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Tschüss Windel?

Darum werden eure Kinder nicht schneller trocken: 12 Dinge, die wir Eltern falsch machen

No Gos Trocken werden Töpfchentraining
© Getty Images / LSOphoto / Harry Kerr

Einer der großen Meilensteine in den ersten Lebensjahren eines Kindes ist es, wenn es keine Windeln mehr braucht. Doch der Weg dahin kann langwierig und schwierig werden – auch für die Eltern. Vor allem, wenn man selbst daran erinnert wird: „Du warst schon mit einem Jahr trocken!“ Heute wissen wir, dass Regeln und Druck beim Trockenwerden nichts mehr zu suchen haben. Doch auch andere Dinge können es dem Kind schwer machen, sich auf Töpfchen oder Toilette einzulassen. Wollt ihr euer Kind dabei bestmöglich unterstützen, vermeidet ihr am besten diese Punkte.

#1 Das Trockenwerden als „Training“ ansehen

Schon allein der geläufige Begriff „Töpfchen-Training“ suggeriert, dass es sich dabei um eine Art Übung und Konditionierung handelt. Früher wurde das standardmäßig überall in Deutschland praktiziert, zuletzt noch in der DDR. Auch in meiner Kindheit war es noch üblich, alle Kinder in der Krippe einmal pro Stunde nebeneinander auf den Topf zu setzen, so lange, bis etwas kam. Durch dieses Antrainieren waren die meisten Kinder damals tatsächlich schon mit einem Jahr trocken, pädagogisch gesehen ist solch ein Ansatz aber heute eher fragwürdig und nicht mehr zeitgemäß.

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50er Jahre Kinder auf Topf
"Früher" war solch eine Szene noch ganz normal.

#2 Mit Strafen oder Belohnungen drohen

„Du bleibst jetzt so lange auf dem Topf sitzen, bis du Kacki gemacht hast, sonst darfst du morgen nicht zu Oma“ zu sagen würde wohl den Wenigsten von uns in den Sinn kommen. Doch auch Belohnungsversprechen wie „Wenn du jetzt in den Topf machst, bekommst du danach ein Eis“ stellen einen Konditionierungsversuch dar, der beim Trockenwerden eher unangebracht ist. Der Junge oder das Mädchen verbinden den Toilettengang dann immer wieder mit einer Strafe oder einer Belohnung und lernen nicht, dass es sich beim Pipi oder Kacka machen um ein Grundbedürfnis handelt, dem sie einfach ohne positive oder negative Konsequenzen nachkommen müssen.

#3 Einen bestimmten Zeitpunkt festlegen

Viele Eltern neigen vor allem in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes oft dazu, sich nach einem Zeitplan zu richten. Manche wollen sich bei ihrem 4 Monate alten Spross schon langsam an die Beikost-Einführung herantasten, obwohl dieser vielleicht noch gar nicht bereit dafür ist, sie aber irgendwo gelesen haben, dass man das in dem Alter schon mal machen kann. Mit einem Jahr soll dann der Umzug ins eigene Zimmer folgen. Doch gerade beim Abgewöhnen der Windel einen bestimmten Zeitpunkt festzulegen, bis wann dieser Meilenstein erreicht werden muss, ist sehr unrealistisch. Es wäre toll, wenn euer erstes Kind trocken ist, bis das zweite kommt oder bis euer großer Sommerurlaub losgeht? Das interessiert euer Kind und seinen Körper nicht. Denn das Kind ist so weit, wenn es so weit ist.

#4 Sich am Alter orientieren

Es gibt kein bestimmtes Alter, in dem ein Kind trocken sein „muss“. Die meisten Kinder beginnen langsam, im Alter von 1,5 bis 2 Jahren, sich für die Toilette und alles drumherum zu interessieren und ab da kann es dann nochmal Monate bis Jahre dauern, bis sie tatsächlich keine Windel mehr brauchen. Und auch oft erst ab diesem Alter spüren Kinder aufgrund komplexer Vorgänge im Körper bewusst den Drang, klein oder groß machen zu müssen und das auch ihrer Umwelt zu signalisieren – bevor es passiert. Denn viele Eltern kennen sicherlich das typische angestrengte Gesicht ihres Kindes, wenn es gerade die Windel richtig vollmacht, doch dann ist es ja bereits zu spät.

