Ehrlich währt am längsten – aber manchmal ist weniger mehr! Als Eltern balancieren wir täglich auf dem schmalen Grat zwischen Offenheit und Überforderung. Klar wollen wir unseren Kindern die Welt ehrlich erklären und Emotionen vorleben, aber hey – manche erwachsenen Themen können unsere Kleinen einfach noch nicht schultern. Und das sollten sie auch nicht.
Wir alle möchten unsere Kinder zu selbstbewussten, informierten Menschen erziehen. Doch Kinder brauchen vor allem ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, um gesund aufzuwachsen. Sie nehmen unsere Sorgen oft viel intensiver wahr als wir denken und fühlen sich schnell für Probleme verantwortlich, die eigentlich in die Erwachsenenwelt gehören. Die Kunst liegt darin, ehrlich zu sein, ohne zu überfordern. Welche Themen sollten wir also lieber unter Erwachsenen besprechen? Hier kommt unsere Liste mit neun Dingen, die nicht für Kinderohren bestimmt sind.
#1 Streit mit dem andern Elternteil: Warum Konflikte nicht vor Kinderaugen ausgetragen werden sollten
Klar, Streit gehört zum Leben und auch zu jeder gesunden Partnerschaft dazu – aber von intensiven Konflikten sollten unsere Kids so wenig wie möglich mitbekommen. "Dein Papa hat schon wieder vergessen, die Rechnungen zu bezahlen" oder "Deine Mama nervt mich gerade total" sind Sätze, die Kinder in echte Loyalitätskonflikte stürzen. Sie lieben euch beide und fühlen sich durch Streit bedroht.
Besser so, wenn sie euch streiten sehen: Zeig deinem Kind lieber, wie man nach einem Streit wieder aufeinander zugeht. Ein kurzes "Mama und Papa waren unterschiedlicher Meinung, aber wir haben eine Lösung gefunden" reicht völlig. Bonus: Dein Kind lernt gleich, dass Streiten okay ist – solange man fair bleibt und sich wieder verträgt!
Gewaltfreie Kommunikation lässt sich lernen und üben, z. B. mit dem tollen Buch "Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern: Der große Erziehungsratgeber für ein respektvolles Miteinander":
#2 Geldsorgen: Wie du über Finanzen sprichst, ohne Existenzängste zu wecken
"Können wir uns das leisten?" oder "Das Spielzeug ist leider zu teuer" dürfen Kinder ruhig mal hören. Aber "Ich weiß nicht, wie wir nächsten Monat die Miete zahlen sollen" ist definitiv eine Nummer zu groß. Solche Sorgen können Kinder richtig belasten – plötzlich verzichten sie auf den Schulausflug oder trauen sich nicht mehr, nach neuen Fußballschuhen zu fragen.
Besser so: Erkläre Geldthemen kindgerecht: "Wir sparen gerade für den Urlaub, deshalb gehen wir diesen Monat nicht ins Kino, sondern machen einen coolen Filmabend zu Hause!" So lernen Kinder, dass man manchmal Prioritäten setzen muss, ohne dass sie nachts wegen drohender Pleite wach liegen.
Gute Finanztipps findet ihr übrigens im Ratgeber "Mehr Geld für Eltern":
#3 Alte Wunden: Warum unverarbeitete Traumata nicht auf Kindern abgeladen werden sollten
"Als ich so alt war wie du, ist etwas Schlimmes passiert ..." – Stopp! Wenn du selbst noch mit Tränen kämpfst, wenn du von deiner schwierigen Kindheit erzählst, ist dein Kind nicht das richtige Publikum. Kinder haben feine Antennen und spüren, wenn du emotional noch mitten im Sturm steckst. Und können aus deiner Erfahrung auch nicht lernen, sondern nur Ängste entwickeln.
Besser so: Hol dir professionelle Unterstützung für deine eigenen Wunden. Wenn du später mit deinem Kind über schwierige Erfahrungen sprechen möchtest, pack es in eine "Erfolgsgeschichte": "Ich hatte es nicht immer leicht, aber ich habe gelernt, stark zu sein – und das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin!"
Heilung braucht immer Zeit. Gute Tipps, wo wir beginnen können, gibt Stefanie Stahl im Video:
#4 Sorgen um morgen: Wie Zukunftsängste Kinder verunsichern können
"Was, wenn ich meinen Job verliere?" oder "Was, wenn wir umziehen müssen?" – solche Was-wäre-wenn-Szenarien sind für Erwachsene schon anstrengend genug. Kinder leben im Hier und Jetzt und können mit solchen hypothetischen Sorgen erst recht nichts anfangen – außer sich zu gruseln!
Besser so: Vermittle Zuversicht: "Manchmal verändert sich das Leben, aber wir finden immer einen Weg" ist eine Botschaft, die Sicherheit gibt. Wenn tatsächlich ein Umzug oder Jobwechsel ansteht, bereite dein Kind mit positiven Aspekten vor: "Du bekommst ein neues Zimmer zum Gestalten!" oder "Ich habe bald mehr Zeit für dich am Nachmittag!"
#5 Erwachsenenprobleme: Warum Kinder kein Kummerkasten-Ersatz sind
Der nervige Kollege, der Zoff mit der besten Freundin oder die Probleme mit den Schwiegereltern – all das sind Baustellen, die nicht auf den Schultern deiner Kinder landen sollten. Kinder können diese komplexen sozialen Dynamiken noch nicht verstehen, fühlen sich aber oft verantwortlich, dir zu helfen.
