Unser Sohn lässt sich super gern vorlesen. Aber mal ein Buch in die Hand nehmen, nur für sich? Das passiert selten. Als wir gefragt wurden, ob wir den E-Reader Kindle Colorsoft Kids testen möchten, dachte ich mir: Vielleicht weckt ja DAS seine Leselust? Ob es geklappt hat, was spannend am neuen Lese-Gadget ist und welche Mankos ich sehe, habe ich hier für euch aufgeschrieben.
Was ist eigentlich das Besondere am neuen Kindle Colorsoft Kids?
Zunächst mal kann das Display, was der Name verspricht: Farben anzeigen. Die leuchten zwar nicht so intensiv wie in den meisten gedruckten Bilderbüchern, Comics und Graphic Novels, unserem Testkind (9 Jahre alt) gefiel der softe Farblook aber sehr gut. "Viel besser als schwarz-weiß", befand es direkt.
Der kindgerechte E-Book-Reader mit 16 GB Speicher bietet Platz für tausende Bücher – und mit Kids+ können die Leser*innen im ersten Jahr gratis aus einer altersgerechten Auswahl schöpfen. Danach zahlen Prime-Mitglieder monatlich 4,99 €, Nicht-Prime-Mitglieder 7,99 €. Eigentlich kostet der Colorsoft Kids 259,99 Euro via Amazon, inklusive Hülle und zwei Jahren Sorglos-Garantie.
Angeblich lesen Kinder in Deutschland mit dem Kindle pro Tag 45 Minuten länger als Kids ohne. Funktioniert das auch bei uns?
Ob ein Kind mehr liest, hängt natürlich nicht nur von cooler Technik ab, sondern davon, was es darauf so findet
Tatsächlich war unser Mini (9) schnell begeistert: Er fand gleich Comics und Bücher, die er mag, wie etwa "Die drei ???" oder "Die Schule der magischen Tiere". Im Katalog konnte er nach Titeln und Autoren suchen, es gibt Listen wie „Beliebte Bücher“ und „Neue Bücher“. "Harry Potter", "Bibi & Tina" oder "Die wilden Kerle" stehen bereit, genau wie Bilderbücher für kleinere Kinder. Und ich denke: Hier und bei Comics ergibt die Farbe auch am meisten Sinn.
Was aus der Sicht unseres Kindes fehlt? "Gregs Tagebuch". Aber weil die Lesestoff-Auswahl insgesamt sehr groß ist, hielt sich der Kummer in Grenzen (und wir fanden fix heraus, man könnte die Bücher alternativ kaufen und laden, wenn das Herz sehr daran hängt). Fazit: In der Kindle-Bibliothek ist für jedes Interesse und Alter was dabei.
Das Kind sucht aus und liest, wir Eltern steuern den Rest
Die Installation ist eigentlich ganz easy. Einfach mit dem W-LAN und dem Amazon-Konto verbinden. Fertig. Tatsächlich hat sich der E-Reader beim ersten Anlauf aber immer wieder aufgehängt, weshalb wir ihn nochmal neu gestartet haben. Danach lief alles prima.
Der Kids-Account funktioniert relativ selbsterklärend. Das Kind kann also ruhig selbst nach seinen Lieblings-Büchern suchen, sie laden und lesen. Über die Zeit kommen auch immer wieder neue Bücher dazu.
Was mich als Mama überzeugte: Beim Kindle Kids steht das Lesen im Fokus
Ihr könnt einstellen, dass euer Kind keinen Zugriff auf den Webbrowser hat. Das ist ein klarer Vorteil zu einem Tablet oder Smartphone. Weder Werbung noch Spiele oder ablenkende Benachrichtigungen sind ein Thema. Heißt für uns: Unser Kind kann den E-Reader mit in sein Zimmer nehmen. Das würde ich bei anderen Geräten nicht erlauben. Wer mag, hat darüber hinaus Zugriff auf kostenlose Hörbücher, die euer Kind mit einem Bluetooth-Lautsprecher oder -Kopfhörer abspielen kann.
Das Kindle Kids-Herzstück ist ein passwortgeschütztes Eltern-Dashboard, auf das die Kinder mit ihrem Lese-Account keinen Zugriff haben.
Hiermit könnt ihr auch selbst Bücher laden und lesen, die euch interessieren. Der E-Reader eignet sich also gut als Family-Gerät. Erwachsene können leicht zwischen den Accounts hin und her wechseln, verschiedene Filter für die Suchfunktion im Kids-Account aussuchen und mit der Funktion „Schlafenszeit“ stellen wir Eltern ein, ab wann Schluss mit Lesen ist. Ergänzend ist ein Start-Datum frei wählbar – und wir können im Dashboard den Lese-Fortschritt des Kindes sehen.
