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Dilemma

Falsche Freunde: Sollten Eltern ihrem Kind den Umgang mit ihnen verbieten?

falsche freunde

Jedem von uns kann es passieren, dass man an die falschen Menschen gerät. Sie tun uns nicht gut und haben schon gar nicht unser Bestes im Sinn. Doch wie solltet ihr reagieren, wenn ihr feststellt, dass euer Kind “falsche” Freunde hat?

Ich würde jede Wette eingehen, dass meine Eltern mit manchen meiner Freundschaften aus Kinder- und Jugendtagen nicht so ganz glücklich waren. Laut und rebellisch, so wollten wir sein und dabei haben wir uns gegenseitig manchmal ganz schön angestachelt. Gesagt haben sie trotzdem nichts, geschweige denn irgendwelche Kontaktverbote verhängt. Und was soll ich sagen, aus mir ist eine mehr oder weniger ausgeglichene, mehr oder weniger erwachsene Frau geworden, die fest im Leben steht. Doch was wäre, wenn sie mir damals den Kontakt zu meinen “falschen” Freund*innen verboten hätten? Wäre ich heute wohl erfolgreicher, gebildeter, strukturierter oder freundlicher?

Ohne Freundschaften geht gar nix!

Freundschaften sind im gesamten Leben unerlässlich, vor allem im Kindes- und Jugendalter spielen sie eine herausragende Rolle. Sind Freundschaften im frühen Kindesalter noch eher kurzlebig (“Wollen wir Freundinnen sein?” “Ja!”) und können von Woche zu Woche oder Monat zu Monat wechseln, beginnt mit der Pubertät die Zeit, in der Freund*innen auf einmal wichtiger werden als die Familie. Das hat nichts mit schlechten Familienverhältnissen zutun, sondern ist vielmehr ein natürlicher Abgrenzungsprozess: Kinder wollen jetzt herausfinden, wer sie sind, ihre eigene Identität entwickeln und am liebsten (zumindest während der Pubertät) alles anders machen als ihre Eltern. Diese aufreibende Zeit durchleben Jugendliche nicht alleine, sondern mit der Unterstützung ihrer Freund*innen. Viele Freundschaften gehen während der Identitätskrisen in die Brüche, schließlich ist die Pubertät die Zeit der Veränderung und da teilen sich manche Wege plötzlich. Mithilfe unserer Freundschaften entwickeln wir grundlegende Skills wie Vertrauen aufbauen, Gefühle zeigen, Streiten oder einfach uns wohlzufühlen. Deswegen sind sie gerade in jungen Jahren so wichtig.

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Mit den neuen Freundschaften, die in der Pubertät entstehen, kann es passieren, dass eure Tochter oder euer Sohn auf einmal mit Freunden vor eurer Haustür steht, die – so denkt ihr – gar nicht zu ihrem oder seinem sonstigen Freundeskreis passen.

Wieso empfinden wir, dass Kinder “falsche” Freunde haben?

Es ist ganz normal, dass Eltern manche Freund*innen ihrer Kindern mehr, andere weniger mögen. Das liegt nicht nur an gewöhnlichen Sympathiewerten, die man für die einen eben hat und für die anderen nicht. Manchmal kann es auch sein, dass euch bestimmte Verhaltensweisen stören und ihr Angst habt, euer Kind könnte sie übernehmen. Grundsätzlich ist es gut, zu versuchen, die Freund*innen der Kinder gar nicht erst als “besser” oder “schlechter” zu bewerten und einfach Vertrauen darauf zu haben, dass das eigene Kind einen guten Grund für genau diese Freundschaft hat. Doch natürlich gibt es auch Punkte, an denen eine Grenze überschritten wird – nämlich dann, wenn ihr euer Kind in Gefahr seht.

Wer sind wirklich “falsche” Freunde?

