Jungs werden in vielen Kinderbüchern oft immer noch als mutige Piraten dargestellt und Mädchen bekommen die rosaglitzi Einhörner- und Prinzessinen-Geschichten. Dabei wäre so viel zu gewinnen, wenn man unabhängig vom Geschlecht spannende Geschichten über mutige Kinder und fantastische Wesen erzählt. Wenn ihr nach solchen sucht, seid ihr hier richtig. Wir stellen euch 10 genderneutrale Kinderbücher für Kinder ab 3 Jahren vor, die nicht so geschrieben sind, dass sie typische Mädchen- und Jungenklischees produzieren, sondern für Inklusivität und Fantasie ohne Stereotype stehen.
Ab 5 Jahren
Nils Pickert: "Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge"
„Seeräubermädchen und Prinzessinnenjunge“ von Nils Pickert, illustriert von Lena Hesse, erzählt von der unkonventionellen Freundschaft zwischen Mara, die gerne mit Enterhaken und Säbel als Seeräubermädchen spielt, und Milo, der mit Krönchen und Glitzer in seinem Alltag tanzt. Als Mara für zwei Wochen in den Urlaub fährt, spüren beide, wie sehr sie sich vermissen – und bei der Wiederbegegnung ist vieles anders, als sie es erwartet haben.
Das Buch richtet sich vor allem an Kinder ab etwa 5 Jahren (Empfehlung: 5 bis 8 Jahre) und eignet sich gut zum Vorlesen oder gemeinsamen Anschauen. Es zeigt kindgerecht, dass Kinder unterschiedliche Neigungen haben dürfen, ganz gleich ob typischerweise „für Mädchen“ oder „für Jungen“ gedacht – und dass Inklusion in Freundschaften selbstverständlich sein kann.
Ab 4 Jahren
Daniela Kunkel: "Das kleine Wir"
"Das kleine Wir" ist ein wunderbares Kinderbuch über Zusammenhalt und Gemeinschaft für Vorschul- und Grundschulkinder in der ersten Klasse. Hier geht es nicht um das einzelne Kind, sondern darum, wie man sich in einer Gemeinschaft verhält, was man machen kann und was nicht so schön ist. Das Wir-Gefühl ist als kleines grünes Monster namens "Wir" personalisiert und wird je nach Verhalten der Kinder größer oder kleiner. So lernen Kindern, was es bedeutet füreinander da zu sein, unabhängig vom Geschlecht, Aussehen oder Können.
„Das kleine WIR“ ist nicht explizit als genderneutrales Buch angelegt. Das zentrale Thema Gemeinschaft und Inklusivität in inklusiver, geschlechtsneutraler Sprache kann als Anlass dienen, um mit Kindern darüber zu sprechen (z. B. „Freund*innen“, „wir alle“, „jeder und jede darf dazugehören“). So kann dieses Buch dazu beitragen, Vielfalt und Zugehörigkeit im Alltag zu stärken. Meine Tochter hat es in der Vorschulgruppe im Kindergarten mit der Erzieherin besprochen und die Lehrerin hat es auch mit den Lernanfänger*innen nochmal in den ersten Schulwochen gelesen.
Ab 4 Jahren
Die Michalskis, Shari Böttcher, Daisy Lotta: "Muckdiwupp – Auf nach Pifo"
„Muckdiwupp – Auf nach Pifo!“ ist ein fantasievolles Bilderbuch, in dem die genderfreie Hauptfigur Muckelino mit seiner Familie in den Weltraumurlaub fliegt, um auf dem Planeten Pifo eine riesige Sandburg zu bauen. Da die Erwachsenen beschäftigt sind, macht sich Muckelino allein auf die Suche nach Freund*innen – und begegnet dabei vielfältigen Familienmodellen, in denen jedes „anders sein“ gefeiert wird.
Die Geschichte betont Mut, Selbstvertrauen und das Recht, sich so auszudrücken, wie man möchte – sie lädt ein, Vielfalt im Alltag zu sehen und anzuerkennen. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab etwa 4 Jahren (im Vorschul-/Kindergartenalter), da der Erzählstil und die Illustrationen gut zum Vorlesen und gemeinsamen Entdecken passen.