Hard-Facts zum Kindle Colorsoft Kids: Der E-Reader hat ein 7-Zoll-Farbdisplay, 16 GB Speicher und läuft bei durchschnittlicher Nutzung bis zu 8 Wochen mit einer Akkuladung, die per USB-C erfolgt. Er ist wasserfest (IPX8), wiegt rund 215 g und misst 17,6 × 12,7 × 0,78 cm.
Ist ein (Kinder-)Buch nicht in der Gratis-Auswahl dabei, schaut mal, ob ihr es kaufen könnt. Keine Sorge: Klickt euer Kind allein auf ein kostenpflichtiges Buch, bekommt ihr im Eltern-Account zuerst eine Kauf-Anfrage – so gibt es keine teure Überraschung. Wer mag, kann kostenpflichtige Bücher aber auch ganz aus der Kids-Suche rausfiltern.
Bei vielen Büchern lässt sich sogar die Schriftart anpassen. Für manche durchaus interessant ist die Schriftart „OpenDyslexic“, die für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche oft leichter zu lesen ist.
Und wie lief es nun mit dem Lesemuffel-Test?
Erstmal prima. Unser Kind suchte sich Bücher aus, lud sie, blätterte hinein und passte direkt die Schriftgröße an, weil es größere Buchstaben bevorzugt.
Wer mag, kann beim Lesen auf dem Kindle Colorsoft Kids übrigens auch Worte markieren und sich Infos dazu anzeigen lassen oder Lesezeichen setzen. Auch das mochte unser Mini. Er las tatsächlich öfter damit.
Grob würde ich sagen, dass sich die "Ich lese selbst mal ein Buch"-Zeit mindestens verdoppelt hat. Und ja, ich nutze es auch. Hätte ich vorher gar nicht gedacht. Ich gebe euch in ein paar Wochen noch ein Update. Aber die erste Testphase läuft okay, obwohl wir nicht mal auf 45 Minuten pro Tag kommen. Aber hey: Jede Mehr-Lese-Minute zählt, finde ich.
Wem ich den Kindle Colorsoft Kids empfehlen würde?
Bei uns hat der E-Reader-Versuch tatsächlich etwas gebracht, in Sachen Leselust. Das lag vor allem an der großen Buch-Auswahl und der Tatsache, dass wir unserem Mini nicht reingeredet haben, was er lesen soll.
Bei Büchern mit farbigen Zeichnungen ist das neue Gerät ein Plus, für klassische ohne Zeichnungen oder mit Schwarz-Weiß-Skizzen braucht ihr das Feature natürlich nicht (bzw. nur fürs Cover). Mithalten mit einem Buch kann der E-Reader nicht, aber er hat zwei klare Vorteile und ja, auch Mankos:
- Riesige Auswahl, ohne diverse Bücher kaufen, ausleihen und schleppen zu müssen. Dadurch kann das Kind auch spontan etwas lesen, auf das es gerade Lust hat – vorausgesetzt natürlich, es gibt den Lesestoff bei Kids+.
- Und ja: Lesen ohne viel Buch-Gewicht hat was. Auch switchen zwischen verschiedenen Büchern ist leicht möglich.
- Wenn ein Kind viel liest, lohnt sich der Kauf. Aber auch unser Lesemuffel schnappte es sich öfter mal.
- Das Gerät hat einen hohen Anschaffungspreis. Allerdings können es Kinder UND Eltern nutzen. Das macht es zum smarten Family-E-Reader.
- Einen Dunkelmodus im klassischen Sinn gibt es nicht, man kann nur bei unterstützten Büchern die Seitenfarben invertieren – schwarzer Hintergrund, weiße Schrift.
Auch für Erstleser*innen kann ein E-Reader oder generell ein Gaming-Ansatz spannend sein. Warum? Das erklärt Lern-Expertin Ina Lehr im Video:
3 Zusatz-Ideen, um den Lesespaß zu fördern
Plant täglich 10–15 Minuten Lese-Zeit ein. Am besten abends – und als Routine für alle (auch für dich). Gelesen wird gemeinsam, abwechselnd oder jeder liest für sich. Aber klar: Wenn es mal nicht passt, lieber das Lesen überspringen, als Druck zu erzeugen. Wir wollen ja Lese-Spaß vermitteln.
Fördere Selbstwirksamkeit: Dein Kind darf entscheiden, welches Buch es öffnet. Unser Kind mag es zum Beispiel sehr, Wörter oder Stellen zu markieren und so mit der Geschichte zu interagieren. Super funktioniert auch, nachzufragen: „Was liest du gerade?", „Was fandest du spannend?“ – oder: „Welche Stellen hast du markiert – und warum?“ Apropos: Habt ihr weitere gute Anti-Lese-Muffeligkeits-Tricks? Dann schreibt mir gern.
* Hinweis: Die familie.de-Redaktion hat den Kindle Kids zum Test kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hat keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung.