Besser so: Schnapp dir eine enge Bezugsperson oder dein Journal für eine Runde Dampf ablassen! Deinem Kind kannst du einfach sagen: "Mama/Papa hat heute einen anstrengenden Tag, aber morgen sieht die Welt schon wieder besser aus." Und dann: tief durchatmen und weitermachen!
Natürlich ...
... können solche Konfliktsituationen auch zu Momenten werden, in denen wir unseren Kids Verhalten vorleben: wie wir über andere sprechen, mit Niederlagen umgehen, uns selbst regulieren. Aber das kommt besser im Nachhinein als Anekdote oder Erklärung für unser genervtes Verhalten. Und niemals in der Form, dass unser Kind das Gefühl hat, uns helfen zu müssen.
#6 Überforderung und Panik: Wie du über Stress sprichst, ohne dein Kind zu belasten
"Ich bin total gestresst!" – diesen Satz kennen unsere Kinder vermutlich in- und auswendig. Aber wenn du regelmäßig deine Panikattacken, Zukunftsängste oder Überforderung mit deinem Kind teilst, wird es schnell zum kleinen Kümmerer, der sich um dich sorgt, statt unbeschwert Kind zu sein.
Besser so: Zeig deinem Kind lieber, wie du selbst mit Stress umgehst: "Wenn ich gestresst bin, hilft mir eine Runde um den Block" oder "Dann mache ich erst mal drei tiefe Atemzüge". So lernst du ihm gesunde Bewältigungsstrategien, ohne es mit deinen eigenen Sorgen vollzuladen. Win-win!
#7 Fehler und Lebensentscheidungen: Warum nicht jede Reue mit Kindern geteilt werden sollte
"Hätte ich doch nur ..." oder "Wenn ich nochmal von vorne anfangen könnte..." – wir alle haben Entscheidungen getroffen und Fehler gemacht, die wir heute bereuen. Ob es der abgebrochene Studiengang, die verpasste Karrierechance oder andere Lebensentscheidungen sind – für Kinder können solche Einblicke in deine Reue verwirrend sein. Sie könnten denken, dass du mit deinem jetzigen Leben (und damit auch mit ihnen) unzufrieden bist oder unnötig Angst vor eigenen Fehlentscheidungen entwickeln.
Besser so: Sprich lieber über die Lektionen, die du aus deinen Fehlern gelernt hast, ohne das Bedauern in den Vordergrund zu stellen. "Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, auf sein Bauchgefühl zu hören" oder "Manchmal führen Umwege zu den schönsten Zielen" vermittelt eine positive Botschaft. Lebe eine positive Fehlerkultur vor – statt dein Kind unbewusst für dein Glück verantwortlich zu machen.
#8 Familiengeheimnisse: Warum manche Dinge besser unter Erwachsenen bleiben
Ob die heimliche Affäre eines Familienmitglieds, die Spielsucht von Opa oder andere pikante Familiengeschichten – solche Informationen sind für Kinder oft zu schwer zu verarbeiten. Außerdem: Kinder plaudern gerne und können mit Geheimnissen noch nicht gut umgehen.
Besser so: Respektiere die Privatsphäre aller Familienmitglieder und erkläre deinem Kind: "Manche Dinge sind privat – nicht, weil sie schlimm sind, sondern weil jeder Mensch ein Recht auf seine eigene Geschichte hat." Wenn dein Kind alt genug ist und es betrifft, kann es natürlich altersgerechte Informationen bekommen.
#9 Familienzwist und Lästereien: Warum negative Meinungen über Verwandte tabu sein sollten
"Deine Oma mischt sich immer ein" oder "Dein Onkel hat echt keine Ahnung von Kindererziehung" – solche Kommentare bringen Kinder in die Zwickmühle. Sie lieben alle Familienmitglieder und können negative Äußerungen über ihre Liebsten nur schwer einordnen.
Besser so: Beiß dir lieber auf die Zunge und lass Dampf ab, wenn dein Kind nicht dabei ist. Erkläre stattdessen: "Menschen haben unterschiedliche Meinungen und Gewohnheiten, und das ist okay. Deshalb macht Oma manche Dinge anders als wir." So lernst du deinem Kind gleich Toleranz und Respekt für verschiedene Lebensweisen!
Fazit: Ehrlich sein, ohne zu überfordern
Wir können unsere Kinder nicht vor allem schützen und sollten auch schlechte Tage nicht von ihnen fernhalten. Und wir müssen auch nicht perfekt sein: Auch dir wird mal ein "Dein Papa macht mich wahnsinnig!" oder "Wir sind pleite!" rausrutschen. Die Kunst liegt darin, eine Balance zu finden: Kinder brauchen Ehrlichkeit, aber in kindgerechten Portionen.
Das Wichtigste ist: Dein Kind ist nicht dein bester Freund, deine Therapeutin oder dein Kummerkasten. Es braucht vor allem das Gefühl, dass die Erwachsenen alles im Griff haben, damit es unbeschwert aufwachsen kann. Und wenn du mal nicht weißt, wie viel du teilen sollst – frag dich einfach: "Würde diese Information meinem Kind helfen oder es belasten?"












