Kennst du das auch? Du hast dir die Unterstützung deiner Eltern mit den Kindern ganz anders vorgestellt, als sie nun tatsächlich aussieht. Während deine eigene Oma vielleicht ständig mit selbstgebackenen Plätzchen bereitstand, plant deine Mutter lieber ihre nächste Kreuzfahrt. Diese veränderte Großeltern-Rolle sorgt in vielen Familien für Stirnrunzeln – dabei könnte es so schön sein, wenn alle Seiten ein bisschen umdenken.
Als frischgebackene Eltern träumen wir oft davon, wie Oma und Opa begeistert einspringen werden, wenn wir mal durchatmen müssen. Und dann kommt die Realität: "Dieses Wochenende geht leider nicht, wir haben Weinprobe/Yogakurs/Städtetrip." Aber bevor du jetzt heimlich mit den Augen rollst: Die heutigen Großeltern haben oft jahrzehntelang zurückgesteckt und wollen jetzt endlich ihr eigenes Leben genießen. Mit ein bisschen Verständnis und einer Prise Humor lässt sich trotzdem eine wunderbare Beziehung aufbauen – eine, die für alle funktioniert, besonders für die Kleinen.
Warum moderne Großeltern anders ticken als frühere Generationen
Die Babyboomer-Großeltern haben andere Bedürfnisse und Ansichten als ihre eigenen Eltern. Nach Jahren des Kinderziehens, Arbeitens und Funktionierens denken viele: "Jetzt bin ich mal dran!" Denn im Ruhestand, möchten viele nachholen, was sie jetzt endlich können: Reisen, Hobbies, Selbstverwirklichung, den Fokus auf die Partnerschaft und Freundschaften legen.
Das ist kein Egotrip, sondern einfach eine andere Lebensphase. Während unsere Omas oft Vollzeit-Hausfrauen waren und Zeit ohne Ende hatten, müssen heutige Großmütter bis 65+ arbeiten – da ist man abends manchmal einfach platt und hat keine Energie mehr für wilde Kleinkinder. Verständlich, oder?
#1 Erwartungen runterschrauben – auf beiden Seiten
Wenn wir zwischen Kinderbetreuung und Job kaum Luft bekommen, hoffen wir oft, dass Oma und Opa gerne einspringen. Diese Sehnsucht nach Unterstützung ist völlig natürlich! Die Realität sieht heute jedoch oft anders aus, und das darf auch mal wehtun. Versuche trotzdem, die gemeinsamen Momente als kostbare Geschenke zu sehen – nicht als selbstverständliche Pflicht.
Und liebe Großeltern: Auch kleine, aber verlässliche Unterstützungsangebote können für erschöpfte Eltern eine wunderbare Entlastung sein. Ein regelmäßiger Nachmittag im Monat, an dem Mama und Papa kurz durchatmen können – das schafft Verbindung und Dankbarkeit auf allen Seiten.
#2 Mit Herz und Offenheit Wünsche aussprechen
Kennst du die Situation? Du hoffst insgeheim, dass deine Eltern von selbst Zeit mit den Enkeln anbieten, während sie vielleicht auf deine Anfrage warten. Diese unausgesprochenen Erwartungen können so viel Enttäuschung verursachen. Es ist völlig verständlich, wenn du dir mehr Initiative wünschst – schließlich sind die Kinder ein Geschenk für die ganze Familie.
Versuche, deine Bedürfnisse liebevoll anzusprechen: "Mama, Papa, wir würden uns so über regelmäßige Zeit mit euch freuen. Vielleicht ein fester Oma-Opa-Tag im Monat? Die Kleinen sprechen so oft von euch." Überraschenderweise sind viele Großeltern sogar dankbar für klare Vorschläge – sie wollen helfen, wissen aber manchmal nicht genau, wie.
