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Mobbing in der Schule: Mit diesen Strategien kannst du deinem Kind helfen

Mobbing an der Schule

Mobbing in der Schule ist leider keine Seltenheit. Viele Kinder und Jugendliche werden zum Opfer, weshalb es sehr wichtig ist, dass Eltern für dieses Thema sensibilisiert sind. Wir erklären, ab wann man von Mobbing spricht, welche Merkmale bei den Kids darauf hindeuten und was du als Elternteil tun kannst, um deinem Nachwuchs zu helfen.

Wann spricht man von Mobbing?

Wenn dein Kind dir berichtet, dass es von einem einzelnen Schüler erstmalig angegriffen wurde, ist das schlimm, aber noch lange kein Mobbing. Um Mobbing von anderen aggressiven und verletzenden Übergriffen unterscheiden zu können, nennt Styliani Politi in dem Kapitel "Was ist Mobbing und wie kann man es erkennen?" des Buches Mobbing an Schulen diese Merkmale:

    1. Mobbing ist ein aggressives Verhalten, das sich systematisch gegen eine Person richtet.
    2. Die Übergriffe dauern über einen längeren Zeitraum (Wochen bis Jahre) an.
    3. Hierbei handelt es sich um ein Gruppengeschehen.
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Darüber hinaus gibt es verschiedene Formen. Wird dein Kind beispielsweise physisch und verbal angegangen, eingesperrt oder ihm werden seine Sachen weggenommen, ist es ein Opfer von direktem Mobbing. Wird es aber unter anderem aus der Gruppe ausgeschlossen, werden über ihn Gerüchte verbreitet oder es wird einfach ignoriert, handelt es sich um indirektes Mobbing. Natürlich kann auch beides in Kombination auftreten.

Wie die Definition zeigt, haben es Kinder, die ein derartig aggressives Verhalten gegen sich erleben müssen, sehr schwer. Umso wichtiger ist es, als Außenstehende*r nicht nur zuzuschauen, sondern auch zu handeln. Wie also damit umgehen?

Mobbing in der Schule: Anzeichen

Das Problem ist häufig, dass Eltern gar nicht mitbekommen, dass ihr Nachwuchs in der Schule gemobbt wird. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass er aus Scham nicht davon berichtet, wie die anderen Kinder ihn drangsalieren. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, beim Auftreten dieser Kennzeichen aufmerksam zu werden:

  • Das Kind zieht sich zurück, erzählt nicht viel, trifft wenig bis nie Freund*innen.
  • Es leidet häufig an Kopf- und/oder Bauchschmerzen
  • Es geht ungern zur Schule.
  • Die schulischen Leistungen verschlechtern sich.
  • Es leidet unter einem geringen Selbstwertgefühl.
  • Impulsivität und Aggressivität können vermehrt auftreten.
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Sollten diese Merkmale auf dein Kind zutreffen, dann ist es an der Zeit, deinen Nachwuchs behutsam darauf anzusprechen und nach einem möglichen Grund zu fragen. Du kannst auch, wenn das der Fall sein sollte, von möglichen eigenen Erfahrungen mit Mobbing sprechen. Sollte sich herausstellen, dass dein Kind tatsächlich in der Schule gemobbt wird, ist es ratsam, ihm sofort das Gefühl zu vermitteln, dass es in dieser schwierigen Lebenssituation nicht alleine ist.

Eltern: Reaktion auf das Mobbing in der Schule

Wenn dein Kind dir erzählt, wie es schikaniert wurde, höre erstmal zu und unterbreche es nicht. Wiederhole ruhig noch einmal das, was es gesagt hat und frage noch einmal nach "Und was hat sie dann gemacht?". Damit signalisierst du, dass du zuhörst und dein Sohn beziehungsweise deine Tochter ernst nimmst.

Als Mama oder Papa ist es unglaublich schwer zu hören, dass und wie das eigene Kind drangsaliert wurde/wird. Am liebsten würde man sich die Täter*innen sofort selbst vorknöpfen. Dennoch ist es ratsam, ruhig zu bleiben und nicht die Fassung zu verlieren. Das schließt allerdings nicht aus, dass du deinem Nachwuchs klar machen kannst, dass es völlig in Ordnung und nachvollziehbar ist, wenn man sich über das Verhalten der anderen ärgert, wütend oder traurig ist.

Das Allerwichtigste ist, dass euer Kind weiß, dass die Schuld auf keinen Fall bei ihm liegt. Außerdem sollte man ihm deutlich machen, wie toll man es findet, dass es einem sein Problem anvertraut hat. Schließlich ist das für viele kein einfacher Schritt. Eine gute Eltern-Kind-Beziehung sowie eine verständnisvolle Kommunikation sind hier wirklich Gold wert. Ich persönlich würde außerdem davon abraten, die Sache mit "Na dann wehre dich doch einfach!" abzutun.

Ein weiterer Aspekt, der Mobbing konstituiert ist das eindeutige Ungleichgewicht zwischen Täter und Opfer. Bei Mobbing gibt es ein asymmetrisches Kräfte- bzw. Machtverhältnis innerhalb einer Beziehung zwischen mindestens zwei Schülern. Das Opfer kann subjektiv keine Möglichkeit sehen, sich zu verteidigen und/oder verfügt objektiv über keine Möglichkeit sich zu verteidigen... . Das Opfer ist dem Täter stets unterlegen.

