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Die richtige Privatschule finden

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Privatschulen werden immer beliebter. Was sie staatlichen Schulen voraushaben und wie Sie die richtige für Ihre Kinder finden

Warum Privatschule?

Die Gründe, warum immer mehr Eltern ihr Kind lieber in einer privaten als in einer öffentlichen Regelschule unterrichten lassen, sind ebenso vielfältig wie die Alternativen. Mit Privatschulen verbinden Eltern meist folgende Vorteile in

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➤ weniger Stundenausfall
➤ bessere Ausstattung
➤ intensivere persönliche Betreuung und Förderung des einzelnen Kindes
➤ besseres Schulklima
➤ motivierte Lehrer
➤ kleinere Klassen
➤ ausgeprägte Werteerziehung
➤ größerer weltanschaulicher Konsens
➤Ganztagsbetreuung
➤ Anleitung zu sozialem Engagement

in weiterer Grund ist das schlechte Abschneiden der Staatsschulen bei internationalen Vergleichsstudien wie dem PISA-Test. Denn auch hier haben die Privaten die Nase vorn.
Dies und der Wille von immer mehr Eltern, das Lernpotenzial ihrer Kinder voll auszuschöpfen, veranlassen den Hamburger Erziehungswissenschaftler Prof. Peter Struck zu der Prognose: „Der Ruf der einzelnen Schule mit einem besonderen pädagogischen Profil, das zu Angeboten bis hin zu Ski-, Schwimm-, Fußball- und Tennisgymnasien führen kann, wird künftig ausschlaggebender sein als die Schulform, zu der sie gehört.“

Internate und Landerziehungsheime

Internate und pädagogisch besonders profilierte Landerziehungsheime wie die Odenwaldschule, die Stiftung Louisenlund und das Schloss Salem bieten eine bewusst stadt- und familienferne Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch oft sehr engagierte Lehrer. Anspruchsvoller Unterricht, eine umfassende Betreuung und die gezielte Forderung und Förderung des einzelnen Schülers führen dazu, dass an Internaten prozentual mehr Schüler zum Realschulabschluss und zur Hochschulreife kommen als an staatlichen Schulen. Klar ist, dass Internate teuer sind - zwischen 500 und 2000 Euro im Monat müssen Eltern für den Aufenthalt in einem der 250 deutschen Internate bezahlen. Natürlich sollten sich die Eltern vor einer Entscheidung eingehend über den Zuschnitt und die Qualität der jeweiligen Einrichtung informieren, gibt es doch gemeinnützige und kommerzielle, konfessionell geprägte und weltanschaulich neutrale, konservative und liberal geführte, altsprachlich orientierte und solche mit Spezialangeboten für Hochbegabte oder Kinder mit Erziehungsproblemen oder Lernstörungen. Nebeneffekt: In Internaten können sensible Kinder aufgrund des Zusammenlebens rund um die Uhr auf engem Raum leicht unter die Räder kommen. Und diese Schulform spiegelt nicht den Bevölkerungsschnitt wider. Problematisch ist daher ein Internatsaufenthalt für Grundschüler. „In diesem Alter ist der tägliche Kontakt zu den Eltern einfach noch nötig“, gibt der Erziehungswissenschaftler Prof. Peter Struck zu bedenken. Erst ab den Klassenstufen 8 oder 9 sollten Eltern eine Internatsunterbringung in Betracht ziehen.
Infos: www.privatschulen.de, www.agfs.org

Interview mit Schulexperte Prof. Peter Struck

über das Image von Privatschulen, ihre Vorzüge und Besonderheiten

Ist das Vertrauen gerechtfertigt, das viele Eltern privaten Schulen entgegenbringen?

Prof. Peter Struck: Ja, denn von den über 3000 deutschen Privatschulen sind etwa 2000 besonders gut in dem Sinne, dass sie die PISA-Standards erfüllen. Das ist ein hoher Anteil, denn von den etwa 40000 staatlichen Schulen sind nur 2000 besonders gut. Merkmale einer guten Schule sind eine starke Schulleiterpersönlichkeit, ein Konsens im Lehrerkollegium, ein besonderer Schwerpunkt, eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern- und Lehrerschaft, eine heruntergespielte Bedeutung der Noten, eine individuelle Förderung der Kinder, längere Grundschulzeiten, jahrgangsübergreifende Klassen und der Ganztagsbetrieb. Aber: Auch viele staatliche Schulen sind inzwischen auf einem guten Weg.

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Entscheidend ist somit die Beantwortung der Frage: Welche Schule passt am besten zu meinem Kind? Für welchen Typ Kinder empfiehlt sich der Besuch einer Privatschule und welche sind weniger oder gar nicht geeignet?

Privatschulen sind gut für sensible, emotionsstarke und musisch begabte Kinder, für Schüler mit Ausfallerscheinungen oder Besonderheiten wie Hochbegabung, Legasthenie, Rechenschwäche, Talent in Musik oder Sport sowie für solche, die sich einer bestimmten Weltanschauung oder Religion verbunden fühlen. Für robustere Naturen und zur Trägheit neigende Kinder sind wohl staatliche Schulen günstiger.

Wie sieht die Elternarbeit an Privatschulen aus?

