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Kleinkind

Die Prinzessin des Kickboxens

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Sarah Liegmann - auf den ersten Blick ein ganz normaler Teenager, doch sie hat es faustdick hinter den Ohren. Und das im Wortsinn. Bereits nach dem ersten Turnier war ihr klar, dass sie Kickbox-Profi werden wollte. Damals war sie elf Jahre alt. Heute ist die 16-Jährige sechsfache Weltmeisterin sowie eine Einser-Schülerin.

"Talent ist nur Übung und Übung macht den Meister." Die Strophe des deutschen Rappers Kontra K ist keine dahingesagte Floskel, sondern eine Aussage, an die Sarah Liegmann felsenfest glaubt. Mit elf Jahren stand Sarah zum ersten Mal mit Boxhandschuhen auf der Matte. Damals wusste sie noch nicht, dass es einmal ihr großer Traum sein würde, Kickbox-Profi zu werden. Heute lässt sie den Song von Kontra K jedes Mal als ihr Einlauflied durch die Boxen dröhnen, sobald die den Raum für einen Wettkampf betritt. Und das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben. Der Text soll sie daran erinnern, dass Erfolge nur ein Ergebnis von hartem Training sind. Die Motivation ist das Wichtigste. Nur so hält man den Druck des Extremsports aus. Sarah führt nicht das Leben eines normalen Teenagers. Sie trainiert sechs bis sieben Mal die Woche, hat einen strengen Ernährungs- und Fitnessplan. Nach der Schule kann sie sich nicht mit Mitschülern treffen oder auf die Couch fläzen. Sie muss sich an einen genauen Zeitplan halten. Anders funktioniert das nicht.

Sich auf den Erfolg verlassen? Sarah Liegmann hat einen Plan B

Wie sie all das unter einen Hut bekommt, weiß sie selbst nicht immer. Dennoch ist sie neben ihren Erfolgen im Sport auch noch eine Musterschülerin. „Ich habe gelernt, meinen Ehrgeiz, den ich im Sport habe, auch in die Schule zu stecken. Ich kann mich nach der Schule nicht einfach auf die Couch legen und chillen. Ich habe nachmittags genau 2 Stunden Zeit, um meine Hausaufgaben zu machen. Und wenn ich es in der Zeit nicht schaffe, habe ich eben Pech gehabt.“ Sie weiß, dass sie ihren Sport aufgeben müsste, wenn es in der Schule mit den Noten bergab gehen würde. Sarah behält aber immer ein Ziel vor Augen: „Ich will irgendwas mit Sport studieren. Das ist mein Plan B.“ Denn trotz ihrer Erfolge ist Sarah nicht unverwundbar. Jedes Mal, wenn sie den Ring betritt oder einen Schlag bekommt, zuckt eine große Angst durch ihren Kopf. Vor ein paar Jahren hatte sie eine Verletzung im Knie, die von niemandem entdeckt wurde. Sie kämpfte weiter – trotz Schmerzen. Auf ihre Aussagen hin, ihr tue das Knie weh, bekam sie immer wieder die Diagnose, dass alles gut sei. Das war für sie schrecklich. In dieser Zeit hat sie gemerkt, dass ein Traum auch ganz schnell wieder vorbei sein kann. Weswegen es einen Plan B braucht und sie ihre Schule nicht vernachlässigen möchte. Das wichtigste ist, das Ziel im Auge zu behalten und dennoch in der Realität zu bleiben.

Vielleicht ist ihr Erfolgsrezept aber die Unterstützung aus ihrem Umfeld. Denn ihre Mutter ist für sie nicht nur ein unterstützender Elternteil, sondern nebenbei auch noch ihre Fitness-Trainerin. Von Streit und Zickereien ist bei dem gemeinsamen Training aber keine Spur. Das Geheimrezept: Maarit macht einfach alles mit und steht nicht mit einem erhobenen Zeigefinger vor Sarah. Vielmehr muss sie ihre Tochter teilweise bremsen und sie dazu zwingen, auch ein bisschen Privatleben zu haben. Das ist eben wichtig - auch für eine Hochleistungssportlerin.

Ein ganz „normaler“ Teenager

Rein optisch könnte man von der heute 16-Jährigen niemals erwarten, dass sie bereits 6-fache Weltmeisterin im Kickboxen ist. Ihre Statur lässt sich als zierlich aber sportlich beschreiben, kaum größer als 1,60 m, und die lange blonde Mähne reicht ihr fast bis zum Bauchnabel. Nur für ihren Sport wird das perfekt aufgetragene Make-up abgelegt. Ihr Äußeres ist für sie eben wichtig. Man kann schließlich auch als Kickboxerin eitel sein. Warum auch nicht?! (Kick-)Boxerinnen sind keine vor Muskeln protzenden Frauen, die sich gehen lassen und nur prügeln wollen. Und Sarah ist der beste Beweis dafür. Sie hat sich mit ihrem Können einen Namen erkämpft und eine enorme Fanbase aufgebaut. Mittlerweile ist sie in der Szene keine Unbekannte mehr. Ihre Erfolge sind ja auch beachtlich: sechs Mal Weltmeisterin, 4-fache Europameisterin sowie 16-fache deutsche und internationale deutsche Meisterin im Kickboxen. Während des Trainings und ihrer Kämpfe macht sie diesen Titeln alle Ehre. Ihr Schlag weist eine Stärke von knapp 22 km/h auf – das ist fast so, als würde man mit einem Mofa direkt gegen die Wand fahren. Ein Aufprall, bei dem man die Vögel zwitschern hören kann. Sarah wird von ihren Gegnern gefürchtet und dafür tut sie auch einiges. Doch sobald ihr Trainer sie am Ende des Tages entlässt, taucht sie aus ihrer Konzentration auf, setzt sich zu ihren Trainingspartnern und ist ein ganz „normaler“ Teenager.

Irgendwann muss sie an ihre Zukunft denken. Und da man im Kickboxen bisher keine wirkliche Möglichkeit hat, Geld fürs Leben zu verdienen, kann es gut sein, dass sie sich umorientieren muss. Doch bis dahin trainiert sie weiter und versucht, diese eine Person zu sein, die das Kickboxen der Frauen interessant macht. Und wer weiß, vielleicht wird genau durch so einen kleinen Star wie Sarah Liegmann dieser Sport zu einer olympischen Disziplin und gibt ihr somit die Möglichkeit, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.

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Bildquelle: Stefan Wiede