Viele Kinder leiden unter Kopfschmerzen. Wir klären auf, welche Arten von Kopfschmerzen bei Kindern zu unterscheiden sind, wo die Ursachen liegen und wie Eltern am besten helfen können
"Jedes fünfte Kind leidet bereits im Vorschulalter unter Kopfschmerzen. Im Schulalter sind sie das häufigste Krankheitsproblem. Schätzungsweise jedes siebte Schulkind muss aufgrund von Kopfschmerzen medizinisch behandelt werden", sagt Dr. Folkert Fehr, Kinder- und Jugendarzt aus Sinsheim.
Kopfschmerzen bei Kindern vom Arzt klären lassen
In den allermeisten Fällen lassen sich Kopfschmerzen bei Kindern schnell in den Griff kriegen, meist sogar ohne Medikamente. Zunächst sollte ein Kinderarzt jedoch die Ursache abklären. Denn es kann sein, dass es sich nicht nur um einen 'primären Kopfschmerz' handelt, bei dem der Kopfschmerz das einzige Krankheitsbild ist. "Kopfschmerzen können auch als Folge einer ganz anderen Gesundheitsstörung auftreten, z.B. bei einem grippalen Infekt und allen fieberhaften Erkrankungen. Dann spricht man vom 'sekundären Kopfschmerz'", erklärt Dr. Folkert Fehr.
Kinder mit Kopfschmerzen genau beobachten
Wichtig ist, dass Eltern ihre Kinder genau beobachten. Der Kinderarzt wird sie nach Auffälligkeiten befragen und das Kind natürlich außerdem gründlich untersuchen. "Gerade bei wiederkehrenden Kopfschmerzen können Eltern durch genaues Beobachten lernen, kleine Veränderungen oder erste Krankheitszeichen wahrzunehmen", sagt Folkert Fehr. Der Arzt muss alles über die Art der Beschwerden wissen, und in welchem Zusammenhang sie auftreten. Dafür ist es hilfreich, alle Auffälligkeiten in einem "Kopfschmerz-Kalender" festzuhalten.
Kopfschmerzen bei Kindern sind meist 'primär'
Nur in einem Zehntel aller Fälle der Kopfschmerzen bei Kindern handelt es sich um sekundäre Schmerzen, die mit einer anderen Krankheit zusammenhängen – die meisten Kinder haben primäre Kopfschmerzen. Sie entstehen von selbst, weil die Kinder eine angeborene Neigung dazu haben. Bestimmte Auslöser führen dann dazu, dass das Problem zum Ausbruch kommt. Meist handelt es sich um Spannungskopfschmerzen, in manchen Fällen aber auch um eine Migräneattacke.
Spannungskopfschmerz: Knapp zwei Drittel aller betroffenen Kinder leiden an dieser Schmerzart. Typischerweise geht der Schmerz vom Nacken aus und verteilt sich von da aus bis über den gesamten Kopf. Häufig ist der Schmerz aber nicht genau lokalisierbar. Betroffene beschreiben ihn als dumpf und drückend. Er ist mit einer ständigen Störquelle im Hintergrund vergleichbar.
Migräne: Sie kommt bei zwölf Prozent aller Betroffenen vor. Es ist ein anfallsartig auftretender, periodisch wiederkehrender, meist einseitiger Kopfschmerz, der oft mit Übelkeit und Erbrechen einhergeht. Unbehandelt dauert ein durchschnittlicher Anfall bei Erwachsenen etwa 18 Stunden. Bei Kindern sind es meist nur wenige Stunden, Kleinkinder können auch nur unter wiederholtem Erbrechen leiden.
Wichtig bei Kopfschmerzen: Essen, Trinken, Entspannung
Die möglichen Ursachen sind vielfältig. Schon das Auslassen von Mahlzeiten oder Schlafmangel können eine Rolle spielen. Gerade für Kinder, die unter Migräne leiden, ist es daher wichtig, regelmäßig zu essen und zu schlafen. Auch der flackernde Bildschirm beim Computerspiel, Flüssigkeitsmangel und Stress in der Schule können Kopfschmerzen bei Kindern auslösen.
Zunächst sollte man versuchen, Kopfschmerzen bei Kindern ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Häufig helfen schon Ruhe und Entspannung: Sich im abgedunkelten Zimmer aufs Bett zu legen, kann Wunder wirken. Vielleicht schläft das Kind dabei ein, wacht Stunden später auf – und ist die Schmerzen los. Auch ein kalter Waschlappen auf der Stirn kann Linderung bringen, etwas Minzöl auf den Schläfen ebenfalls. Hilft alles nichts, können auch Medikamente gegeben werden.
Diese Medikamente helfen gegen Kopfschmerzen bei Kindern
"Muss ein Medikament gegen die Kopfschmerzen gegeben werden, sind Ibuprofen und Paracetamol als Zäpfchen, Saft oder Tabletten die erste Wahl – abhängig vom Alter der Kinder und von Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen", sagt Dr. Folkert Fehr. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) ist für Kinder tabu, er kann allergisches Asthma oder Immunreaktionen auslösen.
"Kopfschmerz-Kalender" bei wiederkehrenden Schmerzen
Bei wiederkehrenden Kopfschmerzen sollte man den Lebensstil hinterfragen: Bewegt sich das Kind zu wenig? Verbringt es viel Zeit vor Computer und Fernseher? Könnten Leistungsdruck in der Schule oder familiäre Konflikte an den Kopfschmerzen Schuld sein? Experten raten, einen sogenannten "Kopfschmerz-Kalender" zu führen. Darin wird Folgendes festgehalten: Dauer und Stärke der Kopfschmerzen. Ihr Kind sollte die Stärke auf einer Skala von eins bis zehn oder mit Schulnoten bewerten. Sind sie pochend oder dumpf? Ist der ganze Kopf betroffen oder nur die Stirn?
➤ Begleiterscheinungen: Was passiert, wenn Ihr Kind Kopfschmerzen hat? Muss es erbrechen, ist ihm kalt, ist es müde, ist ihm schwindelig?
➤ Medikamente und Behandlung: Was hat gegen die Kopfschmerzen geholfen? Bettruhe? Oder Medikamente – und wenn ja, welche?
➤ In welchem Zusammenhang sind die Kopfschmerzen beim Kind aufgetreten? Litt das Kind unter Schlafmangel, gab es viele Klassenarbeiten oder Streit mit Freunden?
Trost und Liebe helfen gegen Kopfschmerzen bei Kindern
Wichtig ist, die Probleme des Kindes ernstzunehmen. "Wenn ein Kind angibt, Schmerzen zu haben, benötigt es Hilfe!", sagt Dr. Fehr. Das müssten aber nicht ausschließlich medizinische Maßnahmen sein. "Das Kind braucht außerdem noch mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit als sonst, damit es die Erkrankung leichter und besser verkraftet."
Bildquelle: Erstudiostok/iStock/Getty Images Plus
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