Die japanische Kultur ist für viele mit fremden Geheimnissen, interessanten Bräuchen und einzigartigen Orten verbunden. Auch die Sprache hat jede Menge toller Ausdrücke, die sich nicht so einfach übersetzen lassen. Hier kommen 19 wunderschöne japanische Wörter, die wir auch im Deutschen brauchen!
#1 Ukiyo
Ukiyo klingt nicht nur echt schön, übersetzt heißt es so viel wie "fließende Welt". Der Ausdruck soll auf das Leben im Hier und Jetzt aufmerksam machen, nach dem Motto: Denke nicht an Vergangenheit oder Zukunft, genieße den Moment.
#2 Nito-onna
"Nito-onna" hat verschiedene Bedeutungen. Neben einer mystischen Figur der japanischen Folklore mit zwei Gesichtern wird auch diese Interpretation genutzt: "Eine Frau, die sich vollständig ihrer Karriere hingibt, daraufhin keine Zeit hat, ihre Blusen zu bügeln und deswegen nur in Strick-Oberteilen herumläuft". Wenn das mal nicht kreativ ist.
#3 Kuidaore
Ursprünglich kommt "Kuidaore" aus Osaka, denn die Stadt ist für ihr grandioses Essen berühmt wie berüchtigt. Ich finde, jede Sprache hat einen Begriff für "sich bankrott essen" verdient, nicht nur die japanische. Gen-Z-friendly übersetzen ließe er sich auch mit "broke weil hungry". Mal im Ernst, sicher gebe nicht nur ich viel zu viel Geld für gutes Essen aus?!
#4 Wabi Sabi
"Wabi Sabi" hat es inzwischen bis in die hintersten Winkel der westlichen Sphären geschafft. In Japan steckt eine ganze Weltanschauung dahinter, bei uns meint man damit meist einen speziellen Einrichtungsstil, der sich am Zen-Buddhismus orientiert. Sinnvoll übersetzen lässt sich "Wabi Sabi" nur schwer, häufig wird der Ausdruck mit "Anmut im Alter(n)" gedeutet. "Wabi" heißt dabei "Demut" oder auch "Einfachheit"; "Sabi" bedeutet so viel wie "das Altern" oder auch "älter werden".
#5 Komorebi
Ein weniger philosophisches und eher alltägliches Wort ist da "Komorebi", das durch das Internet, insbesondere Social Media, bereits einiges an internationaler Aufmerksamkeit erlangt hat. Es bezeichnet das Spiel von Licht und Schatten zwischen den Blättern der Bäume und Pflanzen an einem sonnigen Tag.
#6 Kuchisabishii
Ein Favorit meinerseits: "Kuchisabishii", die Bezeichnung dafür, keinen Hunger zu haben, aber trotzdem zu naschen, weil der Mund sich "einsam" fühlt. Kennen wir alle, oder?
#7 Otsukaresama
Auch dieser Ausdruck gefällt mir besonders gut, denn ich bin definitiv eine von diesen Personen, die ständig zu hören bekommt, wie müde sie aussieht – und sich dadurch meist eher beleidigt fühlt als umsorgt. Ich meine, soll das jetzt heißen, ich muss mir jeden Morgen umständlich die Augenringe übermalen, damit ich gefälligst frischer aussehe oder was?
"Otsukaresama" soll dagegen Anerkennung und Dankbarkeit für die harte Arbeit ausdrücken, die sich jemand macht. Das klingt doch deutlich respektvoller, oder wie seht ihr das?
#8 Shibui
Wortwörtlich ist "Shibui" ein "anregend bitterer Geschmack". Im übertragenen Sinne meint er jedoch einen Gegenstand, der cool ist, weil er alt ist. Er wird somit zum Ausdruck für die Nostalgie der Erwachsenen, die etwa mit Schallplatten, Kassetten oder Retro-Games positiv an ihre Kindheit erinnert werden.
#9 Boketto
Sicher habt auch ihr schon des Öfteren Menschen gesehen, die vollkommen ausdruckslos in die Ferne starren und tagträumen, sich also so in Gedanken verlieren, dass sie ihre Umgebung überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Mir passiert das vor allem in Bus und Bahn. Die Japaner*innen haben einen Ausdruck dafür gefunden: "Boketto".