Aus dem Buch

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Was ebenfalls hilfreich sein kann, ist die gemeinsame Suche nach einer Antwort, warum XY einen Kieker auf deine Tochter oder deinen Sohn hat. Wenn dein Kind verstanden hat, aus welchen Gründen die Schulkameraden es mobben, dann begreift es besser, dass es nicht sein Fehler ist. Täter*innen kopieren womöglich das Verhalten von Geschwistern oder Eltern und wissen es nicht besser. Oder sie haben ein Problem und wollen sich besser fühlen, indem sie andere kleiner machen.

Informiere die Schule

Wenn der dringende Verdacht auf Mobbing besteht oder sich dieser bestätigt hat, ist es wichtig, sich an die Schule zu wenden, damit diese frühzeitig reagieren und die notwendigen Maßnahmen einleiten kann, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Sprich am besten mit einzelnen Lehrkräften wie zum Beispiel einem Vertrauenslehrer, wende dich an Schulsozialarbeiter*innen oder an schulpsychologische Beratungsstellen. An einigen Schulen gibt es sogar Mobbing-Interventionsteams, die in solchen Fällen helfen.

Tipp: Es wird in der Regel davon abgeraten, sofort die Eltern der Täter*innen oder die Mobber*innen selbst mit dem Vorwurf zu konfrontieren. Eltern wollen oft nicht sehen, dass ihr Nachwuchs negative Eigenschaften hat und blocken ab. Außerdem wird die Position deines Kindes eventuell noch weiter geschwächt, wenn die anderen merken, dass es seine Eltern vorgeschickt hat.

Sollte sich die Situation nach Wochen bis Monaten immer noch nicht verbessert haben, kontaktiere ruhig die Schulleitung. Außerdem ist es ratsam und hilfreich, wenn du Beweise sammelst. Haben die Täter*innen beispielsweise Besitzgegenstände deines Kindes kaputtgemacht, kann das mit Fotos dokumentiert werden. Mache Screenshots von Social-Media-Posts, wenn dein Kind darüber gemobbt wird. Geht es allerdings so weit, dass dein Kind körperliche Gewalt erfährt, dann kann es unter Umständen auch sinnvoll und nötig sein, die Polizei zu kontaktieren.

Auch dein Nachwuchs sollte sich Notizen machen. Von wem wurde es zu welchem Zeitpunkt schikaniert? Nicht selten ist es der Fall, dass sich die Gruppenkonstellation verändert. Außerdem ist es wichtig zu notieren, was konkret passiert ist. Was haben die anderen Kids gemacht oder gesagt, welche Schimpfwörter wurden gebraucht und welche Drohungen gegebenenfalls ausgesprochen?

Wie soll das Kind auf Mobbing reagieren?

Für das Kind ist es natürlich immer noch das Schlimmste und ihr müsst zusammen einen Weg finden, wie es auf das Mobbing reagiert. Da gibt es verschiedene Methoden:

Selbstbewusstes Auftreten

Kinder und Jugendliche, die bereit sind, andere zu mobben, suchen sich häufig schwache und unsichere Kids. Aus diesem Grund kann ein selbstbewusstes Auftreten helfen. Dazu gehört nicht nur, dem Gegenüber verbal die Stirn zu bieten, sondern auch eine selbstsichere Körperhaltung.

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Tipp: Mobbing macht klein. Deshalb versuche alles, damit das Selbstbewusstsein deines Kindes einen Schub bekommt. Wenn es in einen Verein oder in eine Musikschule geht, wo es sich neu erfinden kann, bringt das viel. Auch Kampfsport kann sich positiv auf das Selbstwertgefühl deines Kindes auswirken und es kann sich im Notfall verteidigen. Neue Umgebungen machen vielleicht erst Angst, sind aber eine Chance, Selbstvertrauen zu gewinnen und neue Freundschaften zu schließen.

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Ignorieren

Wenn die Mobber*innen aber weitermachen, kann es gut sein, sich physisch aus der Situation zu befreien und sich zu entfernen.

Ansprechen

Womit viele Mobber*innen wohl nicht rechnen, ist, wenn man sie direkt auf ihr Handeln anspricht. Es kann durchaus hilfreich sein, wenn man ihnen direkt und bestimmt mitteilt, dass sie mit dem Mist aufhören sollen und dieses Ärgern bei einem nicht wirkt.

Ausweichen

Es ist nicht feige, sondern eine praktische Maßnahme – den Ort umgehen, an dem man gemobbt wird. Wenn es nicht möglich ist, sollten die Kinder schauen, dass andere Personen in der Nähe sind, die eingreifen können.

Haltet zusammen

Das ist sowieso die beste Strategie, denn Mobber*innen suchen sich häufig nur Menschen aus, die allein sind. Sind Bekannte und Freund*innen drumherum, ist man nicht so ein gutes Angriffsziel.

Hinweis: Auf bundesregierung.de findet ihr weitere Hilfsangebote.

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Sarah Morgenstern

Mein Fazit

Die genannten Tipps können durchaus helfen, aber leider ist es nicht selten der Fall, dass das Mobbing weitergeht. Umso wichtiger ist es, dass ein großes Augenmerk auf präventive Maßnahmen gelegt wird, damit es gar nicht erst so weit kommt. Sollte dein Kind dennoch Opfer sein, solltest du unbedingt handeln und nicht einfach zuschauen. Schenke ihm jederzeit ein offenes Ohr, nimm das Gesagte ernst und sprich am besten selber mit Freund*innen, anderen Eltern, Lehrkräften und gegebenenfalls einem Psychologen beziehungsweise einer Psychologin. Hier findest du mit Sicherheit weitere Ratschläge, die unter Umständen helfen können. Sollte allerdings gar nichts helfen, dann ist die Überlegung über einen Schulwechsel mit Sicherheit angebracht.

Sarah Morgenstern

Bildquelle: Getty Images/Ridofranz