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Im Verborgenen

Introvertiertes Kind: Ruhigere Kids sind alles andere als langweilig!

Introvertiertes Kind

Introvertierte Kinder scheuen das Rampenlicht und werden allzu leicht übersehen, dabei haben sie oft die tollsten Ideen. Woran du erkennst, ob dein Kind eher introvertiert ist und warum Schüchternheit überhaupt nichts Schlechtes ist.

Die Einen lieben es, im Mittelpunkt zu stehen, viele Menschen zu treffen und ständig neue Reize und Impulse aus der Außenwelt aufzunehmen – sie tanken dabei Energie. Doch dann gibt es da auch die andere Gruppe: Das sind die Stillen, die lieber am Rand stehen als im Rampenlicht, und die mehr nach innen schauen als nach außen. Schon bei Kindern kann man diese Unterschiede feststellen: Während die Extrovertierten alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, werden die Introvertierten leicht einmal übersehen. Was bedeutet Introversion eigentlich und was kannst du tun, um dein introvertiertes Kind zu unterstützen?

Introvertiertes Kind? 11 typische Eigenschaften

Etwa ein Drittel aller Menschen sind introvertiert. So erkennst du sie:

  • Introvertierte sind zurückhaltend und ruhiger.
  • Introvertierte stehen nicht gern im Mittelpunkt.
  • Introvertierte sind weniger auf Stimulation von außen angewiesen.
  • Introvertierte fühlen sich von Reizüberflutung und größeren Menschengruppen schnell überfordert.
  • Introvertierte werden bei zu viel Trubel schnell müde oder gereizt.
  • Introvertierte sind gerne allein oder unterhalten sich nur mit einer Person.
  • Introvertierte ziehen sich gern zurück, sind nachdenklich und vertiefen sich in ein Projekt.
  • Introvertierte haben oft ein Spezialgebiet, auf dem sie glänzen und für das sie sich leidenschaftlich interessieren.
  • Introvertierte sind oft überdurchschnittlich intelligent.
  • Introvertierte zählen besonders häufig zu den Hochsensiblen.
  • Introvertierte können allerdings auch neurotische Züge haben oder sich bisweilen im autistischen Spektrum bewegen, beispielsweise in Form des Asperger Syndroms.

Introvertiert oder extravertiert: Das ist oft Veranlagung

Die Harvard-Wissenschaftler Jerome Kagan und Nancy Snidman stellten sich für ihre Studie 'The Long Shadow of Temperament' die Frage, ob aus vorsichtigen, stillen Babys auch vorsichtige, stille Erwachsene werden. Wenn Babys reaktiv sind und auf kleinste Reize schnell und auch leicht mit Überforderung reagieren, behalten sie diese Reaktionsmuster meist ein Leben lang bei – und werden introvertiert. Babys, die eine höhere Toleranz gegenüber Geräuschen und anderen Reizen aufweisen und sich von der Umwelt nicht so leicht aus dem Takt bringen lassen, wachsen eher zu extravertierten Erwachsenen heran, stellten die Forscher fest.

10 Tipps: So unterstützt du dein introvertiertes Kind

10 Tipps: So unterstützt du dein introvertiertes Kind
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Schüchtern ist nicht gleich introvertiert

Schüchternheit ist eine Eigenschaft, die oft kritisch gesehen wird und als etwas gilt, was man überwinden sollte. Da introvertierte Kinder oft stiller und zurückhaltender sind, werden sie oft für schüchtern gehalten. Das kann, muss aber nicht der Fall sein. In einer kleineren Gruppe oder unter den richtigen Bedingungen können sie über sich hinauswachsen und beispielsweise in der Schule selbstbewusst ihre Ergebnisse präsentieren.

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Und übrigens können auch extravertierte Kinder schüchtern sein: Sie sind vielleicht gern Teil einer großen Gruppe, möchten aber selbst nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Und während sie es lieben, neue Reize und Eindrücke aufzusaugen, interagieren sie vielleicht weniger ausgelassen mit ihrer Umgebung.

Die wenigsten Menschen sind übrigens zu 100% introvertiert oder extravertiert. Bei vielen dominiert eine dieser Eigenschaften, die andere ist jedoch in Ansätzen auch vorhanden. So ergeben sich unendlich viele Mischformen.

Die Welt braucht (auch) Introvertierte

In Zeiten von Social Media und Celebrity-Kult haben extravertierte Selbstdarsteller oft die Nase vorn. Sich und seine Vorzüge und Leistungen ins rechte Licht zu rücken, ist auch eine Anforderung in der modernen Arbeitswelt.

