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Mit Verbesserungstipps: Diese 7 Verhaltensweisen von Eltern sind toxisch

Toxische Eltern Verhaltensweisen
© Getty Images / PeopleImages

Das Wort "toxisch" ist in aller Munde: Es soll Verhalten oder Personen beschreiben, die für andere schädlich, verletzend oder gefährlich sein können. Wir als Eltern können durch bestimmte Verhaltensweisen ebenfalls toxisch für unsere Kinder sein. Nicht immer ist uns das bewusst. Daher kann es helfen, sich und sein Verhalten immer mal wieder zu hinterfragen.

Wir sind nicht nur Eltern, sondern waren auch mal Kinder und wurden durch unsere eigenen Eltern geprägt. Viele Verhaltensweisen haben wir uns also – genau wie unsere Kinder heute – bei unseren Eltern abgeschaut bzw. sie wurden uns von ihnen vorgelebt. Es ist also ganz normal, dass unser Erziehungsstil sich auch an dem der eigenen Eltern orientiert. Hatten wir selber toxische Eltern, ist es nicht verwunderlich, wenn wir manches davon wiederholen.

Das wird einem oft erst bewusst, wenn man eigene Kinder hat. Haben unsere Eltern uns problematisches Verhalten vorgelebt, können wir oft gar nicht anders als dies zu wiederholen. Wir möchten hier nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, sondern zeigen, wie sich Verhaltensweisen auf Kinder auswirken. So ist es möglich, sich vielleicht in der einen oder anderen Situation wiederzuerkennen und bestimmte Handlungen zu überdenken. Das fängt beim Kleinkind an und hört beim Schulkind noch nicht auf.

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#1 Extrem kritisch zum eigenen Kind sein

Euer Kind ist ein guter Schüler oder gute Schülerin, aber in zwei Fächern klappt es trotz Lernens einfach nicht? Ihr reagiert dann sehr genervt und es gibt "Strafen", wenn das Kind eine Note schlechter als 3 mit nach Hause bringt?

Es ist vollkommen richtig, dass wir als Eltern auch Verantwortung für den schulischen Erfolg haben und das Kind beim Lernen begleiten müssen. Aber setzt eure Messlatte nicht zu hoch an: Wart ihr in allen Fächern gut? Muss das Kind wirklich überall, den Notendurchschnitt haben, den ihr vielleicht damals auch nie erreicht habt?

Wahrscheinlich hattet ihr selbst auch überkritische Eltern? Versetzt euch in die Lage, wie ihr euch damals gefühlt habt, dann versteht ihr euer Kind viel besser. Wenn es aus Angst vor eurer Reaktion bestimmte Dinge verschweigt, wird der Lernerfolg auch nicht schneller kommen.

#2 Dem Kind zu selten richtig zuhören

Der Schlüssel zu einer guten Kommunikation ist Zuhören und den anderen ernst nehmen. Schon sehr kleine Kinder haben uns etwas zu sagen. Das fängt mit Mimik und Gestik schon an. Viele Wutanfälle von Kindern im Alltag ließen sich eher vermeiden, wenn wir richtig zuhören würden.

Kennt ihr das von euch, dass ihr eure Kinder nach einem anstrengenden Arbeitstag von der Kita abholt und irgendwie ist schlechte Laune vorprogrammiert, eure Nerven gehen bei der kleinsten Sache hoch? In solchen Momenten ist liebevoll zuhören sehr schwierig.

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Atmet erst mal tief durch, trinkt vielleicht etwas. Nehmt euch abends Zeit vor dem Zubettgehen und besprecht nochmal den Tag und hört dann zu, was das Kind zu sagen hat. Ihr könnt euren Kindern auch immer erklären, warum ihr gerade gestresst seid, dann hat es nicht das Gefühl, dass es was falsch gemacht hat. Gestresste Eltern geben mit ihren Reaktionen häufig dem Kind das Gefühl, es sei an etwas Schuld.

Katja Nauck

Ich kenne das

Wenn ich gestresst bin, bin ich häufig verbal viel zu ruppig zu meiner fast Vierjährigen. Das tut mir dann auch total leid und ich entschuldige mich kurz darauf bei ihr. Oder ich sag ihr kurz, dass das viel zu heftig war und nehme sie dann in den Arm, wenn sie mir zeigt, dass sie das traurig gemacht hat. Das sollte natürlich die Ausnahme sein, dauerhaft mit seinem Kind so zu reden, geht gar nicht.

