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Kinderwunsch

Studie zeigt: Darum gründen Frauen immer später eine Familie

Close-up of a mother kissing her baby in the head while she is asleep on the bed.

Wieso entscheiden sich Frauen immer später dafür, eine Familie zu gründen? Dieser Frage ist nun eine Studie nachgegangen und offenbart spannende und vor allem vielfältige Antworten.

30,1 Jahre – so alt waren Mütter in Deutschland 2019 durchschnittlich bei der Geburt ihres ersten Kindes. Zehn Jahre zuvor lag das Durchschnittsalter noch bei 28,8 Jahren. Damit wird deutlich: Frauen entscheiden sich immer später, eine Familie zu gründen. Die Zahl der Geburten von Müttern über 40 hat sich laut Statistischem Bundesamt seit 1990 sogar vervierfacht.

Über die Gründe, wieso sich das Alter bei der Geburt des ersten Kindes immer weiter nach hinten verschiebt, wird viel diskutiert. Eine neue Studie soll nun ein bisschen mehr Licht ins Dunkle bringen: Im Auftrag der Online-Arztpraxis Zava fragte das Marktforschungsinstitut Splendid Research nun 1.004 Frauen nach möglichen Gründen.

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Selbstverwirklichung, Kosten und Ängste verschieben die Mutterschaft

Die Ergebnisse der Studie sind sehr vielfältig und gehen teilweise auch wohl miteinander einher:

  • Hohe Kosten: Fast ein Drittel der kinderlosen Frau gibt als wichtigsten Grund gegen eine Familiengründung die hohen Kosten an. Doch auch für Frauen, die bereits Mütter sind, ist die finanzielle Situation ausschlaggebend: 24 % sehen die hohen Kosten als Grund gegen ein weiteres Kind an. Besonders spannend: Vor allem Akademikerinnen mit Bachelor-Abschluss haben finanzielle Ängste (39 %).
  • Selbstverwirklichung: „Ich möchte Zeit haben, meine Wünsche und Träume zu verwirklichen“ – das gaben 28 % der befragten Frauen ohne Kind als Grund an. Der Wunsch, vor der Gründung einer Familie Karriere zu machen, ist bei 18- bis 29-jährigen Frauen mit 42 % besonders hoch.
  • Einfach kein Bedürfnis: 28 % der befragten kinderlosen Frauen gaben an, ganz einfach kein Bedürfnis zu haben, Kinder zu bekommen.
  • Unsichere Zukunft: Die Angst vor Klimawandel, gesellschaftlichen Problemen oder Wirtschaftskrisen ist für jede fünfte kinderlose Frau ein Grund, sich ganz gegen ein Kind zu entscheiden. Es gibt sogar Gruppe von Klimaaktivist*innen, die aus Umweltschutzgründen keine Kinder zur Welt bringen möchten. Birthstrike nennt sich dieses Phänomen.
  • Corona-Angst: Auch wenn zu Beginn der Corona-Krise durch den Lockdown ein Babyboom prophezeit wurde, so zeigt die Studie, dass das Virus für einige Frauen auch ein Grund ist, sich (erstmal) gegen ein Kind zu entscheiden: 8 % der befragten Frauen ohne Kinder gaben an, aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie (aktuell) keine Kinder zu wollen.
  • Kein passender Partner: Auch das ist natürlich einer der Gründe, der sich jedoch regional sehr stark unterscheidet: In Brandenburg gaben nur 6 % der kinderlosen Frauen an, dass der fehlende Partner Grund für die Kinderlosigkeit sei – in Bremen ist es jede zweite Frau.

Moderne Medizin verschiebt Kinderwunsch

Dass sich die Mutterschaft weiter nach hinten schiebt, liegt natürlich auch an den modernen medizinischen Möglichkeiten. Dank verschiedener Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin entscheiden sich einige Frauen ganz bewusst dazu, später ein Kind zu bekommen. Social Freezing etwa ermöglicht es Frauen, auch unabhängig von der biologischen Uhr ein Kind zu bekommen. Immerhin 14 % der befragten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren können sich vorstellen, sich diesem Verfahren zu unterziehen.

Laut Studie kann sich insgesamt jede vierte Frau zwischen 30 und 50 Jahren vorstellen, mit Hilfe der Reproduktionsmedizin später ein Kind zu bekommen. Am größten ist der Anteil mit 37 % unter den 30 bis 39-Jährigen.

„Die Gesellschaft wird sich auf eine neue Generation älterer Eltern einstellen müssen"

Ärztin Dr. med. Emily Wimmer prognostiziert, dass künstliche Befruchtungen weiter an Popularität gewinnen werden: „Es ist zu erwarten, dass assistierte Reproduktionstechniken in Zukunft stärker angenommen werden. Wir sind heute in der Lage, die besten Embryonen zuverlässiger auszuwählen, was die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung und Einnistung erhöhen kann. Infolgedessen kann dies weniger IVF-Zyklen bedeuten, was die Kosten senken und die Zugänglichkeit für viel mehr potenzielle Eltern erhöhen kann.“ Insgesamt folgert sie aus der Studie: „Die Gesellschaft wird sich auf eine neue Generation älterer Eltern einstellen müssen."

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Lisa Purrio

Druck rausnehmen

Muss eine Frau im Laufe ihres Lebens überhaupt einen Kinderwunsch haben? Natürlich nicht. Die Umfrageergebnisse bestätigen, dass einige Frauen auch ganz einfach keine Kinder möchten. „Ich habe nicht das Bedürfnis, Kinder zu bekommen“, gaben 28 % der befragten kinderlosen Frauen an. Obwohl der Wert so hoch ist, scheint diese Tatsache in unserer Gesellschaft noch lange nicht angekommen zu sein.

Schließlich kennt jede Frau, die Mitte/Ende 20 ist, die ständigen Fragen, wann es denn bei ihr endlich soweit sei und ob sie nicht langsam die Uhr ticken höre. Mich würde es sehr freuen, wenn wir endlich aufhören könnten, Frauen durch die ständige Fragerei so unter Druck zu setzen. Als ob irgendeine Frau nach der Frage nach ihrer biologischen Uhr plötzlich sagen würde: „Ach stimmt ja! Danke!"

Lisa Purrio
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Bildquelle: Getty Images/fotostorm