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Wenn "Frau sein" nicht mehr genügt: Warum bezahltes Social Freezing durchaus eine Sozialleistung ist

Neue Sozialleistung: Social Freezing wird von Unternehmen gezahlt

Ist denn immer der Arbeitgeber schuld? Auch unsere Gesellschaft macht jungen Frauen Druck. Werde Mutter und das bloß nicht zu spät. Sei endlich bereit dafür. Warum Social Freezing auf Firmenkosten durchaus eine Sozialleistung ist. Ein Kommentar.

Gestatten, wir sind die Generation „Y“. Wir, das sind die jetzt 20- bis 30-Jährigen. In unserer Welt ist alles möglich: alles kann, nichts muss, Hauptsache flexibel bleiben und offen für Neues sein. Studium im Ausland? – Unbedingt. Feste Partnerschaft? – Klar, geht auch als Fernbeziehung. Heimat? – ist dort, wo ich gerade lebe. Anpassung haben wir gelernt und dafür große Freiheit bekommen. Doch wenn alles möglich scheint, dann spielt das Warum, das Why, plötzlich eine viel entscheidendere Rolle. Deshalb hinterfragen wir. Wir hinterfragen uns, unsere Rolle in der Gesellschaft, überhaupt die Gesellschaft und ja, manchmal sogar die ganze Welt. Das spüren auch unsere Arbeitgeber. Vor allem dann, wenn wir die gleiche Flexibilität einfordern, die wir an den Tag legen. Flexibel sein, das kann manchmal auch bedeuten, unkonventionell zu handeln. Zum Beispiel einer Mitarbeiterin anzubieten, die Kosten zu übernehmen, wenn diese ihre Eizellen einfrieren lassen will?

Tick, Tack - werde endlich Mutter!

Dieser Fall einer jungen Apple-Mitarbeiterin erzeugt derzeit einen großen Medienaufschrei. Und egal von welcher Seite das Echo wiederhallt, nachvollziehbar sind viele Argumente. Wer kennt die Frau schon wirklich, über die gerade so viel berichtet wird. Sie ist jung. Sie ist 25. Und sie hat sicher gute Gründe. Ihre Entscheidung kann ich nachvollziehen. Selbst gerade erst im Berufsleben angekommen, befindet sich mein Leben derzeit in einem großflächig angelegten Bauprojekt. Alte Mauern werden eingerissen, manche Türen dauerhaft geschlossen, hier und da ein Anbau getätigt und Tapeten gewechselt. Da sind einige (Lebens-)Bereiche einfach „wegen Umbau vorübergehend geschlossen“. Bei dem ganzen Chaos sollte man doch wenigstens seinen Job genießen dürfen.

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Man kann schon, gäbe es da nicht dieses tickende Problem. Die berüchtigte biologische Uhr, die den Eizellen jeder Frau das Ende anzählt. TICK, TACK! Und dann ist da noch dieser unterschwellige gesellschaftliche Druck, ab einem gewissen, gebärfreudigem Alter Mutter werden zu müssen. Wann sind wir zu alt für ein Baby? Darauf gibt es eine klare Antwort! Alles jenseits der 35 ist nicht erstrebenswert, ist verantwortungslos, ist ein RISIKO.
Doch: Wann sind wir reif genug für ein Baby? Auf diese Frage sind die Antworten nicht mehr so klar. Es ist wohl kaum irgendein Abschluss, der uns dazu qualifiziert, eine gute Mutter zu sein. Trotzdem suchen wir nach diesem einen perfekten Zeitpunkt für ein Baby. Wir suchen nicht nur nach dem Why, sondern auch nach dem Wann. So hinterfragen wir wieder. Wir hinterfragen die aktuellen Umstände, den Partner, das eigene Ich und testen es auf Familientauglichkeit. Sind wir mit dem Endergebnis nicht zufrieden, liegt der Kinderwunsch ohnehin auf Eis. Selbstbestimmt.

Der gute Gedanke darf nicht verkommen

Mit Social Freezing gibt es die Möglichkeit, den perfekten biologischen Moment zu konservieren, bis auch der Kopf dort angekommen ist. Und wer diesen Schritt wagt, der handelt meiner Meinung nach auch nicht egoistisch. Letztendlich trifft er für seine zukünftige Familie auch eine Art Vorsorge. Flexibel bleiben. Offen für Neues sein. Mit Konventionen brechen. Das ist es, was unsere Generation geprägt hat. Die Apple-Mitarbeiterin hat das Glück, dass ihr Arbeitgeber selbst oft unkonventionell denkt und daher dieser speziellen Art der Vorsorge offen gegenübersteht, sie (finanziell) in ihrer Entscheidung unterstützt. Solange die Entscheidung für das Social Freezing also freiwillig und ohne Druck getroffen wird, finde ich daran nichts verwerflich, wenn das Unternehmen dafür aufkommt.
Ohne Druck: das ist der entscheidende Punkt. Denn viel zu oft verkommen gute Gedanken. Wie schnell könnten andere Firmen diesen Präzedenzfall hervorzerren, um Frauen, die jung Mutter werden wollen, unter Druck zu setzen? Ich hoffe inständig, dass das nicht passiert. Denn auch eine selbstbestimmte Entscheidung für eine Familie sollte in gleichem Maße unterstützt werden. Das Ziel muss es sein, Beruf und Kinder besser vereinbaren zu können – für junge Mütter und solche, die noch Zeit brauchen. Und diejenigen, die noch Zeit brauchen, dürfen nicht verurteilt werden. Es darf nicht passieren, dass es als Frau nicht mehr reicht Frau zu sein, sondern „Mutter sein“ deinen Wert bestimmt.

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"Mein Arbeitgeber soll sich – bitte! - aus meiner Familienplanung raushalten." Auch familie.de-Redakteurin Benita Wintermantel hat sich Gedanken zu dem schwierigen Thema gemacht. Zu welchem Schluss sie kommt, lesen Sie hier ...