Pause? Klingt erstmal gut. Aber im Familienalltag sind Auszeiten häufig nur ein kurzer Blick aufs Handy, bevor das nächste „Mamaaa!“ kommt. Auch unsere Kids stecken oft im Reizüberflutungs-Strudel. Julia Knörnschilds Kinderbuch „Luise braucht ’ne Pause“ trifft genau diesen Nerv. Es zeigt einfühlsam und klug: Selbst kleine Auszeiten können Großes bewirken – für Kinder und für uns. Vorausgesetzt, es sind echte Pausen.
Müde, leer, überfordert? Dieses Kinderbuch ist auch ein Weckruf an uns Eltern
Luise will spielen, aber irgendwie ist ihr trotz 1000 Möglichkeiten langweilig. Mama scrollt am Handy – und beide fühlen sich leer. Eine Szene im Buch, die viele von uns nur zu gut kennen. Und die zeigt: Was wie eine Pause aussieht, ist oft keine. Julia Knörnschild bringt es im Video-Interview mit meiner Kollegin Anna auf den Punkt:
„Wir denken, wir würden eine Pause machen, weil wir da ja auch sozialen Kontakt haben könnten. Aber es ist einfach purer Stress, und wir leben den Kindern vor, dass das Handy unsere Pause ist.“
Unser Nervensystem bleibt im Alarmmodus – echte Erholung sieht anders aus. Und Luise?
Was Kinder (und Eltern) wirklich brauchen: weniger Reize, mehr echte Erholung
Im Interview spricht Julia über ein Phänomen, das viele unterschätzen: Kinder sind oft nicht überfordert – sondern unterstimuliert. Und zwar inmitten von zu viel Auswahl. Zu viele Spielsachen, zu viele Impulse, zu wenig echte Langeweile. Das fühlt sich an wie beim Netflix-Menü: So viele Optionen, dass man sich für nichts entscheiden kann.
Das kennen wir Großen auch. Wir verlieren das Gespür dafür, was uns wirklich guttut.
Selbstfürsorge – kindgerecht verpackt
"Luise braucht ’ne Pause" ist viel mehr als ein wirklich schön illustriertes Kinderbuch. Es ist ein liebevoller Spiegel für unseren Familienalltag. Für Eltern, die sich im Mental Load verlieren. Und für Kinder, die lernen dürfen, dass Pause machen nicht langweilig ist, sondern richtig viel Kraft geben kann. Selbstfürsorge ist etwas, das viele von uns verlernt haben. Dieses Buch erinnert sanft daran – ganz ohne Zeigefinger.
Und was wäre jetzt eine gute Pause?
Eine gute Pause ist das, was dir oder deinem Kind gerade guttut – ohne Ziel, ohne Performance, ohne Bildschirm. Julia bringt’s auf den Punkt: „Fünf Minuten am Tag, wo man was für sich macht, was nichts mit Bildschirmzeit zu tun hat – das macht schon was mit dem Nervensystem.“
Für Julia Knörnschild ist eine echte Auszeit ganz individuell. „Also, ich glaube, es ist wichtig zu lernen, dass Pausen nicht immer das Gleiche sind." Ob 5 Minuten frische Luft, Musik hören, die du magst, einfach nur auf dem Sofa sitzen (nichts tun erlaubt) oder eine Runde stretchen – frag dich ruhig mal: Was ist für mich eine echte Pause? Mache ich gerade etwas, um anderen zu gefallen – oder weil es mir wirklich guttut?
„Man darf auch seine Hobbys hinterfragen“, sagt Julia. „Sind die für andere oder für mich?“
Auf die Frage, in welcher Figur sie sich wiederfindet, sagt Julia: „Ich bin 100 % beide!"
Besonders die Szene, in der die Mutter sich entschuldigt und Luise umarmt, ist für sie emotional bedeutsam: „Das ist für mich zum Beispiel auch so eine Situation, wie ich Kontakt zu meinem inneren Kind aufnehmen kann, indem ich meine Kinder umarme – was mir sonst nicht so gut gelingt. Und deswegen ist das voll schön, dass jeder beides sein kann.“
Echte Pausen sind kein Luxus. Sie sind die Basis für ein gutes Miteinander – und ein bisschen mehr Leichtigkeit im Alltag. Wir dürfen sie uns zurückholen. Für unsere Kinder. Für uns selbst. Und für ein Familienleben, das sich nicht ständig nur nach Funktionieren anfühlt.

