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"Das fliegende Klassenzimmer": Tom Schilling über Mobbing & Vorbilder

Das fliegende Klassenzimmer | Trailer Deutsch
Das fliegende Klassenzimmer | Trailer Deutsch

Es gibt eine Neuauflage des Klassikers "Das fliegende Klassenzimmer". Im Interview mit dem Cast vom Film ging es viel um Themen, die uns alle umtreiben sollten: Mobbing, Schulalltag und die Vorstellung der idealen Schule. 

Worum gehts im Film?

Martina (Leni Deschner) lebt mit ihrer Mutter (Jördis Triebel) und ihrem Bruder in einer Hochhaussiedling in Berlin. Als sie die Chance auf ein Stipendium bekommt, um am Südtiroler Johann-Sigismund-Gymnasium mehr gefördert und gefordert zu werden, nimmt die die Herausforderung an. Vor Ort merkt Martina aber schnell: Schule ist nicht alles. Stattdessen gibt es einen umfangreichen Katalog, der das Zusammenleben zwischen den "Internen", den Stadtkindern, die im Internat leben, und den "Externen", die in Kirchberg leben und aufs Gymnasium gehen, regelt. Beide Seiten können sich nicht ausstehen und lassen keine Gelegenheit für Streit aus.

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Halt findet Martina in der neuen Umgebung bei Jo (Lovena Börschmann Ziegler), Matze (Morten Völlger) und Uli (Wanja Valentin Kube). Der Schulstoff überfordert sie, die Streitigkeiten zwischen der nicht vorhandenen Klassengemeinschaft ebenfalls. Weder der gutmütige Internatsleiter Justus Bökh (Tom Schilling) noch Kreuzkamm (Hannah Herzsprung), die Schuldirektorin und Mutter von Ruda (Franka Roche), der Externen-Anführerin, schaffen es, die Internen und die Externen miteinander zu verbünden.

Als die Kinder in Kontakt mit dem geheimnisvollen Aussteiger, den sie Nichtraucher nennen, kommen, öffnen sich längst vergessen geglaubte Wunden. Das Theaterstück "Das fliegende Klassenzimmer" soll eigentlich Frieden in die angespannte Situation bringen, erreicht aber eher das Gegenteil. Wird am Ende alle gut werden? Und was bedeutet gut eigentlich für jede*n einzelnen? 

"Das fliegende Klassenzimmer" jetzt auf DVD, Blu-Ray oder im Stream

Das fliegende Klassenzimmer 2023 Review
© UFA Fiction/LEONINE

Ab welchem Alter ist Film geeignet?

Die offizielle FSK-Angabe für "Das fliegende Klassenzimmer" liegt bei 0. Aber selbstverständlich können Kleinkinder mit den Themen im Film überhaupt nichts anfangen. Auch die jüngeren Grundschulkinder werden hier wohl eher überfordert sein. Alles hat eben seine Zeit, auch die vom fliegenden Klassenzimmer. Meine Guck-Empfehlung für "Das fliegende Klassenzimmer" liegt bei Kindern ab zehn Jahren aufwärts. Aber ja, auch für Teenager (und Erwachsene) ist dieser Film auf jeden Fall sehenswert. 

So finden wir "Das fliegende Klassenzimmer"

Andrea Zschocher

Der Film bietet Gesprächsanlässe

Mir hat der Film richtig gut gefallen. Und das nicht nur, weil ich es sehr schätze, wenn auch Klassiker sich verändern und mich auf neue (und diverse!) Weise überraschen. Sondern weil man eben auch merkt, dass die angesprochenen Themen universell sind. 

Eure Kinder sollten schon ein bisschen älter sein, so ab zehn Jahren kann ich den Film auf jeden Fall empfehlen. Vorher sind die angesprochenen Themen, auch wenn sie universell gültig sind, einfach zu komplex. Da würden sich Kinder eher langweilen, als den Film zu feiern.

Was mir besonders gut gefallen hat, waren die vielen angesprochenen Themen, die den Alltag von Schüler*innen nun mal (leider) bestimmen: Ausgrenzung, Mobbing, Freundschaft und die Suche nach sich selbst. All das sind wunderbare Gesprächsanlässe, um mit euren Kindern in Kontakt zu kommen, sie nach ihrer Meinung zu fragen. Denn nicht alles, was unsere Kinder bewegt, teilen sie ja auch mit uns. So ein gemeinsamer Kinobesuch kann da ein guter Brückenbauer sein.