#10 Ikigai
Das persönliche "Ikigai" bezeichnet das eigene Ziel des Lebens oder auch "das, wofür es sich zu leben lohnt". Dabei geht es nicht unbedingt um den Beruf oder Karriereziele, sonder vielmehr darum, was die jeweilige Person zufrieden und glücklich macht.
#11 Kogarashi
Der "Kogarashi" ist "der erste kalte Wind, der den Winter einläutet". Oft meint das Wort auch diesen ganz typischen Wintergeruch, der hierzulande ab November in der Luft liegt.
#12 Semishigure
Auch hier haben die Japaner*innen einen ausgezeichneten Ausdruck für etwas Alltägliches, aber doch sehr Romantisches gefunden: "Semishigure" beschreibt das laute Singen der Zikaden im Sommer, das sich wie ein feiner Regenschauer anhört. Es lässt sich auch etwas direkter mit "Lied der Zikaden" übersetzen.
Ich lausche jeden Abend dem Lied der Grillen an meinem Schlafzimmerfenster. Wie wäre es mit einem deutschen Wort dafür?
#13 Tsundoku
Als "Tsundoku" bezeichnet man im Japanischen das Phänomen, ein neues Buch zu kaufen und es dann nicht zu lesen, sondern stattdessen einfach zu der wachsenden Büchersammlung ins Regal zu stellen. Ob ich mich da selbst wiedererkenne? Natürlich nicht *hust* ...
#14 Yoisho
Ein "Yoisho" ist das Geräusch eines Ächzens oder Seufzer. Oft soll es auch ein lautes, erschöpftes Ausatmen nachahmen. Wer sich in Japan am Abend mit einem "Yoisho" auf das Sofa fallen lässt, hat viel geleistet.
#15 Nekobanban
So wichtig wie lustig ist diese Bezeichnung: "Nekobanban" stammt aus einer Tierschutzkampagne von Nissan 2015 und beschreibt die vorbildliche Angewohnheit, auf das Autodach zu klopfen, bevor man einsteigt und losfährt. So werden Katzen vertrieben, die sich eventuell zwischen den Rädern verstecken und beim Losfahren verletzt werden können.
#16 Natsukashii
"Natsukashii" wird häufig als "Sehnsucht" übersetzt, es ist aber so viel mehr: Dahinter steckt ein so starkes Verlangen nach einer Person oder etwa der eigenen Heimat, dass es beinahe physische Schmerzen verursacht. Manchmal wird es auch als "das positive Gefühl, etwas Schönes nach langer Zeit wieder zu erleben" übersetzt.
#17 Irusu
Stellt euch vor, ihr habt eine harte Arbeitswoche hinter euch, die Kinder sind bei den Großeltern und ihr habt endlich ein paar Stunden Zeit für euch. Ihr fühlt euch gerade so richtig geborgen und ungestört, habt die perfekte Position zum Kuscheln unter der Decke gefunden und könnt euch kaum bewegen, so mummelig eingerollt wie ihr seid – da klingelt es an der Tür.
Statt euch jetzt genervt auszuwickeln, den Filmabend (endlich mal kein Peppa Pig!) zu pausieren und die Tür zu öffnen, könnt ihr in Japan auch einfach "Irusu" machen: "Vorgeben, nicht zu Hause zu sein und die Lichter nur versehentlich angelassen zu haben." Die meisten werden zwar wissen, dass ihr einfach nur keine Lust hattet, aufzustehen, aber eine akzeptierte Ausrede ist "Irusu" trotzdem.
#18 Hikikomori
Jemand, der zu viel "Irusu" betreibt, also sozialen Kontakt vehement und langfristig meidet, ist ein "Hikikomori". Als "Hikikomori" bezeichnet man eine Person, die sich der Gesellschaft vollständig entzieht. Ob das jetzt heißt, dass ihr den ganzen Tag im Dunkeln Videospiele zockt und nicht mehr nach draußen geht oder tatsächlich in ein Holzhaus im Wald zieht, fernab des Internets und jeglicher Zivilisation, ist mehr oder weniger egal.
#19 Age-Otori
Und wir enden mit einem absoluten Knaller: "Age-Otori" bedeutet, nach einem neuen Haarschnitt (noch) schlimmer auszusehen als zuvor. Ich stelle mir hierunter eine echt tolle, passive Beleidigung vor.
Video: Wie Kinder lernen
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