Keine Lust mehr auf viele Freundschaften? Das muss kein Drama sein! Viele Menschen entscheiden sich vor allem ab ihrer Lebensmitte bewusst dafür, ihre Freizeit ohne großen Freundeskreis zu gestalten – und genießen überraschende Vorteile, die kaum jemand ausspricht.
Wahre Freundschaften sind toll, können aber auch kompliziert sein. Manche Menschen haben da im Erwachsenenalter keine Lust mehr drauf. Sämtliche Kappas sind aufgebraucht. Zwischen Familie, Job und Haushalt bleibt eben oft wenig Zeit für regelmäßige Treffen und um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Während öffentlich oft eine "Einsamkeits-Epidemie" beklagt wird, gibt es auch die andere Perspektive: Menschen, die nach ihrem 40. Geburtstag bewusst auf einen großen Freundeskreis verzichten – nicht aus sozialer Angst, sondern weil sie die Freiheiten dieser Entscheidung zu schätzen wissen.
Diese 6 Freiheiten eroberst du dir zurück, wenn du bewusst auf einen großen Freundeskreis verzichtest.
#1 Aufgesetzte Begeisterung kannst du dir sparen
Oft erfordert das Aufrechterhalten von Freundschaften einen olympiareifen Fake-Enthusiasmus: Das Kind einer Freundin hat es ins Leichtathletikteam geschafft? Wahnsinn! Jemand renoviert zum dritten Mal die Küche? Unbedingt Fotos schicken! Eine befreundete Familie plant einen Vanlife-Trip? Jippieh!
Die emotionale Arbeit, für Dinge Begeisterung zu zeigen, die dich eigentlich nicht interessieren, kann unglaublich anstrengend sein. Menschen ohne großen Freundeskreis haben sich das Recht zurückerobert, nichts über den Sauerteig-Starter oder den selbstgebrannten Whiskey ihrer Bekannten empfinden zu müssen.
#2 Kein Termin-Tetris mehr
Die Planung eines Abendessens mit erwachsenen Freund*innen erfordert präzise Organisationsfähigkeiten: Alle vergleichen Kalender, schlagen Termine in drei Wochen vor, sagen ab, planen neu, erstellen WhatsApp-Umfragen für einen Brunch. Menschen ohne Freundeskreis sind da etwas Großem auf der Spur: Ihre Abende und Wochenenden gehören tatsächlich ihnen selbst!
Lust, den Samstag lesend im Bett zu verbringen? Kein Problem (wir haben auch die richtige Lektüre für dich). Spontan ins Museum am Dienstagnachmittag? Keine Abstimmung nötig. Die freie Zeit, die entsteht, wenn du mit niemandem Termine koordinieren musst, ist einfach berauschend!
Das Buch "Was uns jung hält" von Marta Zaraska zeigt, welche Aspekte des Lebens wie ein Jungbrunnen wirken und unsere Gesundheit stärken können. Eine inspirierende Lektüre für alle, die ihre sozialen Kontakte achtsamer gestalten möchten.
#3 Eigene Meinung erwünscht
Viele Freundschaften erfordern ein ständiges Kalibrieren deiner tatsächlichen Meinungen. Du kannst du nicht wirklich ehrlich sagen, dass du den Partner deiner Freundin langweilig findest, ihren Jobwechsel wahnwitzig oder ihr Kind gerade nervt.
Menschen ohne Freundeskreis können denken, was sie wollen – über alles. Sie müssen nicht so tun, als sähen sie immer auch die andere Perspektive. Ihre Meinungen existieren nur für sie selbst, ungefiltert von den komplexen Bedenken anderer.
Selbstbestimmung statt sozialer Verpflichtungen
Menschen, die in ihren Mittvierzigern bewusst weniger Kontakte pflegen, stellen ihre Selbstfürsorge über die Aufrechterhaltung von Beziehungen, die ihnen nicht gut tun. Vielleicht verpassen sie etwas, vielleicht haben sie aber auch etwas Bahnbrechendes entdeckt: Dass ein großer Freundeskreis oft an viele Bedingungen und Erwartungen geknüpft ist, die uns nicht immer nur Freude bereiten, sondern auch ziemlich viel Stress bedeuten können.
Natürlich können gute Freundschaften ein wertvoller Schatz im Leben sein, unseren Stress vermindern, uns stärken und sogar die Lebenserwartung erhöhen! Der entscheidende Unterschied liegt im Wort „bewusst" – zwischen aktiv gewählter Unabhängigkeit und unfreiwilliger Isolation liegen Welten. Idealerweise pflegen wir zwei oder drei sehr enge Freundschaften, die uns nicht überfordern. Menschen, bei denen wir wirklich wir selbst sein können, ohne Performance-Druck oder schlechtes Gewissen.
Auf welche Freiheiten du außerdem verzichtest, wenn du es deinem Freundeskreis ständig recht machen möchtest, erfährst du, wenn du dich weiter durch die Gallery scrollst...
#4 Buchhaltung über Gefälligkeiten ist passé
Viele Erwachsenenfreundschaften funktionieren nach einem unsichtbaren System gegenseitiger Gefälligkeiten: Sie haben dir beim Umzug geholfen, also fährst du deine Freund*innen jetzt zum Flughafen. Eine*r hat dir bei deinem Beziehungsdrama zugehört, also schuldest du dieser Person eine Karriereberatung.
Ohne großen Freundeskreis gibt es auch keine Bilanz zu führen. Die mentale Erleichterung, keine sozialen Schulden anzuhäufen, fühlt sich so an wie das schlagartige Abbezahlen eines Kredits, von dem du vergessen hattest, dass du ihn aufgenommen hast.
#5 Bye bye, toxische Gruppendynamik
Jede Freundesgruppe entwickelt ihre eigene soziale Hierarchie und unausgesprochene Regeln. Du bist die oder der Lustige, sie ist die Organisierte, er ist derjenige, bei dem alle jammern. Diese Rollen verhärten sich mit der Zeit und fesseln dich an eine Persönlichkeit, die du vielleicht vor zehn Jahren einmal warst.
Menschen ohne viele Freund*innen sind nicht an diese vorbestimmten Rollen gebunden. Sie müssen nicht für immer "die Verantwortungsbewusste", "das Organisationstalent" oder "der Zuhörer" sein.
#6 Sich ewig die gleichen Stories anhören müssen ...
Lange Freundschaften erfordern die Pflege gemeinsamer Mythen über die Vergangenheit: "Erinnerst du dich noch, wie wild und frei wir waren?" (Eigentlich warst du ängstlich und pleite.) "Erinnerst du dich an diesen crazy Abend im Urlaub?" (Er war peinlich und teuer.) Ohne Clique von früher musst du nicht so tun, als wären deine Zwanziger fantastisch gewesen. Deine Erinnerungen gehören ganz allein dir, unbearbeitet von der nervigen Gruppennostalgie.
Menschen ohne großen Freundeskreis sind mitnichten alle Opfer der Umstände – sie wählen diese Form der "befreienden Einsamkeit" bewusst. Sie haben die Kosten-Nutzen-Rechnung moderner Freundschaften gewissenhaft gemacht und für sich entschieden, dass der emotionale Aufwand die Investition nicht rechtfertigt.