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Ähnliche Signale geben übrigens auch schon viele Neugeborene von sich, worauf das Konzept „Windelfrei“ basiert. Werden diese allerdings nicht beachtet, werden sie verlernt und entwickeln sich erst Jahre später wieder:

#5 Das Kind mit anderen vergleichen

„Schau Maxi, die Hannah ist erst 2 und braucht gar keine Windel mehr!“ Solche Aussagen sollen wohl das Kind motivieren, schneller trocken zu werden. Doch meist fühlt es sich durch solche Sätze eher beschämt oder gar minderwertig, weil es noch nicht so weit ist wie manch anderes Kind. Andere Jungs oder Mädchen können vielleicht super vormachen, wie man auf den Topf oder die Toilette geht, ein aufgezwängtes Vorbild sollten sie jedoch nicht sein.

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#6 Dem Kind verbieten, bei Mama oder Papa zuzugucken

Nicht in jeder Familie ist es üblich, dass die Badtür mal offengelassen wird, wenn man aufs Klo geht. Manche von uns sind selbst mit dem Tabu aufgewachsen, Eltern oder Geschwister beim Pinkeln zu sehen. Doch gerade das ist wichtig für die Kleinen, die so viele Dinge im Alltag durch Nachahmen lernen. Sehen sie also, wie Mama oder Papa sich öfter am Tag die Hose runterziehen und sich auf die Toilette setzen, bekommen sie irgendwann Interesse daran und erkennen, dass es etwas ganz Alltägliches und Normales ist.

#7 Auf die Ratschläge älterer Generationen hören

Der Klassiker: Wenn von älteren Familienmitgliedern oder Bekannten Sprüche kommen wie „Aber du warst doch schon mit einem Jahr trocken“ oder einfach nur der Satz „Geht er denn schon aufs Töpfchen? Wäre ja langsam Zeit“, nervt das einfach nur. Heute macht man vieles anders als „damals“, auch, weil die Wissenschaft neue Erkenntnisse gebracht hat und sich Erziehungsstile ändern. Zudem hat jedes Kind sein eigenes Tempo, weshalb pauschale Ratschläge oder gar Verurteilungen von außen wirklich gerne ignoriert werden dürfen.

#8 Dem Kind nur eine Option anbieten

Nicht jedes Mädchen oder jeder Junge ist der Töpfchen-Typ. Manche finden es toll, sich direkt wie die älteren Kinder und Erwachsenen auf die richtige Toilette zu setzen. Haltet einfach Toilettenaufsatz und Töpfchen parat, wenn euer Kind erstes Interesse daran zeigt. Möchte es dann später allein auf die Toilette, könnt ihr spezielle Vorrichtungen dafür nutzen.

#9 Das Kind ständig fragen, ob es muss

Klar möchte man seinem Kind dabei behilflich sein, zu signalisieren, dass es aufs Klo muss. Und gerade bei Kleinkindern, die sich noch nicht richtig ausdrücken können, fragt man irgendwie schon fast automatisch „Musst du Kacki machen?“, damit sie nur mit „ja“ oder „nein“ antworten müssen. Fragt man jedoch ständig nach, kann es auch sein, dass das Kind gar nicht erst lernt, auf seine Bedürfnisse zu hören und sich mitzuteilen, sondern immer nur abwartet, bis es jemand gezielt darauf anspricht.

#10 Keine Rückschritte akzeptieren

Der Prozess des Trockenwerdens ist meist eher kein kontinuierlicher. So war es auch bei meinem Sohn: Er fing lange vor seinem 2. Geburtstag an, sich für die Toilettengänge der Erwachsenen zu interessieren. Er wollte auch mal Probesitzen, also haben wir ihm ein tolles Töpfchen gekauft und uns gefreut, dass es jetzt endlich losgeht. Wenige Male wurde es auch benutzt – dann interessierte er sich ein halbes Jahr überhaupt nicht mehr für das Thema. Uns Eltern kam es wie eine Rückentwicklung vor, aber wir blieben entspannt. Ein paar Monate vor seinem 3. Geburtstag war das Pullern ins Töpfchen dann endlich wieder interessant und wir haben ihn öfter ohne Windel herumlaufen lassen. Fast jedes Mal ging etwas in die Hose, doch von einem auf den anderen Tag brauchte er plötzlich tagsüber keine Windel mehr. Rückblickend hat diese ganze Entwicklung über ein Jahr gedauert.

