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Übersetzungshilfe

Zeugnis­formulierungen in der Grundschule: Das bedeuten die Sprach-Codes

Zeugnisformulierungen

Weil es in der sogenannten Schuleinführungsphase, also der ersten und zweiten Klasse, noch keine Noten gibt, werden die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auf den Grundschulzeugnissen verbal von den Lehrkräften bewertet. Wie Arbeitszeugnisse enthalten auch Zeugnisformulierungen Floskeln, die man entziffern und in Noten ummünzen kann. Das bedeuten die Zeugnis-Codes.

Es gibt keinen überregionalen Übersetzungskatalog für Grundschulzeugnisse, einige Formulierungen und Floskeln sind jedoch Standard. Und sie gelten nicht nur für Grundschulzeugnisse, sondern euer ganzes Leben lang. Denn im Prinzip werden auch Arbeitszeugnisse nach dem gleichen Muster geschrieben und interpretiert.

Es geht in den Zeugnisformulierungen darum, auf die kleinen Worte wie „sehr“ oder „fast“ zu achten. Ist euer Kind beispielsweise „sehr sicher“ im Rechnen, hat es die Erwartungen der Lehrer*innen erfüllt oder übertroffen. Ist es dagegen „sicher“ im Rechnen, entspricht dies der Note 2, also einer guten Leistung. Bei "fast sicher"' ist noch etwas Luft nach oben. Aber auch ein "fast sicher" oder "unsicher" ist noch kein Grund für Verzweiflung, ihr solltet nicht vergessen, dass wir uns hier in der ersten oder zweiten Klasse befinden.

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Wann werden Noten in der Schule vergeben?

Das Zeugnis im 1. Schuljahr

In der 1. Kasse bekommen eure Schulkinder noch kein Zeugnis mit Noten. Stattdessen gibt es eine schriftliche Beurteilung. Sie enthält sowohl den Leistungsstand als auch den Lernfortschritt und den eventuellen Förderbedarf eures Kindes. Hier gilt: Achtet bei den Zeugnisformulierungen also auf die Gradpartikel, wie "sehr" oder "fast" und sprecht auch mit euren Kindern darüber, wie sie sich selbst einschätzen. Denn oft zweifeln die Jüngsten stark an sich, hier ist es gut wenn ihr das begleiten könnt und eben auch gemeinsam das Zeugnis besprecht.

Andrea Zschocher

Zeugnisbesprechung in der Schule

Die Schule meiner Kinder bietet ein Zeugnisgespräch an, wo Eltern und Kinder eingeladen werden, das verschriftliche Zeugnis zu besprechen. Ich finde das wunderbar, weil im Vorfeld auch ein Fragebogen ausgegeben wurde, mit dem die Schüler*innen sich selbst einschätzen sollten. Die Lehrer*innen haben dann das Ergebnis, die Einschätzung des Kindes und die der Lehrkraft miteinander verglichen und aufgezeigt, was gut läuft und wo es noch Hilfe bedarf. Meine Kinder verließen den Klassenraum nach dem Gespräch super stolz. Und ich war es natürlich auch (auch wenn mir Noten, verschriftlicht oder nicht, nicht wirklich wichtig sind).

Andrea Zschocher
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Zeugnis im 2. Schuljahr

In der 2. Klasse bekommen eure Kinder je nach Bundesland entweder eine schriftliche Beurteilung oder Ziffernoten. Die Noten gibt es meist nur am Ende des Schuljahres, das Halbjahreszeugnis ist in der Regel eine ausformulierte Beurteilung. Zusätzlich wird meist das Sozial-, Lern- und Arbeitsverhalten in vier Kategorien (A-D) bewertet. Für Fächer, die mit der Note 4 und schlechter beurteilt werden, muss das Zeugnis Aussagen zu Lernfortschritt und Förderansatz beinhalten.

Sollte euer Nachwuchs eine schriftliche Beurteilung bekommen, ist diese ähnlich der im ersten Schuljahr und hält den Leistungsstand eures Kindes schriftlich fest.

Zeugnis im 3. und 4. Schuljahr

Für viele Schüler*innen beginnt ab dem 3. Schuljahr die sogenannte Übertrittsphase an eine weiterführende Schule. Ab jetzt beobachten die Lehrkräfte noch genauer, welche individuellen Voraussetzungen euer Kind mitbringt. In den Bundesländern in denen die Grundschule nur vier Schuljahre umfasst, werden Arbeiten, mündliche Mitarbeit und Aufgaben nun benotet.

