Kennst du das Gefühl, abends im Bett zu liegen und dir all die Momente durch den Kopf gehen zu lassen, in denen du heute als Elternteil "versagt" hast? Die Ungeduld beim Anziehen, das genervte Seufzen bei der dritten Frage in Folge oder der Griff zum Handy, statt voll präsent zu sein? Du kannst aufatmen! Auch, wenn du diese "Erziehungsfehler" begehst, machst du in der Erziehung deines Kindes alles richtig.
Unperfekte Eltern sind besser als perfekte, mit dieser Ansicht mischte der britische Kinderarzt und Psychologe Donald Winnicott schon im 20. Jahrhundert alles auf. Aber seine Idee der "ausreichend guten Eltern" ist auch heute relevanter und geschätzter denn je. Sie sagt: Wenn wir es schaffen, in etwa einem Drittel der schwierigen Situationen voll emotional verfügbar sein, geben wir unseren Kindern eine wundervolle Grundlage.
Das heißt nicht, dass wir unsere Kinder vernachlässigen sollen. Aber vielmehr, dass wir Fehler machen dürfen, die ihnen die Chance geben, wichtige Skills zu erlernen. Und uns, die Verbindung zu unserem Kind zu stärken. Hier sind 6 Situationen, die zum Alltag mit Kids einfach dazugehören:
#1 Du verlierst manchmal die Nerven
Wir alle lassen uns aus der Ruhe bringen, wissen im Moment einfach nicht weiter oder fühlen uns so getriggert, dass wir gestresst oder wütend reagieren. Das ist nicht toll, aber absolut menschlich und auch ein guter Lernmoment für unsere Kinder (und uns selbst). Was wichtiger ist, als alles perfekt zu machen:
Auf unser Kind zuzugehen und zu sagen "Entschuldige, das lief komplett schief. Können wir das nochmal probieren?" Echte Verbindung bedeutet, Präsenz zu zeigen, sein Bestes zu geben – und zu seinen Fehlern zu stehen. Nicht, niemals welche zu machen. Dein Kind zieht sich derzeit immer öfter zurück? Hier sind 4 Tipps, wie du eure Verbindung kittest.
#2 Du drängelst dein Kind
Wir alle haben vom "Rushed Child Syndrome" gehört und ja, ständiger Stress und ein voller Terminplan können schwere Auswirkungen auf unsere Kinder haben. Aber ganz ehrlich: Zeitdruck ist ein Teil unserer heutigen Eltern-Realität, egal ob es darum geht, rechtzeitig zu Schule und Kita zu kommen, Arzttermine einzuhalten – oder zu einer akzeptablen Zeit im Bett zu landen.
Diese doofen und anstrengenden Situationen lassen sich auch mit all unserer Planung und Vorbereitung nicht immer verhindern. Auch wenn es sich bescheiden anfühlt: Wir können (und dürfen) unsere Kids nicht vor jedem schwierigen Moment bewahren. Wichtiger ist, nach dem stressigen Morgen Verbindung und Nähe zu schaffen.
#3 Du begleitest nicht jede Emotion
Co-Regulation, emotionale Sicherheit und eine starke Bindung sind wichtig – aber sie entstehen nicht in einem einzelnen Moment. Vielmehr entwickeln sie sich über Jahre in Tausenden und Millionen Interaktionen, durch die sich ein Muster bildet. Ein Muster, das deinem Kind zeigt: Es wird gesehen. Auch, wenn Mama oder Papa mal weniger aufmerksam sind.
Schlimmer Wutanfall? Mit diesen Tipps schaffst du im Anschluss Nähe und Verbindung.
#4 Du lobst dein Kind
Intrinsische Motivation ist toll und stärkt den Selbstwert – aber das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht mit unseren Kids freuen können, wenn etwas super klappt! Und auch nicht, dass wir sie mit einem "Toll gemacht" nicht dazu motivieren dürfen, sich etwas zu trauen oder bei einer Sache zu bleiben.
Was in solchen Momenten mehr zählt, ist, dass wir mit unserer Reaktion Aufmerksamkeit und Nähe schenken. Und im Alltag vorleben, dass es eben nicht um Perfektionismus und Performance geht. Wenn du nach ein paar tollen alternativen Sätzen für "Gut gemacht" suchst, klicke dich durch unsere Sammlung!
#5 Du bist kein Fan von Co-Sleeping
Co-Sleeping und Familienbett sind nicht für jede Familie eine gute Lösung. Diese Tatsache sagt aber nichts über die Qualität deiner Verbindung oder die Entwicklung deines Kindes aus.
Kinder brauchen eine sichere Bindung. Und es gibt viele Wege, wie du diese ohne konstante nächtliche Nähe schaffen kannst: liebevolle Rituale, verlässliche Routinen und die Erfahrung, dass du immer da bist, wenn dein Kind dich braucht. Und das darf für jede Familie anders aussehen.
#6 Du schaust manchmal aufs Smartphone
Ganz ehrlich, wir können in dieser Welt einfach nicht immer präsent sein. Und in der Regel scrollen wir nicht wahllos durch unseren Insta-Feed, sondern bestellen die Supermarkt-Lieferung, googeln verzweifelt nach einer Ergotherapeutin oder lesen die dritte Mail zu Kopfläusen aus der Schule. Dein Kind wird weder Tablet-abhängig noch fühlt sich gleich emotional vernachlässigt, wenn du das Handy zückst. Vielmehr sieht es: Mama/Papa ist manchmal einfach beschäftigt.
Wichtig ist, dass du klar kommunizierst, was passiert: "Ich muss kurz ans Handy, mit Oma das Wochenende abklären." und "In zwei Minuten kann ich aufpassen" sind besser, als vermeintlich heimlich das Smartphone zu zücken. Und: Du gibst deinem Kind zu verstehen, dass es dennoch wichtiger ist als das Virtuelle.
Fazit: Gut genug ist gut genug
Das Leben mit Kids ist unperfekt und schwierig und es ist normal, dass wir uns nach einem schweren Tag Vorwürfe machen. Aber genau daran erkennst du, dass du eine Mama oder ein guter Papa bist! Und viel wichtiger, als alles perfekt machen zu wollen, ist, dass wir als Eltern auch auf unsere eigenen Kapazitäten achten. Wenn wir nach einem Konflikt wieder Verbindung herstellen und kleine Frustrationen zulassen, fördern wir sogar die Resilienz, das Selbstvertrauen und die emotionale Stärke unserer Kinder.
Das Konzept des "Good Enough Parenting" ist nicht nur eine Entlastung für uns Eltern – es ist ein Geschenk an unsere Kinder, die durch unsere menschlichen Momente lernen, dass niemand perfekt sein muss. Und echte Verbindung durch Konflikte und Authentizität entsteht.









