Kleine Plagegeister wie Kopfläuse kommen überall vor, wo Kinder die Köpfe zusammenstecken. Wie man sie erkennt und was wirklich gegen die Winzlinge hilft – und zwar dauerhaft.
Kopfläuse auf dem Vormarsch
Kaum ein anderes Problem der Kinder-Gesundheit dürfte mit so vielen Irrtümern und Tabus behaftet sein wie Kopfläuse. Dabei steht längst fest: Kopfläuse zu bekommen, ist keine Sache der persönlichen Sauberkeit und erst recht keine Schande. Und erwischen kann es jeden. Denn zum einen sind Kopfläuse wieder auf dem Vormarsch: Schätzungen zufolge macht heute jedes dritte Kind mindestens einmal Bekanntschaft mit Kopfläusen. Zum anderen können sich Kopfläuse auch auf einem bestens gepflegten Kopf vermehren.
Zum Glück übertragen Kopfläuse keine Krankheiten. Wichtig ist allerdings, dass alle Betroffenen die Kopfläuse möglichst schnell wieder loswerden, damit man eine weitere Verbreitung verhindert. Das funktioniert am besten, wenn man etwas über Vermehrung, Übertragungswege und Bekämpfung der Kopfläuse weiß.
Kopfläuse und ihre Übertragung
Kopfläuse sind Blutsauger, und zwar ziemlich gierige: Ungefähr alle zwei bis drei Stunden stechen die flügellosen Insekten ihren Stechrüssel in die Kopfhaut. Dabei hinterlassen sie etwas Speichel in der Haut, der das Blut am Gerinnen hindert. Daher juckt der Kopf bei einem Befall mit Kopfläusen oft stark. Nach jeder Blutmahlzeit legt ein geschlechtsreifes weibliches Tier täglich vier bis zehn Eier, aus denen nach acht bis zehn Tagen Larven schlüpfen. Diese wiederum entwickeln sich innerhalb von neun bis zehn Tagen zu erwachsenen Läusen. Zurück bleiben die leeren Eihüllen, die Nissen, die ziemlich hartnäckig und wasserunlöslich am Haar kleben.
Springen wie Flöhe oder fliegen können die höchstens drei Millimeter großen Kopfläuse nicht. Aber sie sind schnelle Krabbler. Sobald sich Menschen zum Beispiel beim Spielen, Tuscheln oder Kuscheln nahe kommen, kann es passieren, dass die Kopfläuse von einem Kopf zum nächsten wandern. Eine direkte Übertragung über Gegenstände wie Mützen, Kopfkissen oder Stofftiere ist die Ausnahme, aber nicht ausgeschlossen. Haustiere dagegen sind keine Überträger – Kopfläuse fühlen sich nur beim Menschen wohl.
Kopfläuse-Befall erkennen
Typisches Anzeichen für Kopfläuse-Befall ist, wenn der Kopf heftig zu jucken beginnt. Gewissheit liefert aber nur eine Untersuchung mit einem Läusekamm aus der Apotheke. Das ist ein spezieller Kamm, dessen Zinken nicht mehr als 0,2 Millimeter voneinander entfernt sind. Um Kopfläuse, ihre Larven und Nissen zu finden, muss der Kopf vom Haaransatz aus sorgfältig Strähne für Strähne bis zu den Haarspitzen durchgekämmt werden. Das geht am besten, wenn man das Haar vorher nass gemacht und eine Pflegespülung einmassiert hat. Danach streicht man den Kamm auf einem Tuch oder Küchenpapier aus. Ist der Kopf befallen, finden sich darauf Kopfläuse, Nissen oder Larven oder aber gleich zwei oder drei Lebensstadien der Tiere nebeneinander.
Wirksame und sanfte Behandlung
Welche Maßnahmen gegen Kopfläuse helfen, ob es auch wirksame Hausmittel gegen Läuse gibt und was neben der Behandlung der Kopfhaut und Haare deines Kindes sonst noch zu tun ist, liest du im restlichen Artikel. Welche Mittel die Stiftung Warentest empfiehlt, erfährst du hier:
Behandlung bei Kopfläuse-Befall
Wichtig ist, dass schnellstmöglich mit der Behandlung gegen Kopfläuse begonnen wird, um den lästigen Juckreiz loszuwerden und vor allem die weitere Übertragung der Parasiten einzudämmen. Hegst du den Verdacht auf Kopfläuse-Befall bei deinem Kind, solltest du also sofort zum Kinder- und Jugendarzt, um die Diagnose bestätigen zu lassen und die Behandlung einzuleiten.
