Manche Kinder sind die reinsten Plappermäulchen, während andere eher Freund der wenigen Wort sind. Die Sprachentwicklung von Kindern schreitet unterschiedlich schnell voran. Wir haben Tipps für die spielerische Sprachförderung eures Kindes.

Das erste längere Wort meines Sohnes war "Ameise" (wobei er es "Ameie" aussprach) und brachte mein Herz fast zum Schmelzen. Gut, dass es Sommer war und es auf dem Spielplatz vor Ameisen nur so wimmelte. So kam ich in den Genuss dieses süße Wort noch ziemlich oft aus dem Mund meines knapp anderthalb Jahre alten Sohnes zu hören. Später folgten natürlich noch einige Wörter und Sätze mehr, die uns Eltern vor Glück die Tränen in die Augen trieben. Mittlerweile kann er auch Wörter, die wir weniger gut finden, aber so ist das mit der Sprachentwicklung eben. Erst freut man sich über jedes neue Wort und irgendwann fragt man sich, warum das zuckersüße (und nur ein klitzekleines bisschen nervige) Plappermäulchen keinen Knopf zum Abstellen hat. Oder wenigstens einen Lautstärkeregler.
8 Tipps zur spielerischen Sprachförderung eurer Kinder
Aber bis es soweit ist, dass uns das Gequassel unserer Kinder auch mal nervt, müssen unsere Kleinkinder ja erst einmal das Sprechen lernen. Dabei können wir Erwachsenen, egal ob Eltern, große Geschwister, Omas und Opas, Tanten, Onkel oder einfach nur Freunde, die Kleinen tatkräftig unterstützen. Unsere Tipps zur Sprachförerung eurer Kinder:
- Sprecht in ganzen Sätzen mit eurem Kind Babysprache ist niedlich und wird bei vielen von uns automatisch getriggert, sobald wir ein süßes Baby oder Kleinkind sehen. Für die Sprachentwicklung ist es aber es aber förderlicher, wenn ihr ganz normal mit euren Kindern sprecht.
- Sprecht viel mit eurem Kind Übung macht den Meister - dieses Sprichwort gilt auch beim Sprechen. Gerade wenn man in den ersten Lebensjahren mit dem Kind auch öfters mal alleine ist, ist sprechen wichtig. Erzählt eurem Kind, was ihr gerade macht oder denkt und stellt im Fragen. Auch wenn es euch noch nicht antworten kann, lernt es dabei die Dynamik von Dialogen, verschiedene Betonungen und neue Wörter. Und es gibt eurem Kind das Gefühl, an eurer gesprochenen Welt teilzuhaben.
- Sprecht deutlich und bewusst Kinder lernen durch Nachahmung, ganz besonders beim Sprechen. Deshalb seid euch allzeit bewusst, wie und was ihr mit euren Kindern sprecht. Denn wenn ihr selber zum Nuscheln neigt, wird es auch eurem Kind schwerer fallen, deutlich zu sprechen. Und Vorsichtig: Kleinkinder haben verdammt gute Ohren. Selbst wenn man denkt, sie sind gerade völlig im Spiel versunken, lauschen sie doch gerne mit einem Ohr den Gesprächen von Erwachsenen. Das kann zu ganz schön peinlichen Situationen führen: "Mama, warum ist die Nachbarin eine alte Gewitterziege?" – während des Grüßens eben dieser Nachbarin im Hausflur.
- Lest euren Kindern vor Nicht nur Sprechen, auch Vorlesen ist Sprachförderung. Dabei lernen sie neue Wörter, Satzbauten und Betonungen. Gedichte, Reime, Dialoge oder auch mal ein Text in einer anderen Sprache lassen euer Kind aufhorchen und die Vielfalt der Sprache lernen.
