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Wunden vom Wunder

Geburtsverletzungen pflegen und heilen

Geburtsverletzungen

Bei der Geburt passiert Großes, doch dieser unglaublicher Kraftakt kann auch leider Geburtsverletzungen hinterlassen. Darum ist es besonders wichtig, im Wochenbett damit behutsam umzugehen, damit die Beschwerden nach einer vaginalen Geburt immer weniger werden.

Geschafft! Mit sehr viel Power, Liebe und Magie ist das Baby da – für viele Mamas ist diese Naturgewalt aber auch mit kleinen oder großen Geburtsverletzungen verbunden. Manche Wunden sind erst später zu spüren, wenn die PDA nachgelassen hat und du das erste Mal aufstehst oder dich im Klinikbett hinsetzt. Oder wenn die Achterbahnfahrt im Kopf und Herz etwas an Tempo verliert und du neben dem total verliebten Baby-Bonding auch dein Körper wieder mehr wahrnimmst. Und dann wirst du es wahrscheinlich bemerken: Es fühlt sich untenrum unangenehm an, da einfach viel gedehnt und belastet wurde.

Welche Geburtsverletzungen gibt es und wo treten sie auf?

Rissverletzungen und Schürfungen

Das Baby durchläuft bei seiner “Reise” zu dir verschiedene Stationen, deswegen kann überall, wo sein kleiner Körper durch muss, auch Rissverletzungen oder Schürfungen entstehen. Rein theoretisch sind also Geburtsverletzungen im Bereich Schamlippen, Klitoris, Muttermund, Schließmuskel des Enddarmes und in den tiefer liegenden Beckenmuskulatur möglich. Am häufigsten macht sich eine vaginale Geburt aber am Damm und im Scheidenbereich bemerkbar.

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Dammrisse werden abhängig von der Ausdehnung in vier Grade eingeteilt:

  1. Dammriss Grad 1: Hier sind nur die Haut von Scheide und Damm leicht verletzt, nicht das Dammgewebe selbst.
  2. Dammriss Grad 2: Hier reißt die Muskulatur des Damms bis höchstens zum äußeren Schließmuskel. Der Schließmuskel selbst ist unverletzt.
  3. Dammriss Grad 3: Hier reißt auch der äußere Schließmuskel des Afters
  4. Dammriss Grad 4: Hier reißt auch die Darmschleimhaut und die vordere Wand des Enddarms

Dammschnitt

Jede Geburt verläuft individuell. Mal nach Plan wie im Geburtsbilderbuch und mal leider nicht. Dann muss nachgeholfen werden, um den Geburtsverlauf zu beschleunigen und das Baby nicht in Gefahr zu bringen. In vielen Fällen kommt das Baby am Ende mit Zange oder Glocke auf die Welt, die teilweise mit einem Dammschnitt einhergehen. In der Vergangenheit wurde bei der Geburt häufig ein Dammschnitt durchgeführt, um größere Dammverletzungen vorzubeugen. Es ist aber umstritten, ob dieser Weg sinnvoll ist. Außerdem verheilt ein Riss besser als ein Schnitt. Wenn das Gewebe reißt, dann an der schwächsten Stelle. Dadurch werden weniger Blutgefäße und Muskeln verletzt als bei einem vorbeugenden Dammschnitt. 

Nach der Geburt wird das Baby sofort von den Kinderärzten untersucht, während du und deine Verletzungen ebenfalls gleich versorgt werden. Die Wunden werden in der Regel mit selbstlösender Naht behandelt, bei Schürfungen und oberflächlichen kleinen Rissen ist kein Nähen notwendig. Sie heilen von selbst.  

Die Geburtsverletzungen im Wochenbett heilen lassen

Die Wochenbetthebamme wird sich um deine Wunden kümmern und den Heilungsverlauf verfolgen. Sie ist auch ebenfalls in der Lage dir zu helfen, wenn durch die Nahtversorgung Fäden oder Knoten drücken. Für Mamas, die keine Wochenbetthebamme bekommen haben, ist der Frauenarzt oder die Wochenbettsprechstunde, die von u. a. Hebammenzentren oder Kliniken angeboten werden, der Ansprechpartner, wenn Probleme bei der Wundheilung auftauchen oder es sogar zu einer Infektionen kommt.

