Zuallererst: Großeltern können eine wunderbare Bereicherung für die Familie sein – und es ist vollkommen normal, dass Familienbeziehungen auch mal schwierig und anstrengend sind. Doch manchmal entwickelt sich die Dynamik in eine problematische Richtung, Oma und Opa überschreiten Grenzen oder belasten sogar bewusst euer Familienleben. Hier sind sieben Warnzeichen, die auf toxisches Verhalten bei Großeltern hindeuten.
Klar, wenn unterschiedliche Erziehungsvorstellungen aufeinanderprallen, kann es zu erheblichen Spannungen kommen. Das ist ganz normal und die gute Nachricht ist, dass sich mit klarer Kommunikation und gesunden Grenzen viele der nachstehenden Probleme lösen lassen.
Aber auch, wenn ihr gerne den Frieden mit euren Eltern oder Schwiegereltern wahren wollt: Bei "toxischem" Verhalten ist es wichtig, dass ihr es ansprecht und handelt. Denn Studien zeigen, dass Kinder und Großeltern nachhaltig voneinander profitieren – eine negative Beziehung aber auch schwere Auswirkungen auf die Entwicklung haben kann.
1. Ständiges Kritisieren und Herabsetzen
"Das machst du falsch." "Zu meiner Zeit..." "Hier sieht es aber aus." Kennt ihr das? Toxische Großeltern kritisieren ständig. Eure Erziehung. Euren Haushalt. Eure Entscheidungen. Besonders fies: Sie tun es vor den Kindern und untergraben somit eure Autorität. Solches Dauermeckern vergiftet die Stimmung, nagt an eurem Selbstbewusstsein und bringt langfristig Streit in der Elternbeziehung mit sich. Schließlich wollen die meisten von uns, dass es mit den Großeltern gut funktioniert. Und die Kinder? Die stehen mittendrin und wissen nicht, wem sie glauben sollen.
2. Missachtung elterlicher Grenzen und Regeln
"Bei Oma darfst du das!" Ein Klassiker. Toxische Großeltern ignorieren häufig eure Regeln, obwohl sie sie kennen: Sie geben Süßigkeiten kurz vor dem Essen, erlauben verbotene Aktivitäten oder tauchen unangekündigt auf.
Sie bestehen auf ihre Art der Kinderbetreuung und auf Umarmungen, Küsschen oder Gehorsam gegen den Willen des Enkelkindes. Das Signal an die Kids? Regeln sind Verhandlungssache und ihre Bedürfnisse und Gefühle sind nicht wichtig. Und eure Autorität als Eltern? Untergraben.
3. Emotionale Manipulation und Schuldgefühle
"Nach allem, was ich für dich getan habe ..." Kennt ihr diesen Satz? Toxische Großeltern sind Meister*innen der Manipulation. Sie erzeugen (bewusst oder unbewusst) Schuldgefühle und nutzen Geschenke oder Hilfeleistungen gerne als Druckmittel. Sie spielen Familienmitglieder gegeneinander aus und schaffen so Loyalitätskonflikte.
Oft versuchen sie auch, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen. Diese Taktiken vergiften das Familienklima, zerstören Vertrauen und belasten vor allem die Kinder enorm. Schließlich möchten diese sich nicht zwischen geliebten Familienmitgliedern entscheiden müssen.
4. Unterdrückung von Gefühlen und veraltete Erziehungsansätze
"Jungs weinen nicht!" "Der Teller wird leer gegessen!" "Die Farbe steht dir nicht!" Solche Sprüche sind echte Red Flags. Toxische Großeltern unterdrücken kindliche Gefühle und halten an veralteten Erziehungsmethoden fest. Sie setzen auf Kontrolle statt Verständnis und pflegen starre Geschlechterrollen – obwohl ihr sie schon so oft darauf hingewiesen habt. Das widerspricht allem, was wir heute über kindliche Entwicklung wissen. Kinder brauchen Raum für ihre Gefühle und müssen lernen, diese zu verstehen. Nicht, sie zu unterdrücken.
5. Bevorzugung einzelner Enkelkinder
Oma hat einen Liebling? Das ist ein Alarmsignal. Toxische Großeltern zeigen offen ihre Vorlieben. Sie überhäufen ein Kind mit Geschenken, während die anderen leer ausgehen. Oder sie loben ein Enkelkind vor den anderen. "Schau mal, wie gut Nelly das kann!" Solche Ungleichbehandlung verletzt und schafft unnötige Rivalitäten zwischen Geschwistern oder Cousins. Kinder spüren die Ungerechtigkeit nämlich sofort und fragen sich: "Was stimmt nicht mit mir?"
Video: 6 Rituale, die wir schon als Kind liebten
6. Säen von Zwietracht in der Familie
"Deine Mama war als Kind auch so schwierig." Autsch! Toxische Großeltern untergraben eure Autorität und erzählen den Kindern negative Dinge über euch. Sie versuchen, damit eine Sonderbeziehung zu den Enkeln aufzubauen und ziehen Kinder bewusst in Familienstreitigkeiten hinein oder nutzen sie als Informationsquelle. Das schafft für Kinder unmögliche Loyalitätskonflikte und ein Gefühl von Zerrissenheit.
7. Unwille zur Veränderung trotz Gesprächen
"So bin ich eben!" oder "Du bist zu empfindlich!" – Der ultimative Beweis für toxisches Verhalten ist die beharrliche Weigerung, problematische Verhaltensweisen zu ändern, selbst nachdem sie klar benannt wurden. Wenn ihr versucht, Probleme anzusprechen, und die Großeltern sofort abblocken, leugnen oder zum Gegenangriff übergehen, zeigt das eine grundlegende Uneinsichtigkeit.
Während manche Großeltern aus Unwissenheit problematisch handeln und nach einem klärenden Gespräch ihr Verhalten gerne anpassen, halten toxische Großeltern bewusst an schädlichen Mustern fest – die ultimative Red Flag, bei der ihr handeln solltet.
Wann ist es zu viel des Guten?
Ihr könnt einige der Red Flags in den Großeltern eurer Kids erkennen? Nicht immer entsteht solches Verhalten aus böser Absicht – oft sind es einfach Glaubenssätze aus der eigenen Kindheit. Sucht das Gespräch und erklärt, dass sich die Empfehlungen mittlerweile geändert haben und dass ihr auf die Unterstützung dabei baut, nach diesen zu erziehen. Buch- und Social-Media-Tipps können helfen, die Großeltern mehr in eure Erziehungsperspektiven zu integrieren.
Gehen die Red Flags aber so weit, dass ihr euch um das körperliche und seelische Wohl eures Kindes sorgt, solltet ihr über eine Kontaktbeschränkung (z. B. weniger oder kürzere Besuche nur in eurem Beisein) nachdenken.
Am Ende könnt nur ihr als Familie das entscheiden, wo eure Grenzen liegen. Und während es total okay ist, wenn bei Oma und Opa andere Regeln herrschen, ist es für die langfristige Gesundheit der Kids entscheidend, dass eure Autorität und eure No-Gos als Eltern absolut klar sind.