Verrückt, wie schnell sich unsere Welt dreht. Tatsächlich hat die Kindheit unserer Kids nur noch wenig zu tun mit der ihrer Eltern oder Großeltern. Digitale Medien, ständiger Leistungsdruck, globale Krisen und soziale Vergleichbarkeit via Social Media – all das prägt die Lebenswirklichkeit unserer Kinder. Ihre Sorgen sind jedoch oft unsichtbar. Und wir übersehen sie leicht. Mit welchen Herausforderungen viele Kinder heute kämpfen – und wie wir Eltern lernen können, genau hinzuschauen, hinzuhören und die Gen Alpha zu unterstützen.
Filter-Krise
24/7 Vergleichsdruck durch soziale Medien
Schon Grundschulkinder begegnen heute viel zu häufig der Social-Media-Welt: Auf Instagram, TikTok oder YouTube sehen sie "coole Vorbilder", trainierte Körper, tolle Urlaube und scheinbar mühelose Erfolge, selbst wenn sie kein eigenes Smartphone besitzen. Was früher vielleicht der Vergleich mit Klassenkamerad*innen war, ist heute spätestens mit dem ersten Smartphone in der Schultasche ein globaler Wettbewerb.
Diese Bilder setzen unrealistische Maßstäbe, die niemand erreichen kann. Auch bei uns Erwachsenen wirken ständige Vergleiche. Oft übersehen wir, dass wir nur ausgewählte, bearbeitete Momente aus dem Leben anderer sehen. Kinder können das noch weniger einordnen und entwickeln schnell das Gefühl, weniger wert zu sein – ohne dass wir es merken. Denn Unzufriedenheit beginnt oft leise im Inneren.
Was wir Eltern tun können: Wie stark all das auf unsere Kinder wirkt, können wir Erwachsenen noch gar nicht absehen. Was wir ihnen aber unbedingt mitgeben sollten, ist das Wissen darum, dass die Social-Media-Welt kuratiert ist und niemand nur Erfolg und Perfektion lebt. Wir sehen Ausschnitte. Fördern wir also lieber realistische Vergleiche (wenn überhaupt), kombiniert mit der Überlegung: Was kann ich tun, um bestimmte, realistische Ziele auf eine gesunde Art und Weise zu erreichen? Und dabei können wir unsere Kids dann unterstützen.
Weltkrisen im Kinderzimmer
Früher sahen wir als Jugendliche die Nachrichten mit unseren Eltern und konnten direkt darüber sprechen, wenn uns etwas verunsicherte. Heute kommen schon Kinder über YouTube, TikTok oder Instagram mit Kriegen, Umweltkatastrophen oder schockierenden Fotos in Kontakt – oft ohne Erklärung. Viele machen sich Sorgen, die sie nicht in Worte fassen können, und behalten beängstigende Bilder im Kopf. Sie merken, dass die Welt nicht sicher ist, aber ihnen fehlen die Mittel, mit solchen Ängsten umzugehen. Das führt zu Traurigkeit, Angst oder Hilflosigkeit. Manche Kinder und Jugendliche haben Schlafprobleme, Albträume, ziehen sich zurück oder haben Schwierigkeiten in der Schule – ohne dass wir Eltern den Grund erkennen.
Was wir Eltern jetzt tun können: Achtsam den Alltag reflektieren. Klärt: Welche digitalen Medien nutzt das Kind? Wie reagiert es emotional? Was belastet es gerade? Regelmäßige Gespräche helfen, Dinge wahrzunehmen, die wir sonst leicht übersehen. Unsere Kinder müssen wissen und fühlen: Sie können mit allem zu uns kommen. Egal, wie alt sie sind. Egal, was es ist. Unsere Teenager-Mom-Kollegin Jessica gibt im Video einen sehr guten Tipp in Sachen Noten:
Krasser Erfolgsdruck von außen und innen
Schon Grundschüler*innen hören, wie wichtig Noten für ihren „Zukunftsweg“ sind. Vergleichsportale, Elterngespräche, Förderangebote – der Druck beginnt früh. Viele Kinder fühlen sich überfordert und fürchten, nie ganz zu genügen (wie wir Erwachsenen oft auch). Sie glauben, ständig funktionieren zu müssen – egal, wie es ihnen wirklich geht. Besonders schwierig wird es, wenn Kinder anfangen, ihre echten Gefühle zu verstecken, nur um den Erwartungen zu entsprechen, weil sie merken, dass es ihren Eltern nicht viel besser geht. Ein Teufelskreis, den wir Erwachsenen von außen oft gar nicht sehen.