Dabei wurden einige der erfolgreichsten Unternehmen von introvertierten „Nerds“ wie Apple-Gründer Steve Jobs und Microsoft-Chef Bill Gates ins Leben gerufen; kreative Visionäre wie Mark Zuckerberg (Facebook) und Elon Musk (Tesla) gelten ebenfalls oft als introvertiert. Ihnen liegt das geduldige Tüfteln, bis sie ein Problem gelöst haben, das andere noch nicht einmal gesehen hatten. Auch unter Dichtern und Denkern, Künstlern und Musikern sind viele Introvertierte zu finden.

Natürlich ist nicht jeder Introvertierte ein Genie – aber mit ihrer anderen Herangehensweise haben sie einen wertvollen Beitrag in dieser Welt zu leisten. Man sollte sie nicht abschreiben, weil sie etwas ruhiger sind, sondern ihren leiseren Tönen etwas mehr Beachtung schenken.

Warum introvertierte Kinder es in der Schule oft schwerer haben

Introvertierte Schüler beteiligen sich oft weniger aktiv am Unterricht und sind auch bei Gruppenarbeit gern die ruhigeren Teilnehmer. Dabei passen sie meistens gut auf und haben hörenswerte Ideen – sie scheuen jedoch davor zurück, sich am Unterrichtsgespräch zu beteiligen.

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Gerade mit modernen Unterrichtsformen haben Introvertierte manchmal so ihre Probleme: Gruppenarbeit und Interaktivität liegen ihnen nicht immer, viele von ihnen bevorzugen den traditionellen Frontalunterricht sowie Hausaufgaben und Vor- und Nachbereitung zu Hause. Prüfungssituationen wie Klassenarbeiten oder mündliche Prüfungen, auf die sich vorbereiten können, sind da schon eher ihr Ding.

Wichtig ist, dass die Lehrer*innen dein Kind richtig einschätzen und es weder als desinteressiert oder weniger schlau abstempeln, noch versuchen, es mit Druck dazu zu bringen, sich zu öffnen. Es kann sinnvoll sein, das Gespräch mit dem/der Klassenlehrer*in zu suchen, um zu erfahren, wie dein Kind sich in der Schule macht, und um die Lehrerschaft zu informieren, wie dein Kind tickt.

Wenn dein Kind introvertiert ist, findet es möglicherweise nicht ganz so leicht Freunde. Es sucht den Austausch mit Gleichgesinnten, fühlt sich aber in munteren Cliquen nicht unbedingt wohl. Ein guter Freund oder eine gute Freundin, das reicht ihnen schon, denn sie brauchen ja auch noch viel Zeit für sich allein. Dadurch kann es jedoch sein, dass dein Kind wie ein Außenseiter wirkt oder sich so fühlt. Solange es eine*n Verbündete*n oder eine Vertrauensperson in der Klasse hat, reicht das oft schon, um von der Gemeinschaft nicht völlig abgekapselt zu sein.

Die Schulzeit ist für Introvertierte oft nicht ganz einfach – viele blühen erst auf, wenn sie sich beispielsweise im Studium oder im Beruf ein Umfeld schaffen können, das ihnen mehr entspricht, und wenn sie sich von den Gruppenzwängen und -erwartungen einer Klassengemeinschaft befreit fühlen. Die Schuljahre können eine Gratwanderung sein, bei de du dein Kind einfühlsam unterstützen solltest.

Introvertierte Kinder strahlen oft im Verborgenen

Gerade Eltern, die selbst nicht überwiegend introvertiert sind, hadern manchmal mit den stillen Eigenschaften ihres Kindes. Sie fürchten, dass ihr Nachwuchs durch seine Zurückhaltung Chancen vergibt und sein Potential nicht auslebt. Dabei können Introvertierte Außergewöhnliches leisten, wenn man ihre Eigenschaften akzeptiert und schätzt und ihnen ein Umfeld gibt, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Und wichtig ist, dass man sie – wie jeden Menschen – als das sieht und akzeptiert, was sie sind.

Ist dein Kind sehr introvertiert und reagiert auch auf äußere Reize sehr sensibel? Dann ist es vielleicht hochsensibel. Hier findest du heraus, ob das auf dein Kind zutreffen könnte:

Test: Ist mein Kind hochsensibel?

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Bildquelle: Getty Images/shironosov

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