Ich verspreche euch: Ihr werdet euch auch als Erwachsene nicht langweilen. Die Geschichte ist gut und modern erzählt, die Handlung zwischen dem Schulleiter und dem Außenseiter bietet auch einen Rahmen für Erwachsene, den Blick mal ein bisschen nach innen zu richten. Und vielleicht nach dem Kinobesuch mal wieder mit jemandem Kontakt aufzunehmen, den man lange nicht gesprochen hat. 

Andrea Zschocher
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Für Fans von ...

"Das fliegende Klassenzimmer" wurde bereits mehrfach verfilmt. Das erste mal 1954, da wirkte Erich Kästner noch selbst mit. Die bekannteste Version ist (bisher) wohl die von 1973 mit Joachim Fuchsberger als Schulleiter Bökh. Die letzte Klassenzimmerverfilmung ist inzwischen auch schon 20 Jahre alt, 2003 spielte u.a. Sebastian Koch als Nichtraucher mit. 

Interview mit dem Cast von "Das fliegende Klassenzimmer"

Das fliegende Klassenzimmer 2023 Review
Tom Schilling als Schulleiter Bökh. (© UFA Fiction/LEONINE)

Tom, Schulleiter Bökh sagt: „Regeln sind schön und gut, aber nicht so wichtig wie Menschlichkeit“. Nach welcher Maxime lebt ihr?

Tom Schilling (spielt Schulleiter Justus Bökh): Ich kann das auf jeden Fall unterschreiben. Für mich im Privaten ist Struktur gut. Regeln sind manchmal wichtig, die machen es mir einfacher.

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Welche Vorbilder hättet ihr in eurer Schulzeit gern gehabt, welche hättet ihr gebraucht?

Tom: Meine Vorbilder in der Schule waren keine Lehrer, sondern Musiker, Autoren oder Maler. Das fand ich gut.

Trystan Pütter (spielt den Nichtraucher): Ich hatte einen Lehrer, der tatsächlich so eine Art Vorbild für mich war, weil er es geschafft hat, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man ernst genommen wurde, die kreativ war, offen und laut. Ein bisschen exzessiv im besten, freien Sinne. Meine anderen Vorbilder waren Sportler oder Rockstars. Das finde ich auch absolut okay, wenn man die hat.

Das fliegende Klassenzimmer
Die Internen auf der Flucht: Martina (Leni Deschner), Jo (Lovena Börschmann Ziegler), Matze (Morten Völlger) und Uli (Wanja Valentin Kube) (© UFA Fiction/LEONINE)

Was bedeutet Freundschaft?

Was bedeutet Freundschaft für euch persönlich?

Wanja Valentin Kube (spielt Uli): Freundschaft ist, wenn man für einander da ist. Wo man ansprechen kann, wenn man Probleme hat und das teilen kann. Und auch wenn man einfach viel Spaß mit den Leuten empfindet, da würde ich sagen, das ist Freundschaft.

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Leni Deschner (spielt Martina): Freundschaft ja auch viel mit Ehrlichkeit zu tun, und, dass man einfach, wie Wanja schon sagt, über alles reden kann und füreinander da ist.

Lovena Börschmann Ziegler (spielt Jo): Dass man, wenn man mit seinen Freunden zusammen ist, auch eine gewisse Leichtigkeit spürt und man einfach nur Spaß zusammen hat.

Morten Völlger (spielt Matze): Dass man sich auf seine Freunde verlassen kann, dass sie immer für ihn da sind. Was Wanja ja auch schon gesagt hat.

Holly Schiek (spielt Sebi) : Dass man zusammenhält. Dass man auch miteinander reden kann, egal was passiert. Dass man sich sicher fühlen kann bei der Person.

Leander Schumann (spielt Egerland) : Dass man immer ehrlich zueinander ist und auch loyal. Dass man immer zusammenhält.

Franka Roche (spielt Ruda): Ich glaube auch, dass man sich streiten kann. Das gehört für mich auf jeden Fall dazu. Es ist eher unnormal, dass man sich gar nicht streitet. Es kann nicht sein, dass man gar keine Zusammentreffen hat, die einfach nicht passen.

Das fliegende Klassenzimmer
Jo (Lovena Börschmann Ziegler) und Nichtraucher (Trystan Pütter) (© UFA Fiction/LEONINE)

So sollte Schule im Idealfall sein

Was macht für euch eine gute Schule aus?

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Trystan: Eine gute Schule macht für mich aus, dass Kinder nicht erzogen werden im Sinne von zurechtgezimmert. Sondern, dass sie sich frei entfalten können und ihr Talent finden dürfen. Dass sie lernen, sich zu äußern, auf ihre Stimme zu hören, nicht in die Konformität zu kommen, sondern zu lernen, außerhalb der Norm zu denken und wirklich einen Weg zu finden, die eigene Kreativität, das Talent und das Sein zu zeigen.

