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Spielend lernen

Montessori Schule: Welche Vorteile sie hat und wie sie sich von regulären Schulen unterscheidet

Montessori-Schule: Kind lernt mit Holzbausteinen

Ihr überlegt, ob eine Montessori-Schule gut für euer Kind wäre und wollt mehr über das Konzept und die Abläufe erfahren? Wieviel Montessori-Schulen kosten, welche Vorteile und Nachteile sie haben und worin sie sich genau von "regulären" Schulen unterscheiden.

In Deutschland gibt es über 1.000 Montessori-Einrichtungen, davon ca. 6.000 Kitas und 4.000 Schulen. Wenn ihr euch für eine Montessori-Grundschule oder weiterführende Schule entscheidet, habt ihr also ganz gute Chancen, eine in eurer Nähe zu finden. Allerdings ist die Nachfrage vergleichweise hoch und ihr müsst meist mit einem längeren Aufnahmeverfahren und ggf. Wartelisten rechnen. Es gibt aber auch immer die Möglichkeit, dass spontan Plätze frei werden und die Aufnahme dann ganz schnell geht.

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Warum sind Montessori-Schulen so beliebt?

Tatsächlich sind Montessori-Schulen nichts Neues, denn Maria Montessori begann bereits vor über 100 Jahren, Einrichtungen für Kinder nach ihrem pädagogischen Konzept zu gestalten. Dass sie gerade in den letzten Jahren immer beliebter werden liegt vor allem daran, dass wir Eltern immer mehr Wert auf freies Lernen, Individualität, Selbstbestimmung und Entfaltung unserer Kinder legen.

Vor- und Nachteile einer Montessori-Schule

Ihr überlegt, eure Familie für eine Montessori-Schule anzumelden? Viele der Vor-und Nachteile sind hier – wie bei jeder anderen Schulform – sehr individuell. Aber sie geben euch eine gute Orientierunshilfe dabei, worauf ihr bei der Erziehung eurer Kids besonderen Wert legt und wie das Konzept in eure Lebensumstände passt.

Vorteile einer Montessori-Schule

  • Kinder lernen sehr selbstständig
  • liebevolle, individuelle Unterstützung
  • stark selbstbestimmter Lehrplan
  • besonders tolerantes und inklusives Umfeld
  • viele Rückzugsorte, Möglichkeiten der Selbstregulation und -reflektion
  • keine Hausaufgaben
  • kein Notendruck
  • regelmäßiges, individuelles Feedback
  • fördert Eigenverantwortung, Individualität, Selbstständigkeit, Charakterstärke und Selbstdisziplin in hohem Maße

Nachteile einer Montessori-Schule

  • Privatschulen sind mit Schulbeiträgen verbunden
  • Elterninitiative in der Regel gewünscht/benötigt
  • freies Lernen und altersübergreifende Gruppen sind nicht für jedes Kind geeignet
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Wichtig zu wissen: Da Montessori-Schulen Chancengleichheit sehr schätzen, werden Beiträge oft basierend auf dem Einkommen berechnet und sind oft niedriger im Vergleich zu vielen anderen Privatschulen. Häufig ist auch weitere finanzielle Unterstützung möglich. Lasst euch hier am besten direkt von eurer Lieblingsschule beraten.

Wie sieht das Montessori-Konzept aus?

Für Dr. Maria Montessori war klar: Jedes Kind will lernen. Die Italienerin respektierte, dass Kinder ihren eigenen Rhythmus haben. Daher wollte sie ihnen ermöglichen, den Umfang, das Tempo und vor allem den Zugang zum Lernthema selbst bestimmen zu dürfen. Dabei war es ihr wichtig, Kinder mit Respekt zu behandeln und ihnen die Welt auf ihrer Ebene zugänglich zu machen.

Montessori-Materialien sind daher so gestaltet, dass die Kinder eigenständig und flexibel lernen und Resultate selbstständig überprüfen können. Durch Wiederholung entstehen dann oft neue Lösungswege. Für Maria Montessori war wichtig, dass die Kinder ohne Leistungsdruck in ihrer Individualität gefördert werden und ihre natürliche Neugier erhalten wird. Dabei legt Montessori auch einen besonderen Schwerpunkt auf Toleranz, Inklusion und Chancengleichheit.

Wie lernt man in einer Montessori-Schule?