Meist hilft es mir dann, kurz mal Zeit für mich zu haben. Natürlich geht das nicht in jeder Situation. Ich denke, es ist aber wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und die Gefühle unserer Kinder immer anerkennen, wenn wir auch den Grund nicht immer nachvollziehen können, wenn sie weinen oder wütend sind. Wenn meine Reaktion der Grund ist, warum sie weint, dann hab ich die Verantwortung, das auch sofort zu klären.

Katja Nauck

#3 Kinder nicht richtig ernst nehmen

Kinder sind selbstverständlich noch keine Erwachsenen und man kommuniziert anders mit ihnen. Das heißt aber nicht, dass wir Kinder nicht ernst nehmen dürfen. Vor allem ihre Gefühle sollten wir anerkennen und nicht durch ein "Stell dich nicht so an" einfach wegdrücken. Auch wenn ihr den für euch völlig übertriebenen Wutausbruch des Drei- bis Fünfjährigen nicht verstehen könnt: Zeigt ihm durch eine Umarmung oder persönliche Geste, das es okay ist (solange euer Kind Berührungen in solchen Momenten toleriert). Das kann bei kleinen Wutzwergen genauso effektiv sein wie bei schmollenden Teenagern.

Kinderarzt Dr. Harvey Karp betont in seinen Büchern immer wieder, dass der erste Schritt zur Beruhigung eines Kleinkindes im Ernstnehmen der Gefühle besteht. Er gibt den Tipp: Wiederholt erst verbal, warum das Kind gerade wütend oder traurig ist und beruhigt es durch eine Berührung. So lernt es auch die eigenen Gefühle zu beschreiben. Danach wird es eher bereit sein, euch etwas entgegenzukommen. Der Arzt nennt das die "Fast-Food-Regel", die er in seinem Buch "Das gücklichste Kleinkind der Welt" anhand von Beispielen beschreibt.

Kleinkinder haben ein Talent dafür, uns in Rage zu bringen. Ihr Verhalten kann in uns starke, oft irrationale Überreaktionen auslösen. Manchmal werden wir so wütend, dass wir buchstäblich nicht mehr klar denken können und unsere Äußerungen nicht mehr unter Kontrolle haben. Und je gestresster wir sind, desto mehr verhalten wir uns selbst wild und ungestüm.
Harvey Karp, Kinderarzt und Autor
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#4 Denken, dass die Kinder so sind, wie man selber

Manche Eltern denken häufig, ihre Kinder würden alles mögen, was sie auch mögen. Das kann in Teilen auch so sein. Euer Kind ist aber ein Individuum mit ganz eigenen Gefühlen, Vorlieben und Interessen. Natürlich ist es wunderschön, wenn man sieht, dass ein Kind Fußball genauso liebt wie man selbst. Aber seid bitte nicht enttäuscht, wenn diese Phase vorbei geht und euer Kind später viele Dinge tut, die ihr so gar nicht nachvollziehen könnt.

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Es ist ein eigenständiger Mensch und macht seine eigenen Erfahrungen und Fehler. Ihr solltet euer Kind ernst nehmen und es dabei begleiten, so zu werden, wie es möchte. Dazu gehört auch, ihm Dinge zu erlauben, die man vielleicht selber nicht machen würde. Und wenn es kein Instrument lernen möchte, sondern eben lieber Basketball spielt, dann ist das völlig okay. Lasst uns unsere Kinder nicht mit Mini-Mes verwechseln!

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#5 Die eigenen unerfüllten Wünsche und negativen Gefühle auf den Nachwuchs projizieren

Dazu gehört auch, dass man all das, was man im eigenen Leben nicht erreichen konnte, nicht auf die Kinder projiziert: Die Kinder sind nicht dafür da unsere nicht gelebten Träume zu verwirklichen oder unerreichte Ziele zu erreichen. Kinder, die denselben Beruf wie ihre Eltern einschlagen, sind teilweise oft über-ehrgeizig und haben ein Leben lang das Gefühl, ihren Eltern etwas beweisen zu müssen.

