Frauen zwischen elf und 21 Jahren durchgeführt. Dabei ging es auch darum, ob die Befragten sich in den sozialen Medien natürlich zeigen. Das tut aber nur knapp die Hälfte. Die anderen benutzen regelmäßig Filter und Apps, um die Fotos fürs Web zu bearbeiten.
Dass das gefährlich für das Selbstbewusstsein ist, ist auch den Umfrageteilnehmerinnen klar. So zitiert Pressetext die 15-jährige Alice, die beklagt, dass diese bearbeiteten Bilder eine Gesellschaft schaffen, "in der das Aussehen von Mädchen ihre wichtigste Eigenschaft ist".
Selbstwert ist so wichtig
Wollen wir das wirklich für unsere Kinder? Dass sie glauben, ihr Selbstwert hänge davon ab, ob die anonyme Masse sie "likeable" findet? Dass das Aussehen den Wert eines Menschen bestimmt, statt innere Werte sprechen zu lassen? Die Umfrageergebnisse sind da recht eindeutig. Nicht nur, dass Selfies mit wenig Likes gelöscht werden, 44 % der Befragten wollen überhaupt nicht, dass andere Fotos von ihnen machen, aus Angst, jemand könnte ihr Aussehen dann kritisieren.
Emotional klafft die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei den Mädchen und jungen Frauen weit auseinander. So sagen 92 % der Befragten, dass das Aussehen gar nicht wichtig ist und sich niemand deswegen Druck machen sollte. Und gleichzeitig machen sich 80 % genau diesen Druck, gut auszusehen, selbst.
Nicht nur Likes zählen
Die sozialen Netzwerke laden zum Vergleichen ein, Like-Zahlen sind zu einer Art Anerkennungswährung geworden. Aber nicht nur die. Der Cyberkriminologe Dr. Thomas Gabriel Rüdiger postete vor kurzem in seiner Instastory Schilderungen von seinen Follower*innen, nach denen manche Mädchen und junge Frauen bereits an Schulen die ihnen ungefragt zugesandten Dick-Pics, also Fotos von Penissen, als Gradmesser der Beliebtheit ansehen würden. Nach dem Motto, je mehr Dick-Pics, desto beliebter, wer keine zugeschickt bekommt, ist nicht Teil der Gruppe und soll als unattraktiv gelten.
Digitaler Narzissmus
Für Dr. Rüdiger ist auch dies eine Ausprägung des digitalen Narzissmus. Nutzer*innen, also auch schon Kinder, wollen in den Sozialen Medien Anerkennung in Form von Followerzahlen, Likes oder auch Kommentaren gewinnen, in dem sie genau die Medien posten, die diese Aufmerksamkeit generieren. Digitaler Narzissmus sei, laut dem Cyberkriminologen, auch der Grund, warum manche Nutzer*innen immer wieder bereit sind hohe Risiken bei Selfies einzugehen, und es sogar zu tödlichen Unfällen durch riskante Bilder kommen kann.
Und so können auch die Penisfotos zu einem weiteren Gradmesser der eigenen Likeability werden. Auch deswegen ist Medienkompetenz wichtig für unseren Nachwuchs. Damit unsere Kinder wissen, wie sie die Like-Zahlen einzuordnen haben und vor allem erkennen, dass diese nichts über sie als Mensch aussagen.
Bildquelle: getty images / iStock / Getty Images Plus / Halfpoint
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