Hilf mir, es selbst zu tun.

Dr. Maria Montessori

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Auf diesem Prinzip der Montessori-Pädagogik bauen auch Unterricht, Materialien und Einrichtung auf.

Unterricht

Die individuelle Förderung geschieht nicht wie in der Regelschule im Frontalunterricht. An der Montessori-Schule stehen Lehrer*innen und Erzieher*innen den Kindern beobachtend und hilfestellend zur Seite. Sie geben Ratschläge und stupsen Kinder in die richtige Richtung.

Um das Konzept so umsetzen zu können, sind die Klassenzimmer und Räume entsprechend vorbereitet. Es gibt genügend Platz und Lernmaterial, mit dem sich die Kinder beschäftigen können. Während der Freiarbeit können Schüler*innen selbst bestimmen, welcher Aufgabe sie sich gerade widmen wollen.

Lehrmaterialien

Fundamental ist der Gedanke Montessoris, dass Kinder am besten durch ihre Sinne und bei Bewegung lernen. Also greifen und somit begreifen: Mathematik kann man z. B. mit Perlen verstehen, man kann sie berühren, drehen und verschieben. Das Alphabet wird greifbar durch Holz- und Sandpapierbuchstaben, Wortartensymbole erklären Grammatik, Puzzle von Weltkarten die Geografie. Alles ist so interessant und so sinnlich wie möglich gestaltet, damit Kinder ihren Spaß am Lernen leichter behalten können.

Vorbereitete Umgebung

Damit die Kinder eigenständig lernen können, müssen sie auch wissen, wo sie etwas finden. Diese vorbereitete Umgebung bedeutet, dass die Kinder alles selbstständig tragen können – Möbel und Lehrmaterial sind dementsprechend ausgerichtet. Wenn sie ihre Hilfsmittel suchen, finden sie alles an einem bestimmten Ort. Das Material gibt es nur einmal. Kinder werden so angehalten, es sorgsam zu behandeln. Sie teilen viel und arbeiten zusammen.

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Kinder lernen voneinander

Maria Montessori nahm sich die Familie als Beispiel, wie Kinder lernen. Die Kleinen schauen sich die Dinge ab. Entweder von Erwachsenen oder von ihren älteren Geschwistern. Deshalb sind die Klassen altersgemischt, manchmal liegen drei Jahre zwischen den Kindern. Die Jüngeren sollen von den Älteren lernen. Und die Älteren lernen, wie man Dinge so erklärt, dass alle sie verstehen.

Jennifer Kober

Wird in einer Montessori-Schule nur gespielt?

Montessori sieht keinen Unterschied zwischen Spiel und Lernen, sondern geht davon aus, dass Kinder durch ihr Spiel lernen können. In den Schulen kommen daher statt Frontalunterricht mit Büchern und Heften oft Materialien zum Einsatz, mit denen das spielerische Lernen möglich ist. Die Räumlichkeiten sind dafür oft themen- bzw. fachspezifisch aufgebaut. Dazu bieten viele Montessori-Schulen wie andere auch jede Menge AGs und Programme wie Chor, Karate, Theater und Co. sowie regelmäßige Ausflüge an.

Jennifer Kober

Gibt an einer Montessori-Schule Noten?

An einer Montessori-Schule ohne staatliche Zulassung werden keine Noten vergeben. Stattdessen verfassen die Pädagog*innen Berichte zur Entwicklung und zum Lernprozess des Kindes. Diese werden auch mit den Kindern besprochen und helfen dabei sie zu motivieren, auf ihrem Fortschritt aufzubauen und sich auf Neues/Schwieriges einzulassen. Schulen mit staatlicher Zulassung fangen ab der 8. Klasse sachte mit einem Notensystem an, um den möglichen Übergang zu einer Regelschule zu erleichtern.

Jennifer Kober

Keine Angst vor dem Übergang!

Leider gibt es viel weniger weiterführende Montessori-Schulen als Grundschulen und Plätze zu bekommen ist nicht immer leicht. Wenn euer Kind eine Montessori-Grundschule besucht, ist es also oft so, dass es nach der 6. Klasse auf eine reguläre weiterführende Schule wechselt. Allerdings ist das nicht unbedingt komplizierter als bei einem “normalen” Schulwechsel.

