Wenn ihr ständig erschöpft seid, euch nach jedem Streit tagelang schlecht fühlt oder euch bei eurem Partner wie auf Eierschalen bewegt – könnte eure Beziehung toxische Züge haben. Was harmlos beginnt, kann sich zu einem zermürbenden Kreislauf entwickeln, der nicht nur eure Partnerschaft, sondern auch euer Familienleben und eure Gesundheit belastet.
Toxische Beziehungsmuster schleichen sich oft unbemerkt ein. Was anfangs vielleicht als intensive Leidenschaft oder als "normale" Beziehungsdynamik erscheint, entpuppt sich mit der Zeit als ungesundes Verhaltensmuster. Das Tückische: Viele Paare erkennen erst spät, dass sie in einer toxischen Spirale gefangen sind. Dabei gibt es deutliche Warnsignale, die ihr frühzeitig erkennen könnt – und solltet!
Ständige Kritik und Abwertung
In einer toxischen Beziehung spielen oft Kritik und Abwertung eine große Rolle. Der Partner oder die Partnerin machen Scherze auf Kosten des Liebsten und geben einem das Gefühl, wertlos zu sein. "Warum atmest du so laut?", "Du kannst einfach nichts richtig machen!" oder "Wie isst du denn schon wieder?", sind nur einige Beispiele.
Das Problem ist, dass die Vorwürfe oft immer schlimmer werden und das Gegenüber das Gefühl bekommt, auf jedes geäußerte Wort Acht geben zu müssen, um bloß nichts Falsches zu sagen. Mit der Zeit schwindet das Selbstwertgefühl und viele fangen tatsächlich an, an das Gesagte zu glauben und das Gefühl zu entwickeln, nie genug zu sein.
In einer gesunden Beziehung könnt ihr offen sprechen, ohne ständig negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Die ständige Alarmbereitschaft deutet auf toxische Dynamiken hin, die langfristig zu emotionaler Erschöpfung führen.
Gaslighting
Wenn der toxische Partner oder die Partnerin versucht, den anderen gezielt zu manipulieren und die Realität zu verdrehen, spricht man von Gaslighting. "Das habe ich nie gesagt", "Du bist zu empfindlich" oder "Das bildest du dir nur ein", sind nur einige Beispiele, die die Kommunikation nachhaltig vergiften können. Das Problem, das Gegenüber zweifelt immer mehr an sich und kann häufig zwischen Wahrheit und Lüge nicht mehr unterscheiden.
Wenn ihr merkt, dass einer von euch (oder vielleicht auch beide) versucht, die Realität des anderen infrage zu stellen, ist es Zeit für eine ehrliche Bestandsaufnahme. Gesunde Kommunikation basiert auf gegenseitigem Respekt und Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven.
Der Begriff "Gaslighting" leitet sich von dem gleichnamigen Theaterstück "Gas Light" (1938) ab:
London im 19. Jahrhundert: Bella und ihr Mann ziehen in ein neues Heim. Schon bald geschehen seltsame Dinge – Gegenstände verschwinden, Schritte hallen aus dem verriegelten Dachboden, die Gaslampen flackern. Niemand glaubt Bella, stattdessen zweifelt sie an ihrem eigenen Verstand, zumal ihre Mutter psychisch krank war.
Im Finale zeigt sich, ihr Ehemann Gregory manipuliert sie und steckt hinter den absurden Vorfällen, um sie für verrückt erklären zu können und an ihr Erbe zu kommen. Die Geräusche und das Licht stammen von seiner heimlichen Schatzsuche auf dem Dachboden.
Ständige Kontrolle
Kontrolle gehört ebenfalls zu einem häufigen Merkmal toxischer Beziehungen. Der Partner oder die Partnerin werden ständig überwacht und Handlungen diktiert. Die Überprüfung des Handys, unverhältnismäßige Eifersucht, ständig misstrauisches Nachfragen und negative Kommentare über den Freundeskreis sind nur einige Alarmzeichen. Das Ergebnis: Es kommt zu einem erheblichen Verlust der Autonomie.
Emotionale Erpressung
Die emotionale Erpressung ist ebenfalls ein typisches Merkmal toxischer Beziehungen. Der Partner oder die Partnerin setzt in diesem Fall Gefühle als Druckmittel ein, um Macht zu gewinnen. Dazu zählen unter anderem Schuldzuweisungen, Drohungen und heftige Gefühlsausbrüche. Ziel ist es, den Widerstand des anderen zu schwächen und die Person gefügig zu machen.
Schuldzuweisung
In einer toxischen Beziehung wird oft der Partner oder die Partnerin für alle Probleme und Spannungen verantwortlich gemacht. Selbst schweres Fehlverhalten wie Fremdgehen wird dann so dargestellt, als sei es durch das Verhalten des anderen provoziert worden.
Isolation von Freunden und Familie
"Deine Freunde tun dir nicht gut" oder "Deine Familie mischt sich zu viel ein": Solche Aussagen können der Beginn einer systematischen Isolation sein. In toxischen Beziehungen versuchen Partner häufig, den anderen von seinem sozialen Umfeld zu trennen.
Was anfänglich wie Fürsorge und Schutz erscheinen kann, entwickelt sich mit der Zeit immer mehr ins Extreme. Kontakte werden kritisiert, bis man irgendwann hauptsächlich oder ausschließlich Zeit mit dem Partner beziehungsweise der Partnerin verbringt. Diese Isolation macht abhängig und nimmt wichtige Unterstützungssysteme.
Vielleicht kann dieser Spiegel-Bestseller weiterhelfen: Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen: Über die Kunst des Loslassens von toxischen Menschen und Selbstzweifeln
Energieräuber: Nach jedem Treffen ausgelaugt und erschöpft
Nach den beschriebenen Merkmalen ist es wohl kaum erstaunlich, dass emotionale Erschöpfung nach Zeit mit dem Partner oder der Partnerin ein deutliches Warnsignal ist. Man fühlt sich ausgelaugt und energielos.
Dieser Energieverlust ist kein Zufall. Toxische Dynamiken kosten enorm viel Kraft. Das Gefühl, emotional ausgelaugt zu sein, sollte unbedingt als wichtiges Signal ernst genommen werden.
Weitere körperliche und psychische Symptome sind:
- Erschöpfung und Müdigkeit
- Angst
- Depression
- Stress
- Geringes Selbstwertgefühl
In unserem Test könnt ihr ein bisschen mehr darüber erfahren, ob an eurer Partnerschaft etwas toxisch ist:
Toxische Muster erkennen und durchbrechen
Die gute Nachricht: Toxische Beziehungsmuster können durchbrochen werden – vorausgesetzt, beide Partner erkennen das Problem und wollen daran arbeiten. Oft ist professionelle Hilfe durch Paartherapie oder Beratung der beste Weg.
Manchmal ist aber auch eine Trennung der gesündere Weg, besonders wenn der Partner kein Problembewusstsein zeigt oder nicht bereit ist, sich zu ändern. Denkt daran: Ihr habt eine gesunde, liebevolle Beziehung verdient – und eure Kinder verdienen es, in einem harmonischen Umfeld aufzuwachsen, in dem respektvoller Umgang vorgelebt wird.