#3 Wenn Oma Süßigkeiten erlaubt und Opa vor dem Schlafengehen tobt
Oje, die Erziehungsstile! Du setzt auf Zuckerreduktion und feste Schlafenszeiten, während Oma heimlich Schokolade zusteckt und Opa noch um acht Uhr abends Wildfangspiele spielt? Bevor du explodierst: Atme durch und frage dich, ob wirklich böse Absicht dahinter steckt. Und Ausnahmen an manchen Stellen okay sind.
Erkläre deine wichtigsten Erziehungsgrundsätze freundlich, aber sei auch flexibel bei Kleinigkeiten. Viele moderne Großeltern sind übrigens erstaunlich offen für neue Erziehungsansätze und wollen es besser machen, als früher. Klar, besonders wenn gesundheitliche Aspekte dagegensprechen, müssen die Regeln absolut respektiert werden.
Toxische Situationen
Natürlich gibt es viele Situationen, die von den gängigen Generationen- und Familienkonflikten abweichen. Wenn die Beziehung zu den Großeltern sehr schwierig ist, ist es wichtig, sich nicht um des Frieden willen oder wegen der Kinder zu verstellen. Ganz im Gegenteil: Grenzen sind hier gerade für die kindliche Entwicklung, eure Gesundheit und die eurer Elternbeziehung sehr wichtig. Hilfreiche Lösungsansätze findet ihr bei uns unter den Themen toxische Großeltern und narzisstische Großeltern oder bei einer Familienberatung.
#4 Lieber selten, aber dafür richtig schön
Auch wenn die Großeltern nicht regelmäßig da sein können, kann die Beziehung extrem bereichernd für beide Seiten sein: Nicht die Menge der Besuche entscheidet über eine tolle Großeltern-Enkel-Beziehung, sondern die Qualität. Manche Großeltern sehen ihre Enkel nur alle paar Monate, aber dann nehmen alle die Zeit zusammen umso intensiver wahr. Diese besonderen Momente prägen sich tief ein und schaffen wertvolle Erinnerungen.
#5 Findet Aktivitäten, bei denen alle strahlen
Nicht jeder Opa und jede Oma können körperlich mit den Kids mithalten oder teilen alle Interessen. Sucht nach Aktivitäten, die sowohl den Großeltern als auch den Enkeln Spaß machen! Vielleicht kann Opa seine Leidenschaft fürs Angeln oder Fotografieren weitergeben? Oder Oma bringt den Kleinen bei, wie man die perfekten Pfannkuchen wendet?
Ein gemeinsamer Museumsbesuch, Bastelnachmittag oder sogar ein kleiner Ausflug zum Lieblingsort der Großeltern kann wunderbare Bindungen schaffen – und nebenbei lernen die Kinder ihre Großeltern als Menschen mit eigenen Interessen kennen.
#6 Wenn Oma und Opa weit weg wohnen: Digitale Brücken bauen
Wir kennen es mit unserer Familie selbst: Videoanrufe ersetzen keine Umarmungen, aber sie sind besser als gar kein Kontakt und lassen die Großeltern und Kinder am gegenseitigen Alltag teilhaben. Das kann so viel Verbindung schaffen, die sonst nicht möglich wäre.
Richtet feste "digitale Dates" ein: Vielleicht liest Oma jeden Sonntagabend eine Gute-Nacht-Geschichte vor? Oder Opa zeigt per Video seine neuesten Gartenprojekte? Schickt zwischendurch Fotos und kleine Videos, damit die Großeltern am Alltag teilhaben können. So bleibt die Verbindung lebendig, auch wenn hunderte (oder wie bei uns tausende) Kilometer dazwischenliegen.
#7 Verständnis für die Lebensphasen – in beide Richtungen
Hand aufs Herz: Viele Babyboomer haben ihre Kinder großgezogen, als "Me-Time" noch ein Fremdwort war. Sie haben zurückgesteckt, funktioniert und durchgehalten. Jetzt wollen sie endlich mal an sich denken – und das ist völlig okay! Statt dies als "Egoismus" abzustempeln, sieh es als nachgeholte Selbstfürsorge.
