Für Links auf dieser Seite erhält familie.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder grünblauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. familie.de
  2. Kleinkind
  3. Stress bei Kindern: So könnt ihr ihnen helfen

Zeit-, Leistungs- & Erwartungsdruck

Stress bei Kindern: So könnt ihr ihnen helfen

Zeitdruck, Erwartungsdruck, Leistungsdruck. Studien bestätigen, was man auch so im Alltag beobachten kann: Kinder sind gestresst. Wie ihr als Eltern gegensteuern könnt.

Leistungsdruck, Angst, die elterlichen Erwartungen nicht zu erfüllen, Streit mit den Freunden: All das macht Kindern großen Stress.

In diesen hektischen Zeiten, in denen fast jeder über Stress klagt, ist es kein Wunder, dass auch Kinder betroffen sind. Studien wie die der Bielefelder Universität (Burn-Out im Kinderzimmer: Wie gestresst sind Kinder und Jugendliche in Deutschland) aus dem Jahr 2015 wurden 2018 durch eine Forsa-Umfrage der KKH Kaufmännische Krankenkasse untermauert. Die Bielefelder Studie geht davon aus, dass fast ein Fünftel der Schulkinder unter hohem Stress leidet. Die Forsa-Studie kam zum Schluss, dass gerade die Altersgruppe der 13- bis 18-Jährigen vermehrt von Stress und Depressionen betroffen ist.

Anzeige

Stress bei Kindern: Was sind die Auslöser?

Dass sich Kinder gestresst fühlen, hat mehrere Ursachen.

  • Leistungsdruck: Sie wollen in der Schule nicht versagen und ihre Eltern nicht enttäuschen. Holger Ziegler, der die Bielefelder Studie verantwortete, kam zum Schluss: "Der insgesamt bedeutsamste Faktor für kindlichen Stress dürfte auf Leistung und mehr noch auf Erfolg orientierte Erziehungspraxis sein."
  • Termindruck: Wenig Zeit für Langeweile, da auch die Freizeit vollgestopft ist mit Verpflichtungen, seien es Sportverein oder Musikunterricht. Laut Forsa hat ein Drittel der Befragten mindestens drei außerschulische Aktivitäten in der Woche.
  • Streit mit Freunden: Wenn sich Kinder miteinander verkrachen oder sie sogar von der Clique gemobbt werden, führt dies zu einem erhöhten Stresslevel.
  • Soziale Medien: Digitale Reizüberflutung führt nicht unbedingt zur Entspannung, gerade wenn Kinder ängstlich auf ein Like für ihr Foto auf Social Media warten oder sie glauben, dass sie nicht mithalten können.
  • Familiäre Probleme: Natürlich geht es auch an den Kindern nicht vorbei, wenn es den Eltern oder Geschwistern nicht gut geht. Finanzielle Engpässe, Streitigkeiten, Krankheiten verbreiten Stress.

Wie äußert sich der Stress?

"Stress ist eine biologische Fluchtreaktion des Körpers“, erklärt der Leiter der Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Prof. Michael Schulte-Markwort. Und so reagiert dann auch der Körper - das sind dann die Symptome:

  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Gereiztheit

Die Gereiztheit resultiert dann meistens aus dem fehlenden Schlaf. Je kleiner die Kinder, desto eher reagieren sie körperlich auf Stress - Bauchschmerzen und Kopfschmerzen sind die Folge. Jugendliche sind wiederum eher anfällig für Angstzustände und Depressionen.

Anzeige

Stress: Was könnt ihr als Eltern tun?

So banal es klingt - Eltern müssen erst einmal erkennen, dass ihre Kinder unter Stress leiden. Sie stehen wahrscheinlich selbst unter Strom und wollen allen Vorgaben gerecht werden - das Kind soll alle Möglichkeiten der Entfaltung haben, die beste Ausbildung, die beste Förderung. Das alles kann aber auch wiederum in Stress ausarten. Am besten schaut ihr euch euren Alltag an, inwiefern er von Druck geprägt ist, wenn es um Zeit, Leistung und Erwartung geht.

Das führt dann auch zu der paradoxen Situation, dass ihr dann alles versucht, damit das Kind entspannter wird. Was dann euch stresst. Atmet tief durch und schaut, wo ihr ansetzen könnt, damit es allen besser geht. Sprecht mit euren Kindern. Wie sieht es denn zum Beispiel mit den außerschulischen Aktivitäten aus? Sportverein, Orchester - macht dies den Kindern überhaupt Spaß? Oder sind das Sachen, die ihr ausgesucht habt, weil ihr dachtet, es würde eure Tochter oder euren Sohn weiterentwickeln? Sind drei Termine in der Woche zu viel? Fragt nach.

Reden, reden, reden ist ein gutes Mantra. Anteilnahme am Leben. Bleibt im Dialog mit eurem Nachwuchs. Wenn euer Kind Versagensängste in der Schule hat, versucht Lösungsansätze zu finden und auch den Erwartungsdruck zu mindern. Viele Kinder haben Angst, ihre Eltern zu enttäuschen, wenn die Noten nicht stimmen. Steht ihnen bei, wenn sie sich mit ihren Freunden gestritten haben. Nehmt eure Kinder ernst, wenn sie das Gefühl haben, gemobbt zu werden.

Anzeige

Ruhe und Rituale - ein klarer Orientierungsrahmen hilft Kindern. Gemeinsame Mahlzeiten sind wichtig, um sich auszutauschen und etwas vom gegenseitigen Alltag zu erfahren. Entspannungsübungen bringen die benötigte Ruhe, um Belastungen zu entschärfen.

Im Prinzip ist Achtsamkeit das Zauberwort - habt euren Nachwuchs im Auge, aber auch euch selbst. Wenn ihr im Stress versinkt und es nicht schafft, der Belastung standzuhalten, wie sollen es eure Kinder schaffen? Versucht, so gut es geht, eine Work-Life-Balance zu halten und vorzuleben. Es sind anstrengende Zeiten, keine Frage, aber wenn wir es schaffen, den Druck aus dem Leben ein bisschen herauszunehmen, sieht die Welt schon besser aus.

Bildquelle: Getty Images