Fast alle Jungs kommen mit einer verklebten und verengten Vorhaut auf die Welt. Und weil das einen guten Grund hat, sollten Sie den Dingen ihren Lauf lassen und die Beweglichkeit der Vorhaut nicht gewaltsam fördern.
Als Phimose bezeichnen Mediziner eine verengte Öffnung der Penisvorhaut. Dabei lassen sich zwei Arten unterscheiden: die entwicklungsbedingte natürliche Verklebung der Vorhaut, auch physiologische Phimose genannt, und die krankhafte (pathologische) Phimose.
Vorhaut schützt vor Verunreinigungen
Rund 96 Prozent aller neugeborenen Jungen kommen mit einer Vorhautverklebung zur Welt, das heißt bei ihnen ist die Penisvorhaut mit der Eichel verklebt und lässt sich nicht zurückziehen. Dazu kommt, dass die Vorhautöffnung noch sehr klein ist. Die Vorhaut reicht sogar oft ein ganzes Stück über die Eichel hinaus, sodass der Penis bei kleinen Jungs schon mal wie ein kleiner Rüssel aussieht.
Doch das ist nicht etwa ein Fehler der Natur, sondern im Gegenteil ein ziemlich geschickter Schachzug. Die Vorhaut schütztso nämlich die empfindliche Eichel vor Verunreinigungen durch Urin und Kot. So können keine Bakterien und Keime zwischen die Eichel und Vorhaut gelangen und dort etwa eine Vorhautentzündung hervorrufen. Und wo sich nichts anlagern kann, braucht auch nichts gesäubert werden. Es reicht daher, wenn Sie den Penis Ihres Sohnes nur äußerlichmit Wasser und Babyöl von Urin- und Stuhlresten säubern.
Ärzte raten dringend davon ab, die Vorhaut gewaltsam zurückzuschieben, etwa um die Eichel zu säubern! Damit würden Sie Verletzungen provozieren, die nicht nur äußerst schmerzhaft wären, sondern gegebenenfalls zu Vernarbungen führen – und die könnten dann wirklich problematisch werden und zu einer krankhaften Phimose führen.

Vorhautverklebung löst sich in der Regel von selbst
Deshalb: Finger weg! Lassen Sie der Natur ihren Lauf. In den allermeisten Fällen löst sich die natürliche Vorhautverklebung und weitet sich die Vorhautöffnung im Laufe der Zeit ganz von allein. Bei den meisten Jungen beginnt dieser Prozess zwischen drei und fünf Jahren. Bis sich die Vorhaut vollständig zurückstreifen lässt, kann es dann aber auch nochmal eine Weile dauern, in manchen Fällen sogar bis zur Pubertät. Informationen des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte zufolge können etwa die Hälfte aller Siebenjährigen die Vorhaut weitgehend zurückschieben, im Alter von zehn Jahren sind es dann zwei Drittel aller Jungs. Und das ist auch vollkommen ok, denn eine vollständig zurückziehbare Vorhaut brauchen Jungen erst bei sexueller Aktivität.
Bei diesen Symptomen ab zum Arzt!
Solange Ihr Sohn keine Probleme beim Urinieren hat, brauchen Sie sich also keine Sorgen zu machen. Bei folgenden Symptomen sollten Sie allerdings einen Arzt aufsuchen:
➤ Schmerzen beim Urinieren: Eventuell sind Entzündungen oder Verletzungen die Ursache. Für eine Vorhautentzündung sprechen zudem starke Rötungen und Schwellungen, ein Jucken und Brennen sowie Eiterbildung.
➤ Dünner oder tröpfelnder Urinstrahl: Vermutlich ist die Vorhautöffnung zu klein.
➤ Aufblähen bzw. Ballonieren der Vorhaut beim Wasserlassen: Die Vorhautverklebung hat sich schon gelöst, jedoch ist die Vorhautöffnung zu eng, sodass sich der Urin zwischen Vorhaut und Eichel sammelt.
➤ Wenn sich die Vorhaut mit fünf Jahren noch kein Stück weit über die Eichel zurückstreifen lässt.
Während des Ablöseprozesses kann es passieren, dass die frisch gelöste Haut an der Eichel leicht gerötet und eventuell ein bisschen geschwollen ist. Sollte dieser Zustand länger als einen Tag andauern oder Ihrem Kind große Probleme bereiten, dann sollten Sie ebenfalls den Kinderarzt konsultieren. Der wird Ihnen eine kortisonhaltige Salbe verschreiben, die Sie einige Wochen lang täglich auftragen sollten. In den meisten Fällen reicht diese Therapie schon aus, um die verengte Vorhaut sanft zu weiten.
Ein wirksames Hausmittel bei einer Vorhautentzündung sind außerdem lauwarme Sitzbäder mit Kamille. Achten Sie darauf, dass die Unterwäsche Ihres Jungen nicht zu eng ist, damit sie nicht scheuert und genug Luft an die Entzündung lässt, damit sie abheilen kann.
Selten ist eine Vorhautverengung krankhafter Natur
Es kommt zwar eher selten vor, jedoch sei der Vollständigkeit an dieser Stelle auch etwas zur „echten“ Phimose gesagt. Von ihr spricht man, wenn sich die Vorhaut um den sechsten Geburtstag herum noch gar nicht über die Eichel zurückschieben lässt. Das wäre dann eine angeborene pathologische Phimose. Eine krankhafte Vorhautverengung kann aber auch erworben werden und Folge häufiger Entzündungen und Vernarbungen der Eichel und Vorhaut sein. Die Symptome wären in diesem Fall die gleichen wie bei der entwicklungsbedingten Vorhautverengung: Probleme und Schmerzen beim Wasserlassen, dünner und tröpfelnder Urinstrahl, Ballonieren der Vorhaut beim Urinieren – nur eben bei Jungen und Männern, bei denen sich die natürliche Vorhautverklebung entwicklungsbedingt schon gelöst haben sollte.
Sollte die Salben-Therapie in diesen Fällen nicht anschlagen, kann eine Vorhaut-erhaltende OP in Frage kommen. Eine Beschneidung ist heutzutage nur in sehr seltenen Ausnahmefällen nötig und sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn keine andere Therapie anschlägt. Sollte Ihr Arzt zu einer Beschneidung raten, holen Sie sich in jedem Fall eine zweite Meinung ein, bevor Sie Ihre Entscheidung fällen.
Bildquelle: iStock
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