Schüler an Privatschulen haben meist sehr engagierte Eltern, und das wird von den Schulen auch erwartet. Dabei erstreckt sich der Einsatz der Eltern sowohl auf die praktische Unterstützung des Unterrichts und die Organisation der vielfältigen, von der Schule angebotenen Freizeitaktivitäten als auch auf die programmatische Weiterentwicklung des Schulprofils. Von Privatschuleltern wird in der Regel also mehr Interesse am Schulgeschehen, ein höheres finanzielles Engagement und eine umfangreichere Unterstützung der Schulgemeinschaft erwartet. Erinnern wir uns: Viele Privatschulen verdanken ihre Existenz der Initiative von Eltern.

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Starker Trend zur Privatschule

So unterschiedlich die Gründe für einen Privatschulbesuch auch sein mögen - eins steht fest: Die Zahl der Eltern, die ihr Kind an einer Schule in freier Trägerschaft unterrichten lassen wollen, übersteigt das Platzangebot inzwischen um ein Vielfaches. Immerhin 640000 von insgesamt zehn Millionen Schülern besuchen inzwischen eine Privatschule. Und die Wartelisten werden immer länger - trotz 50 Schulneugründungen pro Jahr. Das gilt auch und gerade für den Grundschulbereich: Hier stieg die Zahl der Schüler in freien Bildungsstätten seit 1995 um über 60 Prozent, während ihre Zahl in öffentlichen Schulen um drei Prozent zurückging. Erleben Privatschulen mit einem außergewöhnlichen Profil also einen Gründungsboom, so werden in manchen Gegenden staatliche Grundschulen reihenweise dichtgemacht. Die oben erwähnten besonderen Schwerpunkte der Privaten sind also ihre Spezialität - die sie sich von den Eltern allerdings gut bezahlen lassen: Von 50 Euro für viele der über 1000 konfessionellen Schulen bis zu mehreren 1000 Euro für manches Edelinternat finden sich Schulen aller Preisklassen. Worauf Eltern bei der Entscheidung für eine privat geführte Schule unbedingt achten sollten, ist die Anerkennung als „Ersatzschule“. Im Gegensatz zu sogenannten Ergänzungsschulen ermöglichen staatlich zertifizierte Privatschulen anerkannte Abschlüsse wie das Abitur oder die Mittlere Reife.

Konfessionelle , Waldorf- oder Montessorischule?

Konfessionelle Schulen: Die beiden großen Kirchen sind die größten privaten Schulträger in Deutschland. 80 Prozent aller Privatschüler besuchen deren Einrichtungen. Mit einem Schulgeld ab zirka 50 Euro pro Monat ist der Besuch recht erschwinglich. Natürlich haben christliche Rituale und Gebete in den katholischen und evangelischen Schulen einen festen Platz. Die Erziehung der ganzen Persönlichkeit auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes ist ihr Hauptanliegen. Auch soziales Engagement und christliche Tugenden wie die Nächstenliebe haben ihren festen Platz. An jeder fünften katholischen Schule werden ausschließlich Mädchen unterrichtet. Infos: www.evangelische-schulen-in-deutschland.de, www.katholisch.de

Waldorfschulen: Die der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners verpflichteten Schulen werden immer beliebter. Als Gesamtschulen ermöglichen sie Abschlüsse bis zum Abitur. Statt Noten und Sitzenbleiben gibt es ausführliche Gutachten. Hauptanliegen der Waldorfpädagogik ist die individuelle und ganzheitliche Entwicklung von Körper, Seele und Geist. Schwerpunkte bilden musisch-künstlerische Fächer und handwerklich-praktischer Unterricht.
Eine große Rolle spielen Rhythmen und Entwicklungsphasen, nach denen
der gesamte Lehrplan strukturiert ist. Kennzeichnend sind darüber hinaus die
starke Rolle des Lehrers, der seine Klasse acht Jahre lang begleitet, und die enge Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule. Das Schulgeld richtet sich nach dem Verdienst der Eltern und beträgt etwa sechs Prozent des Brutto-Einkommens. Infos: www.waldorfschule.info

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Montessorischulen: Auch sie werden immer zahlreicher. „Hilf mir, es selbst zu tun“ lautet der Slogan des von Maria Montessori entworfenen Konzepts, das die Entwicklung des Kindes nach seinem eigenen inneren Bauplan ins Zentrum des Lernens stellt. Weitere Merkmale sind das selbstständige Arbeiten mit vorbereiteten Materialien, entdeckendes Lernen sowie eine von den Schülern selbst ausgeübte Fehlerkontrolle. Typisch sind auch das Lernen in jahrgangsgemischten Gruppen und die Rolle des Lehrers als unterstützender Beobachter. Da sich Montessorischulen teils in staatlicher, teils in privater Trägerschaft befinden, sind die Kosten unterschiedlich. Infos: www.montessori.de Generell gilt, was Sabine Brettschneider bei ihren Erfahrungen mit staatlichen und privaten Schulen beobachtet hat: „Die Atmosphäre in Privatschulen ist freundlicher und der Umgang zwischen Schülern, Lehrer und Eltern vertrauensvoller.“

Diese Punkte sollten Sie vor der Entscheidung für eine Privatschule klären

  • Ich stimme mit dem Schulprogramm und der pädagogischen bzw. weltanschaulichen Zielsetzung der Schule weitgehend überein.
  • Die Privatschule ermöglicht meinem Kind einen staatlich anerkannten Bildungsabschluss.
  • Der Weg, den mein Kind täglich zur Schule zurücklegen muss, ist zumutbar.
  • Die mit dem Schulbesuch verbundenen Kosten bringe ich ohne Probleme auf.
  • Ich habe genug Zeit, meinen Pflichten im Rahmen der Elternarbeit nachzukommen.
  • Mein Kind ist mit dem Besuch der Privatschule grundsätzlich einverstanden.