Gen Z zieht durch, Millennials ziehen sich zurück – das Umweltbewusstsein bröckelt und eine neue Studie vom Portal Kleinanzeigen zeigt, wie krass sich die Generationen in Sachen Nachhaltigkeit und aktivem Klimaschutz gerade auseinanderleben.
Millennials verlieren das grüne Gewissen
Lange galten wir als Öko-Vorreiter, nachhaltige Vorbilder mit Jutebeutel und Bio-Abo: die Millennials. Doch laut aktueller YouGov-Studie im Auftrag von Kleinanzeigen ist es 2025 vorbei mit dem grünen Glanz. Die Generation der zwischen 1980 und 1994 Geborenen verzeichnet den deutlichsten Einbruch beim Umweltengagement – und überlässt das Feld stillschweigend der Gen Z.
Während Gen Z immerhin noch 55 % Fridays-for-Future-Anhänger zählt, sind es bei den Millennials nur noch 30 %. Noch drastischer ist der Einbruch bei der Zustimmung zu radikalen Klimaprotesten wie Hungerstreiks oder Blockaden: Nur 18 % der Millennials befürworten das 2025 – ein Absturz um satte 15 Prozentpunkte.
Von Bio zu Benzin: Das Comeback der Verbrenner-Fans
Das EU-Verbrennerverbot ab 2035? Klingt für Millennials offenbar immer mehr nach Spaßbremse. 2024 lehnten 43 % das Verbot ab – 2025 sind es schon 53 %. Und das ist nicht mal das Ende der Asphalt-Offensive: Die Zustimmung zum Ausbau von Autobahnen ist unter Millennials um sieben Prozentpunkte gestiegen. Klimaziele? Ja klar – aber bitte nicht, wenn’s den Wochenendtrip nach Südtirol kostet.
Veggie war gestern, her mit dem Steak
Auch auf dem Teller wird’s weniger grün: Nur noch 25 % der Millennials unterstützen den „Veganuary“, ein Rückgang von 13 Punkten. Der gute alte Veggie Day in Kantinen? 41 % finden den 2025 noch sinnvoll – auch hier sind es besonders die Millennials, die beim Thema Fleischverzicht abwinken. Kurzum: Selbst die Erhöhung von Fleischpreisen verliert Rückhalt – ausgerechnet bei der Generation, die einst Tofu salonfähig machte.
Nachhaltigkeit? Ja, aber bitte nur für mich!
Ganz weg ist das grüne Gewissen nicht – es hat sich nur personalisiert. 78 % der Befragten sagen, sie handeln nachhaltig, weil sie sich dadurch gesünder und wohler fühlen. Tierwohl, gesunde Ernährung, unabhängiger leben – das alles zählt. Aber der einstige Drive, für die Gesellschaft oder kommende Generationen „das Richtige“ zu tun, schwindet: Nur noch 19 % handeln aus sozialem Erwartungsdruck – 2024 waren es noch 27 %.
Umweltschutz muss man sich leisten können
Ich bin selber Jahrgang 1982 und gehöre zu den Älteren der Millennialgeneration. Wenn ich mit Freunden meines Alters spreche, bemerke ich schon, dass das Bewusstsein für Klimaschutz noch da ist. Aber die Meinungen und Erfahrungen gehen da auseinander. Wir leasen ein Pluginhybrid-Auto, was wir selten fahren und über den Solarstrom laden. Das ist unser kleiner Beitrag zum Umweltschutz. Doch da sind wir im Freundeskreis eher untypisch.
Auch wenn ich persönlich Fridays for Future und Klimademos für generell wichtig erachte, nehme ich nicht daran teil. Ich verstehe auch die Kritik an den "Klimaklebern" gut. Denn sobald es mich selber betrifft, sieht das Ganze anders aus: Wenn ich in Berlin-Mitte in der Rushhour nicht weiterkomme, weil sich jemand auf einer wichtigen Hauptstraße festgeklebt hat, hört das Verständnis bei vielen meiner Freund*innen und mir auf.
Viele sind auch müde geworden ob der Diskussionen um Veggie oder nicht, sie wollen sich nicht vorschreiben lassen, wann sie was und wie zu essen haben. Es ist auch so: Umweltschutz muss man sich leisten können. Nur Bio kaufen ist für eine fünfköpfige Familie nicht drin (davon abgesehen, ob das wirklich ein Beitrag ist, der im Großen was ändert). Und wenn Kinder in halb Berlin verteilt zur Schule gehen, kann auch das Auto nicht immer komplett daheim bleiben.
Im Alltag sind einige meiner Generation müde geworden, obwohl ihnen schon bewusst ist, worum es geht und sie im Kleinen versuchen, ihren Beitrag zu leisten. Doch der Frust über politische Entscheidungen, die nicht verständlich gemacht oder alltagsfern sind, trägt dazu bei, dass viele nicht mehr einsehen, da bei sich anzufangen.
Gen Z fordert mehr – Millennials fordern bequemer
Während die Millennials sich ein Stück weit aus dem Klimakampf zurückziehen, erhöht die Gen Z den Druck auf Politik und Wirtschaft: 67 % der Gen Z erwarten mehr Engagement von der Politik, 64 % von Unternehmen. Bei den Millennials sind es jeweils 9 Prozentpunkte weniger. Der Generationenunterschied liegt also nicht nur im Verhalten – sondern auch im Anspruch.
Es bleibt spannend, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt und hängt auch viel davon ab, wie wir uns als Gesellschaft miteinander entwickeln. Denn eines ist klar: Niemand von uns kann diese Probleme alleine lösen. Wir als Gen Y und Gen X können das nicht der Gen Z überlassen, bzw. sollten auch unsere Verantwortung für die Zukunft sehen.
Da müssen alle Generationen zusammenarbeiten, damit unsere Erde noch irgendwie eine halbwegs gesunde Zukunft hat. Für unsere Kinder, Enkelkinder und deren Nachkommen ... oder wie seht ihr das?