Im Gegenteil: Montessori-Schulen bilden ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Flexibilität, sodass Kids meistens schnell in den neuen Rhythmus finden und sich neu organisieren können. In der Regel stellen eure Montessori-Lehrkräfte euch dafür dann ein “normales” Zeugnis mit Noten aus, damit ihr problemlos wechseln könnt.

Jennifer Kober
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Wie viel kostet eine Montessori-Schule?

Da Montessori-Schulen Privatschulen sind, sind sie auf monatliche Beiträge der Eltern angewiesen, die sich oft nach dem Einkommen richten. Es gibt eine Solidargemeinschaft, die finanziell schwächere Familien unterstützt. Deutschlandweit gibt es keine Einheitlichkeit – die Beiträge können zwischen 80 und 500€ pro Monat liegen. Individuell können Materialkosten, einmalige Aufnahmegebühren oder auch optionale Mitgliedsbeiträge zur Elterninitiative dazukommen. Die Schule eurer Wahl kann euch dazu genau beraten.

Wie finde ich eine Montessori-Schule?

Um eine Einrichtung in eurer Nähe zu finden, könnt ihr im Register vom Montessori Bundesverband Deutschland e.V. suchen:

Jennifer Kober

Keine Montessori-Schule gefunden?

Zusätzlich könnt ihr euch auch an euer zuständiges Bürgeramt oder Schulamt wenden. Sie führen Listen zu allen Bildungseinrichtungen und deren Schwerpunkten. So könnt ihr auch Schulen mit anderen Modellen finden, die sich in einigen Aspekten an den Montessori-Gedanken orientieren. Es kann also gut sein, dass ihr (so wie wir) noch weitere alternative Schulen findet, die perfekt zu eurem Kind passen könnten.

Jennifer Kober

Kann man in der Montessori-Schule Abitur machen?

Es gibt wesentlich mehr Grundschulen, die der Montessori-Pädagogik folgen, als weiterführende Schulen. Wer eine weiterführende Montessori-Schule besucht, kann am Ende der neunten Klasse mit einer großen Arbeit, die einen praktischen und theoretischen Teil hat, seinen Montessori-Abschluss machen. Um einen allgemeingültigen Abschluss zu bekommen, legen die Kinder dann eine entsprechende Prüfung ab. Die meisten Schüler*innen wechseln zu einer Regelschule, wenn sie einen höheren Abschluss anstreben.

Auch hier fällt der Übergang zu einer Regelschule oft nicht zu schwer, denn Montessori-Schulen orientieren sich an den staatlichen Lehrplänen. Gerade im mathematischen Bereich haben es Montessori-Schüler*innen oft sogar leichter.

Sind Montessori-Schulen für alle Kinder geeignet?

Montessori-Schulen sind besonders inklusiv und geben individuellen Bedürfnissen von Kindern besonders viel Raum. Ihr Fokus auf Entdecken, Selbstbestimmung und Selbstreflexion schafft ein Umfeld, in dem sich Kinder mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Fähigkeiten sehr wohlfühlen – und zu sich selbst und einer Rückhalt gebenden Gruppe finden – können.

Auch Kinder, denen Lern-, Schul-und Gruppensituationen aus den verschiedensten Gründen schwerer fallen, haben hier oft bessere Möglichkeiten, sich individuell zu entwickeln, in eine Gruppe zu integrieren und am Lernen (wieder) Freude zu finden.

Es kann aber auch sein dass ihr feststellt, dass euer Kind sich mit genauen Anleitungen, festen Regeln und intensiver Begleitung sicherer fühlt. Auch in einem altersübergreifenden Umfeld finden sich nicht alle Kinder zurecht und freie Konzepte können Inklusion somit auch manchmal erschweren.

Persönliche Erfahrungen hängen auch hier – wie bei anderen Einrichtungen auch – nicht nur vom Konzept, sondern auch der Umsetzung und nicht zuletzt von den Pädagog*innen ab.

Wie genau Kinder am besten lernen und wie wir sie dabei unterstützen können:

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Vielleicht schaut ihr euch auch nach einer Montessori-Einrichtung um, weil ihr euch nicht sicher seid, ob euer Kind schon bereit für den Übergang vom Kindergarten ist? Macht unser Quiz!

Ist euer Kind fit für die Schule?

Bildquelle: Getty Images/monkeybusinessimages

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