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Dunkle Wolken

Depression bei Jugendlichen: So können Eltern helfen

Depression bei Jugendlichen

Druck in Schule und Familie werden vor allem für die zunehmende Anzahl depressiver junger Menschen verantwortlich gemacht. Wie sich Depressionen zeigen, wie sie behandelt werden und wie ihr Betroffene unterstützen könnt.

Es erscheint einfach alles sinnlos – vom Aufstehen am Morgen übers Essen bis hin zu sonst so geliebten Hobbys. Ein grauer Schleier hängt einfach über allem, was sonst schön war und dir Spaß gemacht hat. Die Dunkelheit ummantelt alles – deine Gedanken, deine Stimmung, deinen Körper, dein Herz. Der Sonnenschein draußen ist kaum zu ertragen, daher ziehst du die Vorhänge zu, baust dir einen Kokon aus Decken und Kissen und ziehst dich zurück. Angefangen hat alles mit ein paar düsteren Gedanken, nach und nach verschlingen sie dich immer mehr und stürzen dich in ein tiefes Loch, aus dem der Weg nahezu unmöglich scheint. Immer tiefer kann es werden, bis sich das gesamte Leben irgendwann wertlos anfühlt. So kann eine Depression aussehen. Muss sie aber nicht. Nicht immer können wir unseren Mitmenschen ansehen, dass sie unter einer Depression leiden, denn die Erkrankung hat viele Facetten.

Eine Depression ist eine ernst zu nehmende Krankheit, unter der in Deutschland immer mehr Menschen leiden. Erschreckend ist dabei vor allem die Zunahme im Kindes- und Jugendalter: Laut einer Studie der Barmer Ersatzkasse hat sich die Zahl der Betroffenen zwischen 2005 und 2017 mehr als verdoppelt. Wurde 2005 noch bei rund 1 % aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zwischen 10 und 18 Jahren eine Depression diagnostiziert, waren es im Jahr 2017 bereits 2,8 %. Insgesamt wurden der Hochrechnung zufolge 2017 bei mehr als 193.000 der 10- bis 18-Jährigen eine Depression diagnostiziert, betroffen waren fast doppelt so viele Mädchen wie Jungen. Als Grund wird  vor allem der Druck in Schule und Familie verantwortlich gemacht.

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Auch bei jungen Erwachsenen zeichnet sich dieser Trend ab. Mehr als jeder sechste Student hatte laut einer weiteren Studie der Barmer im Jahr 2015 eine psychische Erkrankung, rund 86.000 eine Depression. Insgesamt ist der Anteil der 18- bis 25-Jährigen mit psychischen Diagnosen in den Jahren 2005 bis 2016 um 38 % gestiegen, bei Depressionen um 76 %. Jeder Vierte der rund sieben Millionen jungen Erwachsenen in Deutschland hat danach heute eine psychische Störung. Die Weltgesundheitsorganisation erwartet und warnt, dass im Jahr 2020 depressive Störungen weltweit die zweithäufigsten Krankheiten sein werden.

Depression bei Jugendlichen: Die Symptome sind divers

Eine Depression hat viele Gesichter. Dabei ist es vor allem vom Alter abhängig, welche Symptome auftreten können.

Symptome von Depressionen im Schulkindalter (6 bis 12 Jahre) können sein:

  • Traurigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen
  • Ängstlichkeit und Zukunftsangst
  • starke Schuldgefühle und Selbstkritik
  • psychomotorische Hemmung (z.B. langsame Bewegungen, in-sich-versunkene Haltung)
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Suizidgedanken

Symptome von Depressionen im Jugendalter (13 bis 18 Jahre):

In der Pubertät sind leichte, depressive Verstimmungen häufig. Schließlich ist der Umbau des Körpers, insbesondere des Gehirns, harte Arbeit. Depressive Verstimmungen sind aber klar von Depressionen abzugrenzen. Diese können sich  sich im Jugendalter äußern durch:

