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Babyspeck ... geht nicht weg

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Dass Pummeligkeit bei Kindern nicht einfach wieder verschwindet, ist bekannt. Dennoch verschließen viele Eltern vor dieser Tatsache - und vor dem Anblick ihrer fülligen Kinder - oft die Augen. Mit weitreichenden Folgen, wie eine neue Studie jetzt zeigt.

Babyspeck verwächst sich nicht – auch wenn viele das gerne hätten. Bekannt ist diese Tatsache schon seit langem, Warnungen sind schon oft veröffentlicht und wiederholt worden. Dennoch ignorieren viele Eltern die überzähligen Kilos ihrer Kinder - mit dem Ergebnis, dass heutzutage weltweit fast jedes fünfte Kind übergewichtig ist, viele sind sogar adipös, also fettleibig. Dass nicht nur die Eltern, sondern auch die betroffenen Kinder selber ihren "schwerwiegenden" Tatsachen nicht ins Auge sehen, zeigt aktuell eine breit angelegte Studie, die Ende April 2019 beim europäischen Kongress für Adipositas im britischen Glasgow vorgestellt wurde. In einem medizinischen Fachblatt erschien die Studie bislang allerdings noch nicht.

Immer mehr Kinder bringen schon früh zu viel auf die Waage

Babyspeck: Studien aus aller Welt – und aus Leipzig

Die Untersuchungsergebnisse fußen auf weltweit 87 Studien aus den vergangenen 20 Jahren an Kindern und Jugendlichen von 0 bis 19 Jahren und deren Eltern. Solche breit angelegten Studien gelten in der Forschung als zuverlässiger, weil hier das Wissen aus mehreren Studien zusammengefasst wird und eine größere Datenmenge die Grundlage bildet. Eine dieser Untersuchungen hat die Uni Leipzig vorgelegt; sie wurde  bereits im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Babyspeck macht krank

Erstaunliches oder gar erschreckendes Ergebnis der Untersuchungen: Eltern, deren Kinder pummelig sind, betrachten ihre Kids gar nicht als übergewichtig oder gar fettleibig. Und auch die Jungen und Mädchen selber waren sich nicht bewusst, dass sie zu viel auf die Waage bringen. Doch für die Kinder können die überflüssigen Pfunde, die sie mit sich herumschleppen, böse Folgen haben, denn Übergewicht gilt, als Risikofaktor für eine ganze Reihe ernsthafter Erkrankungen - früher oder später.

Die Folgen von Übergewicht

  1. Herz- und Kreislauferkrankungen (Schlaganfall, Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit)
  2. Arteriosklerose
  3. Diabetes mellitus Typ 2
  4. Gelenkerkrankungen
  5. Venenleiden (Krampfadern)
  6. Atmungsstörungen im Schlaf (Schlaf-Apnoe)
  7. hormonelle Beschwerden, verminderte Fruchtbarkeit (PCO-Syndrom)
  8. Erkrankungen von Galle und Leber
  9. erhöhtes Krebsrisiko (Gebärmutter, Brust, Prostata, Gallenblase, Darm)
  10. Hauterkrankungen
  11. Komplikationen bei Geburt und Stillzeit

Schon drei Prozent der Kinder leiden an Bluthochdruck, weil sie übergewichtig sind, so haben Ernährungsmediziner festgestellt. Altersdiabetes, also die ernährungsbedingte Form der Zuckerkrankheit, bekommen jetzt schon ganz kleine Kinder – in den USA ist die jüngste Patientin gerade einmal drei Jahre alt. Nicht zuletzt verkürzen Übergewicht und Fettleibigkeit auch das Leben. Laut einer Studie, die ein internationales Forscherteam im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht hat, waren im Jahr 2015 rund 2,2 Milliarden Menschen übergewichtig. Mehr als 710 Millionen von ihnen waren sogar fettleibig. Und die Studie kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Übergewicht der Grund bei vier Millionen Todesfällen 2015  war.   

Vorbild sein - Kinder lernen durch Nachahmung

Gewichtsprobleme haben ihren Ursprung schon in frühester Kindheit. Die Gene der Eltern sind das eine; mindestens so entscheidend ist aber das, was die Kinder sehen und adaptieren. Sie kopieren und erlernen ihr Essverhalten und ihre Einstellung zum Essen durch das, was ihnen vorgelebt und angeboten wird. Gibt es Pizza und Pommes frites oder Salat und Gemüseauflauf? Und dazu Limonade oder ungesüßten Früchtetee? Wissenschaftler haben festgestellt, wenn Kinder mit ein oder zwei Jahren übergewichtig sind, haben sie eine 50:50-Chance, als Jugendliche normalgewichtig zu sein. Bei einem dreijährigen, pummeligen Kind dagegen ist es schon ziemlich sicher, dass es sein Übergewicht behalten wird.

Abnehmen - je früher, desto besser

Was schuld ist am weitverbreiteten Problem der überflüssigen Kilos ist schnell ausgemacht . Die Hauptgründe für Übergewicht sind ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung. Mit dem Abnehmen kann man gar nicht früh genug anfangen – am besten noch vor der Pubertät, raten Ärzte und Ernährungswissenschaftler. Je früher man entgegensteuert, desto einfacher ist es, das Übergewicht in den Griff zu bekommen, die Gesundheitsprognose ist besser und die Lebenserwartung länger.

Tipps zum Abnehmen

Mit weniger essen allein ist es allerdings nicht getan. Denn mindestens so wichtig wie “weniger essen“ ist es auch, “richtiger“ zu essen – und zu trinken. Jede Menge Kalorien kannst du oder dein Kind einsparen durch den Verzicht auf Zucker. Denn der ist fast überall drin: in Süßigkeiten, Desserts, Limonaden. Euer Arzt unterstützt euch sicher mit Ernährungsvorschlägen, ebenso wie das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE). Dort hat man festgestellt: Kinder zwischen 6 und 11 Jahren konsumieren etwa doppelt so viele Süßigkeiten und Süßgetränke wie empfohlen. Dagegen essen sie nicht einmal halb so viel Obst und Gemüse, wie gut für sie wäre. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland (BVKJ) schlägt Alarm und stellt fest: Seit den 1980er-Jahren hat der Anteil übergewichtiger Kinder um die Hälfte zugenommen, der Anteil fettleibiger hat sich sogar verdoppelt.

Die Wissenschaftler auf dem europäischen Adipositas-Kongress können es also nicht deutlich und eindringlich genug darstellen: Kindliches Übergewicht verwächst sich nicht von allein. Man muss rechtzeitig etwas dagegen unternehmen – damit aus dicken Kindern nicht dicke und kranke Erwachsene werden.

Bildquelle: Getty Images