Wenn dein Kind plötzlich stundenlang im Zimmer verschwindet oder beim Abendessen kaum ein Wort spricht, könnte mehr dahinterstecken als nur ein schlechter Tag. Die heutige Generation wächst mit Herausforderungen auf, die wir als Eltern oft nicht auf dem Radar haben – und die mit unserer eigenen Kindheit kaum vergleichbar sind.
Während wir uns als Kinder hauptsächlich mit Hausaufgaben und dem ersten Liebeskummer herumschlugen, steht die heutige Generation vor komplexeren Problemen. Digitale Medien, globale Krisen und gesellschaftlicher Druck formen eine völlig neue Kindheitserfahrung. Hier sind die 5 größten Probleme, die unsere Kinder beschäftigen – und die wir als Eltern viel zu oft übersehen.
1. "Alle anderen sind besser als ich" – Der Social-Media-Vergleichswahn
Schon Grundschulkinder scrollen heute durch perfekt inszenierte Bilder und Videos. Anders als in unserer Kindheit, wo der Vergleich höchstens mit dem Sitznachbarn oder mit den Stars aus der Bravo stattfand, messen sich Kinder heute mit Millionen Gleichaltrigen weltweit.
Die ständige Konfrontation mit scheinbar makellosen Leben, perfekten Körpern und mühelosen Erfolgen hinterlässt Spuren. Viele Kinder entwickeln ein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit, weil sie ihre normale Realität mit hochgradig bearbeiteten Highlight-Reels vergleichen.
2. "Ich muss immer erreichbar sein" – Digitaler Dauerstress ohne Pause
Unsere Kinder kennen keine echte Auszeit mehr. Während wir nach der Schule einfach unerreichbar waren, tragen heutige Kinder ihre sozialen Verpflichtungen rund um die Uhr in der Hosentasche.
Der unterschwellige Stress durch ständige Benachrichtigungen und die Angst, etwas zu verpassen (FOMO, Fear Of Missing Out), raubt ihnen wertvolle Erholungsphasen. Die permanente Erreichbarkeit führt zu Konzentrationsproblemen und Erschöpfungszuständen, die wir als Eltern oft fälschlicherweise als Lustlosigkeit interpretieren.
3. "Hat unsere Welt überhaupt eine Zukunft?" – Existenzängste im Kinderzimmer
Klimakrise, Pandemie, Kriege – die Nachrichtenlage ist düster, und unsere Kinder bekommen alles mit. Anders als frühere Generationen wachsen sie mit dem Bewusstsein auf, dass die Zukunft des Planeten ungewiss ist.
Diese existenziellen Ängste können zu Gefühlen der Hilflosigkeit führen. Kinder haben oft nicht die emotionalen Werkzeuge, um mit solchen globalen Bedrohungen umzugehen. Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder sozialer Rückzug können die Folge sein.
4. "Ich muss in allem perfekt sein" – Der Druck der Mehrfachbelastung
Gute Noten, sportliche Erfolge, kreative Hobbys, soziales Engagement und nebenbei noch ein glückliches, entspanntes Kind sein – die Erwartungen an den Nachwuchs sind enorm gestiegen.
Diese Mehrfachbelastung erzeugt einen Leistungsdruck, der viele Kinder überfordert. Besonders problematisch: Viele lernen früh, ihre wahren Gefühle zu verstecken, um den Erwartungen zu entsprechen. "Ich bin halt müde" kann eine Ausrede sein, hinter der sich tatsächlich Überforderung und Versagensängste verbergen.
Du suchst ein Kinderbuch, das deinem Nachwuchs dabei hilft, besser mit seinen Ängsten und Sorgen umzugehen? Dann möchten wir dir "Ängste hat doch jeder! – Wie du sie mit Mut überwinden kannst" der renommierten schwedischen Kinderpsychologin Reyhaneh Ahangaran ans Herz legen. Empfohlen wird es für Kinder ab 8 Jahre.
5. "Ich habe 500 Follower, aber niemanden zum Reden" – Digitale Einsamkeit
Das größte Paradox unserer Zeit: Trotz permanenter Online-Verbindungen fühlen sich viele Kinder einsamer als je zuvor. Die oberflächlichen digitalen Kontakte können tiefe, persönliche Beziehungen nicht ersetzen.
Gleichzeitig fehlen vielen die sozialen Fähigkeiten für echte Gespräche, weil ein Großteil ihrer Kommunikation über Bildschirme stattfindet. Diese moderne Form der Einsamkeit ist für uns Eltern besonders schwer zu erkennen, da unsere Kinder scheinbar ständig mit anderen in Kontakt stehen.
Was wir als Eltern tun können
Die neuen Herausforderungen unserer Kinder erfordern ein Umdenken in der Elternrolle. Statt zu warten, bis sie von selbst zu uns kommen, sollten wir aktiv das Gespräch suchen – ohne Druck und Vorwürfe.
Schaffe regelmäßige, entspannte Gesprächssituationen, in denen auch schwierige Themen Platz haben. Sei dabei nicht nur Ratgeber, sondern vor allem Zuhörer. Und ganz wichtig: Reflektiere deine eigenen digitalen Gewohnheiten. Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern authentische Vorbilder, die selbst einen gesunden Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit vorleben.
Der psychoanalytische Ratgeber "Ängste bei Kindern und Jugendlichen" von Stefan Hetterich kann dir dabei behilflich sein. Damit lernen Eltern auf verständliche, konkrete und alltagsnahe Weise, wie sie ihren Kindern bei Angst helfen, diese lösen und verändern können.