Tom: Menschlichkeit und gutes Essen, glaube ich, sind die wichtigsten Sachen.

Wanja: Eine gute Schule ist, wenn die Lehrer auch mit den Schülern kommunizieren. Dass sie vielleicht auch Sachen unternehmen, die auch Spaß machen. Wenn die Lehrer mit den Schülern eine Art Verbindung aufbauen und die Schüler den Lehrern vertrauen.

Leni: Da schließe ich mich an. Ich finde auch, dass es wichtig ist, Abwechslung zu haben. Dass man diesen Druck einfach nicht so hoch setzt und Maßstäbe auch mal anpasst. Es ist natürlich schwierig, man kann das nicht immer individuell machen. Aber jeder wird in einen Topf geschmissen und ich finde, dass individueller geschaut werden muss. Mehr Möglichkeiten und mehr Freiheiten. Nicht so nur auf das Lernen und auf Noten bestehen.

Lovena: Ich finde es auch sehr wichtig, dass Lehrer Schülern zuhören und sich vielleicht auch mal fragen: wie geht's denen eigentlich außerhalb der Schule? Denn es ist ja nicht für jeden so leicht im Alltag, aber es ist einfach wichtig, dass man da mal guckt und hört, wie es einem geht.

Holly: Dass man sich da sicher fühlen kann. Dass man nicht das Gefühl hat, von allen verurteilt zu werden, egal was man tut.

Franka: Dass man auch Respekt bekommt von den Lehrern. Es wird immer erwartet, dass man total Respekt gegenüber den Lehrern hat und das möchte ich auch haben. Aber das gilt dann auch umgekehrt. Denn ich muss auch den ganzen Tag da sein und habe auch nicht immer die beste Laune.

Leander: Dass die Lehrer einen auch verstehen, wenn man zum Beispiel einen schlechten Tag hat oder irgendwas passiert ist. Dass die Lehrer dann auch mal Verständnis zeigen.

Trystan Pütter über Mobbing

Mobbing ist allerdings ein großes Thema in der Schule. Wie nehmt ihr das wahr in der jetzigen Zeit? Was denkt ihr? Wie kann man Kinder da auch sensibilisieren, was Mobbing letztendlich bedeutet?

Trystan: Das, was Tom gesagt hat, was das Wichtigste an der Schule ist, ist Menschlichkeit. Die braucht es. Das müsste man eigentlich nicht lernen müssen, das müsste eigentlich da sein. Es muss eine Atmosphäre kreiert werden, in der Kinder gar nicht auf die Idee kommen, einander fertigzumachen.

Das klingt utopisch, ist aber, glaube ich, nicht unmöglich und hat ganz viel mit der Schulform, dem Lehrer und den Eltern zu tun. Es geht darum, dass der Umgang ein menschlicher ist, ein zugewandter, empathischer. Mobbing auszuhalten ist schrecklich. Da muss geholfen werden, da müssen Lehrer offen sein, da müssen Anlaufstellen da sein. All das. Aber im Grunde, denke ich, geht es darum, eine menschliche Atmosphäre zu kreieren, in der man eben nicht verletzen muss.

Tom: Ich finde, dass das ein weites Feld ist. Ich glaube eher, dass es ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Oder vielleicht auch ein Problem des Kapitalismus an sich. So weit würde ich da schon gehen.

Ich weiß nicht, ob es zum Beispiel in kleineren Gesellschaften, beispielsweise in einem israelischen Kibbuz auch so große Mobbingprobleme gibt. Vielleicht haben die das an der Schule dort nicht so sehr, weil das Zusammenspiel von sozialen Unterschieden gar nicht so groß ist. Weil sich da nicht so eine Grundspannung aufbaut und man viel schneller und näher und inniger Probleme und Konflikte lösen kann.

Trystan: Aber so müsste meiner Meinung nach Schule organisiert werden. Als eine kleine Gesellschaft auch innerhalb dieser großen kapitalistischen Gesellschaft. Und ich gebe dir total recht, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Tom: Aber die Schule als Ort ist ja keine Blase. Die Kinder gehen ja da auch raus. Die Eltern haben Probleme, die ganze Interaktion außerhalb der Schule ist ja auch da.

Trystan: Natürlich kann man nicht alles ausschließen. Aber wenn Schule ein Ort der Sicherheit ist, so was wie ein Hafen, in dem man aufgefangen wird, auch wenn es zu Hause knallt, das wäre wichtig.