Was wir Eltern tun können: Wichtig ist, das Kind und seine Gefühle ernst zu nehmen. Und uns auch. Regelmäßige, möglichst entspannte Gespräche über Herausforderungen, Ängste oder Stress können helfen, früh(er) zu merken, wenn ein Kind Unterstützung braucht. Auch gut: Pausen machen, und dem Kind darin ein gutes Vorbild sein. Nur wer seinen Akku auflädt, kriegt wieder Power.
Ständige Erreichbarkeit: Alles zu viel auf einmal – und nie wirklich Pause
Früher war nach Schulschluss Schluss. Heute pingt der Klassenchat bis spätabends. Wer nicht antwortet oder die „richtigen“ Emojis schickt, riskiert, außen vor zu sein. Abschalten ist schwer – auch emotional.
Kinder wachsen heute in einer Welt auf, in der es kaum echte Ruhe gibt. Sie tragen ihre sozialen Verpflichtungen immer mit sich – per Handy in der Hosentasche. Das kann chronisch stressen, müde machen und sogar die Konzentration stören. Unsere Kids können im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr abschalten.
Was wir Eltern jetzt direkt tun können: Gegen die Reizüberflutung hilft nur, digitale Pausen zu schaffen. Das bedeutet konkret, medienfreie Zeiten zu etablieren – und Offline-Erlebnisse zu fördern – auch, um Einsamkeit trotz ständiger Erreichbarkeit vorzubeugen. Und ja: Wir sollten auch unser eigenes Verhalten anschauen. Wie gehen wir mit dem Handy, mit Stress oder schlechten Nachrichten um? Kinder lernen durch unser Vorbild.
Einsamkeit trotz ständigem "On"-sein
Teenager sind heute ständig mit anderen über Handy, Chats oder soziale Medien verbunden – und fühlen sich trotzdem einsam. Echte Freundschaften brauchen eben mehr als ein paar Nachrichten oder Emojis. Der Mix macht's. Kommunizieren Kinder fast nur noch über Bildschirme, verlieren sie oft den Mut oder die Fähigkeit, im echten Leben auf andere zuzugehen.
Was wir Eltern tun können: Für Eltern ist Einsamkeit schwer zu erkennen, weil ihr Kind scheinbar „ständig Kontakt“ hat – dabei fehlt oft die Nähe, die wirklich guttut. Zuhören, verstehen, da sein sind deshalb wichtig. Nicht hoffen, dass unsere Kinder schon von selbst erzählen, wenn etwas nicht stimmt, sondern selbst das Gespräch suchen – und zeigen, dass auch schwierige, vielleicht sogar schambehaftete Themen bei uns Platz haben. Kinder dürfen wissen, dass ihre Eltern nicht auf alle Fragen eine Antwort haben. Trotzdem gilt es, ihnen Sicherheit und Trost zu vermitteln.
Auch gut für akute Überforderung: Tools mitgeben. Drohen uns oder unsere Kids negative Gefühle zu überfluten, hilft die Box-Atmung: 4 Sekunden lang tief durch die Nase einatmen, 4 Sekunden lang den Atem anhalten, 4 Sekunden durch den Mund ausatmen und 4 Sekunden lang den Atem anhalten. Auch regelmäßiges, tiefes Atmen wirkt beruhigend aufs Nervensystem.







