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Regretting Parenthood: Warum Eltern das Kinderkriegen bereuen

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„Wenn ich mich heute noch einmal entscheiden könnte, würde ich keine Kinder mehr bekommen wollen.“ – dieser Aussage stimmte in einer aktuellen YouGov Umfrage ein Fünftel der über 1.200 befragten Eltern zu. Eine erschreckend hohe Zahl. Wo liegen die Ursachen?

Gab es in Ihrem Leben als Mama oder Papa Momente, in denen Sie sich wünschten, keine Kinder zu haben? In Nächten schriller Schreiattacken, scheinbar endlosen Krankheitsschleifen oder nervigen Trotzphasen? Wenn Sie sich nach einem anstrengenden Arbeitstag einfach nur ausruhen möchten, stattdessen aufräumen, putzen, einkaufen, kochen, Hausaufgaben kontrollieren und Kinder bespaßen müssen? Das ist anstrengend, nervenaufreibend und auslaugend, keine Frage. Und doch sagen die meisten: Kinder geben einem so viel zurück, dafür nehme ich den Stress in Kauf. Die meisten, aber nicht alle. Das zeigt die YouGov Studie „Regretting Parenthood. Ursachen und Demografie bereuter Elternschaft“ 2016 *.

Kinder als Karrierekiller

Der Studie zufolge bereuen von 1.228 befragten Eltern 19 Prozent der Mütter und 20 Prozent der Väter, Kinder bekommen zu haben. Sie würden sich heute gegen Nachwuchs entscheiden. Warum? Eine bedeutende Rolle dabei spielt – wie wäre es anders zu erwarten – die Karriere, die nach Einschätzung von 60 Prozent der „bereuenden Eltern“ ohne Kinder besser verlaufen wäre. Von den „nicht bereuenden Eltern“ meinten immerhin noch 27 Prozent, dass die Elternschaft negative Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn hat. Kaum verwunderlich: Vor allem Frauen sehen sich vor die Entscheidung “Kind oder Karriere“ gestellt. Eine Rolle dabei spielen vermutlich auch die Betreuungsmöglichkeiten, an denen es laut zwei Dritteln der Befragten mangelt.

Wegen der Kinder die eigenen Interesse hinten anstellen

Doch nicht nur die Karriere, auch die eigenen Bedürfnisse scheinen mit Kindern auf der Strecke zu bleiben. Mehr als die Hälfte aller Befragten (52 Prozent) findet, dass die Elternschaft manchmal mit einer Einschränkung der persönlichen Entfaltung einhergeht. Fast jeder Zweite (46 Prozent) meint, sich schon einmal für Kinder und Familie aufgeopfert zu haben.

Schlechtere Karrierechancen und das Zurückstellen eigener Bedürfnisse und Interessen – das sind laut YouGov Studie also die bestimmenden Faktoren dafür, warum manche Eltern das Kinderkriegen bereuen. Und trotzdem bereitet die Elternschaft rund 77 Prozent der Befragten Genugtuung und fast alle (97 Prozent) gaben an, ihre Kinder zu lieben. Auch die überwiegende Mehrheit der „bereuenden Eltern“ liebt seine Kinder – würden sie jedoch die Zeit zurückdrehen können, würden sich diese 20 Prozent trotzdem gegen das Kinderkriegen entscheiden.

„Das Elternsein wird noch immer idealisiert. Dabei zeigt unsere Studie, dass für immerhin 20 Prozent der Eltern die Bilanz ihres Elternseins negativ ausfällt“, sagt Holger Geißler, Sprecher von YouGov und selbst Vater von vier Kindern. „Die Gründe für das Bereuen liegen zum Beispiel im schwierigeren beruflichen Aufstieg oder in den eingeschränkten persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten, die das Elternsein oftmals mit sich bringt. Es zeigt sich, dass die politischen Diskussionen rund um die Themen Elternzeit, Kitaplätze und Frauenquoten von hoher Relevanz für Eltern sind. Gleichzeitig sind wir alle gefragt, die gesellschaftlichen Bedingungen familiengerechter zu gestalten.“

* Befragt wurden 2.045 Personen, davon 1.228 Eltern repräsentativ (nach Alter, Geschlecht, Region) für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Es handelte sich um eine Online-Befragung im YouGov Panel. Befragungszeitraum: 15.06. bis 17.06.2016.

Bildquelle: © iStock