Ab 4 Jahren
Noa Lovis Peifer, Linu Lätitia Blatt: "Untenrum: Und wie sagst du?"
„Untenrum. Und wie sagst du?“ von Noa Lovis Peifer und Linu Lätitia Blatt (mit Illustrationen von Yayo Kawamura) ist ein mutiges und feinfühliges Bilder-Sachbuch, das Kindern einen unverkrampften Zugang zu Themen wie Geschlechtsorgane, Körperteile und Sprache rund um „untenrum“ ermöglicht.
Die Geschichte begleitet das Kind Lo, das wissen möchte, wie man zwischen den Beinen richtig spricht – und warum es so viele verschiedene Wörter gibt. Lo fragt nach, lernt Körperbezeichnungen (z. B. „Vulvina“, „Penis“) kennen, erfährt etwas über Schwangerschaft, Geburt, Menstruation und Grenzen sowie über Diversität von Geschlechtern und Körpern.
Empfohlen wird das Buch ab etwa 4 Jahren, da ab diesem Alter häufig die ersten Fragen zum Körper auftauchen – und der kindgerechte, spielerische Stil zum Zuhören und Entdecken einlädt. Es bricht Scham und Tabus, benennt Körperteile sachlich und ohne Beschämung, spricht offen über Vielfalt von Geschlechtern und lädt ein, mit Kindern über Sprache, Identität und Respekt am eigenen Körper zu sprechen
Sehr unterhaltsam und lustig!
Ich hab das Buch meiner 5-jährigen Tochter geschenkt und seitdem lesen wir es immer mal wieder. Sie amüsiert sich sehr über Lo und lacht ganz viel mit ihr. Wir finden den unterhaltsamen Ansatz beim Thema Intimzone und Geschlechtsorgane total gut. Kinder sind da ja sehr unbefangen, wenn wir als Eltern auch genauso offen darüber reden.
Mit Lo macht es großen Spaß, sich Namen für das Untenrum auszudenken. Unsere Lieblingsfigur ist "Doris, die Klitoris" (sehr niedlich dargestellt als Pinguin). Im Buch lernt ein Kind spielerisch, welche unterschiedlichen Intimzonen und Geschlechtsorgane Menschen haben können, wie Kinder entstehen und dass es wichtig ist, nackte fremde Körper so akzeptieren, wie sie sind und zu respektieren.
Ab 4 Jahren
Samuel Langley-Swain, Ryan Sonderegger, Ursula C. Sturm: "Theo liebt es bunt"
„Theo liebt es bunt“ von Samuel Langley-Swain, illustriert von Ryan Sonderegger, erzählt die Geschichte eines besonderen Wiesels namens Theo, das sich gerne in farbenfrohen, auffälligen Outfits kleidet und sich über Konventionen hinwegsetzt. Die anderen Wiesel im Wald sehen ihn kritisch und fordern, er solle sich anpassen – doch Theo bleibt sich treu und bringt damit seine Umgebung zum Nachdenken.
Das Buch richtet sich laut Verlag und Rezensionen an Kinder ab etwa 4 Jahren und eignet sich gut zum gemeinsamen Vorlesen und Entdecken. „Theo liebt es bunt“ fördert Akzeptanz von Anderssein, ermutigt zur Selbstentfaltung und zeigt, dass Vielfalt bereichernd ist – ohne Klischees oder Normdruck.
Ab 4 Jahren
Katja Brett: "Luca oder wer auch immer"
„Luca oder wer auch immer“ von Katja Brett, illustriert von Gregor Bonnet, erzählt von Luca, der/die/das sich morgens partout nicht in die Badewanne setzen will – und dann später wiederum nicht mehr herauskommt. In Wirklichkeit ist Luca ein echtes Multitalent: Mal eine wasserscheue Katze, mal ein planschfreudiger Krake – mit dieser Metapher zeigt das Buch, dass Identität flexibel sein darf und nicht rigide auf eine Form festgelegt ist.