Bisher war hier eigentlich eher die Rede von “ungeliebten” Freund*innen, also Freund*innen, die ihr als Eltern vielleicht nicht besonders toll findet, die aber keine Gefahr für euer Kind darstellen. Doch was sind dann wirklich “falsche” Freund*innen? Eine klare Definition für falsche Freund*innen gibt es nicht. Sie sind auch kein Problem, das einen nur im Kindes- und Jugendalter treffen kann: Auch wir Erwachsenen müssen leider immer wieder feststellen, dass manche unserer Freund*innen uns gar nicht guttun. Aber woran können wir die falschen Leute erkennen? Folgende Merkmale geben erste Anzeichen:

  • Falsche Freund*innen nutzen euch aus: Wahre Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Ich bin für dich da, du bist für mich da. Daher erkennt man, dass eine Freundschaft nicht richtig läuft, wenn ihr selbst immer Anlaufpunkt bei Problemen und Ratschlägen seid, selber aber keine Hilfe bekommt, wenn es euch mal schlecht geht.
  • Falsche Freund*innen erhoffen sich, sich über euch Vorteile zu verschaffen: Auch hierbei geht es ums Ausnutzen. Euer sozialer Status, eure Kontakte und vieles mehr können für manche Leute Anreiz sein, sich über euch Vorteile zu verschaffen.
  • Falsche Freund*innen lästern hinter dem Rücken: Immer wieder wird bewertet, getuschelt, kritisiert. Und das nicht nur über andere – falsche Freund*innen reden auch über euch.
  • Falsche Freund*innen sind rücksichtslos und animieren zu gefährlichem Verhalten: Sie nehmen keine Rücksicht auf eure Bedürfnisse, sondern wollen immer nur ihren Willen durchsetzen. Dabei animieren sie gerade im Jugendalter zu gefährlichem Verhalten, beispielsweise zu Komasaufen oder riskanten Mutproben.
  • Falsche Freund*innen üben dauerhaft Kritik und halten euch klein: Sie machen sich über eure Ziele lustig und versuchen, sie euch auszureden. Über Erfolge freuen sie sich nicht mit euch, sondern sind vielmehr neidisch und üben sich in Kritik. Sie haben Angst, dass ihr besser seid als sie: Sie möchten nicht, dass ihr über euch hinauswachst und euch verbessert.
  • Falsche Freund*innen wollen euch verändern: Echte Freund*innen lieben einen so, wie man ist. Mit allen Ecken und Kanten. Die falschen Leute jedoch versuchen euch zu verändern.
  • Falsche Freund*innen melden sich nicht von selbst: Verabredungen gehen dauerhaft immer nur von euch aus, von alleine meldet sich der oder die andere nie.

Was tun, wenn Kinder “falsche” Freunde haben?

Wenn ihr merkt, dass euer Kind von anderen nur ausgenutzt wird, deprimiert ist oder ihr sogar mitbekommt, wie seine Freund*innen hinter seinem Rücken lästern, ist es durchaus okay, sie darauf aufmerksam zu machen. Die Frage ist nur immer, auf welche Art und Weise. Zum Beispiel sind Vorwürfe eher fehl am Platz, schließlich seid auch ihr sicher schon einmal an falsche Leute geraten und wisst, dass diese manchmal gar nicht so leicht zu entlarven sind. Das gleiche gilt für Kontaktverbote, die gerade bei pubertierenden Kindern einen noch größeren Anreiz schaffen können. Besser ist es, in ein Gespräch auf Augenhöhe zu gehen und eurem Kind gut zuzuhören. Hinterfragt ruhig auch mal, aber bleibt verständnisvoll.

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Kommt es später zu Streit zwischen eurem Kind und seinen Freund*innen, ist es wenig sinnvoll, sich einzumischen. Klar, manche Mütter und Väter möchten gerne wie ein Löwe für ihr Kind in die Bresche springen, allerdings steckt in falschen Freundschaften und Streitereien ein enorm wichtiges Lernpotenzial, das euer Kind auf sein weiteres Leben vorbereitet. Bei allgemeiner Skepsis gegenüber den Freund*innen eures Kindes hilft es schon, die neuen zu euch nach Hause einzuladen, um sie richtig kennenzulernen. Denn nur weil jemand vielleicht anders und auf den ersten Blick seltsam wirkt, heißt es nicht gleich, dass es sich um einen “falschen” Freund handelt.

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Bildquelle: Getty Images/Bojan89

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