Als erstes sollten die Läuse einmal abgetötet werden. Dafür gibt es verschreibungspflichtige Gels oder Emulsionen, die für Kopfläuse giftige Stoffe enthalten. Außerdem gibt es noch spezielle Insektizide, die allerdings nicht die erste Wahl zu Behandlung darstellen sollten, da es mittlerweile schonendere Methoden gibt. Zum Beispiel die Behandlung mit Dimeticon, eine silikonbasierte ölige Lösung, die auch in vielen Haarpflegeprodukten vorkommt.
Viele Anti-Läuse-Mittel gibt es auch rezeptfrei in der Apotheke. Dabei handelt es sich meistens um Shampoos, Spülungen, Lotionen und Sprays. Wichtig ist, dass man die Anwendung stets genau nach Packungsanleitung durchführet, damit das Mittel wirkt und keine Nebenwirkungen wie Hautreizungen auftreten.
Bei Kleinkindern und Schwangeren bedarf die Therapie mit einem der Kopflausmittel immer die vorherige Abstimmung mit dem Arzt. Übrigens: Bis vor Kurzem wurden die Kosten nur mit ärztlicher Verordnung und nur für insektizidhaltige Mittel von den Kassen übernommen. Mittlerweile sind auch die Dimeticonpräparate Etopril, Jacutin Pedicul Fluid und Nyda L erstattungsfähig.
Am wirksamsten ist eine Doppelstrategie
Leider gibt es aber selbst aus der Apotheke kein Sofort-Wundermittel gegen Läuse, das nach nur einer Behandlung alle Läuse und Nissen entfernen kann. Um Kopfläuse wieder loszuwerden, hilft also nur eine Doppelstrategie: die Anwendung eines Mittels zur Kopfläuse-Behandlung und sorgfältiges Auskämmen. Entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist zudem, dass sie richtig angewandt wird. Nach der Erstbehandlung mit Läusemittel können nämlich einige Tage später noch Larven nachschlüpfen. Ab dem elften Tag haben sie sich so weit entwickelt, dass die Weibchen Eier ablegen können. Um diesen Zyklus zu unterbrechen, muss acht, neun oder zehn Tage nach der ersten unbedingt eine zweite Behandlung folgen.
Zusätzlich dazu sollte das Haar alle vier Tage ausgekämmt werden, um eventuell nachgeschlüpfte Larven zu entfernen. Um eine neue Übertragung durch Kleidung, Kuscheltiere und andere Gegenstände zu vermeiden, sollten diese vorsichtshalber auch behandelt werden:
- Kämme, Bürsten, Haarspangen und Haargummis: Mit einer Bürste und heißer Seifenlauge reinigen
- Kleidung, Bettwäsche bei 60 Grad waschen
- nicht waschbare Textilien (Teppiche) und Kuscheltiere für vier Wochen luftdicht verpacken oder für 2 Tage in die Gefriertruhe legen
Köpfläusen vorbeugen
Sich gänzlich vor Kopfläusen zu schützen, ist leider nicht möglich. Zwar werden auf dem Markt die einen oder anderen Präperate angeboten, die zuverlässigen Schutz versprechen, allerdings ist deren Wirkung nicht bestätigt. Ihr könnt daher nur die Verbreitung der Läuse eindämmen, indem ihr die Kopfhaut des Kindes kontrolliert und behandelt, wenn ihr erfahrt, dass ein Spiel- oder Schulkamerad Kopfläuse hat.
Unangenehme Pflicht als Eltern: Einrichtungen und Spielkameraden informieren
Mindestens genauso wichtig wie die Behandlung ist aber noch etwas anderes: Wenn bei deinem Kind Kopfläuse entdeckt wurden, kannst du davon ausgehen, dass die Plagegeister längst auch schon andere befallen haben: die Kindergartengruppe, die Schulklasse oder den Freundeskreis des Kindes. Wenn die jeweilige Gruppe nicht auch gegen die Kopfläuse vorgeht, können all deine Bemühungen vergebens bleiben. Da hilft nur eines: Informiere die Freunde deines Kindes bzw deren Eltern, Schule oder Kita. Gegenüber der Schule und der Kita besteht für Eltern laut Infektionsschutzgesetz sogar die Informationspflicht.
Hat dein Kind Kopfläuse, darf es erst nach der korrekten Erstbehandlung wieder in die Schule bzw. die Kita, da es zu dem Zeitpunkt schon keine lebendige Läuse mehr auf seinem Kopf gibt. Wichtig ist aber die Nachbehandlung, da aus den verbliebenen Nissen wieder neue Larven schlüpfen.
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