Tom: Aber das ist ganz schön viel, was die Schule dann leisten müsste.

Trystan: Absolut. Aber das ist essenziell wichtig.

Das fliegende Klassenzimmer
Die Externen: Musti (Aaron Sansi), Ruda (Franka Roche) und Sebi (Holly Schiek) (© UFA Fiction/LEONINE)

Was tun gegen Mobbing?

Lasst uns über Mobbing sprechen. Welche Ideen habt ihr denn da? Wie kann man das ändern, dass das endlich weniger wird?

Wanja: Einfach lassen! Es ist nicht cool. Ich war selber die ersten drei Jahre ein Mobbingopfer. Das ist nicht gut. Es ist nicht witzig, es ist einfach nur verstörend.

Morten: Also ich würde auch sagen, als Außenstehender darf man nicht nur zugucken, sondern muss hingehen und helfen und sagen, dass sie es lassen sollen. Und auch Lehrer oder Eltern einbeziehen, wenn es nötig ist.

Lovena: Ja, das finde ich auch ganz wichtig, dass Lehrer, auch wenn sie so was bemerken, sich kümmern und auch mit diesen Schülern nicht nur reden, sondern einfach was unternehmen. Nur reden hilft leider meistens nicht und da sind dann auch Strafen nötig, damit man einfach kapiert, wie schlimm das für die betroffene Person ist.

Leni: Ich finde aber auch total wichtig, dass man einen Ausgleich hat. Ich brauche das nach jedem Schultag. Da freue ich mich eigentlich immer nur darauf, mit meinem Hund in den Wald zu fahren. Ich brauche da immer so eine Distanz, um damit abschalten zu können. Es ist auch schwierig, dass die Lehrer meistens einfordern, dass man nach der Schulzeit die Hausaufgaben macht. Ich finde es total wichtig, dass man sich selber einen Ausgleich schafft und auch aus dem Schulalltag den Schulstress holt.

Holly: Dass man die Person sieht und vielleicht nicht nur daneben steht und sich das anguckt, sondern auch mal handelt. Du kannst in jeder Situation immer etwas tun, auch wenn es eine Kleinigkeit ist.

Aaron Sansi (spielt Musti): Dass man ein bisschen Empathie zeigt und versucht, sich in die Lage des Gemobbten oder des Opfers zu versetzen. Denn wenn man in derselben Situation wäre, wüsste man selber nicht, was man in der Situation tun würde. Und deswegen ist eigentlich immer das Richtige, irgendwas zu machen.

Franka: Ich glaube, das wird von ganz vielen Lehrern übersehen. Die sagen auch mal, dass das keine große Sache ist, dass man darüber hinwegsehen kann. Aber man weiß ja nie zu was sich das entwickelt. Sehr viele Kinder leiden unter Mobbing, unter Cybermobbing, darunter, in der Schule ausgeschlossen zu werden. Es ist ja auch normal, dass nicht jeder immer in jeder Freundesgruppe ist. Aber man muss sich das immer auch ein bisschen genauer angucken.

Sei du selbst

Ein großes Thema des Films ist ja auch, wie schwer es ist und wie wichtig es gleichzeitig ist, man selbst zu sein. Was ist denn super daran, man selbst zu sein?

Franka: Man kann sich einfach ausleben. Jeder Mensch ist anders und das ist sehr wichtig. Es wäre langweilig, wenn jeder gleich wäre. Wenn du Leute kennenlernst, die so sind wie du, was willst du denn noch da entdecken? Wenn man man selber ist, fühlt man sich einfach frei.

Aaron: Das Gefühl von Freiheit ist einfach wichtig. Man muss sich nicht verstecken und kann einfach das machen, worauf man Lust hat.

Lovena: Das ist ein bisschen wie ein Zuhause, man kann immer zu sich zurückkommen. Man weiß ja, vor allem, wenn man zusammen mit Leuten ist, die man gut kennt und die man lieb hat, dass man man selbst sein kann. Das ist so was Besonderes. Man ist halt wie kein anderer Mensch. Jeder ist anders und das ist so toll und so wichtig. Es ist gut, dass wir nicht alle gleich sind.

Morten: Also ich finde es auch ein schönes Gefühl, wenn man mit Freunden zusammen ist und die dich halt einfach akzeptieren, so wie du bist. Du kannst einfach deinem Charakter freien Lauf lassen.

Die Schule der magischen Tiere: Kannst du alle Quiz-Fragen richtig beantworten?

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