Das Buch verzichtet auf stereotype Zuschreibungen, lässt Raum für kindliche Vielgestaltigkeit und lädt dazu ein, mit Kindern über Identität, Unterschiedlichkeit und Selbstannahme zu sprechen.
Ab 3 Jahren
Rachel Bright: "Der Löwe in dir"
„Der Löwe in dir“ von Rachel Bright (Illustration: Jim Field) erzählt von einer kleinen Maus, die sich oft übersehen fühlt und sich wünscht, so mutig zu sein wie ein Löwe. Sie macht sich auf den Weg, den mächtigen Löwen aufzusuchen, um das Brüllen zu lernen – und entdeckt dabei, dass wahre Stärke nicht von Größe oder Lautstärke abhängt.
Das Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren setzt den Blick darauf, dass jede*r Mut besitzen kann – unabhängig von Äußerlichkeiten oder Zuschreibungen – und dass die eigene innere Stimme wichtig ist, egal wie „leise“ oder „klein“ man erscheinen mag und völlig egal, ob man ein Mädchen oder Junge ist.
Ab 4 jahren
Regina Feldmann / Martina Stuhlberger: "9 kleine Menschen"
„9 kleine Menschen“ von Regina Feldmann, illustriert von Martina Stuhlberger, erzählt in poetischen Reimen vom Aufwachsen von neun Kindern, die alle am selben Tag in der gleichen Stadt geboren werden – und dennoch ganz unterschiedlich sind. Jede Doppelseite zeigt eine Eigenschaft oder Situation, in der ein Kind sich entfaltet – gemeinsam mit den Anderen, aber ohne Gleichmacherei. Die Illustrationen legen Wert auf Vielfalt: Unterschiede in Hautfarben, Körperformen, Brillen, Bewegungshilfen u. a. sind selbstverständlich vertreten.
Ab 6 Jahren
Tobias Goldfarb: "Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald"
„Hilda Hasenherz – Das Abenteuer im Fuchswald“ von Tobias Goldfarb mit Illustrationen von Verena Körting erzählt von der mutigen Buddelhäsin Hilda, die in einem unterirdischen Bau lebt und entdeckt, dass alle Möhren, die sie und ihre Artgenossen buddeln, an einen tyrannischen Baron gehen.
Sie begibt sich auf eine gefährliche Reise durch den Fuchswald, schließt Freundschaften mit Igel, Eichhörnchen und Rotkehlchen und sucht den alten Fuchs Sam Grau, der eine Macht gegen den Baron besitzen soll. Unterwegs wird Hilda immer wieder mit Ungerechtigkeit, Angst und Geheimnissen konfrontiert, und sie lernt, dass Mut, Zusammenhalt und Vertrauen mehr bewegen können als bloße Stärke. Das Buch ist in 20 gut lesbare Kapitel gegliedert und eignet sich laut Verlag und Rezensionen vor allem für Kinder ab etwa 6 Jahren.
Ab 3 Jahren
Lena Hach: "Tomke gräbt"
„Tomke gräbt“ von Lena Hach, illustriert von Julia Dürr, ist ein ruhiges, poetisches Bilderbuch über ein Kind namens Tomke, das im Garten ein Loch gräbt – ohne erklärbaren Zweck, ohne Ziel. Die Erwachsenen ringsum rätseln, wofür Tomke gräbt: Ist es ein Schatz? Ein Tunnel? Doch Tomke spricht nicht – das Graben selbst genügt. Das Bilderbuch eignet sich bereits ab ca. 3 Jahren als Vorlese- oder Anschaugeschichte, da der Text sparsam ist und viel Raum für Bilder und Deutung lässt.
Ich bin sicher da waren ein paar Bücher dabei, die eurem Kind gefallen werden. Viele der Titel eignen sich auch gut, wenn ihr ein Büchergeschenk für ein kleines Kind sucht. Viel Spaß beim Verschenken und Vorlesen!