Was kannst du selber tun? Unbedingt dich schonen und ausruhen! Durch die Geburtsverletzungen wirst du merken, dass dir Liegen am meisten gut tut, da es keinen Druck und Zug auf deine Wunden ausübt, die den Heilungsverlauf hindern. Sorge dafür, dass du gerade im Wochenbett unbedingt durch Partner, Familie und Freunde entlastet wirst. Auch wenn du durch die Geburt deine Superkräfte bewiesen hast, jetzt ist wirklich alle Gänge runterschalten angesagt. Diese Tipps helfen dir dabei:

  • Wenn du stillst, dann achte auf deine Position. Am besten eignet sich die Seitenlage oder die Bauch zu Bauch-Lage, weil du dann auf dem Rücken liegst und ein Sitzen vermeidest.
  • Wenn du doch kurz sitzen möchtest, wie z. B. beim Essen, empfinden manche Mütter ein postnatales Kissen angenehm, das wie ein Ring- oder Lochkissen aussieht, und die Druckschmerzen nehmen soll.
  • Kühlen gegen den Schmerz ist auch bei Geburtsverletzungen sinnvoll. Da sich mit den gewöhnlichen Kaltkompressen nicht gezielt die Wunde kühlen lässt, kann ein Gummihandschuh aushelfen. Nur einen Finger mit Wasser füllen, gefrieren lassen, mit einem dünnen Spucktuch umhüllen und dann im Dammbereich anwenden. 

Wie fit ist dein Beckenboden?

  • Wenn die Beschwerden aber einfach nicht weniger werden, sind Medikamente ebenfalls erlaubt. Keine Mama muss unnötige Schmerzen aushalten. Die Hebamme oder der Frauenarzt beraten dich, welche Dosierung von Schmerzmitteln in der Stillzeit zugelassen ist.  
  • Eine weitere Maßnahme, die ein paar Tage nach der Nahtversorgung möglich ist, sind kurze und nicht zu heiße Sitzbäder. Manche frischgebackene Mütter empfinden sie als angenehm. Oft wird Eichenrinden-Extrakt als Zusatz empfohlen. Statt Sitzbad ist ebenfalls ein Spülen möglich. Dafür nach jedem Toilettengang einen mit lauwarmen Wasser gefüllten Messbecher im Wundbereich laufen lassen. Oder auch während des Wasser lassen, um den Urin zu verdünnen, der dann weniger auf der Haut brennt.   
  • Nach einer Entbindung mit Geburtsverletzungen ist die “Unten-ohne”-Saison eröffnet. Ja, du hast richtig gelesen. Damit der Wundbereich besser heilen kann, muss Luft rankommen. Lege dich immer wieder mal ohne Unterhose und Wochenbettbinde auf eine wasserfese Unterlage oder Wickelunterlage.
  • Schon in der Schwangerschaft sind viele Frauen von Verstopfung geplagt. Der erste Stuhlgang nach der Geburt ist oft mit Angst und Sorge verbunden, ob beim Pressen auch alles gut geht. Neben Lebensmittel für weichen Stuhlgang wie Trockenobst, Birnen- und Pflaumensaft oder Leinsamen und genügend Trinken, ist auch ein entspannter Kopf wichtig. Also nimm dir viel Zeit für das erste Mal danach. Wenn es einfach nicht klappt, dann können nach Absprache auch Medikamente für die Darmentleerung zum Einsatz kommen.
  • Wenn die Zeit und Kraft da ist, solltest du einen Rückbildungskurs besuchen. Der ist umso wichtiger für Mamas mit Geburtsverletzungen, da der Beckenboden hier besonders belastet wurde. Im Kurs bekommst Alltagstipps, um den Beckenboden zu entlasten und dir werden Übungen gezeigt, um den Bereich wieder zu stärken
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Neben den körperlichen Folgen gibt es auch die psychischen, denn Geburtsverletzungen können Narben in der Seele hinterlassen. Du erkennst deinen Körper nach der Geburt nicht wieder. Plötzlich hast du Schmerzen beim Stuhlgang oder Probleme beim Halten des Urins, allein der Gedanke mit deinem Partner intim zu werden, belastet dich emotional. In solchen Situationen solltest du dir Hilfe suchen und mit jemanden darüber reden. Besondere Unterstützung kann dir ein Beckenbodenzentrum geben, wo Ärzte und Therapeuten genau auf deinem Problemgebiet spezialisiert sind.

Bildquelle: NataliaDeriabina/iStock/Getty Images Plus