Gleichzeitig können Großeltern versuchen, die Herausforderungen junger Familien heute zu verstehen: Wohnungsnot, Kita-Mangel, Karrieredruck und oft weniger Unterstützungsnetzwerke als früher. Ein bisschen Einfühlungsvermögen auf beiden Seiten ist absolut essentiell! Klar: Streit und Umnut gehört in jede Beziehung – auch die zu den eigenen Eltern und Schwiegereltern – einfach dazu. Im Video findest du Tipps, wie alle fair bleiben:
Video: Konfliktlösung - So streitet man richtig
#8 Ein ehrliches "Danke" wirkt Wunder
Was Großeltern ebenfalls brauchen: Anerkennung für das, was sie tun! Ein aufrichtiges "Danke, dass ihr heute eingesprungen seid – ihr habt uns echt gerettet!" lässt Großelternherzen höherschlagen und stärkt eure Verbindung – auch und gerade dann, wenn zwischendurch nicht immer alles rosig läuft.
Zeige ihnen, wie wichtig sie für deine Kinder sind, auch wenn sie nicht dem Bilderbuch-Klischee der ständig backenden Oma entsprechen. Diese Wertschätzung motiviert oft zu mehr Engagement – ganz ohne Druck.
#9 Kompromisse finden, die für alle passen
Deine Eltern wollen lieber mit den Enkeln ins Museum als zu Hause Lego zu spielen? Sie fühlen sich mit dem quirligen Kleinkind alleine (noch) unsicher? Respektiere ihre Grenzen und Vorlieben! Nicht jeder ist für jede Betreuungssituation gemacht, und das ist völlig in Ordnung.
Vielleicht könnt ihr Arrangements finden, die für alle funktionieren: Die kulturbegeisterte Oma macht Museumsbesuche mit den Älteren, während der geduldige Opa mit dem Baby kuschelt. So findet jeder seinen Platz in diesem Familiengefüge.
#10 Die magische Großeltern-Superkraft würdigen
Was Großeltern können, was wir Eltern oft nicht hinkriegen: Sie haben diese magische Mischung aus Gelassenheit und ungeteilter Aufmerksamkeit. Sie müssen nicht gleichzeitig Wäsche waschen, E-Mails checken und das Abendessen planen. Sie können einfach im Moment sein – und genau das lieben Kinder!
Diese besondere Beziehung ist ein Geschenk, das wir fördern sollten. Denn trotz aller Veränderungen bleibt eines gleich: Die Verbindung zwischen Großeltern und Enkeln kann eine der schönsten und prägendsten Beziehungen im Leben sein – für beide Seiten. Trotzdem ist es okay und sollte ernst genommen werden, wenn du dir die Unterstützung eher beim Haushalt und bei der Orga wünschst, damit du Quality Time mit deinen Kids verbringen kannst – die Beziehung zu den Großeltern bleibt ein Geben und Nehmen für beide Seiten.
Mit Herz und Humor zu einer neuen Großeltern-Kultur
Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Rolle der Großeltern. Statt an vergilbten Bilderbuch-Vorstellungen festzuhalten, können wir gemeinsam eine neue, moderne Großeltern-Kultur entwickeln – eine, die sowohl die Bedürfnisse der jungen Familien als auch die der Großeltern respektiert.
Mit offener Kommunikation, einer Prise Humor und gegenseitigem Verständnis kann diese Beziehung zu etwas ganz Besonderem werden. Denn eines ist sicher: Kinder profitieren unglaublich von liebevollen Großeltern – egal, ob diese jede Woche zu Besuch kommen oder nur einmal im Monat Zeit haben. Also: Durchatmen, lächeln und gemeinsam den Weg finden, der für eure Familie passt!