In Bundesländern in denen die Grundschule auf sechs Jahre ausgedehnt wird, können Eltern oftmals im Klassenverbund entscheiden, ob eine Notenvergabe bereits ab Klassenstufe 3 gewünscht ist. Sollte sich die Klassengemeinschaft dagegen entscheiden, gibt es weiterhin eine verschriftlichte Leistungsstandserherbung als Zeugnis, sonst bekommen eure Kinder Noten zwischen 1 bis 6.

Das Übertrittszeugnis

Solltet ihr in einem Bundesland leben in dem die Grundschule nach der vierten Klasse endet, bekommen eure Kinder in der 4. Jahrgangsstufe Anfang Mai ein Übertrittszeugnis. In allen anderen Bundesländer wird das Übertrittszeugnis in der 6. Jahrgangsstufe verteilt. Es enthält in aller Regel:

  • die Jahresfortgangsnoten in allen Fächern
  • die Durchschnittsnote aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht
  • eine Bewertung des Sozial- , Lern- und Arbeitsverhaltens
  • eine zusammenfassende Beurteilung, in der die Eignung für den weiteren Schulweg erläutert wird

Zeugnisformulierungen beim Grundschul-Zeugnis: Ihr müsst zwischen den Zeilen lesen

Oft müsst ihr bei den Zeugnisformulierungen aus der Grundschule auch zwischen den Zeilen lesen. Nur so bekommt ihr ein Bild von den Leistungen eures Kindes. Sätze wie:  „Lara hört im Unterricht nicht immer richtig zu und beschäftigt sich gern mit anderen Dingen. Wenn Lara etwas mehr Aufmerksamkeit zeigt, könnte sie ihr Wissen noch öfter unter Beweis stellen", sind Grund zur Freude.

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Denn übersetzt bedeutet das, dass der Lehrer oder die Lehrerin davon überzeugt ist, dass Lara sehr viel weiß und gut im Unterricht mitkommt. Wenn sie sich mehr auf den Unterricht konzentrieren und mehr Bereitschaft zur Mitarbeit zeigen würde, könnte Lara ihr Potential deutlich besser ausschöpfen.

Wenn euer Kind „beim Rechnen noch Hilfsmittel braucht“ und „bekannte Aufgaben in der vorgegebenen Zeit lösen kann“, verweisen die kleinen Wörter „noch“ und „bekannte“ darauf, dass euer Nachwuchs den Erwartungen leicht hinterherhängt. Hilfsmittel zum Rechnen sollten offensichtlich nicht mehr nötig sein und vorhandenes Wissen sollte auch auf unbekannte Aufgaben übertragen werden können. Hier könnte euer Nachwuchs mit ein bisschen Übung also auf ein deutlich besseres Ergebnis kommen.

Ziemlich ähnlich: Die Sprach-Codes im Arbeitszeugnis und der Zeugnisformulierungen in der Grundschule

Wir alle kennen die typischen Sprach-Codes aus dem Arbeitszeugnis. Formulierungen wie: „war stets für alle neuen Lerninhalte zu begeistern“ entspricht damit einem „sehr gut“. Ein „war für alle Lerninhalte zu begeistern“ entspricht in etwa einem „gut“. Gleichzusetzen mit einem „befriedigend“ ist die Aussage „war für Lerninhalte, die ihn*sie interessierten, offen“. „Nicht befriedigend“ ist die Formulierung „ging von sich aus nicht an neue Lernaufgaben heran“ – hier besteht Handlungsbedarf, damit euer Kind den Anschluss nicht verliert.

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Seid ihr unsicher, wie ihr das Zeugnis eures Kindes zu deuten habt, dann vereinbart am besten eine Elternsprechstunde mit dem Lehrer oder der Lehrerin und lasst euch persönlich über die Leistungen des Kindes informieren. Die Lehrer*innen kennen eure Kinder am besten und erleben sie fast täglich im Unterreicht. Wenn ihr daran interessiert seid, gibt es ganz sicher auch Vorschläge, welche Unterstützung euer Nachwuchs braucht, um die eigenen Leistungen zu verbessern.

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Andrea Zschocher

Es ist kein Selbstläufer

Ich erlebe im Schulalltag viele engagierte Lehrer*innen, denen ich sehr dankbar für ihre Arbeit bin. Manchmal, das muss ich aber gestehen, wundere ich mich über das Anspruchsdenken mancher Eltern. Denn nur weil die Lehrer*innen aufzeigen können wo der eigene Nachwuchs vielleicht noch Verbesserungspotential hat, bedeutet das nicht, dass Eltern Nachhilfe beim Lehrpersonal ordern können.

Andrea Zschocher

Schulkind-Quiz: Weißt du so viel, wie dein Grundschulkind?

Bildquelle: Getty Images/DGLimages

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