Die Sonneninsel Usedom lockt jährlich mehr als eine Million Urlauber an ihre traumhaften Strände. Doch das Paradies hat seine Schattenseiten: Staus, überfüllte Züge und genervte Einheimische. Was bedeutet das für eure Reisepläne und wie könnt ihr trotzdem einen entspannten Ostseeurlaub genießen, ohne in die typischen Touristenfallen zu tappen?
Sonnenschein satt, kilometerlange Sandstrände und das Rauschen der Ostsee – kein Wunder, dass Usedom zu den beliebtesten Urlaubszielen für Familien in Deutschland zählt. Mit 1,18 Millionen Besuchern im letzten Jahr (ein Plus von 8,6 Prozent!) bei nur 31.500 Einwohnern im deutschen Teil der Insel wird jedoch deutlich: Hier trifft Urlaubsparadies auf logistische Herausforderung. (Statistisches Amt von Mecklenburg-Vorpommern)
Stau-Alarm: Wenn der Weg zum Strand zur Geduldsprobe wird
Die Anreise nach Usedom gleicht in der Hochsaison einem Abenteuer – allerdings nicht der angenehmen Sorte. Mit nur zwei Zufahrtsstraßen (der Peenebrücke im Norden und der Zecheriner Brücke im Süden) verwandelt sich die Insel im Sommer in einen Flaschenhals.
"Uns ist jedes Jahr aufgefallen, dass man immer steht", berichtet eine Urlauberin aus Bayern dem NDR. Für die knapp 20 Kilometer von der Inseleinfahrt bis nach Heringsdorf brauchen Familien in der Hauptsaison schnell mal eine Stunde – eine Geduldsprobe für Kinder und Eltern gleichermaßen.
Einheimische in der Zwickmühle: "Wann soll ich einkaufen gehen?"
Während wir Urlauber*innen die Insel nach ein paar Tagen wieder verlassen, müssen die Inselbewohner*innen mit dem Touristenansturm leben. "Man weiß nicht, wann man einkaufen gehen soll", klagt eine Einheimische im NDR-Interview. Selbst Arzttermine auf dem Festland werden im Sommer zur logistischen Herausforderung.
Die Einheimischen sind gespalten: Einerseits lebt die Insel vom Tourismus, andererseits wächst der Unmut über immer neue Ferienwohnungen und Hotels.
Bahn frei? Von wegen! Wenn der Zug zum Sardinendöschen wird
Die gute Nachricht: Trotz steigender Besucherzahlen ist die Zahl der PKWs nicht angestiegen. Die schlechte Nachricht: Die Alternative ist nicht viel besser. Die Usedomer Bäderbahn, die in vielen Kurkarten inklusive ist, verkehrt auf einer größtenteils eingleisigen Strecke nur im Stundentakt.
In der Hauptsaison verwandeln sich die Züge in rollende Sardinendosen. Wer keinen Platz mehr findet, muss am Bahnsteig auf den nächsten Zug warten – mit quengelnden Kindern und Strandgepäck kein Vergnügen.
Familientipp: So umgeht ihr den Usedom-Stress
Trotz aller Herausforderungen bleibt Usedom ein traumhaftes Familienziel. Mit ein paar Tricks könnt ihr den Stress minimieren:
- Reist außerhalb der Hauptsaison (Juli/August) an – die Vor- und Nachsaison bietet oft besseres Preis-Leistungs-Verhältnis und weniger Gedränge
- Nutzt die frühen Morgenstunden für Ausflüge und Strandbesuche
- Plant Anreise und Abreise an Wochentagen statt am Wochenende
- Erkundet die weniger bekannten Strände abseits der Touristenzentren
Zukunftsmusik: Hoffnung auf Entspannung
Ab 2028 soll eine Umgehungsstraße bei Wolgast für Entlastung sorgen. Bis dahin bleibt die Situation angespannt – zumal die marode Zecheriner Brücke im Süden in den kommenden Jahren saniert werden muss.
Einige Gemeinden wie Stolpe und Zinnowitz haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Umwandlung von Wohnhäusern in Ferienwohnungen zu regulieren. Doch für eine inselweite Wirkung müssten alle Gemeinden zusammenarbeiten.
Usedom bleibt trotz allem ein Traumziel für Familien. Mit guter Planung, etwas Flexibilität und der richtigen Einstellung könnt ihr auch auf der überlaufenen Sonneninsel einen entspannten Urlaub genießen. Und wer weiß – vielleicht entdeckt ihr dabei sogar noch einen versteckten Strand, den ihr ganz für euch allein habt.