- Sprachspiele spielen Spiele mit Wörtern sind eine tolle Möglichkeit Sprachförderung ganz nebenbei zu betreiben. Mein Sohn und ich denken uns gerne echte und Fantasie-Reimworte zu bereits gelernten Begriffen aus. Das machen wir schon so lange, dass es bei uns z. B. nur noch Mango di Bango heißt. Und jedes Mal lachen wir alle wieder herzlich über diesen Begriff. Auch Wortspielklassiker wie "Ich sehe was, was du nicht siehst", "Stille Post" oder "Ich packe meinen Koffer" machen Kindern Freude und dienen der Sprachförderung.
- Sprechen und sprechen lassen Natürlich ist es gut und wichtig auf korrekte Aussprache und Grammatik zu achten. Aber gerade wenn euer Kind eher zu den zögerlichen Sprechern gehört, dürft ihr am Anfang auch mal Fünfe gerade lassen. Achtet stattdessen noch mehr auf eure eigene Sprache und korrigiert euer Kind nur ab und an, sodass es ohne ständige Unterbrechung in seinem Redefluss bleiben kann. Dieser Tipp ist besonders für Kinder wichtig, die eher schüchtern sind und nur wenig sprechen.
- Wir singen ein Lied Singen ist Sprachförderung pur. Durch den von der Melodie vorgegebenen Rhythmus fällt es Kindern leichter sich die Worte zu merken und auszusprechen. Spannende: Gerade unter berühmten Sängern gibt es einige Stotterer. Beim Singen verschaltet sich das Gehirn anders als beim Sprechen, weswegen manche Sprachbarrieren, wie z. B. Stottern, damit umgangen werden können.
- Geht in den Dialog mit eurem Kind Es ist wichtig, dass wir viel mit unserem Kind sprechen. Aber ebenso wichtig, wenn nicht gar noch wichtiger für die Sprachförderung unserer Kinder, ist der Dialog. Der Hirnforscher John Gabrieli erforscht am Martinos Imaging Center am MIT der Harvard University u. a. die Sprachentwicklung von Kindern: Dabei hat er herausgefunden, dass es nicht nur wichtig ist, dass unsere Kinder viele Wörter lernen (Alarmierende Erkenntnis: Je wohlhabender die Eltern, desto mehr Wörter kann ein Kind), sondern dass sie diese auch anwenden können. Denn Sprache entsteht im stetigen Hin und Her. "Es ist geradezu magisch, wie das elterliche Gespräch das biologische Wachstum im Gehirn anregt", sagt Gabrieli*.
Was man dabei nie vergessen sollte: die Sprachentwicklung von Kleinkindern ist sehr individuell. Das eine Kind plappert schon sehr früh ganze Sätze und wirft mit Wörtern wie "Staubsaugerbeutel" oder "Baustellenabsperrung" um sich, während andere auch später eher wenige Worte von sich geben und diese vielleicht auch noch schwer verständlich sind.
Nicht vergleichen: Die Sprachentwicklung ist eine sehr individuelle Entwicklung
Die Sprachentwicklung gehört definitiv zu den Entwicklungsgebieten, die vielen Eltern große Sorgen macht – denn hier kann man besonders gut vergleichen (und tut dies leider auch viel zu oft). Wenn das eigene Kind im Vergleich zu seinen Kitafreunden dann eher wortfaul ist oder undeutlich spricht, glauben viele Eltern oft, dass sie etwas falsch gemacht haben oder mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Dabei geben Experten in den meisten Fällen Entwarnung – jeder lernt das Sprechen in seinem Tempo. Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, lernen zum Beispiel oft später sprechen als ihre gleichaltrigen Kollegen. Oder sie sprechen etwas undeutlicher, da die Artikulation der Wörter in den erlernten Sprachen unterschiedlich ist und beim Sprechen für Verwirrung sorgt. Wenn ihr euch sorgen über die Sprachentwicklung eures Kindes macht, sprecht euren Kinderarzt darauf an oder lasst in einer HNO-Praxis das Gehör eures Kindes testen. Oft ist schlechtes Hören der Auslöser für schlechtes Sprechen. Ob euer Kind am Ende wirklich die Hilfe eine Logopädin braucht oder einfach nur etwas mehr Zeit, können euch nur die Experten sagen.
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MIT News
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