1. familie.de
  2. Familienleben
  3. Psychologie: Die wahren Gründe hinter deinem People Pleasing

Hilfe für dich

Psychologie: Die wahren Gründe hinter deinem People Pleasing

People Pleasing: So kannst du damit aufhören
© Getty Images / iStock / Getty Images Plus/ ariya j

Es gibt Menschen, die gar nicht merken, wie sehr sie sich selbst vernachlässigen, um anderen zu gefallen. Sie übernehmen zusätzliche Aufgaben, springen sofort ein, wenn Hilfe gebraucht wird, und vermeiden es, Kritik zu üben oder Konflikte auszutragen. Hinter dieser Haltung steckt oft das sogenannte People Pleasing – ein starkes Bedürfnis, Zustimmung zu bekommen und gemocht zu werden, selbst wenn das bedeutet, die eigenen Grenzen regelmäßig zu überschreiten.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

So entsteht People Pleasing

Häufig wurzelt dieses Muster in Erfahrungen aus Kindheit und Jugend. Kinder, die das Gefühl haben, Liebe oder Anerkennung nur zu erhalten, wenn sie Erwartungen erfüllen, entwickeln oft eine dauerhafte Anpassungsbereitschaft.

Anzeige

Auch Familienklima, Schule oder frühe Freundschaften können lehren: „Wenn ich lieb, hilfsbereit und unauffällig bin, vermeiden wir Streit und alle sind zufrieden.“ Im Erwachsenenalter ist diese Strategie so verinnerlicht, dass Betroffene gar nicht mehr bewusst merken, wie sehr sie sich selbst zurückstellen.

Die Gefahr von People Pleasing

Zunächst wirkt diese Haltung auf das Umfeld angenehm: Menschen, die immer verfügbar sind, gelten als freundlich, hilfsbereit und zuverlässig. Für Betroffene selbst bedeutet das jedoch oft Dauerstress. Denn das permanente Erfüllen fremder Wünsche braucht Zeit und Energie, die für die eigenen Bedürfnisse fehlt. Auf Dauer kann das zu Erschöpfung, innerer Leere und sogar zu ernsthaften psychischen Problemen wie Depressionen oder Burn-out führen.

Nicht selten kommen auch körperliche Symptome hinzu, etwa Verspannungen, Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden, weil der Körper dauerhaft im „Anpassungsmodus“ läuft und Stresshormone nicht ausreichend abgebaut werden.

Stefanie Stahl, was macht uns zu dem, was wir sind?
Anzeige

Darum fällt das „Nein“ sagen so schwer

Viele People Pleaser verbinden Ablehnung mit dem Risiko, kritisiert, ausgeschlossen oder abgelehnt zu werden. „Nein“ zu sagen, fühlt sich für sie wie ein persönlicher Angriff auf das Gegenüber an, und löst Schuldgefühle aus. Deshalb stimmen sie lieber zu, selbst wenn das bedeutet, eigene Pläne und Bedürfnisse aufzugeben.

So durchbrecht ihr das Muster

  • Selbstbeobachtung: Vor einer Zusage kurz innehalten und sich ehrlich fragen: Will ich das wirklich – oder tue ich es nur, um zu gefallen?
  • Bedenkzeit einfordern: Statt sofort zu antworten, kann man sagen: „Ich melde mich gleich noch mal dazu.“ Das schafft Abstand.
  • Kleine Neins üben: Am besten bei weniger wichtigen Anfragen beginnen und ein freundliches, klares Nein formulieren.
  • Eigene Bedürfnisse anerkennen: Sich bewusst machen, dass das Wohl anderer nicht wichtiger ist als das eigene.

Wer stark unter People Pleasing leidet oder bereits gesundheitliche Probleme spürt, sollte nicht zögern, Hilfe anzunehmen. Gespräche mit Psychotherapeut*innen können helfen, die eigenen Muster zu verstehen und neue Strategien für ein ausgewogeneres Miteinander zu entwickeln. Ziel ist nicht, egoistisch zu werden, sondern Hilfsbereitschaft mit gesunder Selbstachtung zu verbinden. Auch dieses Buch zum Thema kann hilfreich sein.

Anzeige

Anderen zu helfen ist etwas Wertvolles, solange dabei die eigenen Kräfte und Bedürfnisse nicht auf der Strecke bleiben. Grenzen zu setzen heißt nicht, unfreundlich zu sein. Im Gegenteil: Wer gut für sich selbst sorgt, kann auch für andere viel da sein, allerdings ohne sich selbst zu verlieren.