Es ist völlig okay, wenn eure Kinder euch freiwillig nacheifern und eure Passion teilen, aber nur solange es ihnen auch Freude macht. Das hört auf, wenn der Ehrgeiz überhand nimmt und sie darunter leiden, nicht in allem der oder die Beste zu sein. Das gilt übrigens auch für negative Emotionen oder Ängste. Nur weil ihr vor etwas Angst habt, muss das nicht für euer Kind gelten. Lasst es frei und selbstständig die Welt erkunden und kreist nicht ständig als Helikopter über ihnen.

#6 Die eigene Person an die erste Stelle setzen

Alle Eltern wissen natürlich, dass Kinder viel Aufmerksamkeit verlangen. Bei all dem noch Zeit für sich selber zu finden, ist nicht so leicht. Persönliche Auszeiten sind aber wahnsinnig wichtig, damit unser Familien-Akku wieder aufgeladen ist. Was jedoch dauerhaft zum Problem wird, wenn bei aller Planung immer erstmal das Eltern-Bedürfnis im Vordergrund steht. Ihr esst gern spät und liebt lange Abende im Restaurant, aber euer Kind wird abends schnell müde und quengelt ganz furchtbar? Dann soll es doch im Buggy einschlafen, seid ihr der Meinung. Dass es auf dem Nachhauseweg dann vielleicht wieder aufwacht und daheim umso aufgedrehter ist, nehmt ihr in Kauf.

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Das kann man schon so sehen, ihr könnt aber eurem Kind zuliebe einfach euren Tag so planen, dass es für alle passt und in dem Fall etwas früher zu Abend essen und das Kind daheim in vertrauter Umgebung schlafen zu legen. Das ist meist auch der gesündeste Schlaf. Wenn ein solches Verhalten die ganze Persönlichkeit betrifft, bezeichnet man das auch als "narzisstisch": Narzisstische Mütter oder Väter schaden ihren Kinder langfristig, weil diese keine normale Bindung aufbauen können. Auch dieses Verhalten ist sehr toxisch für Kinder.

Vergesst bei all dem nie: Kinder wachsen und irgendwann sind sie älter und ihr habt wieder mehr Zeit für euch selbst.

#7 Verbale Gewalt im Alltag anwenden

Kinder jeden Alters können uns manchmal wahnsinnig machen. Vor allem, wenn wir selber gerade noch gestresst sind und nicht die besten Nerven haben, kommt schnell eines zum anderen und es kann eskalieren. Ein lauteres Wort kann in jeder Familie mal vorkommen.

Eltern, die sich toxisch verhalten, reden ständig laut und aggressiv miteinander: Das bedeutet sehr viel psychischen Stress für alle. Dafür gibt es keine ultimative Lösung und es kann zwischendurch vorkommen, sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden. Wenn eurer Temperament eher hitzig ist, dann habt ihr das wahrscheinlich von euren Eltern so übernommen. Ein Wunder wäre es dann nicht, wenn euer Kind über kurz oder lang auf gleiche aggressive Weise mit euch redet.

Eltern wollen ihre Kleinkinder nicht anbrüllen, aber manchmal bricht der Zorn völlig unerwartet aus uns heraus. Ich will nicht, dass Sie Ihre Gefühle ignorieren, aber es ist schlicht nicht in Ordnung vor seinem Kind zu explodieren. Ihr Kleinkind hat keine andere Wahl, als sich impulsiv zu verhalten, aber Sie haben eine Wahl. Es liegt in Ihrer Verantwortung, Ihr Möglichstes zu tun, um Ihr Kind niemals mit körperlicher Gewalt oder verletzenden Worten anzugreifen.
Dr, Harvey Karp, Das glücklichste Kleinkind der Welt
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Viele Leser*innen werden das ein oder andere Verhaltensmuster bei sich erkennen. Wenn ihr allerdings sehr viel davon bei euch wahrnehmt und ihr euch überfordert mit eurer Familiensituation fühlt, dann holt euch besser Hilfe. Ihr seid nicht allein damit und es ist nie zu spät, daran zu arbeiten.

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Wenn Kinder vom Kleinkind zum Schulkind werden, ist Kommunikation ebenfalls eine Herausforderung. Ein paar Tipps, wie ihr als Eltern jetzt am besten vorgeht:

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