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Auch andere Eltern berichten, dass es beim Trockenwerden immer mal wieder Phasen gab, in denen ihr Kind nicht auf den Topf wollte und dann plötzlich doch wieder. Doch das ist ganz normal.

Wir benutzen übrigens dieses süße Töpfchen, was sehr gut ankommt:

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#11 Nicht genügend Wechselsachen dabeihaben

Während der Zeit des Trockenwerdens kann öfter mal was daneben gehen. Auch kommt es vor, dass Kinder, die seit kurzer Zeit keine Windel mehr brauchen, mal im Schlaf einpullern oder beim Spielen so konzentriert sind, dass sie nicht bemerken, dass sie müssen. Befindet ihr euch mit eurem Kind also gerade in der Phase des Windel-Abgewöhnens, habt besser immer genug Wechselkleidung mit dabei.

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#12 Die Kita nicht auf Stand bringen

Wenn ein Kind anfängt, zu Hause Interesse am Toilettengang von Mama, Papa oder anderen Familienmitgliedern zu zeigen und auch durch andere Anzeichen signalisiert, dass es das ganze Thema total spannend findet, könnt ihr das auch den Erzieher*innen erzählen. Die können dann im Kita-Alltag auf weitere Anzeichen achten und das Kind dabei unterstützen, sich mit Töpfchen oder Toilette anzufreunden.

Katja Gajek

Trocken werden ist ein Prozess

Das Abgewöhnen der Windeln kann sich lange hinziehen. Vermutlich werdet ihr viel „Danebengegangenes“ wegwischen müssen, noch öfter die Kleidung eures Kindes wechseln als sonst und viel Geduld aufbringen müssen. Vielleicht liebt euer Sohn oder eure Tochter sein oder ihr Töpfchen aber auch so sehr, dass die Windeln ganz schnell Geschichte sind und alles reibungslos verläuft. Jedes Kind ist anders, jedes findet seinen Weg und braucht dabei nichts weiter als liebevolle Unterstützung und Verständnis. Laut Kinderärzten kann es in manchen Fällen sogar bis zum Schulalter dauern, bis Kinder auch nachts trocken sind, doch auch das ist kein Grund zur Sorge. Seid optimistisch: Irgendwann hat es noch jede*r von uns ganz selbstverständlich auf die Toilette geschafft.

Katja Gajek

Mit diesen Tipps gelingt das Trockenwerden besser

  • Geduldig sein: Dein Kind wird nicht von heute auf morgen trocken. Sei geduldig und lass dich nicht durch Andere beeinflussen. Ähnlich wie beim Krabbeln, Sprechen und Co. benötigt jedes Kind unterschiedlich viel Zeit.
  • Mach eine Routine draus: Zuhause wird sich sicher mit der Zeit eine Routine ausbilden, wann dein Kind aufs Töpfchen geht. Versuche, das Ganze auch unterwegs so einfach wie möglich zu gestalten und zudem so natürlich wie möglich.
  • Lobe dein Kind: Auch wir Erwachsenen möchten gelobt werden, wenn wir auf der Arbeit oder generell im Alltag ein neues Ziel erreichen. Genau das ist auch gut für dein Kind.
  • Mach etwas Spaßiges daraus: Kinder lernen am besten, wenn sie dabei Spaß haben. Nicht umsonst gibt es lustige und bunte Bücher für das Lernen des ABC oder aufregende Spielgeräte für das Laufen lernen. Gib deinem Kind dabei ein Spielzeug in die Hand oder lies etwas vor. So ist es abgelenkt und bleibt ruhiger auf dem Töpfchen sitzen.
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