  • Selbstzweifel, vermindertes Selbstvertrauen
  • Angstzustände
  • Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • (tageszeitabhängige) Stimmungsschwankungen
  • Leistungsstörungen
  • Das Gefühl, sozialen und emotionalen Anforderungen nicht gewachsen zu sein
  • Isolation
  • psychosomatische Beschwerden (z. B. Magenschmerzen, Kopfschmerzen)
  • Gewichtsverlust
  • Schlafstörungen
  • suizidale Gedanken

Depression bei Jugendlichen: Behandlungsmöglichkeiten

Depressionen werden in der Regel ambulant behandelt. Als erstes wird ein Arzt aufgesucht, der dann eine Überweisung an einen Kinder- und Jugendpsychologen ausstellt. Nach ersten Gesprächen – mit oder ohne Eltern -- wird dann eine Diagnose erstellt, die dann dem Kind und je nach Alter auch den Eltern vermittelt wird. Bei der anschließenden Psychotherapie, bei der ggf. auch Familie und weitere Bezugspersonen mit einbezogen werden, wird die Krankheit dann behandelt. Manchmal wird auch eine medikamentöse Therapie nötig. Hier geschieht aber nichts ohne euer Einverständnis bzw. der Einverständnis eures Kindes. Ein Psychologe zwingt nicht irgendwelche Behandlungsmöglichkeiten auf, sondern erarbeitet mit dem Patienten gemeinsam, was der individuell beste Weg ist.

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So könnt ihr eurem Kind helfen

Mit Depressionen umzugehen, fällt Angehörigen oft schwer. Wir haben ein paar Punkte zusammengestellt, die euch helfen können:

  1. Offen sein: Wenn ihr das Gefühl habt, euer Kind leidet an einer depressiven Störung, ist es wichtig, das Thema anzusprechen. Sprecht über eure Gefühle und Sorgen und zeigt, dass ihr stets ein offenes Ohr habt und euer Kind mit seinen Problemen immer zu euch kommen kann.
  2. Nicht zögern: Wenn ihr merkt, dass euer Kind depressive Gedanken hat, zögert nicht, einen Arzttermin zu vereinbaren. Vor allem dann, wenn eure Tochter oder euer Sohn nicht mit euch reden möchten, ist es gut, wenn eine neutrale Fachperson hinzugezogen wird. Auch für psychische Erkrankungen gilt die ärztliche Schweigepflicht, daher kann euer Kind hier frei über alles reden, was es beschäftigt. Depressionen sind unbedingt ernst zu nehmen, sie kommen nicht einfach und gehen morgen wieder weg. Menschen mit Depressionen brauchen Hilfe.
  3. Verständnis zeigen: Macht euch immer wieder bewusst, dass erkrankte Menschen alles durch eine “depressive Brille” sehen. Viele Gedanken werden für euch nicht nachvollziehbar sein. Auch nach erfolgreichen Gesprächen, bei denen ihr das Gefühl habt, dass sich etwas verändert, kann es sein, dass ihr lange keine Veränderung wahrnehmt. Gebt eurem Kind viel Zeit und zeigt Verständnis.
  4. Mut machen: Eine Depression ist eine Krankheit, aber sie ist gut behandelbar. Macht eurem Kind Mut, dass ihr diese Krankheit gemeinsam besiegen könnt und zeigt ihm, dass ihr seine negativen Gefühle nicht teilt, aber dass sie ein normaler Teil der Erkrankung sind, der wieder vergeht. Manchmal fällt es schwer, die richtigen Worte für einen depressiv erkrankten Menschen zu finden. Die Deutsche Depressionshilfe hat Betroffene auf ihren Social Media Kanälen gefragt und zusammengefasst, welche Worte sie sich in der Depression wünschen und daraus ein Mutmach-Bingo erstellt.
mutmach-bingo
© Unbekannt

Hier bekommt ihr Hilfe und Rat

Wenn ihr oder euer Kind gefährdet ist und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

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Auf der Website FIDEO "fight depression online", finden Kinder- und Jugendliche, die von Depressionen betroffen sind, Hilfe und Tipps, auch für Angehörige und Pädagogen stellt die Seite viele Ratschläge zusammen. Vertrauliche und kostenlose Online-Beratung von Fachkräften finden Teenager auch bei der Jugendnotmail.

Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe