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Eltern-Hilfe

Alkoholmissbrauch: Wie Eltern damit umgehen

Alkoholmissbrauch

Dass dein Kind im Jugendalter mit Alkohol experimentiert, ist wohl nicht überraschend und erstmal unproblematisch. Doch wenn Teenies auch nach heftigen Abstürzen ihre Grenzen nicht finden, sollten Eltern handeln.

Wird dein Kind langsam zum Teenager, kommt die Zeit, in der draußen Toben und Gesellschaftsspiele langweilig, dafür Partys und mit Freunden abhängen umso spannender werden. Und was gehört bei langen Abenden unter Jugendlichen dazu? Na klar, Alkohol. Dass dein Sohn oder deine Tochter mit Beginn ihrer Teenagerzeit auch erste Alkohol-Erfahrungen sammelt, ist ganz normal. Dass sie mal nachts betrunken durch euren Wohnungsflur stolpern, gehört wohl auch zu den Teeniedingen, die Eltern gezwungenermaßen hinnehmen müssen. Ernst wird es dann, wenn aus Alkoholkonsum Alkoholmissbrauch wird und dein Kind seine Grenzen nicht findet.

Wann spricht man von Alkoholmissbrauch?

Von Alkoholmissbrauch ist dann die Rede, wenn der Gebrauch schädlich für einen Menschen ist. Wenn man mal einen über den Durst trinkt, ist das noch nicht der Fall. Von einem Missbrauch ist spricht man z. B. dann, wenn Jugendliche Komasaufen betreiben oder die Kontrolle über sich und ihren Körper verlieren, was schlimme Folgen mit sich bringen kann.

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Das ist übrigens gar nicht so selten: Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) trinken etwa 9,5 Millionen Deutsche zwischen 18 bis 64 Jahren so viel Alkohol, dass sie ihre Gesundheit damit gefährden. Bei ca. 1,61 Millionen von ihnen liegt Alkoholmissbrauch vor, als alkoholsüchtig gelten mehr als 1,7 Millionen. Wer mit 18 regelmäßig trinkt, hat meist schon im Jugendalter angefangen. Deshalb ist es gerade in dieser Zeit wichtig, aufmerksam zu sein.

Welche Risiken gibt es bei Alkoholmissbrauch von Jugendlichen?

Egal in welchem Alter Alkoholmissbrauch stattfindet, er ist immer gefährlich. Für Jugendliche gibt es jedoch besonders hohe Risiken:

  • Je jünger ein Mensch ist, umso schwerer ist es für den Körper Alkohol abzubauen. Daher kann es auch schneller zu Alkoholvergiftungen kommen.
  • Durch zu hohen Alkoholkonsum in jungen Jahren können Organe geschädigt werden. Besonders gefährlich ist es für das Gehirn, das in seiner Entwicklung gestört werden kann.
  • Teenager können Gefahren unter Alkohol noch schlechter abschätzen als Menschen mit mehr Lebenserfahrung. Betrunkensein veranlasst sie zu besonders risikoreichem Verhalten wie betrunken Autofahren oder Sex ohne Verhütung.

Bist du ein gutes Vorbild?

Als Elternteil bist du ein wichtiges Vorbild, wenn es um den Alkoholkonsum geht. Neigst du vielleicht selbst dazu, zu viel zu trinken? Um dir bewusst zu werden, wie die Situation bei euch zuhause aussieht, solltest du innehalten und für dich die folgenden Fragen beantworten:

  • Wie oft wird bei euch zuhause Alkohol getrunken? Täglich? Am Wochenende? Einmal im Monat?
  • Bietest du Gästen zuhause ganz selbstverständlich Bier oder Wein genauso wie Wasser oder Softdrinks an?
  • Erlebt dein Kind dich manchmal betrunken?
  • Bekommt euer Kind mit, dass ihr Alkohol ablehnt mit Begründungen wie “Ich muss noch Fahren” oder “Ich muss morgen fit sein”?

Wann muss ich bei Alkoholmissbrauch einschreiten?

Alkohol gehört zum Teenageralter meistens einfach dazu. Jugendliche wollen sich ausprobieren, ihre Grenzen austesten, außerdem hat Alkohol in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Trinken gilt als “cool”. Wer ohne Ausreden wie “Ich muss noch fahren” nicht trinkt, wird auf Feiern müde belächelt. Dass dein Kind dabei dann auch mal die ein oder andere Grenze überschreitet, sollte dich nicht gleich in Panik versetzen. Kritisch wird es dann, wenn der Alkoholkonsum gesundheitlich gefährdend wird, dein Kind beispielsweise eine Alkoholvergiftung hat, seine Grenzen auch nach mehreren Überschreitungen einfach nicht erkennt oder gar in eine Sucht gerät. Damit das gar nicht erst passiert, solltest du von Anfang an über die möglichen Konsequenzen aufklären.

Was kann ich gegen den Alkoholmissbrauch meines Kindes tun?

Wenn du das Gefühl hast, der Alkoholkonsum deines Kindes überschreitet kritische Schwellen, solltest du unbedingt handeln. Wichtig ist hierfür eine starke Vertrauensbasis zwischen euch. Dein Kind muss das Gefühl haben, dass es auch bei Fehltritten und Problemen immer zu dir kommen kann. Manchmal ist es aber einfach nicht möglich mit Teenagern über solche Probleme zu sprechen. Die Abgrenzung vom Elternhaus ist ein wichtiger Teil der Pubertät. Leider kommt es in dieser Zeit meist zu besonders schlimmen Streitereien. Die Identitätssuche lässt Pubertierende besonders empfindlich auf Kritik reagieren, schnell fühlen sie sich in ihrem Ego gekränkt und verunsichert. Wenn ihr euch wegen des Themas Alkohol in die Haare kriegt, brecht aber auf gar keinen Fall die Gespräche dazu vollständig ab, sondern lasst sie nur kurzzeitig ruhen. Wartet, bis sich der erste Frust gelegt hat und sprecht das Thema einfühlsam an. Vorwürfe werden dich nicht weiterbringen, im Gegenteil. Sprich mit deinem Kind über die gesundheitlichen Risiken, die ein zu hoher Alkoholkonsum mit sich führen können. Oft sind Jugendlichen die Gefahren des übermäßigen Trinkens gar nicht bewusst. Die BzgA empfiehlt außerdem, ein paar Regeln aufzustellen:

  • Erstellt zusammen Konsumregeln, wie oft, wieviel und aus welchem Anlass dein Kind und du Alkohol trinken dürft.
  • Trefft jedes Mal, wenn dein Kind abends ausgeht, klare Absprachen, wie dein Kind nach Hause kommt, wenn es Alkohol trinkt.
  • Wenn es häufiger Probleme mit Alkoholmissbrauch gibt, startet einen kleinen Wettbewerb und testet, wer es länger schafft, abstinent zu sein.

Wo bekomme ich Hilfe?

Wenn du nicht an dein Kind herankommst, die Gespräche nicht erfolgreich verlaufen und du dir ernsthafte Sorgen machst, kannst du dir Hilfe suchen. Eine tolle Möglichkeit hierfür ist die Onlineberatung der Kampagne “Alkohol – kenn dein Limit!” der BzgA Hier kannst du kostenlos und anonym Hilfe bekommen. Außerdem gibt es viele Beratungsstellen, die sich mit Alkoholproblemen beschäftigen. Hier kannst du die nächste Beratungsstelle in deinem Wohnort finden.

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Quelle: BzgA

Bildquelle: Getty Images